DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

08-04-2022 09:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 08.04.2022 um 10.30 UTC



Übergang in Frühlingswetter ohne markante Wettergefahren. Im Norden ab der
Wochenmitte wechselhaft, im Süden vornehmlich Hochdruckeinfluss.
__________________________________________________________

Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 15.04.2022


Zu Beginn der neuen Woche am Montag liegt ein kräftiger Höhenrücken über
Westeuropa und beeinflusst auch Deutschland. Seine Achse erstreckt sich vom
westlichen Mittelmeerraum über Ostfrankreich bis nach Island. Damit liegen große
Landesteile in einer nordwestlichen Höhenströmung. Der Nordosten und Osten
befindet sich noch am nächsten an einem Langwellentrog über Osteuropa. Dort sind
bei oft stärkerer Bewölkung schwache Schauer möglich. Sonst weiten sich die
längeren sonnigen Abschnitte von Südwesten im Tagesverlauf immer mehr
nordostwärts aus. Gleichzeitig steigt von Südwesten die 850 hPa Temperatur an,
sodass dort bereits Maxima bis 18 Grad erreicht werden, während im Nordosten
teils noch einstellige Höchstwerte zu erwarten sind. In der Osthälfte steht auch
nochmal eine Frostnacht an.

Am Dienstag verschiebt sich die Achse des Höhenrückens nach Mitteleuropa und
Deutschland. Damit gelangt das Bundesgebiet insbesondere in mittleren
Troposphärenschichten in eine südwestliche Höhenströmung, mit der milde
Luftmassen mit 850 hPa Temperaturen von über 10 Grad herangeführt werden. Die
Maxima steigen im Westen und Südwesten damit bereits auf über 20 Grad. Der
Warmluftvorschub geht allerdings mit WLA einher, sodass gebietsweise
Wolkenfelder zu sehen sind, die vor allem im Westen und Nordwesten auch mal
dichter sein können, aber keinen Niederschlag bringen.

Am Mittwoch verschiebt sich die Achse des Höhenrückens nach Osteuropa, sodass
Deutschland immer mehr in den Einflussbereich eines westeuropäischen Troges
gelangt, dessen Achse über Frankreich zu finden ist. Das vorgelagerte
Frontensystem eines Tiefs über Südskandinavien erreicht den Nordwesten und
Westen im Tagesverlauf und breitet sich im weiteren Verlauf südostwärts über
Deutschland aus. Neben dichten Wolken fällt dabei auch ein etwas Regen. Den
meisten Sonnenschein gibt es in der Südosthälfte. Zudem steigen die Höchstwerte
erneut auf teils mehr als 20 Grad. Warnwürdige Wettererscheinungen werden nicht
erwartet.

Am Donnerstag wandert der Höhentrog samt Bodenfront ostwärts aus Deutschland ab.
Rückseitig schiebt ein flacher Rücken nach und sorgt für Zwischenhocheinfluss.
Dieser wird aber bereits am Freitag von einem neuen Frontensystem aus Westen
kommend überlaufen. Dieses beeinflusst vor allem die Nordhälfte des Landes mit
dichteren Wolken und etwas Niederschlag, während nach Süden der
Hochdruckeinfluss weiter dominant ist. Es zeichnet sich also ein Übergang zu
einer nördlichen Westlage ab. Dabei bleibt es insgesamt recht mild mit 850 hPa
Temperaturen um 5 Grad.

Auch in der erweiterten Mittelfrist setzt sich der leicht wechselhafte
Witterungscharakter fort. Am Wochenende verstärkt sich dabei zunächst der
Hochdruckeinfluss, während sich nachfolgend vor allem im Norden wieder verstärkt
Tiefausläufer bemerkbar machen. Im Süden dominiert eher noch antizyklonal
geprägtes Wetter. Dabei bleibt es weiter recht mild.
__________________________________________________________

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die grundlegenden synoptischen Strukturen werden abgesehen von kleineren
Unschärfen vom aktuellen ECMWF im Vergleich zu den Vorläufen ähnlich gesehen.
Der zum Donnerstag nach dem aktuellen ECWMF-Lauf übergreifende Höhentrog wird
sukzessive rascher ostwärts wandernd vorhergesagt. Im gestrigen 00 UTC Lauf
wurde dieser noch 12 h später vorhergesagt.

In der zweiten Hälfte der kommenden Woche geraten die Trog-Keil Muster dann
zunehmend außer Phase. Das genaue Timing von zyklonalen und antizyklonalen
Phasen wird damit unsicher. Alle drei Läufe zeigen aber die Tendenz hin zu einer
Zweiteilung mit einem eher zyklonal geprägtem Norden und stärkerer
Antizyklonalität im Süden. Der gestrige 12 UTC Lauf fällt insgesamt etwas aus
dem Rahmen, mit einer deutlichen Amplifizierung der Höhenströmung und damit auch
des Höhenrückens über Westeuropa zum darauffolgenden Wochenende.
__________________________________________________________

Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die verschiedenen Globalmodelle zeigen eine gute Konsistenz bezüglich des
Vorstoßes der Frühlingsluft zur neuen Woche. Auch der nachfolgende Übergang zu
einer nördlichen Westlage wird im Vergleich zwischen ICON und ECMWF ähnlich
gezeigt. Unterschiede ergeben sich aber in der Amplitude der von Westen
kommenden Tröge und damit auch die Frage, wie weit diese nach Süden ausgreifen
können. Für Donnerstag zeigt ICON einen flacheren Trog, als ECMWF.

GFS fällt etwas aus dem Rahmen mit einem längeren beständigen Höhenrücken und
deutschlandweit eher antizyklonal geprägtem Wetter in der zweiten Wochenhälfte
sowie einem Kaltluftvorstoße aus Nordosten Ende der Woche (Südflanke
Skandihoch).

Auch der Rest der globalen Modellwelt sieht sich eher auf der Schiene des ECMWF
mit allen gegebenen Unschärfen der zeitlichen Abfolge und Amplifizierung der
Tröge und Keile.
__________________________________________________________

Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahnen von Offenbach zeigen bis zur Wochenmitte einen gut gebündelten
Verlauf, wobei Haupt- und Kontrolllauf im Bereich des Median liegen. Alle Member
zeigen den Vorstoß des Rückens und den damit einhergehenden Wärmeschub in der
ersten Wochenhälfte und den anschließenden Rückgang in der zweiten Wochenhälfte.
Dabei bleibt in der Südhälfte abgesehen von wenigen Ausreißern das Geopotential
hoch. Auch im Norden verbleibt das Geopotential eher auf höherem Niveau, was für
eher flache Trogpassagen spricht. Die Niederschlagssignale sind im Norden
deutlich ausgeprägter, als im Süden. Aber auch dort kann vorübergehender
zyklonaler Einfluss nicht ausgeschlossen werden.

Das Clustering des ECMWF zeigt für den Zeitraum +120 h (Mittwoch 00) bis +168 h
(Fr 00 UTC) vier verschiedene Lösungen. Insgesamt zeigen alle Cluster eine klar
positive Geopotentialanomalie über Mitteleuropa. Unterschiede ergeben sich
bezüglich der nördlich ablaufenden kurzwelligen Tröge. Zum einen bezüglich der
zeitlichen Abfolge und zum anderen in Bezug auf ihre Amplitude.
Im Zeitraum +192 h (Sa 00) bis +240 h (Mo 00) bleibt es bei vier Lösungen.
Cluster 4 mit den wenigsten Membern bringt die Variante vom gestrigen 12 UTC
Lauf mit einer starken Amplifizierung des Höhenrückens. Auch Cluster 3 geht mit
etwas zeitlicher Verzögerung in diese Richtung. Das sind damit 16 von 52
Membern. Die beiden anderen Cluster zeigen mit gewissen Unschärfen einen
deutlich wechselhafteren und zyklonal geprägten Witterungsabschnitt mit nur
vorübergehenden antizyklonalen Phasen.

Das GFS Ensemble zeigt eine ähnliche Entwicklung, mit einer allerdings deutlich
größeren Streubreite bei der Entwicklung der 850 hPa Temperatur. Das gilt
insbesondere für die zweite Wochenhälfte, wo auch die Geopotentialentwicklung
unsicherer wird. Der prognostizierte Kaltlufteinbruch aus Nordosten am
Wochenende bewegt sich am Unterrand des Ensembles.

Fazit: Nach frühlingshaftem Start in die neue Wetterwoche Übergang in eine
nördliche Westwetterlage zur Wochenmitte mit einem eher antizyklonal geprägtem
Süden. Bis zum Wochenende zunehmende Unsicherheiten bezüglich zeitliche Abfolge
und Amplifizierung des Trog-Keil Musters. Der Aufbau eines kräftigen
Höhenrückens über West- und Mitteleuropa zum Wochenende ist genauso eine
Außenseiterlösung, wie ein Kaltluftvorstoß aus Nordost im gleichen Zeitraum.
_________________________________________________________

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Im Mittelfristzeitraum lassen sich keine markanten Wettererscheinungen finden.
Die Niederschläge bewegen sich klar unterhalb der Warnschwellen und auch beim
Wind reicht es allenfalls mal für Windböen.

Auch EFI zeigt keine Signale für markantes Wetter.
________________________________________________________

Basis für Mittelfristvorhersage
ECMWF, Ez-EPS und MOS-Mix
________________________________________________________


VBZ Offenbach / Dipl. Met. Marcus Beyer