DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

14-04-2022 08:30
SXEU31 DWAV 140800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 14.04.2022 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
HNF a
GEWITTER/STARKREGEN:
Heute tagsüber im Südwesten ab Mittag lokal kräftige Gewitter. Starkregen um 20
l/m²/h möglich, punktuell über dem Bergland (Schwarzwald) unwetterartige Mengen
um 25 l/m²/h wenig wahrscheinlich, aber nicht ganz ausgeschlossen.
Auch über der östlichen Mitte zum Nachmittag einzelne Gewitter mit kleinerem
Hagel und stürmischen Böen (Bft 8). Im Norden kurze Gewitter mit Windböen bis
Bft 7 aus West. Auch aus den Alpen heraus einzelne Gewitter mit Starkregen.
In der Nacht zum Karfreitag in den Südosten zurückziehende Gewitter. Vor allem
anfangs Starkregen nicht ausgeschlossen.

FROST:
In der Nacht zum Ostersonntag abgesehen vom Nordwesten und tieferen Lagen
Westdeutschlands leichter, im Nordosten und in Mittelgebirgstälern sowie am
Alpenrand in Erdbodennähe auch mäßiger Frost.


Synoptische Entwicklung bis Samstag 24 UTC
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Donnerstag... liegt Deutschland zunächst noch an der Vorderseite eines von
Südnorwegen nach Mittelfrankreich reichenden Troges. Dieser ist der Rest eines
Austropfprozesses vom Vortag. Im Tagesverlauf greift dieser Resttrog auf das
Vorhersagegebiet über. Bis zum Abend erreicht die Achse die Linie Lübecker Bucht
- Rhön - Schwarzwald. Im Nordteil dieses Troges zeigt sich eine leichte
Doppelstruktur mit einem kräftigeren Teiltrog (mit Temperaturen im 500
hPa-Niveau bis -25 Grad), der den Norden Deutschlands erfasst. Mit diesem
Teiltrog gelangt dann auch kühlere Luft in den Nordwesten und Norden
Deutschlands.
Wenngleich der Süden und Südosten Deutschlands trogvorderseitig unter einer
südwestlichen Strömung verbleiben, so greift schwache Kaltluftadvektion auf
diesen Bereich über, wodurch sich ein Bodenhochkeil über der Mitte Deutschlands
nach Osten ausweitet. Die Niederschläge, die in einem Band von den zentralen
Mittelgebirgen nach Nordosten reichend weiter südostwärts vorarbeiten,
resultieren aus positiver Vorticityadvektion. Vor allem am warmen Rand dieses
Bandes, aber auch in dieses eingelagert sind Gewitter etwas wahrscheinlicher als
gestern. Mehr Hebung ist vorhanden; auch die Auslösetemperatur, die nur noch
zwischen 16 und 20 Grad liegt, ist eher erreichbar als am Vortag. Zudem ist
Scherung, sowohl niedertroposphärisch als auch hochreichend, ist vorhanden, so
dass, entsprechende Einstrahlung vorausgesetzt, auch etwas organisiertere
Strukturen (mit kleinerem Hagel und stürmischen Böen) nicht auszuschließen
wären.
Über dem südwestdeutschen Bergland lassen sich dann schon ausgeprägtere Signale
für Starkniederschläge finden. Nach ICON-D2 wären sogar unwetterartige
Starkniederschläge vorstellbar. Allerdings sind die neueren Modellläufe des
ICON-D2 hier etwas "zurückgerudert". Aufgrund geringer Scherung und dank zügiger
Verlagerung der Konvektionszellen erscheint dies jedoch übertrieben.
Präfrontal hält sich noch Warmluft, allerdings wird durch das Entrainment
trockenerer und nicht mehr ganz so warmer Luft aus dem o.g. Bodenhochkeil heraus
die Labilität etwas herabgesetzt. Später am Tag können sich jedoch aus den Alpen
heraus einzelne und zum Teil auch starke Gewitter entwickeln, wo der Fokus auf
Starkregen zu legen wäre.
Mit dem nachfolgenden kräftigeren Teiltrog, der bis zum Abend den Norden
Deutschlands erfasst, setzt in den nördlichen Landesteilen später am Tag eine
rege Schauertätigkeit ein. Für kurze Gewitter ist dort die Labilität nur selten
hinreichend.
Die Tageshöchsttemperaturen erreichen 18 bis 22, im Südosten bei Sonne
vielleicht noch einmal bis 24 Grad. Im Norden und Nordwesten sind 12 bis 17 Grad
zu erwarten.

In der Nacht zum Freitag schwenkt der Trog nach Polen, so dass sich über dem
gesamten Vorhersagegebiet eine nordwestliche Strömung einstellt. Zuvor können im
Bereich des ostwärts schwenkenden Troges über dem Nordosten Deutschlands noch
einzelne Schauer oder kurze Gewitter auftreten.
Der nachfolgende Höhenkeil stößt, bedingt durch weit im Norden ansetzende
Warmluftadvektion, in Richtung Nordmeer und weiter bis nach Spitzbergen vor.
Durch diesen Keil gestützt kommt ein Bodenhoch über Skandinavien zustande, das
einen bis nach Nordfrankreich reichenden Keil aufweist. An der Ostflanke dieses
Keils stellt sich eine nördliche bis nordwestliche bodennahe Strömung ein. Die
feuchtlabile Luft wird hierdurch an die Alpen gedrückt. Dort besteht zumindest
in der ersten Nachthälfte noch die Gefahr von Gewittern mit Starkregen.
Trockenere und stabilere Luft macht danach der Konvektion den Garaus, so dass
spätestens ab Freitagfrüh auch über den östlichen Mittelgebirgen und an den
Alpen keine Gewitter mehr auftreten sollten. Absinken im Bereich des sich
kräftigenden, nach Nordfrankreich reichenden Keils lässt den Himmel aufklaren.
Dabei können sich streckenweise flache Nebelfelder bilden.


