DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

06-04-2022 10:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 06.04.2022 um 10.30 UTC



Zunächst kühles Aprilwetter, nächste Woche wärmer und trocken.
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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 13.04.2022


Eingangs der Mittelfrist am kommenden Samstag hat sich aus der zonalen Strömung
der Kurzfrist eine Meridionale entwickelt mit einem markanten Trog über
Mitteleuropa, der aber zügig nach Osten schwenkt. Die kräftigen skaligen
Niederschläge der Nacht weichen wechselhaftem Schauerwetter mit kurzen Gewittern
und stark böigem und sehr kühlem Westwind. Die Schneefallgrenze pendelt von Nord
nach Süd zwischen 500 und 800 m und in einigen Staulagen sind kräftige
Schneefälle möglich.

Am Sonntag folgt von Westen ein Höhenrücken, dessen Übergreifen mit dem Aufbau
eines Bodenhochdruckgebietes über Süddeutschland verbunden ist
So lassen die Schauer von Südwesten her nach und es setzt sich mehr und mehr
Absinken und die Sonne durch. Vor allem nach Nordosten hin ist zunächst
lebhafter Westwind unterwegs, nach Südwesten zu ist es meist schwachwindig.

Der Montag und Dienstag wandert der Höhenrücken wohl nur langsam über uns nach
Osten und bestimmt das Wetter in Mitteleuropa. Das Bodenhoch verzieht sich
Richtung Schwarzes Meer und Ukraine. Zwischen dem Hoch und einem Sturmtief
westlich der Britischen Inseln kommt eine südliche Strömung in Gang, mit der
deutlich wärmere und trockene Luft zu uns gesteuert wird. Da die Höhenströmung
durch den nahen Rücken antizyklonal konturiert ist, sollte Absinken und somit
freundliches Wetter überwiegen. Höchstens im Norden und Nordwesten sollte sich
leichter Hebungseinfluss bemerkbar machen mit mehr Wolken und eventuell ein paar
Tropfen Regen.

Am Mittwoch zieht sich der Höhenrücken etwas nach Osten zurück und im
Bodendruckfeld kann sich eine Rinne nach Deutschland hinein vorarbeiten.
Inwieweit deren Hebung in der relativ trockenen Luft Auswirkungen zeigt, bleibt
abzuwarten. Es wird eventuell wolkiger mit leichter Schauer- und
Gewitterneigung. Das Temperaturniveau bleibt hoch, da kein Luftmassenwechsel
erfolgt.

In der erweiterten Mittelfrist steht dann zunächst die Passage eines schwachen
Höhenstroges an, bevor sich in der Folge wieder eine Hochdruckbrücke über
Mitteleuropa aufbauen kann.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des europäischen Modells ist gut, sodass von dieser Warte aus die
Entwicklung als einigermaßen sicher bezeichnet werden kann. Unterschiede
beschränken sich auf Details.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Das sieht im Modellvergleich schon anders aus. Das kühle Aprilwetter am Samstag
und den zunehmenden Hochdruckeinfluss am Sonntag sehen die Modelle noch in
halbwegs trauter Einigkeit. Das GFS beginnt aber schon auszuscheren und lässt
zunächst den Keil weit nach Norden ausgreifen, woraus sich dann nach
Wochenwechsel ein blockierendes Hoch über Skandinavien bilden soll. An dessen
Südflanke zeigt GFS (im Gegensatz zu den sehr milden ICON und IFS Lösungen) eine
kalte östliche Strömung, die aber auch stark antizyklonal geprägt ist.
ICON zeigt zwar einen ähnlichen Wetterablauf bei uns (warm und antizyklonal) wie
das IFS, die Konfiguration der Höhenströmung sieht aber vor allem in der
nächsten Woche anders aus. Das Ganze wirkt natürlich nicht gerade
vertrauenerweckend und lässt die Entwicklung dann als doch etwas unsicher
erscheinen.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahnen diverser deutscher Städte stützen die Aussagen des
operationellen Laufs. Bei enggebündeltem Verlauf steigen die Temperaturen in 850
hPa und das Geopotential in 500 hPa mittelfristig zunächst stark an um zum Ende
wieder etwas abzufallen, bei dann aber zunehmendem Spread. Anfangs und dann
wieder ab Mittwoch tauchen Niederschlagssignale auf, die zum Ende aber eher
spärlich sind und nicht gerade sehr überzeugend wirken. Sprich: Es gibt dann
auch etliche trockene Ensemblelösungen.

Die 3 Cluster im ersten Zeitschritt am Wochenende unterscheiden sich nicht viel
bei uns. Bis +168h werden dann 4 Cluster gebildet, mit dem Hauptlauf in Cluster
1 (17 Member). Cluster 2 (auch 17 Member) ähnelt etwas der ICON Lösung, während
die GFS Variante nicht abgebildet wird. Obwohl in verschiedene
Großwetterlagenmuster einsortiert, zeigen alle Cluster stark antizyklonale und
sehr milde Lösungen. Aus dieser Sicht scheint dann doch wieder alles klar.

In der erweiterten Mittelfrist werden 5 Cluster gebildet. Die meisten Lösungen
zeigen zunächst die Passage eines schwachen Troges, dann wieder verstärkt
Hochdruckeinfluss.

Die Mehrheit der Ensembles des GFS simulieren übrigens auch deutlich milder als
der Hauptlauf, was diesen Richtung Außenseiterlösung rückt.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Wochenende spielt der Wind zunächst eine größere Rolle mit verbreiteten
Windböen, teils auch stürmischen Böen am Samstag, die sich am Sonntag in den
Nordosten und Norden zurückziehen. Im Bergland treten Sturmböen vermehr auf.
Dazu gibt es wiederholt Schauer und kurze Gewitter, teils mit Graupel und
Sturmböen. Im höheren Bergland oberhalb 600 bis 800m kann es auch nochmal weiß
werden, markante Schneefälle sind in Staulagen nicht ausgeschlossen, aber auch
dort unwahrscheinlich.
Nächste Woche gibt es kein signifikantes Wetter.

EFI hat am Samstag signifikante Windsignale parat, die allerdings tagsüber
keinesfalls in Richtung Sturmlage mehr gehen. Die gegenüber dem Modellklima
zunächst unterkühlten Verhältnisse, weichen ab Montag überdurchschnittlichen
Temperaturen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
IFS (EPS), Mos Mix
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner