DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

02-04-2022 08:01
SXEU31 DWAV 020800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 02.04.2022 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Nz
Zunächst von der Mitte bis in den Süden winterlich mit Schneefällen bis in tiefe
Lagen und nächtlicher Glätte. Am Sonntag vorübergehend Wetterberuhigung. Am
Montag Regen, Sturm und milder, im Bergland aber nochmals Schnee.

Synoptische Entwicklung bis Montag 24 UTC
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Samstag... befindet sich über dem zentralen Mittelmeer ein Höhentief, das mit
weiteren Troganteilen in einem konkaven Bogen über Frankreich und den Britischen
Inseln mit einem Langwellentrog über Skandinavien verbunden ist. Das Höhentief
unterstützt Bodentief LOTTE I, wobei das Höhendrehzentrum achsensenkrecht über
dem Bodentiefzentrum liegt und LOTTE I damit ihren Entwicklungshöhepunkt
überschritten hat. Die Ausläufer von LOTTE I liegen zwar südlich des
Alpenhauptkamms, dennoch werden um das Höhentief herum Hebungsimpulse nach
Deutschland gebracht, die sich vornehmlich aus WLA und den Gegenstrom speisen.
Im Laufe des Tages ziehen sich die Hebungsimpulse zu den Alpen zurück, während
gleichzeitig über Norddeutschland vorübergehend ein kleines Höhenhoch
ersichtlich wird.
Damit verlagern sich die Schneefälle immer mehr in den Süden, in der Mitte
bleibt es wie im Norden schon vorher ab dem Mittag vielerorts trocken. Eventuell
dauern die Schneefälle in der Mitte aber etwas länger an, als die Modelle es
vorhersagen, weil sich diese Systematik bereits vergangene Nacht über Thüringen
offenbarte. Am Nachmittag jedenfalls fällt mindestens etwa südlich einer Linie
Pfalz - Nürnberg - Bayerischer Wald auf jeden Fall noch Schnee. Ein paar wenige
Flocken sind auch noch ganz im Westen möglich, vor allem bei orografischer
Unterstützung.
Damit kommen in der Mitte höchstens noch wenige Zentimeter zusammen, zumal die
Temperatur bald schon in den positiven Bereich steigt, der Schnee also nicht
mehr akkumuliert, sondern eher schon wieder taut. Im Süden hingegen gibt es
gebietsweise, allerdings nicht überall Dauerfrost, sodass zum bereits gefallenen
Schnee zum Teil nochmals 1 bis 5, an den Alpen lokal 10 cm Neuschnee bis zum
Abend hinzukommen.
Im Norden hingegen zeigt sich die Sonne im Tagesverlauf häufiger, weil sich
neben dem kleinen Höhenhoch ein Keil des Hochs QUINCY mit Zentrum knapp westlich
der Britischen Inseln hereinschiebt. Nur an den Küsten könnten seltenerweise mal
Schneeschauer durchziehen, bei Temperaturen im höheren einstelligen Bereich
bleibt dieser jedoch kaum liegen. In der Mitte sind Auflockerungen hingegen
selten, da die Luftmasse noch zu feucht ist.
Der Wind weht schwach bis mäßig aus Nord bis Nordost, im Osten und im zentralen
Bergland treten starke Böen um 55 km/h (Bft 7), auf dem Brocken stürmische Böen
um 70 km/h (Bft 8) auf. Ebenso kommt es auf den höchsten Alpengipfeln zu
stürmische Böen oder Sturmböen bis 85 km/h (Bft 8 bis 9).
Die Temperaturen erreichen im Süden -2 bis 3 Grad, in der Mitte 0 bis 5 Grad und
im Norden 3 bis 8 Grad.

