DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

21-04-2022 07:30
SXEU31 DWAV 210800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 21.04.2022 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
HNFz

Meist keine markanten Wettererscheinungen. Lediglich auf exponierten Bergen ab
Freitag stürmische Böen möglich.
Morgen Nachmittag/Abend in den Alpen isolierte Gewitter nicht ausgeschlossen.
Am Samstagnachmittag in Südwestdeutschland vor allem über den Bergen einzelne
Gewitter mit Starkregen gering wahrscheinlich.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 24 UTC
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Donnerstag... Deutschland liegt im Randbereich einer kräftigen und
blockierenden, hoch reichenden Antizyklone über Finnland und Skandinavien. Nach
Süden schließt sich ein kräftiges Höhentief über dem nahen Osteuropa und ein
schwächeres über dem westlichen Mittelmeer an. Ein schwacher Randtrog des Tiefs
im Osten ist zum Grenzgebiet Österreich/Tschechien abgetropft, das entstandene
Cut-Off-Tief verändert seine Lage kaum, ist aber kaum wetteraktiv. Das Höhentief
über dem westlichen Mittelmeer findet Anschluss an einen atlantischen Höhentrog
und driftet damit etwas nach ostnordost und weitet sich nach Südfrankreich aus.
Hierdurch sinkt der Druck im Ostalpengebiet weiter unter 1005 hPa bis zum Abend.
Damit nimmt der Druckgradient bei uns zu und an der Ostsee kommen gegen Abend
steife Windböen auf.
Mit der östlichen bis nordöstlichen Strömung driften dichte Wolkenfelder vom
Osten Deutschlands ins westliche Deutschland. Geringfügiger Regen fällt von der
Lausitz bis zum Rothaargebirge. Im Süden bleibt es dagegen meist heiter und es
ist trocken. Größere Wolkenlücken gibt es anfangs im Westen sowie an der Küste.

In der Nacht zieht das Höhentief in den Raum Rom und sorgt im Alpenraum für
weiteren Druckfall. Das östliche Höhentief driftet als Kaltlufttropfen etwas
westwärts zum westlichen Weißrussland und zusammen mit dem kleinen Höhentief
über Tschechien bildet sich über dem Süden ein Höhentiefsumpf. Das blockierende
Hoch über Skandinavien wird durch eine neue, hoch reichende Antizyklone über dem
Nordmeer ersetzt. Dabei ziehen in der Ostnordostströmung weitere Wolkenfelder
von Osten über die Mitte und den Norden Richtung Benelux. Nur ganz im Norden,
aber auch im Süden gibt es größere Wolkenlücken. Mehr Wolken bedeuten etwas
höhere Nachttemperaturen, die aber weiter einstellig sind. Vereinzelt Frost gibt
es nur noch im Süden, Bodenfrost ist aber dort häufiger.
Der Gradient verschärft sich noch etwas, so dass an der Ostsee verbreiteter und
auch an der Nordsee steife Windböen aufkommen. Auch in Höhenlagen kann es 7er
Böen geben, exponiert auch Böen Bft 8 (vor allem auf Brocken und Feldberg.)

Freitag... nimmt zwischen dem Hoch über dem Nordmeer und der Tiefdruckzone über
Süd- und Südwesteuropa der Druckgradient etwas zu. So weht der Nordostwind in
Böen frisch bis stark mit Böen Bft 7, exponiert 8 an den Küsten und in
Gipfellagen der Mittelgebirge. Einzelne steife Windböen kann es auch in
Nordwestdeutschland geben von Schleswig-Holstein bis zum nördlichen NRW (s. u.)


Das osteuropäische Höhentief, inzwischen mutiert zu einem Kaltlufttropfen,
wandert mit der Bodenströmung nur noch wenig westwärts, wahrscheinlich ohne
große Auswirkungen für uns. Vielmehr fällt der Bodendruck von Süden her weiter,
da das Höhentief, gesteuert vom neuen Höhentief über Südwesteuropa, von Rom nach
Kroatien zieht und sich somit weiter annähert.
Schwer abzuschätzen sind die Bewölkungsverhältnisse: Die meiste mehrschichtige
Bewölkung dürfte es im nördlichen Mittelgebirgsraum und im Osten geben. Den
meisten Sonnenschein dürfte der Südwesten und die Küstengebiete abbekommen
(Mosmix).
Auch in den äußersten Süden gelangt vorderseitig des Mittelmeertiefs feuchtere
Luft, im aktuellen Modellauf werden aber in den Alpen keine Gewitter simuliert,
sondern lediglich einzelne Schauer. Es entwickelt sich nämlich kaum CapeML, so
dass Gewitter eher unwahrscheinlich sind.
Die Temperaturen steigen gebietsweise etwas an. Die 1 bis 7°C in 850 hPa langen
für Höchstwerte von 15 bis 20 Grad und am Oberrhein sind örtlich 21 Grad drin.
An der See bleibt es bei auflandigem Wind kühler.

In der Nacht zum Samstag fächert der Gradient etwas auf und der Wind schwächt
sich auch tagesgangbedingt etwas ab. So treten steife Windböen nur noch
exponiert an der See und auf den Bergen auf. Zwischen einem markanten Trog über
Südwesteuropa und dem Kaltlufttropfen baut sich eine schwache Brücke auf, die
die Wolkendecke über dem Norden und der Mitte etwas auflöst. Allerdings halten
sich im Süden und Südwesten ein paar dichtere Wolken, Schauer gibt es aber nur
vereinzelt. Frost ist nicht zu erwarten, Bodenfrost mit wenigen Ausnahmen auch
nicht. Dafür wäre im Süden ein lokales Nebelfeld möglich.

Samstag... bleibt die "High over Low" Konstellation erhalten. Der
Hochschwerpunkt rückt geringfügig weiter westwärts über das Nordmeer, der
Tiefkomplex über Südwesteuropa verschiebt seinen Schwerpunkt über Südfrankreich
etwas nach Nordosten.
Dabei gelangt recht warme, aber auch feuchtere und leicht instabile Luft aus dem
Mittelmeer in den Südwesten Deutschlands, was die Neigung zu Schauern und
Gewittern steigen lässt. Mangels (aus heutiger Sicht) synoptisch skaliger
Antriebe dürfte die Labilität vor allem über dem Bergland im Süden (Alpen,
Schwarzwald) ausgelöst werden. Bei PPW- Werten zwischen 15 und 20 mm sowie
langsamer Verlagerung ist Starkregen möglich.
Abseits der Quellungen scheint örtlich die Sonne. Das gilt für die Nordosthälfte
sowieso. Hier sorgt kompensatorisches Absinken im Übergangsbereich zum Tief über
Polen für trockene Luft und sonnenscheinreiches Wetter.
Mit Annäherung des Tiefs wird der Ostnordostwind tagsüber wieder ein Thema. Vom
Westen und Nordwesten Richtung östliche Mittelgebirge zeichnet sich etwas
schärferer Gradient ab, der exponiert für steife Böen ausreichen dürfte. Auch an
der Nordsee, exponiert westliche Ostsee sollte diese möglich sein und auf
einigen exponierten Bergen kommen stürmische Böen dazu (Brocken, Alpengipfel).

Die Spanne der Temperaturen liegt zwischen 16 Grad im Norden und 21 Grad am
Oberrhein, nur im Küstenbereich bleibt es kühler.

In der Nacht zum Sonntag frischt der Wind in den Höhenlagen weiter auf, so dass
es auf exponierten Gipfeln verbreiteter Böen Bft 8 gibt.

Modellvergleich und -einschätzung
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Bei GFS verlagert sich der Kaltlufttropfen im Osten am Samstag weiter nach
Westen und erreicht Nordwestpolen und dort entwickelt sich auch ein Bodentief.
Das macht sich warnungstechnisch ab nicht bemerkbar.

Ansonsten simulieren die Modelle recht ähnlich.

ICON-D2-EPS zeigt bereits abends erste Signale für 7er Böen an der
vorpommerschen Küste, die sich nachts zur Schleswig-Holsteinischen Ostseeküste
und zu den Ostfriesischen Inseln ausweiten. Morgen sind sogar in einem Streifen
von Schleswig-Holstein bis zum nördlichen NRW exponiert Böen Bft 7 möglich. In
den nördlichen und östlichen Mittelgebirgen sowie im Bayerischen Wald gibt es
sogar erhöhte Wahrscheinlichkeiten für stürmische Böen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden