DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

27-03-2022 10:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 27.03.2022 um 10.30 UTC



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Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 03.04.2022


Am Mittwoch, zum Beginn des Mittelfristzeitraumes, ist von dem altbekannten Hoch
Peter nichts mehr übrig geblieben, stattdessen müssen wir uns nach Wochen des
Hochdruckeinflusses in der Mittelfrist auf zyklonales und von Polarluft
geprägtes Wetter einstellen. Damit geht auch die extreme Trockenheit im Süden
und in der Mitte zu Ende, im Norden fallen die Niederschläge auch in der
Mittelfrist gering aus.

Am Mittwoch zeigt IFS einen umfangreichen und mit Kaltluft gefüllten Trog über
dem Norden und Nordosten Europas, vom dem zwei Tröge nach Süden ausgehen, einer
zur Iberischen Halbinsel, ein weiterer in Richtung der Levante. Unser Land liegt
dabei in einer nicht allzu starken westsüdwestlichen Höhenströmung. Dabei werden
Hebungsprozesse generiert, zum Einen von einem sehr flachen Trog, der über
Deutschland ostwärts wandert, zum Anderen von einem Kurzwellentrog, der im
Bereich der Britischen Inseln südwärts zieht. Über Deutschland bestehen
erheblichen Luftmassenunterschiede die sich in einem Temperaturgefälle in 850
hPa zwischen +6°C an den Alpen und -7°C über Schleswig-Holstein manifestieren.
Über der Mitte und dem Süden des Landes liegen Frontensysteme, die dort Regen
bringen, auch im Norden herrscht viel Bewölkung vor. Über den Süden zieht auch
ein kleines Tief hinweg ostwärts. In der Nacht zum Donnerstag zieht sich der
Regen an die Alpen zurück.

Am Donnerstag schwenkt der oben erwähnte Kurzwellentrog von Südengland nach
Frankreich, der Iberische Trog wandert ostwärts. Damit fällt über weiten Teilen
Mittel- und Südeuropas der Druck und es stellt sich eine zunehmend
übersichtliche Bodendruckkonstellation ein: Einem Tief über Italien steht ein
Hoch im Bereich Island gegenüber. Mit mäßigem nordöstlichem Wind gewinnt die
Kaltluft an Raum Richtung Süden. Hebungsprozesse werden vor allem von Süden her
generiert, so dass es südlich der Donau längere Zeit regnet, Schnee fällt nur in
Hochlagen. Nach Norden hin ist es meist trocken, die Wolken lockern am ehesten
ganz im Norden mal auf.

Am Freitag tropft der Trog über Frankreich ab und das resultierende Höhentief
zieht in der Nacht zum Samstag in den Golf von Genua. In der Folge stellt sich
die Geopotentialverteilung recht übersichtlich dar. Einem umfanreichen und weit
südwärts ausgreifendem Langwellentrog vom Skandinavien über Mitteleuropa bis
Nordafrika stehen weit entfernte Rücken über dem Atlantik und Russland
gegenüber. Weiterhin dominiert tiefer Luftdruck Norditalien, zwischen diesem und
dem Hoch nahe Irlands weht weiter mäßiger Nordostwind. Dieser lässt die Kaltluft
weiter vorankommen, so dass bis Samstagfrüh in 850 hPa die Temperatur auch an
den Alpen auf -4°C zurückgeht, über dem Norden liegt sie dann bei -8°C.
Niederschläge gibt es vor allem südlich des Mains und in höheren Lagen als
Schnee.

Am Samstag verbleiben wir im Bereich des Langwellentroges. Da das Bodentief
nordostwärts zieht und in der Nacht zum Sonntag die Ukraine erreicht, dreht der
Wind immer weiter Richtung Nord. Bis Sonntagfrüh erreicht in 850 hPa die -8°C
Isotherme dann auch die Alpen, über dem Osten werden teils -10°C erreicht. Die
Niederschläge konzentrieren sich auf die Südhälfte, sind schauerartig und nur
noch wenig ergiebig und fallen dann nur noch als Schnee. Im Norden gibt es
Auflockerungen.

Am Sonntag bleibt der Höhentrog dominant. Dieser erstreckt sich bananenartig von
Skandinavien über Mitteleuropa westwärts gebogen bis über die Iberische
Halbinsel hinweg in die Region Madeira. Dagegen gibt es nordwestlich Irlands ein
kräftiges Höhenhoch. Von dem dort ausgehenden Bodenhoch bildet sich ein Keil
nach Mitteleuropa, so dass der Wind nachlässt und im Norden auf West dreht. Es
dominiert weiterhin die kalte Luftmasse, die Niederschläge lassen aber nach und
die Wolken lockern auf. Dies dürfte in der Nacht zum Montag recht verbreitet
mäßigen Nachtfrost zur Folge haben.

In der erweiterten Mittelfrist zieht sich das Hoch allmählich nach Weste zurück.
Ein sich über Südskandinavien entwickelndes Tief bringt ab Dienstag von
Nordwesten Milderung, Regen und Sturm.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des aktuellen IFS-Laufs mit seinen beiden Vorgängern ist hoch,
wenn man sich auf die großräumige Entwicklung beschränkt. Zum Sonntag hat sich
die Lage der Frontalzone (also am Südrand der Banane) in den jüngeren Läufen
immer weiter nach Süden verschoben, so dass sich die Kaltluft bis zu den Alpen
durchgesetzt hat und die Niederschläge weiter nach Süden verschoben haben. In
den älteren Läufen hat es auch zu Wochenbeginn im Süden noch Niederschläge
gegeben, bevor dann von Nordwesten die Front übergreift.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die vorliegenden Globalmodelle simulieren die großskalige Entwicklung bis
nächsten Samstag einheitlich. Am Sonntag zeigen GFS und GEM den Trog schon etwas
weiter im Süden, so dass sich bei uns schon eine nördliche Strömung einstellt,
mit der wieder etwas mildere und feuchte Atlantikluft nach Deutschland geführt
wird, so dass auch erster Regen einsetzt. Die Front des Sturmtiefs (bei GFS sehr
stark und etwas östlicher, bei GEM schwach und sehr weit im Osten) soll bei GFS
und GEM etwas früher, nämlich schon am Montag, übergreifen als bei IFS.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen





Die Rauchfahnen des IFS verlaufen sowohl bei Geopotential als auch bei der
Temperatur sehr scharf gebündelt. Es zeigt sich aber, dass es vor allem in der
Mitte (Beispiel Erfurt) und im Süden (Beispiel Augsburg) durchaus noch
Unsicherheiten gibt, wann genau sich die Kaltluft durchsetzen soll. Am Sonntag
ist es dann überall kalt (ca. -9°C) und es gibt ein Niederschlagsminimum. In der
neuen Woche soll dann übereinstimmend in allen Regionen die Temperatur wieder
steigen, wobei die Unsicherheit etwas zunimmt. Im Norden (Beispiel Hamburg)
tauchen dann auch starke Niederschagssignale auf, während zuvor nicht mit viel
Regen zu rechnen ist. Die Mitte bekommt ihren Regen dagegen vor allem in der
Mitte der kommenden Woche, der Süden von Mittwoch bis Freitag.

Im Vergleich dazu zeigen die GFS-Rauchfahnen wenige Mitglieder, die die
Abkühlung nicht oder nur stark verzögert mitmachen, und zwar in allen Regionen.
Zudem soll bei GFS bei der Mehrheit der Mitglieder schon wieder leichte
Erwärmung einsetzen. Die Niederschläge verteilen sich ähnlich wie beim IFS,
allerdings wird im Norden gegen Ende (am Montag und Dienstag) weniger simuliert
als beim IFS.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


EFI:
Der EFI zeigt am Mittwoch ein Signal für ergiebigen Niederschlag auf einem
Streifen in der Mitte Deutschlands.

Regen/Schnee:
In dieser Region tauchen auch kleinräumig minimale Signale für Dauerregen bei
Cosmo-LEPS auf. Nachfolgend sind vor allem bei Cosmo-LEPS und ICON-LEPS schwache
Signale im Süden zu finden. Alles in allem sieht es aber nicht nach einer
Dauerregenlage aus. Auch leichte Signale für Schneefall sind immer wieder zu
finden, allerdings nicht im signifikanten Bereich. Es sollte aber in Betracht
gezogen werden, dass an der "kalten" Seite der Front in den Nachtstunden
durchaus mal recht schnell 10 cm Schnee bis in tiefe Lagen fallen könnten.

Sturm:
Am Donnerstag und Freitag sind bei Cosmo-LEPS an nordostexponierten Abschnitten
der Küste Signale für Sturmböen zu finden.

Am Freitag könnte auch zunehmend das höhere Bergland betroffen sein, auch nach
IFS-EPS.

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Basis für Mittelfristvorhersage
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Peter Hartmann