DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

19-04-2022 09:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 19.04.2022 um 10.30 UTC



Zum Wochenende stellt sich das Wetter um und es gibt mehr Schauer und einzelne
Gewitter. In der neuen Woche scheint sich alles schon wieder zu beruhigen.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 26.04.2022


Zu Beginn der Mittelfrist am Freitag liegt Deutschland zwischen hohem Luftdruck
über Nordeuropa und tiefem Luftdruck über Süd- und Südwesteuropa. In östlicher
Strömung gelangt noch weitgehend trockene Luft ins Land, allerdings sorgt ein
Höhentief über Polen für etwas Hebung im Nordosten, sodass dort einzelne Schauer
und Gewitter möglich sind. Im Süden führen die Tiefdruckgebiete langsam
feuchtere Luft ins Land, sodass dort vor allem über den Alpen und dem
Hochschwarzwald die Gewittergefahr im Tagesverlauf leicht ansteigt. Durch
langsame Verlagerung besteht lokal die Gefahr von Starkregen.

Am Samstag greifen von Frankreich her Tiefdruckgebiete auf den Südwesten und
Süden Deutschlands über. Diese bringen feuchte Luft und Schauer oder Gewitter.
Im Nordosten hat weiterhin ein Kaltlufttropfen in der Höhe Einfluss auf das
Wetter und sorgt für Schauer oder leichten Regen tagsüber. Über Polen bildet
sich ein korrespondierendes Bodentief. Dazwischen liegt weiterhin nur mäßig
feuchte Luft, die im Tagesverlauf zwar ein paar Quellwolken, aber kaum Regen
hervorbringt.

Am Sonntag verlagert sich das Tief über Polen nordwärts über die Ostsee in
Richtung Südschweden, wo es sich in der Nacht zum Montag auffüllt. Um das Tief
herum gelangt feuchte und instabile Luft in den äußersten Norden Deutschlands.
Im Ergebnis fällt stellenweise etwas Regen. Im Süden weitet sich der
Tiefdruckeinfluss aus und erreicht auch die mittleren Landesteile. Der
Tiefschwerpunkt verlagert sich im Tagesverlauf nach Osten, entsprechend
verlagern sich auch die Niederschlagsschwerpunkte. Insgesamt kommt es
verbreiteter zu Schauern oder leichtem Regen mit Unterbrechungen. Bei rund 2
Grad in 850 hPa fällt auf den Alpenhöhen Schnee. In der Norddeutschen Tiefebene
bleibt es wahrscheinlich trocken.

In der Nacht zum Montag übernimmt ein Tief über Österreich das Kommando über die
Tiefdruckzone im Süden. Es zieht am Montag nach Nord-Nordost und macht so Platz
für einen Höhenrücken mit allmählicher Abtrocknung von Westen her. Nur im
Südwesten und Süden ist die Luft weiterhin feuchter und daher die Schauerneigung
erhöht. Auch ganz im Norden liegt feuchtere Luft, Regen fällt daraus aber kaum
noch.

Am Dienstag weitet sich der Keil nordwärts bis über Dänemark aus. Aus Südwesten
zieht eine kleine Hebungszone in Form einer Warmfront ins Land. An dieser bilden
sich Schauer und einzelne Gewitter. Abseits davon ist das Wetter frühlingshaft.
In der erweiterten Mittelfrist scheint sich bei flacher Druckverteilung über
Mitteleuropa ein Tief von West nach Ost über den Norden Deutschlands zu wälzen.
Es bringt dem Norden und der Mitte etwas Regen. Im Süden halten sich
wahrscheinlich Hochdruckeinfluss und trockenes Wetter.

Fazit: Die Wetterumstellung zu "wechselhaft" am Wochenende ist so gut wie
sicher. Die Wetterberuhigung anfangs der neuen Woche erscheint heute ebenfalls
gesetzt, wenn auch mit Unschärfen. Wie es weiter geht, ist allerdings noch
offen.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Der aktuelle IFS-Lauf ist nur mäßig konsistent zu seinen Vorgängern. Gleich
bleibt: Das Hochdruckwetter findet am Wochenende ein Ende. Allerdings ziehen die
Tiefdruckgebiete aus Westeuropa nun deutlich südlicher durch, da sich das
Höhentief über Osteuropa vertieft und statt sich über dem Baltikum aufzulösen,
den Weg in den Nordosten Deutschlands findet. Das sich über Polen bildende
Bodentief verhindert die Verlagerung der westlichen Tiefs über die Mitte
Deutschlands und schiebt diese in den Süden. Aus der südlichen Tiefzone geht am
Sonntag ein Tief über Österreich hervor, das sich zum steuernden Tief mausert
und mit Zug nach Nord-Nordost eine Wetterberuhigung in Form eines Rückens über
Mitteleuropa einleitet. Im gestrigen Lauf lag der Tiefkern am Sonntag noch über
Benelux und zog zu Beginn der neuen Woche über Deutschland nordostwärts.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


In der Grundsache sind sich die Modelle einig: Das Wetter zum Wochenende wird
wechselhafter. Allerdings ergeben sich bei der Lage der Tiefdruckgebiete sowohl
am Boden als auch in der Höhe Unterschiede, was sich auch in der Prognose der
Niederschläge bemerkbar macht. IFS und GFS sehen viel mehr Niederschlag für die
mittleren und südlichen Regionen Deutschlands als ICON. Wobei GFS grundsätzlich
pessimistischer ist. Auch bei der Abtrockung durch den Keil in der neuen Woche
zieht GFS nicht mit, ICON hingegen stützt die Idee des IFS, inklusive Warmfront
am Dienstag. Die Prognose ist also besonders im Hinblick auf die Niederschläge
mit Vorsicht zu genießen.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Clusteranalyse bietet im ersten Zeitschritt der Mittelfrist (+72 - 96h) 4
Lösungen, alle mit Blocking. Wobei das Höhentief über Polen verschieden
gewichtet wird. Sowohl Haupt- als auch Kontrolllauf befinden sich in Cluster 3,
der das Tief mit mäßiger Intensität berechnet. Zu Cluster 1 sind die
Unterschiede über Mitteleuropa gering. Cluster 2 hat das Höhentief quasi nicht
drin. Cluster 4 geht von einer stärkeren Vertiefung aus.

Zeitschritt 2 (120 - 168h) ist ein Monocluster mit Blocking.

Auch Zeitschritt 3 (190 - 240h - erweiterte Mittelfrist) ist ein Monocluster,
allerdings mit dem Wechsel von atlantischem Rücken zu NAO-negativ. Das Wetter
bei uns ist also eher offen.

Die Rauchfahnen sind bis Samstag recht dicht gedrängt, was auf wenig Varianz
hindeutet. Für den Sonntag ergeben sich größere Abweichungen in den Ensembles.
Vor allem im Süden ist ein deutlicher Rückgang der Temperatur erkennbar. Quer
durchs Land zieht sich ein Anstieg der Feuchtigkeit und
Niederschlagswahrscheinlichkeit, der auch in der erweiterten Mittelfrist
erhalten bleibt.
In der neuen Woche steigt die Temperatur wieder überall an. Auch die
Geopot-Kurve zeigt deutlich nach oben. Wobei Haupt- und Kontrolllauf jeweils am
oberen Ende der Ensembles zu finden sind. Da können sich noch Abweichungen
ergeben.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Im Süden steigt die Gewitterwahrscheinlichkeit. Dabei ist lokal Starkregen
aufgrund langsamer Verlagerung gering wahrscheinlich. Im Nordosten können bei
einzelnen Gewittern Sturmböen auftreten. Sonst sind keine signifikanten
Wetterereignisse in Sicht.
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Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, MOS-Mix, ICON
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jacqueline Kernn