DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

09-04-2022 07:30
SXEU31 DWAV 090800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 09.04.2022 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
NW z

Heute, teils auch am Sonntag Aprilwetter mit teils stürmischen Böen und kurzen
Gewittern. Von Südwesten Wetterberuhigung und ab Montag Erwärmung.

Synoptische Entwicklung bis Montag 24 UTC
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Samstag... schwenkt ausgehend vom Zentraltief über Mittelskandinavien ein
markanter Trog über Deutschland nach Osten. Dabei flutet hochreichend kalte
Meeresluft polaren Ursprungs das gesamte Land. Die Temperatur liegt in 850 hPa
zwischen -4 und -6°C, in 500 hPa bei rund -35°C. Entsprechend instabil ist die
Schichtung bis ca. 450 hPa und es entwickeln sich bei wechselnder Bewölkung
zahlreiche Regen-, Schnee- und Graupelschauer, auch kurze Gewitter sind mit
dabei. Klassisches Aprilwetter eben.
An den Alpen und im Stau der Mittelgebirge kann es längere Zeit schneien oder
stärkere Schauer geben. An den Alpen kommen teils um 5, in exponierten Staulagen
an die 10 cm Neuschnee zusammen. Sonst sollte es tagsüber nur bei stärkeren
Schauern vorübergehend glatt werden. Die anfänglichen Schneefälle südlich der
Donau ziehen am Vormittag ab und hinterlassen dort nur anfangs etwas Neuschnee.
Durch den gut ausgeprägten Gradienten und den Tagesgang kommt außer im Südwesten
ein kräftiger und recht kalter Nordwestwind hinzu. Dabei gibt es verbreitet
starke bis steife, vorübergehend auch stürmische Böen, Bft 6 bis 8. In Schauern
dürften Bft 7 bis 8 vermehrt auftreten. Auf den Bergen und an der See sind
Sturmböen (Bft 9) möglich.
Die größten Sonnenanteile gibt es an der See sowie im Süden und Südwesten. Die
Tageshöchstwerte liegen bei 6 Grad bis 11 Grad.

In der Nacht zum Sonntag schwenkt der Höhentrog ostwärts und wir gelangen auf
dessen Rückseite unter eine nordwestliche Höhenströmung. Der über Westeuropa
folgende Rücken führt zum Aufbau eines Hochdruckgebietes über Frankreich,
welches seine Fühler auch nach Südwestdeutschland ausstreckt. Die Schauer lassen
damit nach, klingen aber nicht vollkommen ab. Über Norddeutschland, Teilen des
Mittelgebirgsraums und orografisch verstärkt auch im Süden kommt es zu weiteren
Schauern oder schauerartigen Niederschlägen, die in der Regel aber nur schwach
sind. Lediglich in den Mittelgebirgen kann sich geringer Schnee akkumulieren,
der zu Glätte führen kann. An den Alpen sind 1 bis 5, vereinzelt an die 10 cm
Neuschnee nicht ausgeschlossen.

Der Wind lässt nach und im Binnenland liegen die Böen unter den Warnschwellen.
An der Küste und in einigen Hochlagen sind weiter Böen der Stärke Bft 7 bis 8,
exponiert Sturmböen Bft 9, möglich. In der Mitte (vor allem im Bergland) und im
Süden gibt es leichten Frost mit örtlicher Glätte; neben dem geringen Schnee
auch durch gefrierende Nässe.


Sonntag... zieht der Höhentrog ostwärts ab, da aber der Höhenrücken im Westen
sich Zeit lässt, und erst mit seiner Achse über Frankreich und GB aufschlägt,
liegen wir unter einer recht glatten, kräftigen nordwestlichen Höhenströmung.
Besagter Rücken stützt das Bodenhoch über Frankreich und dem Alpenraum, das
seinen Schwerpunkt nach Süddeutschland verschiebt. Es sorgt von Südwesten
verstärkt für Absinken und daher schwächt sich die Niederschlagsaktivität in den
größten Teilen des Landes ab. Das reicht aber nicht soweit, dass die Schauer zum
Erliegen kommen.

Der Norden, Osten und die Mitte liegen weiter im Einflussbereich des
skandinavischen Zentraltiefs und daher dominiert dort weiter die Zufuhr
maritimer Kaltluft. Und auch wenn die Labilitätsfläche gedrückt wird und die
Konvektion nur noch bis ca. 650 hPa (unter -20°C) raufreicht, geht das
Aprilwetter weiter und es entwickeln sich im Tagesverlauf erneut Regen-, Schnee-
oder Graupelschauer, kurze Gewitter inklusive. Auch an den Alpen und in deren
Vorland kann es noch Regen- oder Schneeschauer geben, auch hier aber meist ohne
Glätte.

Der Druckgradient bringt im Norden und Osten frischen West- bis Nordwestwind,
der in Böen die Stärke 7, exponiert und in Schauernähe sowie an der Ostsee
Stärke 8 erreicht.

Teilweise sonnig wird es im Südwesten, Westen, wo mit 12/13 Grad die höchsten
Temperaturen zu erwarten sind. Sonst liegen die Höchstwerte unverändert bei 6
bis 10 Grad, da sich auch ohne Schauer viele Quellwolken und SC bildet, der die
Einstrahlung dämpft.

In der Nacht zum Montag breitet sich das Bodenhoch weiter in Richtung Norden und
Osten aus. Was auch dort zu einer Wetterberuhigung, verbunden mit Auflösen der
Bewölkung führt. Letzte Schauer gibt es anfangs im Osten und Norden. Von Westen
her zieht allerdings recht schnell hohe Bewölkung vor der Warmfront eines Tiefs
über dem Ostatlantik auf.
Auch der Wind spielt warntechnisch keine große Rolle mehr. An der Ostsee sind
noch einige stärkere Böen zu warten.

Aufgrund der Auflockerungen sinkt allerdings die Temperatur verbreitet unter den
Gefrierpunkt. Gebietsweise kann es bodennah mäßigen Frost geben.


Montag... verlagert sich der Höhenrücken ostwärts und reicht abends mit seiner
Achse ausgehend vom westlichen Mittelmeer über Benelux und die Nordsee bis
Island. Das stützt die Bodenhochdruckzone, die sich vom Balkan bis östlich von
Island erstreckt. Im Zusammenspiel mit dem Tief westlich Irlands kommt eine
südliche Strömung in Gang, mit der wärmere Luft zu uns geführt wird. Die
0-Grad-Isotherme in 850 hPa liegt abends auf einer Linie von Oberfranken bis
Ostfriesland.
Mit der kräftigen Einstrahlung steigt die Temperatur in der Südwesthälfte auf 15
bis 19°C. Sonst liegen die Tageshöchstwerte zwischen 9°C in Vorpommern und 14°C
in der Mitte bei einigen, mal mehr mal weniger dichten Quellwolken.

Die Nacht zu Dienstag herrscht Hochdruckeinfluss bei aufgelockerter oder
geringer Bewölkung. In den Westen zieht durch WLA vor einer Warmfront dichterer
Cirrus. Die Temperatur sinkt in der Osthälfte gebietsweise unter 0°C, sonst
bleibt es frostfrei. Wind, Glätte, etc. sind kein Thema.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren weitgehend ähnlich. Die Unsicherheiten bezüglich Glätte,
Schnee im Bergland werden durch die Modellergebnisse nicht beseitigt.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner