DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

18-04-2022 10:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 18.04.2022 um 10.30 UTC



Übergang zu wechselhaftem Wettergeschehen, Temperaturniveau etwas ansteigend.
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Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 25.04.2022


Zu Beginn der Mittelfrist am Donnerstag ist in Deutschland hoher Luftdruck
wetterbestimmend. Die hochreichende Antizyklone über Nordeuropa und der
dazugehörige Keil, dessen Achse über Deutschland gen Adria/Westbalkan gerichtet
ist, sorgen für störungsfreies Wetter. Das Höhentief (bzw. der Kaltlufttropfen)
über Osteuropa dürfte auch auf die östlichen Landesteile keinen wesentlichen
Einfluss mehr haben - von ein paar Wolkenfeldern vielleicht mal abgesehen. Das
abgetropfte Höhentief über West-/Südwesteuropa verlagert sich zwar allmählich
vom westlichen Mittelmeer bzw. der Iberischen Halbinsel in Richtung zentrales
Mittelmeer und auch das korrespondieren Bodentief vertieft sich etwas und liegt
dann mit seinem Zentrum bei Sardinien/Korsika, das Wettergeschehen nördlich der
Alpen und somit in Deutschland sollte davon aber noch nicht beeinflusst werden.
Mit der allmählich auf südliche Richtungen drehenden Strömung gelangen mildere
Luftmassen mit 850 hPa Temperaturen von 5 bis knapp 10 Grad in die Südhälfte.

Nachfolgend etabliert sich zunehmend eine Tiefdruckzone: Am Freitag fällt der
Luftdruck, das Hochdruckgebiet zieht sich weiter nach Norden zurück. Das
Höhentief über dem Mittelmeer und das korrespondierende Bodentief ziehen unter
Abschwächung ostwärts Richtung Balkan, von Westen nähert sich der breite
atlantische Trog, über West-/Südwesteuropa etabliert sich ein umfangreiches
Bodentief. Zwischen dem ostwärts abziehenden Cut-Off-Tief und dem von Westen
nachrückenden Trog kann sich zum Samstag vorübergehend ein flacher Rücken
aufwölben, dessen Achse allerdings recht rasch nach Osten abgedrängt wird. In
der wärmeren und zunehmend angefeuchteten Luftmasse sind vor allem im Südwesten
am Freitag und insbesondere dann auch Samstag im der Südhälfte Schauer und
Gewitter zu erwarten.

Am Sonntag greifen Trog und Bodentief von Westen auf ganz Deutschland über, dies
geschieht unter leichter Abschwächung. Über Deutschland hat sich dann eine
Tiefdruckzone eingerichtet und das Wetter gestaltet sich in ganz Deutschland
zunehmend wechselhaft mit zeitweiligen Niederschlägen, die insbesondere in der
labileren Luft im Südwesten und Süden auch in Form von Schauern und Gewittern
fallen können.

Am Montag verlagern sich sowohl Höhentrog als auch Bodentief unter weiterer
Abschwächung ost-/nordostwärts, es stellt sich eine relativ gradientschwache,
zyklonal geprägte, westliche Strömung ein. Von Westen deutet sich zumindest nach
dem aktuellen IFS-Lauf das Übergreifen eines Frontensystems an, das über den
mittleren Landesteilen in Schleifen kommen könnte und so gebietsweise für länger
andauernde Regenfälle sorgen könnte. Insgesamt ist die Wetterentwicklung aber
noch sehr unsicher - und das eigentlich bereits ab dem Wochenende - und somit
kann aktuell auch noch keine Aussage über etwaige warnrelevante Regenmengen
gemacht werden.

Ein Ausblick in die erweiterte Mittelfrist ist aufgrund der bereits ab dem
Wochenende recht hohen Unsicherheit schwierig, aktuell deutet sich aber eher ein
Fortbestand der zyklonal geprägten Witterung an.