Freitag... weitet sich der über den baltischen Staaten und Polen liegende Trog
eher etwas nach Süden aus als dass er nach Osten vorankommt. Demzufolge bleibt
eine nord-nordwestliche Strömung bestehen. In dieser läuft ein weiterer
Kurzwellentrog nach Südosten ab, wodurch im Nordosten und auch im Südosten ein
paar Schauer auftreten können. Für Gewitter ist die Labilität wahrscheinlich
nicht hinreichend. An den Alpen sind staubedingt schauerartige Regenfälle
vorstellbar, wobei die zu erwartenden Niederschlagssummen weitab jeglicher
Warnschwellen liegen.
Ansonsten macht sich mehr und mehr der Einfluss des über Skandinavien liegenden
kräftigen Bodenhochs bemerkbar. Dies lässt die bodennahen Winde über Nord auf
Nordost drehen und tagsüber etwas auffrischen. Für warnrelevante Böen reicht es
allenfalls an der Vorpommerschen Ostseeküste.
Während im Norden und Nordosten die Einstrahlung durch z.T. mehrschichtige Sc-
und auch Sc Cu gen-Bewölkung gedämpft wird, sind im Westen und südlich der
Mittelgebirge längere sonnige Abschnitte zu erwarten. In diesen Gebieten steigt
die Temperatur auf Werte bis 20 Grad, in tieferen Lagen Südwestdeutschlands auch
etwas darüber. Ansonsten sind 13 bis 18, in Küstennähe und im Nordosten 8 bis 12
Grad zu erwarten.

In der Nacht zum Samstag läuft ein weiterer und zudem kräftigerer Kurzwellentrog
nach Süden ab, der vor allem den östlichen Mittelgebirgen und dem Alpenrand noch
ein paar Schauer beschert. In den Kammlagen der östlichen Mittelgebirge kann es
für etwas Schnee reichen. Ansonsten klart es verbreitet auf.
An der Südflanke des über Südskandinavien liegenden und sich noch etwas
kräftigenden Hochs legt der Gradient etwas zu, aber selbst in den Gipfellagen
der Mittelgebirge ist die Wahrscheinlichkeit für warnrelevante Böen gering. Dank
der etwas zunehmenden Luftdruckgegensätze sollte leichter Frost oder zumindest
Frost in Erdbodennähe auf die Gebiete beschränkt bleiben, in denen der Gradient
am geringsten ist. Dies ist im Norden und Nordosten Deutschlands der Fall.

Samstag... weitet sich der Keil unter Verkürzung der Wellenlänge weiter nach
Nord-Nordost aus. Ein nachfolgender Trog rückt bereits in den nahen Ostatlantik
vor. Nach Osten hin wird der Keil durch einen Langwellentrog blockiert, der vom
nördlichen Ural zur Adria reicht. Dies ergibt über Mitteleuropa eine
nord-nordöstliche Strömung. Das korrespondierende Bodenhoch mit Schwerpunkt über
Südnorwegen kräftigt sich und weitet sich nach Norddeutschland aus, was auch in
Bodennähe eine nördliche bis östliche Strömung zur Folge hat. Hierdurch gelangt
trocken-kalte Festlandsluft nach Deutschland. Da aber durch den über die Alpen
hinweg nach Süd-Südwest ablaufenden Kurzwellentrog noch etwas Zyklonalität im
Spiel ist, sind an den Alpen und dort vor allem zum östlichen Alpenrand weitere
schauerartige Niederschläge zu erwarten, die fernab jeglicher Warnrelevanz sind.
Auch über dem östlichen Mittelgebirgsraum und im Südosten kann sich noch flache
Konvektionsbewölkung halten.
Ansonsten lässt Absinken im Bereich des o.g. Hochs keine nennenswerte
Wolkenbildung zu. Gegenüber den Vortagen gehen die Temperaturen zurück. Während
im Nordwesten, Westen und in tieferen Lagen Südwestdeutschlands noch 15 bis 19
Grad zu erwarten sind, werden sonst 9 Grad (an der Küste) und 10 bis 14 Grad
weiter im Binnenland erreicht.

In der Nacht zum Ostersonntag verschiebt sich der Schwerpunkt des
wetterbestimmenden Bodenhochs nach Norddeutschland. Ansonsten ändert sich das
Druck- und Geopotentialfeld nur unwesentlich. Im Norden und Nordosten stellt
sich hierdurch eine schwachgradientige Lage ein, was die Luftmasse vollends zur
Ruhe kommen lässt. Großräumiges Absinken dauert an, so dass es klar bleibt.
Abgesehen vom Nordwesten, Westen und tieferen Lagen Südwestdeutschlands ist
leichter Frost oder zumindest Frost in Bodennähe zu erwarten. Im Nordosten ist
in Erdbodennähe durchaus auch mäßiger Frost möglich.
Etwas Gradient ergibt sich aufgrund der Lage des Hochs nur im äußersten
Südwesten, ansatzweise kommt eine Bise zustande, so dass in exponierten Kamm-
und Gipfellagen des Schwarzwaldes Böen bis Sturmstärke nicht ausgeschlossen
werden können.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle stützen die oben beschriebene Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten. Ob tatsächlich wie oben zum Ende des Vorhersagezeitraumes hin ganz im
Südwesten eine Gradientzunahme erfolgt, ist noch unsicher.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann