DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

16-04-2022 10:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 16.04.2022 um 10.30 UTC



Anfänglich freundlich, zur Wochenmitte zunehmend wechselhafter.
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 23.04.2022


Am Dienstag, dem Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraums befindet sich
ein Rücken über Westeuropa, dessen Achse im Tagesverlauf bis in die Mitte
unseres Vorhersagebereichs vorankommt. Der Rücken schwächt sich dabei ab. Er
wird im Westen und Osten von zwei Cut-Off Tiefs flankiert. Das westliche Cut-Off
Tief hat seinen Kern über West-England, das Drehzentrum des östlichen Cut-Offs
liegt anfangs über der Slowakei und verlagert sich bis zum Tagesende nach
Rumänien.
Nördlich von uns befindet sich über Skandinavien eine kräftige hochreichende
Antizyklone und daher liegen wir in einer Ostströmung. Wettermäßig herrscht vor
allem im Norden kräftiges Absinken, was in oft wolkenlosen Himmel resultiert mit
ungestörtem Sonnenschein. Auch im Westen ist es freundlich, wenn auch mit mehr
Wolken. Im Südosten macht sich noch das östliche Cut-Off Tief bemerkbar, sodass
es dort Regen und Regenschauer geben kann. Bei Temperaturen im 850 hPa-Niveau
von -3°C im Osten und 3°C im Westen liegen die Höchsttemperaturen bei 11 bis 19
Grad. In der Nacht muss im Osten und Süden mit Bodenfrost gerechnet werden.

Am Mittwoch schwächt sich der Keil weiter ab und von Westen her breiten sich die
Wolken einer Tiefdruckrinne über Westeuropa weiter zu uns aus. Auch im Norden
erreichen den Nordosten die Ausläufer eines Tiefs über Osteuropa und dabei kann
es dort zu einigen Schauern und etwas Regen kommen. Nach Westen zu gibt es vor
allem im Südwesten etwas Regen oder Regenschauer. Im Rest des Landes bleibt es
trocken und vor allem im Südosten ist es noch recht freundlich. Der Ost- bis
Nordostwind ist abgesehen von stürmischen Böen auf den Alpengipfeln nicht
warnwürdig. In der Nacht ist vor allem im Südosten und Süden bei Aufklaren mit
Bodenfrost zu rechnen.

Am Donnerstag schwächt sich das westliche Höhentief etwas ab und es zeichnet
sich eine flache Potentialrinne, die sich bis ins Tyrrhenische Meer erstreckt,
ab. Im Nordosten nähert sich von Polen her ein kleines Höhentief, dass am
Tagesende auf den Nordosten übergreift und dort etwas Regen oder kurze
Regenschauer auslösen kann. Die Potentialrinne hat über Italien ein Bodentief
verstärkt und deren Niederschlagsgebiete greifen über die Alpen bis auf den
Südwesten über. Die Niederschlagsmengen sind allerdings nicht der Rede wert. Im
Rest des Landes bleibt es bei oft stärkerer Bewölkung trocken. Auch am
Temperaturniveau ändert sich wenig. Bodenfröste bleiben im Wesentlichen auf das
höhere Bergland beschränkt.

Am Freitag überquert das Höhentief als Kaltlufttropfen Jütland westwärts und auf
seiner Rückseite setzt sich im Norden wieder Hochdruckeinfluss durch. Zuvor
sorgt es aber im Norden für etwas Niederschlag, wobei die Schauer lokal auch
kräftiger ausfallen können. In den Schauern kann sich im Norden auch mal steife
Windböen aus Ost geben. Der hochreichende Tiefdruckkomplex im Süden zieht in
Richtung Balkanhalbinsel ab. Allerdings kann des Frontensystems eines
umfangreichen Tiefs über der Biskaya von Südwesten wärmere Luft auf uns
übergreifen, sodass die Tageshöchstwerte gegenüber den Vortagen leicht
ansteigen.

Am Samstag wandert das Bodentief von der Biskaya in Richtung Großbritannien,
sodass wir weiterhin in einer südlichen Strömung liegen. Aufgrund der WLA wölbt
sich über Italien ein neuer Keil auf. Das sorgt bei uns für Absinken und vor
allem in Richtung Osten und Norden wird es ein meist sonniger Tag. Nur im Westen
kann das westeuropäische Tief für ein paar Spitzer Regen sorgen. Die
Temperaturen steigen weiter leicht an, sodass vereinzelt auch die 20°-Marke
überschritten wird. Der Wind ist weiterhin kein Thema und kann allenfalls auf
den Alpengipfeln für stürmische Böen sorgen.

Im weiteren Verlauf greift ein Randtrog des hochreichenden Tiefkomplexes über
dem Ostatlantik und den Britischen Inseln auf Deutschland über und daher wird es
vor allem im Westen und Norden unbeständiger.


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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis Donnerstag herrscht eine recht gute Übereinstimmung zwischen dem aktuellen
Lauf des IFS und den Vorläufen. Die Passage des Kaltluftropfens über den Norden
hinweg hatte auch der gestrige 00UTC-Lauf im Programm. Allerdings war das dort
gezeichnete Höhentief sowohl dynamisch als auch thermische deutlich schwächer
ausgeprägt als jetzt im aktuellen Lauf. Der gestrige 12UTC-Lauf hatte diese
Entwicklung überhaupt nicht auf der Karte. Die Aufwölbung eines Rückens über
Italien in Richtung Norden am Samstag wird bei allen Läufen simuliert. Im neuen
Lauf wird diese Entwicklung jedoch am schwächsten gezeichnet.

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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis Donnerstag besteht eine gute Übereinstimmung des IFS mit ICON und GFS. Dann
aber scheiden sich die Geister. Die Simulation des Kaltlufttropfens über den
Norden hinweg zeigt nur das IFS, obwohl ICON das gestern schon im 00UTC-Lauf
vorwegnahm. Im aktuellen Lauf von ICON wandert der KLT weiter südlich über die
Mitte des Landes westwärts. Bei GFS kommt der KLT, der sich vom östlichen
Höhentief abspaltet, erst am Montag in unsere Region. Beim IFS spaltet sich am
Wochenende ein Cut-Off des westlichen Höhentiefs über dem Norden ab, sodass die
Höhenkarten am Montag wiederum eine gewisse Ähnlichkeit aufweisen.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Clusteranalysen für Dienstag und Mittwoch zeigen 3 Cluster wobei der
aktuelle IFS Hauptlauf dem Cluster 1 zugeordnet ist. Die Clusterlösungen
unterscheiden sich in unserem Gebiet kaum. Der anschließende Zeitraum von
Donnerstag bis Samstag zeigt 5 Cluster, die alle das High-over-Low Muster
zeigen. Unterschiede gibt es vor allem in der Konturierung der Hochdruckzone und
der Lage und Positionierung der Drehzentren in der Region südlich der
Hochdruckzone. Die Passage des KLT über den Norden hinweg wird von den Cluster
1, 4 und 5 mit immerhin 28 Members angedeutet.

Die Temperaturkurve der Rauchfahnen zeigen eine recht glatten Verlauf mit wenig
Fluktuation nach oben oder unten. Die meisten Member schwanken dabe um 0°C.
Signifikant ist wiederum, dass die Temperaturkurve des hochaufgelösten Modelles
ab Samstag nächster Woche etwas wärmer als der Median der 50 Members ist. Ab
Mittwoch ist mit etwas Niederschlag zu rechnen, wobei die Kurve des
hochaufgelösten Modells 3 deutliche Ausschläge am Freitag, Sonntag und Montag
nächster Wochen aufweist.
Insgesamt gesehen geben die Ergebnisse der Ensembles keine Veranlassung an den
Prognosen des aktuellen deterministischen Laufs zu zweifeln.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Weder der EFI noch die Ensembles liefert Signale für ein signifikantes Wind-
oder Niederschlagsereignis nächste Woche.

Auf den Alpengipfeln besteht nächste Woche eine geringe Wahrscheinlichkeit für
stürmische Böen aus Nordost.
Bis in die Nacht zum Donnerstag muss im Südosten mit leichtem Bodenfrost
gerechnet werden.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix, IFS, EZMW-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Rolf Ullrich