DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

24-03-2022 18:01
SXEU31 DWAV 241800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 24.03.2022 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Zunächst überwiegend sonnig, nachts frisch, tagsüber mild. Am Wochenende im
Norden und Osten mehr Wolken und etwas kühler. Keine signifikanten
Wettergefahren.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 12 UTC
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Aktuell ... befindet sich Deutschland nach wie vor im Einflussbereich hohen
Geopotenzials, das sich in weitem Bogen von West- über Mitteleuropa bis in den
zentralen Mittelmeerraum erstreckt und flankiert wird von der weit im Norden
über Island, dem Nordmeer, Nord- und Mittelnorwegen bis zum Ural verlaufenden
Frontalzone sowie von Höhentiefs über Südosteuropa (Dipol Ukraine-östliches
Schwarzes Meer) und über Marokko. Im Laufe der Nacht kann sich die Frontalzone
über Skandinavien, dem Baltikum und der Ostsee ein wenig nach Süden bzw.
Südwesten vorarbeiten, was auch über dem Vorhersagegebiet mit allmählichem
Geopotenzialverlust einhergeht. Dabei schwenkt ein flacher, nur in hoher
Auflösung erkennbarer Höhentrog ohne große Wetterwirksamkeit über
Norddeutschland hinweg südwärts und erreicht Freitagfrüh bereits die mittleren
Landesteile. Rückseitig kann sich aufgrund kräftiger WLA ein von der mittleren
Nordsee über Dänemark nach Südschweden gerichteter Höhenkeil etwas verstärken
und kommt geringfügig nach Süden voran.
Im Bodenfeld überdeckt ein umfangreiches Hochdruckgebiet nach wie vor weite
Teile West- und Mitteleuropas. Der Schwerpunkt dieser Hochdruckzone befindet
sich weiterhin in etwa über den Britischen Inseln und der westlichen bzw.
südlichen Nordsee, wobei sich das Hoch dort noch ein wenig verstärkt und an
dessen Nordostflanke mit leicht auflebendem West- bis Nordwind etwas feuchtere
Meeresluft auch bis in die Norddeutsche Tiefebene vordringen kann. Die leichte
Anfeuchtung der Grundschicht führt zu einer gegenüber der Vornacht etwas
erhöhten Nebelwahrscheinlichkeit, eventuell bilden sich im Nordseeumfeld
gebietsweise auch Hochnebelfelder. Allerdings könnte sich die mit der oben
erwähnten WLA in Zusammenhang stehende Cirrusbewölkung, die Freitagfrüh in etwa
die Küstengebiete erreicht, auch wieder hemmend auf die Nebelbildung auswirken.
Im übrigen Land verläuft die Nacht - wie gehabt - wolkenlos oder gering bewölkt
und nur vereinzelt bilden sich flache Dunst- oder Nebelfelder. Auch an den
Temperaturen ändert sich nur wenig, wenngleich die Neigung zu Frost insgesamt
etwas abnimmt.

Freitag ... stößt ein Höhentrog nach Nordskandinavien vor, so dass der Höhenkeil
weiter südlich etwas nach Süden abgedrängt wird und sich abends über
Norddeutschland befindet. Weiter südlich kann sich über den mittleren bzw.
südlichen Landesteilen eine aus dem Randtrog hervorgehende flache Potenzialrinne
etablieren, die bis zur Biskaya reicht, sich aber mangels dynamischer Hebung als
nicht weiter wetterwirksam erweist.
Im Bodenfeld ändert sich an der Konstellation nur wenig. Der Norden und
Nordosten des Landes verbleiben an der Nordostflanke der Hochdruckzone innerhalb
einer bodennah etwas feuchteren und kühleren Meeresluftmasse, die etwa bis ins
südliche Niedersachsen, nach Sachsen-Anhalt bzw. nach Brandenburg vordringen
kann. Dort bleibt es etwas dunstiger und eventuell reicht es hier und dort für
lockere SC- bzw. flache CU-Bewölkung.
Weiter südlich labilisiert die Luftmasse im Trogbereich etwas, deutlich hingegen
Richtung Alpen, wo sie am Nachmittag hochreichend labil geschichtet ist.
Aufgrund der geringen Grundschichtfeuchte reicht es aber höchstens im Bergland
für einzelne flache Quellwolken. Am Alpenrand könnten diese aufgrund des alpinen
Pumpens und dadurch generierter schwacher Feuchteflusskonvergenzen mit
Unterstützung durch die Orographie etwas höher wachsen, für Schauer (die das
GFS-Modell sogar auf der Agenda hat) dürfte es aber auch dort nicht reichen,
zumal die PPW-Werte der Luftmasse nach wie vor meist deutlich weniger als 10 mm
betragen.
Somit überwiegt fast überall weiterhin Sonnenschein, so dass der März vielerorts
einem neuen Rekord, was die Anzahl der Sonnenstunden angeht, entgegensteuert.
An den Höchstwerten ändert sich weiterhin nur wenig. An den Küsten werden bei
auflandigem Wind nur 10 bis 14 Grad, im küstennahen Binnenland 12 bis 17 Grad
und sonst 16 bis 21 Grad erreicht.

In der Nacht zum Samstag schwenkt der zunehmend amplifizierende Höhentrog über
Nordeuropa weiter Richtung Karelien bzw. Nordwestrussland. Der Höhenkeil über
Norddeutschland kommt etwas nach Süden voran, auf dessen Rückseite dreht die
Höhenströmung über dem Nordosten des Landes allmählich auf Nordwest.
Die Kaltfront des mit dem Trog korrespondierenden Tiefs kommt über Skandinavien
rasch nach Süden voran und erreicht morgens die südliche Ostsee, das Kattegat
und Skagerrak, wird von dort aus aber wieder als Warmfront nordwestwärts bis zu
einem Tief westlich von Island geführt. Mit Annäherung der Kaltfront kann
dichte, mehrschichtige Bewölkung bis nach Vorpommern und Schleswig-Holstein
vordringen, es bleibt aber trocken.
Ansonsten ändert sich nur wenig, außer, dass sich der von den Britischen Inseln
sowie der westlichen und südlichen Nordsee über den Westen und die Mitte
Deutschlands bis ins südöstliche Mitteleuropa gerichtete Bodenhochkeil noch
etwas verstärkt. Das führt zu einer Gradientverschärfung sowohl im Nordosten des
Landes als auch an der Südflanke des Hochs ganz im Südwesten (Bise). Auf Rügen
gibt es in den Frühstunden des Samstags eventuell einzelne starke Böen (Bft 6,
Kap Arkona Bft 7 nicht ausgeschlossen) aus West bis Nordwest, im Hochschwarzwald
aus Ost, auf dem Feldberggipfel kann auch eine stürmische Böe nicht
ausgeschlossen werden.
In der Norddeutschen Tiefebene nimmt mit dem weiteren Vordringen feuchterer
Meeresluft die Neigung zu Nebel oder Hochnebel etwas zu, ansonsten verläuft die
Nacht aber wieder gering bewölkt oder wolkenlos. Während es in der Nordhälfte
weitgehend frostfrei bleibt, muss ansonsten in den typischen "Kältelöchern"
wieder mit leichtem Frost gerechnet werden.

Samstag ... kommt der markante Höhentrog über Nordwestrussland kaum mehr nach
Osten voran, sondern weitet sich stattdessen nach Süden aus. An Lage und
Ausrichtung des Höhenhochs über den Britischen Inseln sowie des über
Mitteleuropa südsüdostwärts bis in den zentralen Mittelmeerraum reichenden Keils
ändert sich ebenfalls kaum etwas, allerdings wird die flache Potenzialrinne über
Süddeutschland wieder etwas zugeschüttet.
Die Kaltfront des nur langsam ostwärts abziehenden Bodentiefs greift auf den
Norden und Osten Polens über und schleift dabei grade noch so den äußersten
Nordosten Deutschlands, ehe sie als Warmfront wieder nordnordwestwärts geführt
wird. Die anfangs noch dichte, mehrschichtige Bewölkung kann damit noch weiter
landeinwärts, bis etwa zum Weser-Ems-Gebiet, zur Nordhälfte Sachsen-Anhalts,
nach Brandenburg und eventuell auch noch nach Ostsachsen vordringen, läuft aber
mehr und mehr gegen den sich kaum veränderten Hochkeil und bekommt zunehmend
Lücken. Dabei bleibt es - abgesehen vielleicht von ein paar Tropfen in der
Osthälfte - weitestgehend trocken und von Nordosten lockern die Wolken im
Tagesverlauf dann auch wieder stärker auf.
Im übrigen Land ändert sich am Wetterablauf dagegen nur wenig und es bleibt
überwiegend sonnig. Maximal reicht es im Bergland für flache Quellwolken, die im
Einflussbereich der nach wie vor hochreichend labil geschichteten Luftmasse im
Südwesten sowie an den Alpen auch etwas höher wachsen, für Schauer reicht es
aber weiterhin nicht.
Der Wind weht im Nordosten anfangs noch lebhaft aus Nordwest mit einzelnen Böen
Bft 5 bis 6 an der Ostsee (Kap Arkona am Vormittag eventuell auch Bft 7), später
schwächt er sich dort etwas ab. Auch im Hochschwarzwald bleibt es windig mit
einzelnen Böen Bft 6 bis 7 aus Ost.
Die Höchsttemperaturen erreichen im Norden und Nordosten bei mehr Wolken Werte
zwischen 10 und 15 Grad, sonst sind es erneut 16 bis 20, stellenweise 21 Grad.

In der Nacht zum Sonntag verlagert die Höhenantizyklone ihren Schwerpunkt
allmählich zur westlichen Nordsee, der nach Südosten gerichtete Keil wird vor
allem über Mitteleuropa etwas nach Süden abgedrängt.
Das Bodenhoch kann sich vorübergehend noch etwas verstärken, ändert seine Lage
und auch die Ausrichtung des über das Vorhersagegebiet hinweg südostwärts
reichenden Keiles ansonsten aber kaum. Insgesamt fächert der Gradient über dem
Nordosten, aber auch über dem äußersten Südwesten des Vorhersagegebiets somit
sogar noch ein wenig auf, im Hochschwarzwald reicht es eventuell noch für steife
Böen aus Ost.
Die Kaltfront des inzwischen Richtung Nordural ziehenden Bodentiefs löst sich
über Osteuropa weitgehend auf. Dagegen beginnt sich das Tief bei Island zu
vertiefen und zieht bis Sonntagfrüh ins Nordmeer. Dessen Warmfront kommt über
der Mitte und dem Süden Skandinaviens allmählich ostsüdostwärts voran, weitet
sich dabei aber auch nach Süden aus und streift auch den Nordosten Deutschlands.
Somit kommt die Bewölkung noch etwas südwestwärts voran, unterhalb einer sich in
etwa 800 hPa verstärkenden Inversion kann sie sich erneut verdichten und
erreicht in den Frühstunden in etwa eine Linie Niederrhein/Eifel-Vogtland. Nach
wie vor ist aber mit keinen nennenswerten Niederschlägen zu rechnen.
Im Süden und Südwesten bleibt es dagegen gering bewölkt oder klar und lediglich
in einigen Senken bzw. Flussniederungen bilden sich flache Dunst- und
Nebelfelder. Im Norden und in der (nördlichen) Mitte bleibt es unter den teils
dichten Wolken frostfrei, im Süden und Südwesten gibt es in ungünstigen Lagen
nochmals leichten Frost.

Sonntag ... verlagert das Höhenhoch bzw. der Höhenrücken seinen Schwerpunkt zur
südlichen Nordsee und schwächt sich ab, reicht aber nach wie vor über
Mitteleuropa und den Balkan hinweg bis in den östlichen Mittelmeerraum. Derweil
deutet sich ein weiterer, vom Nordmeer nach Nordskandinavien gerichteter
Trogvorstoß an. Entwicklungstechnisch günstig auf dessen Vorderseite gelegen
kann sich das Bodentief über dem Nordmeer vertiefen und zieht bis Sonntagabend
in etwa zur Haltenbank.
Mit dem beginnenden Geopotenzialverlust wird auch die Hochdruckzone über West-,
Mittel- und Südosteuropa allmählich abgebaut, an deren Lage und Ausrichtung
ändert sich aber nach wie vor nur wenig, die Divergenzachse reicht in etwa über
die Niederlande, den Westen und die Mitte des Vorhersagegebietes hinweg
ostsüdostwärts nach Tschechien. Somit bleiben der Norden, Osten und weite Teile
der Mitte Deutschlands unterhalb einer Absinkinversion im Einflussbereich etwas
feuchterer Meeresluft, die anfangs noch teils dichte Wolkendecke dort lockert im
Tagesverlauf mit einem weiteren Absinken der Inversion deutlich auf, teilweise
scheint länger die Sonne. Weiter südlich ändert sich ansonsten nichts an der
sonnigen Witterung mit nur wenigen flachen Quellwolken bevorzugt im Bergland.
Insgesamt erwärmt sich die Luftmasse niedertroposphärisch advektiv sogar etwas,
in 850 hPa steigt die Temperatur auf Werte zwischen 4 und 7 Grad. An den
Höchstwerten ändert sich somit nur wenig, im Norden und Osten werden 12 bis 16
Grad, an den Küsten teils nur um 10 Grad erreicht, im Südwesten und Süden etwa
16 bis 21, vielleicht 22 Grad.



Modellvergleich und -einschätzung
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Alle vorliegenden Modelle simulieren im Kurzfristzeitraum ein sehr ähnliches
Szenario, prognose- und warnrelevante Unterschiede sind keine auszumachen.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff