DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

25-03-2022 09:01
SXEU31 DWAV 250800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 25.03.2022 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: HB (nicht die Zigarette, sondern Hoch Britische Inseln)

Fortdauer der trockenen und sonnenscheinreichen Witterung mit Schwachstellen
insbesondere im Norden und Osten.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 24 UTC
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Freitag... befindet sich über weiten Teilen Mittel- und Westeuropas ein breiter
Höhenrücken, dessen Zentrum heute Mittag mit etwas über 572 gpdam über dem
Norden UKs zu finden ist. Entsprechend dieser Konstellation verläuft die
Frontalzone sehr weit im Norden Europas, von wo aus sie nun aber versucht, etwas
nach Süden voranzukommen. Das wird ihr im Tagesverlauf über Skandinavien auch
gelingen, indem sich ein zunächst flacher Randtrog zwischen Jan Mayen und
Spitzbergen auf seinem Weg nach Finnland zunehmend amplifiziert.
Korrespondierend dazu macht sich ein Bodentief (HELMKA) auf den gleichen Weg,
wobei genau genommen am Okklusionspunkt ein Teiltief entsteht, das den
vorherigen Kern ersetzt. Wie auch immer, auch wenn das Tief ziemlich weit weg
seine Kreise zieht, wird es doch am morgigen Samstag peripher Teile unseres
Landes beeinflussen.

Bis es allerdings so weit ist, gilt es einzig und allein PETER zu huldigen, das
wetterbestimmende Hoch, dessen Schwerpunkt mit etwas über 1030 hPa über
UK/Irland und der Nordsee positioniert ist. Davon ausgehend erstreckt sich ein
langgezogener Keil bis nach Südosteuropa, dessen Divergenzachse heute Mittag
etwa vom Emsland bis zum Erzgebirge verläuft. Gemeinsam mit vor allem im Süden
labil geschichteter, andererseits aber sehr trockener Luft (Taupunkte meist
negativ, PPW unter 10 mm) sorgt PETER auch heute wieder für einen verbreitet
sonnigen und trockenen Märztag. Zwar quälen sich insbesondere über dem Bergland
im Tagesverlauf ein paar Quellungen in die Höhe, für einen Schauer dürfte der
Wasserdampfgehalt aber kaum reichen. Wenn überhaupt, dann klappt das nur über
dem Südschwarzwald sowie am Alpenrand, nach IFS auch über dem Bayerischen Wald.
Einige lockere Wolken dürfte es auch nördlich der Divergenzachse geben, wo die
Grundschicht von der Nordsee her etwas angefeuchtet wurde bzw. wird (siehe
morgendliche Nebelfelder im Nordwesten, zudem teils positive Taupunkte).
Gleichwohl wird auch in diesen Regionen die Sonnenscheindauer einen weiteren
Beitrag in Richtung Märzrekord beisteuern können. Die Temperatur erreicht direkt
an der See (mit auflandiger Windkomponente) bzw. auf den Inseln 9 bis 14°C, im
Norden und Osten 14 bis 18°C und im großen Rest 15 bis 21°C.