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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz der vorliegenden IFS-Läufe ist eher mäßig, zwar wird der grobe
Ablauf und die Umstellung der Wetterlage auf Südwest, später West zyklonal von
allen betrachteten Modellläufen prognostiziert, allerdings zeigen sich im Detail
bereits zu Beginn der Mittelfrist am Donnerstag/Freitag Unterschiede (die beiden
aktuelleren IFS-Läufe von heute 00 UTC und gestern 12 UTC sind zyklonaler
aufgestellt als der gestrige 00 UTC-Lauf), die zumindest in Teilen Deutschlands
prognoserelevant sein dürften.

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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Ähnlich wie bei der Konsistenzbetrachtung der IFS-Läufe zeigen auch andere
Globalmodelle wie ICON und GFS von den großräumigen Strukturen her die
Umstellung auf eine zyklonal geprägte Wetterlage, mit unterschiedlicher,
prognoserelevanter Ausgestaltung im Detail. Dabei ist mal GFS mit Blick auf
Deutschland etwas zyklonaler aufgestellt, zeitweise zeigt sich aber auch ICON
zyklonaler und vor allem auch feuchter als GFS und IFS.
Fazit: Klare Richtung zu wechselhafter Witterung, noch größere Unsicherheiten im
Detail.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Clusteranalyse des IFS-Ensembles zeigt für der ersten Zeitraum (+72 bis +96
h, Donnerstag 00 UTC bis Freitag 00 UTC) vier Cluster, die alle dem Regime
Blocking zugeordnet werden. Bei näherer Betrachtung ergeben sich hier keine
wesentlichen Unterschiede für das Wettergeschehen in Deutschland. Lediglich der
Einfluss des Kaltlufttropfens über Osteuropa wird etwas unterschiedlich
behandelt und könnte in den östlichen Landesteilen noch für mehr oder weniger
Bewölkung sorgen. Interessanter bzw. prognoserelevanter sind die
unterschiedlichen Ausprägungen der Umstellung auf zyklonal geprägtes Wetter im
Folgezeitraum von Samstag 00 UTC bis Montag 00 UTC (+120 bis + 168 h): Es werden
drei Cluster angeboten, die 22, 17 bzw. 12 Member enthalten, Haupt- und
Kontrolllauf werden in Cluster 2 einsortiert. Aufgrund der allgemeinen
Unsicherheit lohnt eine Diskussion der Details sicher nicht, klar ist aber wohl,
dass sich der zyklonale Einfluss im Laufe des Wochenendes von den südlichen
Landesteilen auf ganz Deutschland ausweitet.
Für die weitere Entwicklung in der erweiterten Mittelfrist wird ein Cluster
angeboten, was ja eigentlich eine gewisse Belastbarkeit der Prognose zeigen
müsste. Über dem Atlantik stellt sich wieder das Blocking ein, auf der Ostflanke
des Keils befindet sich allerdings ein weit nach Süden reichender Trog, auf
dessen Vorderseite wiederum Deutschland oder zumindest der Westen/Südwesten
Deutschlands läge. Somit würde sich das eher unbeständige Wetter dort
fortsetzen. Der Nordosten/Osten Deutschlands könnte dagegen eher von einem Keil
und somit höherem Geopotenzial profitieren, der sich über dem östlichen Europa
aufwölben soll...

Die Betrachtung der Rauchfahnen einiger Städte in Deutschland zeigt ebenfalls
die recht große Unsicherheit der Prognosen bereits recht schnell zu Beginn der
Mittelfrist. Sowohl der Spread des Geopotenzials in 500 hPa als auch der
Temperatur in 850 hPa sind relativ groß. Die Niederschlagssignale sind ab dem
Wochenende deutlich vorhanden, vor allem im Südwesten/Süden teils auch mit Peaks
in Richtung Starkniederschlag.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Abschätzung für markante Wettererscheinungen schwierig:

Hinsichtlich des Windes ergeben sich im Mittelfristzeitraum keine signifikanten
Ereignisse, abgesehen von böig auflebendem Wind bis etwa Bft 7 zeitweise im
Bergland bzw. im Küstenumfeld aus östlichen Richtungen.

Am Freitag und Samstag ansteigendes Risiko für Gewitter im Südwesten und Süden,
dabei aufgrund recht langsamer Verlagerungsgeschwindigkeiten lokal Starkregen
nicht ausgeschlossen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
IFS-EPS, MOS-MIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Sabine Krüger