In der Nacht zum Sonntag nimmt die WLA im Süden weiter ab, sodass die
Schneefälle sich immer weiter zu den Alpen zurückziehen. Etwa südlich einer
Linie Nord-Schwarzwald - Schwäbische Alb - Passau fallen noch einmal 1 bis 5, an
den Alpen bis zu 10 cm in 12 Stunden bis zum Morgen.
In der Mitte lockern die Wolken durch den von Norden sich nähernden Keil
gebietsweise auf, im Norden ist es meist nur gering bewölkt oder klar. Dadurch
ist in der eingeflossenen Luft polaren Ursprungs mit T850 hPa von -6 bis -10
Grad verbreitet Nachtfrost zu erwarten. Die Tiefsttemperaturen in 2 m liegen
entsprechend zwischen -1 und -5 Grad unter dichten Wolken im Süden, sonst
zwischen -3 und -9 Grad, über Schnee lokal unter -10 Grad. Frostfrei bleibt es
hingegen an einigen Küstenstationen. In der Mitte und im Süden besteht Gefahr
durch Glätte durch Überfrieren von Schmelzwasser.
Darüber hinaus nimmt an der Nordsee in der zweiten Nachthälfte die Bewölkung
bereits wieder zu. Diese Zunahme steht im Zusammenhang mit der Annäherung einer
Warmfront eines neuen kleinen Tiefs, das südöstlich im Lee des Skandinavischen
Gebirges entsteht. Ausgangspunkt dafür ist ein Randtrog, der aus der Verbindung
über Frankreich zum Höhentief über dem zentralen Mittelmeer quasi als
"Resterampe" resultiert und sich ein wenig nach Süden hin in Bewegung setzt. Zum
Morgen hin sind an der See wenige Tropfen oder Flocken nicht ausgeschlossen,
eventuell reicht das auch für kurzzeitige Glätte. Schneeakkumulationen sollte es
den Modellen zufolge jedoch nicht geben.
Der Wind weht nur schwach bis mäßig um Nord, zum Morgen hin dreht er im
Nordwesten bereits auf West bis Nordwest.

Sonntag... verlagert sich der Randtrog nach Deutschland, seine Achse erreicht
abends etwa die Mitte des Landes. Das zugehörige Bodentief zieht nach
Südschweden weiter, wird in den Karten aber nur sehr schwach abgebildet. Die
Warmfront des Tiefs dringt allerdings von Nordwesten bis zum Abend bis zu einer
Linie Niederrhein - Harz - Uckermark vor und sorgt für eine Bewölkungszunahme
sowie für leichte schauerartige Niederschläge, die vor allem anfangs auch in der
festen Phase fallen. Bei höheren einstelligen Höchsttemperaturen besteht dabei
keinerlei Glättegefahr.
In der Mitte und im Süden überwiegt vor dem Randtrog der Einfluss des Keils von
Hoch QUINCY. Dort scheint deshalb zeitweise die Sonne und es bleibt trocken.
Einzig an den Alpen werden weiterhin leichte Schneefälle simuliert, die durch
Stau der feuchten Luftmassen zustande kommen. Aber auch dort sind keine größeren
Schneeakkumulationen mehr zu erwarten, vielleicht gibt es hier und da und dann
insbesondere in höheren Lagen noch den einen oder anderen Zentimeter.
Der Wind dreht meist auf Nordwest und weht schwach bis mäßig, im Nordosten durch
die leichte Gradientzunahme im Zusammenhang mit dem schwachen Tief in Böen lokal
mal stark, an der See vereinzelt stürmisch.
Die Temperaturen steigen auf 0 bis 7 Grad in der Südhälfte, sonst auf 2 bis 9
Grad. Im Gebirge ist vereinzelt Dauerfrost möglich.

In der Nacht zum Montag schwenkt der Randtrog über Südostdeutschland nach
Südosten durch und verlässt das deutsche Territorium zum Morgen hin bereits. Die
Warmfront des schwachen Tiefs über Südschweden löst sich über dem Nordrand der
Mittelgebirge mangels Unterstützung auf, nur hier und da fallen noch letzte
Flocken. Diese taugen jedoch kaum für Neuschnee, höchstens im höheren Sauerland
oder Harz gibt es mal ein oder zwei Zentimeter. Ansonsten dürften - wenn
überhaupt - Glättewarnungen völlig ausreichen.
Dass Glättewarnungen überhaupt notwendig werden könnten, liegt am erneuten
Frost, den es von der Mitte bis in den Süden bei meist größeren Auflockerungen
durch den Hochkeil gibt. Dabei sinken die Temperaturen in der Mitte auf 0 bis
-7, im Süden auf -4 bis -10 Grad. Im Norden bleibt es unter den meist dichteren
Wolken bei 5 bis 1 Grad hingegen überwiegendfrostfrei.
Für Wolkennachschub sorgt dort allerdings auch ein weiteres Frontensystem eines
neuen Tiefs, das morgens die nördliche Nordsee erreicht. Dieses Tiefs zieht von
Island heran und interagiert mit einem weiteren Randtrog, der um den
Langwellentrog vom Nordmeer östlich an Island vorbei nach Süden abläuft. In der
zweiten Nachthälfte fällt an den Küsten daher wieder Regen, die feste Phase ist
nicht mehr zu sehen. Bei den Temperaturen ist Glätte kein Thema.
Im Zuge dessen frischt der Wind an den Küsten unter Gradientzunahme weiter auf.
So werden verbreitet stürmische Böen oder Sturmböen zwischen 70 und 80 km /h
(Bft 7 bis 8) simuliert. Auch auf dem Brocken und dem Fichtelberg gibt es
stürmische Böen oder Sturmböen. Ansonsten weht der Wind im Norden mäßig, im
Süden meist nur schwach, meist aus Südwest.

Montag... zieht der neue Randtrog in die Nordsee weiter und führt das Tief von
der nördlichen Nordsee nach Südschweden. Die Warmfront dringt deshalb bis in die
Mitte des Landes mit zeitweiligen Niederschlägen vor, abends erreicht sie etwa
eine Linie Pfalz - Unterfranken - Erzgebirge - Lausitz. Dabei fällt anfangs zum
Teil bis in tiefe Lage kurzzeitig noch Schnee, etwas länger ist die Schneephase
in höheren Lagen präsent. So ist im höheren Bergland 1 bis 5 cm Neuschnee
möglich, im Harz werden von einigen Modellen bis zu 10 cm angezeigt.
Darüber hinaus frischt der Wind mit dem weiter zunehmenden Gradienten weiter
auf. Von der Mitte bis in den Norden ist deshalb mit stürmischen Böen Bft 8 zu
rechnen, lokal sind Sturmböen Bft 9 nicht völlig ausgeschlossen. An der Küste
und im Bergland sind Sturmböen oder schwere Sturmböen (Bft 9 bis 10) zu
erwarten, auf dem Brocken Orkanböen (Bft 12).
Im Süden ist der Wind präfrontal schwächer, dort gibt es höchstens vereinzelt
starke Böen (Bft 7). Dafür bleibt es dort aber auch noch trocken.
Die Temperaturen steigen auf 1 Grad in Bayern bis 10 Grad im Emsland. Frost
tritt nur noch in höheren Lagen auf.

In der Nacht zum Dienstag stößt der Randtrog zum Baltikum vor und zieht das
Bodentief mit dorthin. Die Warmfront des Tiefs wird dadurch bis in den Süden
Deutschlands geschoben, womit die Niederschläge sich bis dorthin ausbreiten.
Weiterhin kann mit Beginn des Niederschlags bis in tiefe Lagen kurzzeitig noch
die feste Phase dabei sein, Neuschnee bleibt jedoch den höheren Lagen
vorbehalten. So werden vom Thüringer Wald bis zum Bayerischen Wald und im
Erzgebirge 1 bis 10 cm prognostiziert, im Schwarzwald 1 bis 5 cm. An den Alpen
beginnt der Niederschlag erst zum Morgen hin.
Das Wind-/Sturmfeld breitet sich mit der Warmfront ebenfalls bis in den Süden
aus. So kommt es zu stürmischen Böen, lokal sind Sturmböen weiterhin nicht
ausgeschlossen. Im Bergland gibt es von Sturmböen bis exponiert Orkanböen die
volle Palette. Im Norden schwächt sich der Wind in der zweiten Nachthälfte ab,
an der See muss aber weiter mit stürmischen Böen gerechnet werden.
Die Temperaturen sinken auf 7 bis 1 Grad, im Bergland auf 1 bis -5 Grad.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren recht ähnlich. Da es in der vergangenen Nacht aber
gebietsweise länger als gedacht anhaltende Schneefälle gab, könnten die Modelle
auch tagsüber falsch liegen. Deshalb soll das Verhalten der Niederschläge
hinsichtlich Glättewarnungen in der kommenden Nacht noch beobachtet werden. Für
den Nachmittag ist dann die Ausgabe der Warnungen geplant.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Simon Trippler