In der Nacht zum Samstag tut sich zumindest bei uns sowie in der unmittelbaren
Nachbarschaft nicht allzu viel an der Wetterlage. Am ehesten zu erwähnen ist
noch die Kaltfront des Tiefs HELMKA, die sich langsam von Südskandinavien und
der Ostsee heranschleicht. Markiert wird die Front weniger durch "wildes" Wetter
als vielmehr durch ein Band tiefer Bewölkung, die in den frühen Morgenstunden
den Norden SHs und MVs erreicht. Bedingt durch eine leichte Gradientzunahme
(leichte Verstärkung des Bodenkeils vs. Druckfall über der Ostsee) frischt der
West-Nordwestwind über und an der Ostsee etwas auf, ohne dabei aber
Warnschwellen zu reißen (die möglichen 7er-Böen am Kap Arkona auf Rügen werden
hier mal geflissentlich in den Skat gedrückt). Ansonsten gilt es noch zu
konstatieren, dass die Divergenzachse des Hochs geringfügig nach Süden rutscht,
wodurch etwas Grundschichtfeuchtigkeit nun auch die mittleren Landesteile
erreicht. Folgerichtig kann sich im Norden (eher im Nordwesten, im Nordosten
spricht der auflebende Wind dagegen) und in der Mitte (dort vor allem in
Flusstälern) das eine oder andere Nebelfeld bilden, wobei die Sichtweite z.T.
unter die 150m-Marke zurückgeht. Eine überregionale Nebellage ist allerdings
nicht zu erwarten.
Ohnehin muss festgehalten werden, dass die Nacht in den meisten Gebieten klar
verläuft, wobei die Temperatur vornehmlich in den Senken und Mulden bzw.
typischen Kältelöchern der Mitte und des Südens in den leichten Frostbereich
zurückgeht. Da die Inversion quasi am Boden aufliegt (Absink- und
Strahlungsinversion sind sozusagen identisch), kann es schon wenige Meter höher
deutlich milder sein als weiter unten (Beispiel von heute früh 06 UTC:
Michelstadt im Odenwald auf 453 m +6,6°C, auf 240 m -0,1°C). Zuletzt sei noch
der auffrischende Ostwind im Hochschwarzwald erwähnt, der auf dem
Feldbergplateau durchaus Böen 7-8 Bft zustande bringen kann, was dort aber
niemanden aus dem Sattel haut.

Samstag... verstärkt sich der gute PETER über UK auf über 1035 hPa, was die
Kaltfront des nach Nordwestrussland ziehenden Tiefs nicht daran hindert, von der
Ostsee her auf den äußersten Norden und Nordosten überzugreifen. Sehr weit wird
die Front aber nicht kommen, da sie über der Nordsee bereits wieder rückläufig
wird bzw. in die Warmfront eines neuen Tiefs übergeht, das die Dänemarkstraße
ostwärts passiert. Trotz der eingeschränkten Progression, das zugehörige
Wolkenband wird weiter südwestwärts vorankommen und am Nachmittag etwa von der
Deutschen Bucht bis hinüber nach BB bzw. in östliche Sachsen reichen. IFS und
auch SuperHD sind gar so verwegen, dass sie im Nordosten etwas Nieselregen
simulieren, was aber fraglich ist. Zwar steigt die Inversion auf 900 bis 850 hPa
an, so dass die Grundschicht gestreckt wird. Ob Feuchteakkumulation und Hebung
aber wirklich ausreichen, um den simulierten Niederschlag zu generieren, muss
abgewartet werden. Fakt ist, dass das Wolkenband ein zähes Gemüt besitzt,
sprich, es bilden sich zwar einige tagesgangbedingte Lücken, gebietsweise bleibt
es aber auch dicht. Immerhin, zum Nachmittag besteht die realistische Chance,
dass es ganz im Nordosten an der rückseitigen Kante der Bewölkung von Dänemark
und der Ostsee her wieder aufreißt. Außerdem lässt der Nordwestwind im Nordosten
im Zuge allgemeinen Druckanstiegs kontinuierlich nach.

Im großen Rest des Landes behält PETER sowie sein nach Südosten gerichteter Keil
den Hut auf, was einen weiteren trockenen Sonnentag bis zum Anschlag zur Folge
hat. Zwar können sich über dem Bergland erneut ein paar Quellungen bilden, die
auch mal etwas höher hinausgehen. Insgesamt ändert sich der Wasserdampfgehalt
aber nur wenig gegenüber heute. Tendenziell nimmt es sogar etwas ab, so dass die
Schauerneigung gering bleibt (am ehesten geht inneralpin ein wenig). Im
Hochschwarzwald bleibt die ost-nordöstliche Bisenströmung einigermaßen flott
unterwegs mit Böen 7-8 Bft. Die Temperatur erreicht im Norden und Nordosten
unter den Wolken 9 bis 14°C, ansonsten werden wieder 14 bis 19°C, im Süden und
Südwesten lokal bis zu 21°C aufgerufen.

In der Nacht zum Sonntag ändert sich wenig an der Großwetterlage. Das Hoch
respektive der kräftige Keil bleiben für uns das Maß der Dinge. Auf der anderen
Seite gibt auch das frontale Wolkenband nicht auf, auch wenn die eigentliche
Front nicht weiter nach Südwesten vorankommt (es ist eher eine leichte
Ostverlagerung als Warmfront erkennbar). Die tiefen Wolken kommen etwa bis zu
einer Linie Kölner Bucht-Vogtland, vielleicht noch bis nach Oberfranken voran.
Rückseitig lockert es zwar kurzzeitig auf, bevor sich Nebel- oder
Hochnebelfelder bilden. Südlich der Wolkenvorderkante tritt Nebel nur lokal in
Flussnähe auf, meist verläuft die Nacht aber unter klaren Bedingungen (vor allem
im Süden und Südwesten, wo auch die Frostgefahr am größten ist).

Sonntag... verbringen wir nach wie vor unter dem Höhenrücken, der sich vom nahen
Atlantik bis hinunter zum zentralen Mittelmeerraum erstreckt. Auch das Bodenhoch
sowie der zugehörige Keil ändern ihre Position kaum, zeigen tendenziell aber
leichte Abschwächungstendenzen. Inzwischen hat das o.e. Tief das Europäische
Nordmeer östlich von Island erreicht, von wo aus es die Haltenbank ansteuert.
Die zugehörige Warmfront schwenkt langsam ostwärts, so dass der gesamte
Vorhersageraum frontenfrei wird. Somit wird einmal mehr die Divergenzachse die
Hauptrolle bei der Verteilung der Bewölkung übernehmen. Sie verläuft etwa von
den Niederlanden über die Mitte des Landes bis nach Oberfranken. Südlich davon
bleibt bei (im Schwarzwald nachlassender) östlicher Strömung alles beim Alten,
heißt "Sonne satt", kaum Quellungen.

Etwas differenzierter sieht es nördlich der Achse aus, wo es insgesamt etwas
feuchter ist. Allerdings besteht die berechtigte Chance, dass die Grundschicht
im Tagesverlauf etwas gestaucht wird und damit die Wolken mehr und mehr
auflockern bzw. sich sogar ganz auflösen. Überall wird es allerdings nicht
klappen mit dem Auflösen, vor allem im Osten und in der östlichen Mitte entpuppt
sich das tiefe Gewölk als widerborstiges Element. Und auch von der Nordsee
simulieren einige Modelle etwas landeinwärts vorstoßende SC/ST-Bewölkung.
Obwohl die 850-hPa-Temperatur etwas zulegt (5 bis 9°C nach 1 bis 7°C am Tag
zuvor), ändert sich an den Höchstwerten nicht allzu viel. Okay, im Süden werden
etwas häufiger 20°C erreicht und punktuell reicht es vielleicht auch mal für
22°C. Dem gegenüber stehen 12 bis 17°C im Norden und Osten, direkt an der See
(Stichworte "auflandiger Wind" und "kalte Meeresoberfläche") etwas weniger.

In der Nacht zum Montag schwächen sich Rücken und Hochdruckzone weiter ab, was
zunächst aber noch nichts an der antizyklonalen Gesamtausrichtung ändert. Der
Norden bleibt anfällig für tiefe Bewölkung oder auch Hochnebel, zur Mitte und
nach Süden bilden sich Nebelfelder. Leichten Frost gibt es stellenweise im
Süden, vereinzelt auch in einigen Mittelgebirgssenken/-mulden.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die Basisfelder werden bis einschließlich Sonntag weitgehend kongruent
simuliert. Leicht unterschiedliche Einschätzungen liegen hinsichtlich der nur
schwachen Niederschlagsneigung sowie bei der Parametrisierung der tiefen
Bewölkung vor. Beides ist nicht von Warnrelevanz.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann