DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

19-04-2022 07:30
SXEU31 DWAV 190800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 19.04.2022 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
HNF a

Keine markanten Entwicklungen.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 24 UTC
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Dienstag... hat sich die Blockinglage über Europa gefestigt. Das abgeschlossene
Höhenhoch über Skandinavien wird flankiert von einem abtropfenden Trog über
Westeuropa und einem Kaltlufttropfen über SE Europa. Davon ausgehend schwenkt
ein Randtrog über die SE Hälfte Deutschlands hinweg und niedertroposphärisch
gewinnt kühle Festlandsluft nach Westen an Raum. Die 850 hPa Temperaturen liegen
zwischen +5°C über dem Westen und -3°C im Osten.

Die kräftige Vorticityadvektion wird zwar von Kaltluftadvektion gedämpft, es
resultiert dennoch Hebung über dem Südosten unseres Landes, die in der
eigentlich recht trockenen Luft zu starker Bewölkung führt und von der Lausitz
bis zum Alpenrand zu meist leichten Niederschlägen. In Gipfellagen des
Erzgebirges und des Bayerischen Waldes und in den Alpen oberhalb 800 bis 1000m
kann es im Tagesverlauf etwas schneien, im Stau der Alpen können die
Niederschläge auch kräftiger sein. Die Modelle simulieren hier 5 bis 10 mm,
örtlich mehr, in 12 Stunden. Ob dort schon tagsüber nennenswert was liegen
bleibt ist fraglich, vielleicht in den Alpen, ab 1500m.

Ansonsten setzt sich das Absinken und sonnenscheinreiche Wetter am Rand einer
Geopotentialbrücke, die zwischen den oben beschriebenen Trögen auch über
Westdeutschland nach Norden verläuft, fort. In der Osthälfte liegen die Maxima
unter 15°C, sonst bei 15 bis 20°C.
Der Druckgradient nimmt etwas zu, da die Hochdruckzone im Norden die Stellung
hält und vor dem Trog über Westeuropa im Alpenraum der Druck fällt. Sonderlich
spannend wird der Wind aber nicht. Er lebt tagsüber auf, aus Ost bis Nordost und
in freien Lagen gibt es Bft 5 bis 6, vor allem über dem Norden und der Mitte.

In der Nacht zum Mittwoch verlässt uns der Trog zu den Alpen hin und die
Niederschläge dort klingen rasch ab, im weiteren Verlauf lockern die Wolken
stärker auf. Bevor die Niederschläge aufhören, kann die Schneefallgrenze unter
1000m sinken. Oberhalb davon sind in der ersten Nachthälfte in Staulagen 5 bis
vereinzelt 10 cm Neuschnee möglich.
In der zyklonalen nordöstlichen Höhenströmung folgen weitere kurze Wellen und
später von Polen her Warmluftadvektion. Damit nimmt die Bewölkung im Nordosten
wieder zu, regnen sollte es aber kaum. In den anderen Regionen bleibt es
aufgelockert oder gering bewölkt. Dazu gibt es im Mittelgebirgsraum und über dem
Osten gebietsweise leichten Frost, sonst Minima von +5 bis 0°C.


Mittwoch... wird die hochreichende Antizyklone über Skandinavien flankiert von
Höhentiefs, bzw. Kaltlufttropfen über SE und SW Europa; nahe den Balearen bildet
sich zudem ein kräftiges Tiefdruckgebiet, was eine weitere (leichte)
Gradientzunahme im Südwesten bringt.
Insgesamt ändert sich aber nichts Gravierendes für uns. Die östliche Strömung
mit der trockenen Festlandsluft setzt sich fort. Die Bewölkung, ausgelöst durch
kurze Wellen und etwas WLA, breitet sich über dem Norden nach Westen aus.
Wenn überhaupt Niederschläge daraus fallen, bleiben die Mengen gering.
Je weiter es nach Westen geht, je mehr zerbröselt die Bewölkung aber auch, was
über großen Teilen des Nordwestens, aber auch im Süden, der Mitte und nach
Westen einen sonnigen Tag zur Folge hat.
Nach wie vor stellt sich ein West-Ost Gefälle der Temperaturen ein, mit 18°C im
Westen und 11 bis 12°C ganz im Osten und Südosten. Der böige Ostwind, spielt
warntechnisch keine Rolle. Nur exponiert (Hochlagen) im Südwesten sind Böen Bft

7 möglich.

In der Nacht zum Donnerstag gelangt mit einem weiteren kleinen Trog wieder ein
neuer Schwung dichter Bewölkung in den Nordosten und Norden. Daraus kann es
etwas regnen, wo ist aber unsicher, weil die Modelle abweichend simulieren. Die
Bereiche mit Frost schrumpfen und finden sich vor allem im Südosten und in
einigen Tal- und Muldenlagen im Bergland. Nebel bleibt die Ausnahme und wird
wohl genauso wenig warnrelevant wie der Ost- bis Nordostwind.


Donnerstag... geht die Blockierungslage zwar weiter, der Hochschwerpunkt im
Norden wandert aber retrograd ins Nordmeer. Bei leicht fallendem Bodendruck
setzt sich die östliche Strömung über uns fort.
Das Höhentief über Osteuropa hält seine Stellung im ukrainisch-weißrussischen
Grenzgebiet, das zugehörige Bodentief füllt sich über Ostpolen auf. An seinem
Rand gelangt feuchtere Luft in den Norden und Osten, wobei dort durch WLA und
kurzwellige Tröge etwas Hebung ausgelöst wird, die starke Bewölkung, aber wohl
nur wenig Regen zur Folge hat. Wie schon am Vortag, bekommt die Wolkendecke, je
weiter es nach Westen geht, immer größere Lücken, so dass es nach Nordwesten hin
freundlich weiter geht. Das gilt allgemein auch für den Süden, die westliche
Mitte und den Westen, wo fast ungestört die Sonne scheint.
Die Temperaturspanne reicht von 12 Grad in der Oberlausitz bis 20 Grad am
Oberrhein. Der Nordost- bis Nordwind lebt tagesgangbedingt auf und bringt dann
5er und 6er Böen. Auf exponierten Bergen kann es 7er Böen geben.

In der Nacht zum Freitag sitzen wir etwas zwischen den Stühlen, bzw. inmitten
des sich on Osten nähernden Höhentiefs und eines sich neu formierenden
Trogsystems über Südwesteuropa. Im Norden sorgt leichte Hebung für viele Wolken
und etwas Regen, während es über der Südhälfte teilweise leicht bewölkt bleibt.
Frost gibt es kaum noch und auch die Nebelneigung ist im Süden eher gering.
Dafür legt der Ostwind gerade in Hochlagen und an der See noch leicht zu. An den
Küsten sind exponiert steife Böen möglich, in einigen Kamm- und Gipfellagen über
dem Süden eventuell Bft 8.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren weitgehend ähnlich. Unterschiede beschränken sich auf
Details.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner