DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

20-04-2022 07:30
SXEU31 DWAV 200800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 20.04.2022 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
HNFa
Keine markanten Wettererscheinungen. Ab der Nacht zum Freitag an den Küsten und
in Gipfellagen teils windig.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 24 UTC
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Mittwoch... erstreckt sich eine schmale Geopotentialbrücke vom westlichen
Mittelmeerraum über Ostfrankreich und die Nordsee hinweg und mündet schließlich
in einem abgeschlossenen Höhenhoch über Fennoskandien. Flankiert wird diese
Brücke von zwei Höhentiefs, einem über der Iberischen Halbinsel und einem
weiteren umfangreicheren über Südost- und Osteuropa.
Durch diese Konstellation in der Höhe ergibt sich im Bodendruckfeld eine Art
High-Over-Low Lage mit einem umfangreichen und blockierenden Hoch über
Fennoskandien (mit dem Namen SPIRO) und einer von Portugal über den westlichen
und zentralen Mittelmeerraum bis nach Osteuropa reichenden Zone tiefen
Luftdrucks. Darin eingelagert sind die zwei Haupttiefs RENATE mit Kern über
Belarus und ein Tief mit Kern westlich der Balearen (ohne Namen).
Einen direkten Einfluss auf unser Wetter haben zumindest die beiden Bodentiefs
nicht. Allerdings reichen die Fühler in Form eines Randtroges des östlichen
Höhentiefs bis in Teile Deutschlands. So sorgt WLA bereits aktuell von Osten für
den Aufzug mehrschichtiger Bewölkung, die sich im Tagesverlauf fortsetzt und
nach Lesart der Modelle bis in Teile Niedersachsens, Ostwestfalens (nach EZMW
sogar bis zum Niederrhein) und Nordhessens ausweiten kann. Etwas Hebung wird in
Verbindung mit dem Randtrog auch generiert. Für leichten Regen wird es aber nur
im äußersten Osten etwa von Südbrandenburg bis in Teile Sachsen reichen. Im
Nordosten und auch im Westen lockert die Bewölkung am Nachmittag wieder auf.
In den weiteren Landesteilen dominiert hingegen der Einfluss der Brücke bzw. des
Bodenhochs und somit Absinken. Insofern erwartet uns in der relativ trockenen
Luft neben einigen hohen Wolken ein erneut sonniger Tag.
Zwischen dem Hoch und der Tiefdruckzone wird mit einer östlichen Strömung
kontinentale Luft zu uns geführt, die nur moderat temperiert ist (T850 hPa
zwischen -1 und +4 Grad). Dies zeigt sich auch an den Höchstwerten, die in der
Osthälfte 10 bis 16 Grad erreichen, sonst werden mit Unterstützung der Sonne bis
18, lokal auch bis 19 Grad erreicht. Allerdings weht bei einem leicht erhöhten
Druckgradienten doch weiterhin ein teilweise mäßiger bis frischer Wind, der das
Temperaturempfinden durchaus beeinflusst.

In der Nacht zum Donnerstag erreicht uns ausgehend von dem Höhentief über
Osteuropa ein weiterer flacher Randtrog, der vor allem im Osten und Nordosten
für weiteren Nachschub bzw. den erneuten Aufzug dichterer Bewölkung sorgt. Wie
weit sich die dichtere Bewölkung auch wieder Richtung Westen ausweitet, wird
noch leicht unterschiedlich von den Modellen prognostiziert. Regen fällt nur
ganz vereinzelt im Osten und das nur in sehr geringer Menge, auf Basis von ICON
bleibt es sogar trocken. Immerhin sorgt die Bewölkung dafür, dass nun auch der
Osten zumindest in 2m Höhe gemessen frostfrei bleibt. Luftfrost ist nur noch
vereinzelt im Süden des Landes und in einigen höheren Lagen der Mittelgebirge zu
erwarten. Boddenfrost bleibt in einigen Regionen hingegen weiterhin Thema. Der
Wind bleibt im Großen und Ganzen weiterhin nicht warnrelevant, einzig im
Hochschwarzwald kommt es abgekoppelt von der Grenzschicht im Bereich eines
Low-Level-Jets zeitweise zu Böen der Stärke Bft 7 aus Ost.

Donnerstag... beginnt sich das Geopotentialmuster ein wenig gegen den
Uhrzeigersinn zu drehen. Das Höhenhoch verlagert seinen Schwerpunkt ein wenig
westwärts Richtung Norwegen. Das Höhentief über Spanien stößt weiter in Richtung
westliches Mittelmeer vor, während sich gleichzeitig das östliche Höhentief über
die Ukraine hinweg ein wenig nordwärts verlagert. Letzteres hat zur Folge, dass
der Einfluss des Höhentiefs auf unser Wetter nachlässt. Allerdings hält sich
unterhalb einer Absinkinversion auf etwa 800 hPa über den mittleren Landesteilen
noch aus der vorangegangenen Nacht eine Feuchteschliere mit dichterer Bewölkung,
aus der es hier und da auch etwas nieselt. Sie bekommt im Tagesverlauf zunehmend
Lücken.
Abseits davon im Norden und Süden dominiert weiterhin der Einfluss des Hochs,
das seinen Schwerpunkt Richtung Nordmeer verlagert und es stellt sich erneut ein
sonniger Tag ein. Am Temperaturniveau ändert sich im Vergleich zum Vortag wenig.

Das Tief über dem Mittelmeerraum kann sich noch etwas weiter intensivieren.
Somit verschärft sich der Druckgradient über Deutschland etwas. So kann es in
exponierten Lagen an der See für erste Böen Bft 7 aus Ost bis Nordost reichen.

In der Nacht zum Freitag verschärft sich der Gradient noch etwas weiter.
Entsprechend muss an einigen Küstenabschnitten mit auflandigem Wind mit Böen Bft
7 aus Nordost gerechnet werden. Auch in einigen Mittelgebirgshochlagen frischt
der Wind stark bis stürmisch (Bft 7 bis 8) auf. Am Rande des Höhentiefs über
Osteuropa wird nochmals etwas feuchtere Luft zu uns gelenkt, sodass sich über
dem Norden und Teilen der Mitte dichtere Bewölkung hält, Regen bleibt aber die
Ausnahme. Im Süden ist es hingegen vielfach klar. Es bleibt überwiegend
frostfrei, Bodenfrost ist vereinzelt weiterhin möglich.

Freitag... bleibt die High-Over-Low Lage über Europa erhalten. Zwischen dem Hoch
über dem Nordmeer und der Tiefdruckzone über Süd- und Südwesteuropa nimmt der
Druckgradient noch etwas weiter zu. So weht der Nordostwind in Böen frisch bis
stark mit Böen Bft 7 bis 8 an den Küsten, im Schleswig-Holsteinischen Binnenland
und in einigen Gipfellagen der Mittelgebirge.
Das osteuropäische Höhentief, das sich mittlerweile zu einem Kaltlufttropfen
umgewandelt hat, wandert mit der Bodenströmung wieder westwärts, sodass auch wir
allmählich wieder in dessen Einflussbereich gelangen. Über der Mitte und dem
Norden hält sich weiterhin dichtere Bewölkung mit vereinzeltem Nieselregen, die
je nach Modell im Tagesverlauf mal mehr mal weniger große Lücken bekommt.
Auch in den äußersten Süden und Südosten gelangt vorderseitig des
Mittelmeertiefs feuchtere und wolkenreichere Luft, die am Alpenrand und im
Südschwarzwald Schauer oder etwas Regen bringt. Möglicherweise reicht es in der
leicht labilisierenden Luftmasse dort sogar für ein Gewitter. Vor allem im
Südwesten und an den Küsten zeigt sich aber wieder die Sonne. Das
Temperaturniveau steigt etwas an (T850 hPa zwischen 1 und 7 Grad) und erreicht
Höchstwerte zwischen 15 und 20 Grad, Richtung Küste bleibt es kühler.

In der Nacht zum Samstag gestaltet sich das Wetter weitgehend ruhig. Der
Gradient fächert wieder auf und der Wind lässt insgesamt nach. Das
Mittelmeertief verliert wieder seinen Einfluss auf uns und auch der
Kaltlufttropfen bleibt noch außerhalb des Vorhersagegebietes. Die Wolkendecke
löst sich gebietsweise wieder auf. Frost ist nicht zu erwarten, auch Bodenfrost
tritt kaum noch auf.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die Wetterentwicklung wird von den Modellen weitgehend übereinstimmend
vorhergesagt. Leichte Unterschiede betreffen am ehesten die genaue Wolken- und
Niederschlagsverteilung.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Johanna Anger