DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

22-04-2022 09:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 22.04.2022 um 10.30 UTC



Leicht unbeständig ohne größere Niederschlagsereignisse. Tagsüber mäßig warm, in
den Nächten bei längerem Aufklaren zumindest Gefahr von Bodenfrost.
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Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 29.04.2022


Am Montag sorgt ein Kaltlufttropfen über den Benelux-Staaten für einen
wechselhaften Wettercharakter. Hebungsprozesse in dessen Randbereich bringen vor
allem im Westen, Südwesten und an den Alpen Niederschläge zustande, aber auch
über den östlichen Mittelgebirgen zeichnen sich Regenschauer ab. Im äußersten
Südwesten und Süden können einzelne Gewitter mit Starkregen nicht ausgeschlossen
werden. Nach Norden hin wird der Kaltlufttropfen durch einen Höhenkeil
flankiert, der sich von einem Höhenhoch nordwestlich von Schottland bis nach
Südschweden erstreckt. Absinken im Bereich des korrespondierenden Bodenhochkeils
sorgt im Norden für größere Auflockerungen.
Am Dienstag gelangt dieser Kaltlufttropfen, der allmählich an einen über
Nordost- und Osteuropa liegenden Trog andockt, in den Südwesten Deutschlands.
Somit folgt dieser Kaltlufttropfen nicht mehr der nordöstlichen bodennahen
Strömung. Die Folge sind im Süden weitere zeitweise Niederschläge, wogegen von
den Mittelgebirgen aus nordwärts antizyklonaler Einfluss dominiert. Die dort von
Norden einsickernde Kaltluft bringt aber die Gefahr nächtlicher Bodenfröste mit
sich. Im Laufe des Mittwochs wird der Kaltlufttropfen unter Auffüllung über die
Ostalpen hinweg südostwärts gesteuert. Folglich konzentrieren sich dann die
Niederschläge auf den Südosten Deutschlands (durchaus mit Dauerregen an den
Ostalpen), wogegen sich sonst im Randbereich eines von Ostgrönland bis in die
Nord- und Ostsee reichenden Bodenhochs längere sonnige Abschnitte durchsetzen.
Ein tagsüber leicht böig auffrischender Nordostwind hält die Temperaturen
größtenteils und im Norden deutlich unter der 20 Grad-Marke. Vor allem im Norden
muss bei längerem nächtlichem Aufklaren mit leichtem Frost oder zumindest Frost
in Bodennähe gerechnet werden.
Am Donnerstag und Freitag hält sich eine vom Hoch über Schottland ausgehende
Brücke, die sich über das nördliche Mitteleuropa hinweg bis nach Weißrussland
bzw. zur Ukraine erstreckt. Absinken lässt dann auch im Süden die Bewölkung
verschwinden, es bleibt niederschlagsfrei und im Südwesten sowie ganz im Süden
wird die 20 Grad-Marke erreicht. Auf den Norden können teils kompakte Sc-Felder
übergreifen, ohne dass dort Niederschlag fällt. Dann werden 15 Grad kaum
überschritten. In den Nächten besteht dort nach wie vor Bodenfrostgefahr.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum stellt sich eine nordwestliche
Strömung ein, mit welcher ein schwacher Trog über Deutschland hinweg südostwärts
gesteuert wird. Vorderseitig dürfte die Niederschlagstätigkeit vor allem in der
Mitte und im Süden etwas aufleben, auch einzelne Gewitter sind nicht
auszuschließen. Hierdurch wird deutschlandweit in Verbindung mit einem eher
zyklonalen Witterungsabschnitt ein leichter Temperaturrückgang eingeleitet,
wodurch die nächtliche Frostgefahr wieder größer wird.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis einschließlich Donnerstag ist der aktuelle Modelllauf gegenüber den beiden
gestrigen Modellrechnungen relativ konsistent, was für die Übergangsjahreszeit
eher ungewöhnlich ist. Prognoserelevante Unterschiede lassen sich bis dahin
nicht ableiten. Am Freitag wäre nach den beiden Simulationen des Vortages in der
einsetzenden nordwestlichen Strömung bereits die Passage eines Troges zu
erwarten gewesen. Dieser wird vom neuesten Modellauf nur sehr unscharf gezeigt.
Wahrscheinlicher ist demnach ein antizyklonal geprägter Wettercharakter.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum wurde von den beiden
Modellläufen des Vortages von Nordwesten her ein Kaltlufteinbruch (mit
Temperaturen im 850 hPa-Niveau unter -5 Grad) angedeutet. Dies wurde von der
aktuellsten Modellrechnung entschärft.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis einschließlich Dienstag stützen die verfügbaren Modelle die oben
beschriebene Entwicklung, ohne dass sich prognoserelevante Unterschiede ableiten
lassen. Am Mittwoch wird der o.g. Kaltlufttropfen nach ICON über Polen hinweg
ostwärts gesteuert, wogegen die anderen Modelle dieses Höhentief über das
südliche Mitteleuropa hinweg, aber nicht so weit südlich wie EZMW, nach Osten
abziehen lassen.
Bis Freitag kräftigt sich das mit Schwerpunkt bei Schottland liegende Hoch, nach
ICON und GFS erfolgt im Bereich dieses Hochs ein Druckanstieg bis über 1035 hPa,
was dann bereits in den Norden Deutschlands Kaltluft mit Temperaturen, die im
850 hPa-Niveau bei -5 Grad liegen, vorstoßen lässt. Neben EZMW wird auch vom
Kanadischen Modell dieser Prozess schwächer simuliert. Zudem ist bei beiden
Modellen auch der Gradient nicht so ausgeprägt wie bei ICON und GFS.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum bleibt nach GFS die über den
Norden Deutschlands hinweg nach Osten gerichtete Hochbrücke bestehen, wogegen
sich nach EZMW von Nordwesten her zyklonaler Einfluss durchsetzt. Dies zeichnet
sich auch anhand des Modells des kanadischen Wetterdienstes ab und dürfte das
wahrscheinlichere Szenario darstellen.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das EPS des GFS zeigt eine persistente positive Geopotentialanomalie 500 hPa
südwestlich von Island und als Gegenspieler eine negative Anomalie über
Nordosteuropa. Die Folge ist eine nördliche Strömung, die zunächst eher
antizyklonal geprägt ist, dann aber mit einem Nordwesteinschlag einen zyklonalen
Charakter annimmt. Dabei wird sich das bei Schottland entwickelnde Bodenhoch vom
aktuellsten Modelllauf etwas kräftiger gerechnet als von den gestrigen
Simulationen. Hierdurch kommt dann im 850 hPa-Niveau deutschlandweit ein etwas
tieferes Temperaturniveau zustande, das im Süden leicht, im Norden
wahrscheinlich ausgeprägt unter dem langjährigen Mittel liegen dürfte. Dies ist
nach dem aktuellsten EPS deutlicher erkennbar als bei den Rechnungen des
Vortages. Deutschlandweit bleibt bei längerem Aufklaren die Gefahr von
nächtlichen Frösten in Bodennähe bestehen.
Das EPS des EZMW zeigt zum Monatswechsel eine Umstellung auf einen eher
zyklonalen Wettercharakter. Ob dies mit einer nordwestlichen Strömung
vonstattengeht, wie es der deterministische Lauf und mit diesem immerhin 23
EPS-Member zeigen oder ob sich vielleicht eine Südwestlage einstellt, was mit 8
EPS-Läufen als weniger wahrscheinlich anzusehen ist - darin bestehen noch
leichte Unsicherheiten. Dies zeigt sich auch an dem mit Annäherung an den
Monatswechsel deutlich zunehmenden Spread.
Gegenüber dem EPS des GFS ist nur ein eindeutiger Temperaturrückgang im Norden
Deutschlands erkennbar, wogegen sonst von einem unveränderten Temperaturniveau
auszugehen ist bzw. die Temperaturentwicklung ggf. durch verringerte
Einstrahlung gedämpft wird. Für den Norden ist dann mit hoher Wahrscheinlichkeit
in den Nächten bei Aufklaren leichter Frost oder zumindest Bodenfrost zu
erwarten, im Süden ist dies nur in ungünstigen Lagen und dann auch nur mit
geringer Wahrscheinlichkeit der Fall.

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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Montag sind im Südwesten und ganz im Süden einzelne Gewitter mit Starkregen
nicht ganz auszuschließen. Am Dienstag und in der Nacht zum Mittwoch zeichnet
sich am östlichen Alpenrand, wo die Niederschläge als letztes abklingen, eine
Dauerregensituation ab, wobei unwetterartige Regenmengen unwahrscheinlich sind.
An den Folgetagen sind keine signifikanten Wetterereignisse zu erwarten.
Allerdings muss bei längerem Aufklaren im Norden mit leichtem Frost, ansonsten
aber vor allem in ungünstigen Lagen mit Frost in Bodennähe gerechnet werden.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EPS (EZMW), anfangs MOS, wobei MOS bzgl. der nächtlichen Temperaturen zu
tieferen Werten hin korrigiert werden muss.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann