DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

22-03-2022 08:01
SXEU31 DWAV 220800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 22.03.2022 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: HM, ab Donnerstag HB
Ruhiges und tagsüber sehr mildes Hochdruckwetter, nachts vielerorts Frost. Keine
signifikanten Wettererscheinungen.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 24 UTC
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Dienstag... befindet sich Deutschland nach wie vor im Einflussbereich eines
umfangreichen und hochreichenden Hochdruckgebietes ("PETER") mit Schwerpunkt
über Osteuropa. Es präsentiert sich im 300 bzw. 500 hPa-Geopotenzialfeld als ein
gewaltiges "Omega", das flankiert wird von Höhentrögen über dem Ostatlantik und
in Uralnähe, so dass die Frontalzone weit nach Norden abgedrängt wurde und über
Nordnorwegen bzw. der Barentssee ostsüdostwärts verläuft. Entlang der Nordflanke
der Höhenantizyklone wird ein Höhentief, respektive Kaltlufttropfen über
Südnorwegen und Mittelschweden ostwärts geführt und erreicht in der kommenden
Nacht die mittlere Ostsee. KLA an dessen Südostflanke führt vor allem über dem
Baltikum zu leichtem Geopotenzialverlust, so dass sowohl der Schwerpunkt des
Höhen-, als auch des Bodenhochs etwas nach Süden bzw. Südwesten abgedrängt
werden, wobei sich beide auch ein wenig abschwächen. Rückseitig des abziehenden
Kaltlufttropfen verstärkt sich dagegen ein von Mitteleuropa zur Nordsee bzw.
nach GB gerichteter Höhenkeil.
Summa summarum bedeutet diese Konstellation für das Vorhersagegebiet eine
Fortsetzung des störungsfreien und auch überwiegend sonnigen Wetters. Aktuell
befindet sich über Nordwestdeutschland noch ein relativ dichtes Cirrusfeld, das
wohl ursprünglich einem Höhentrog über dem östlichen Mittelmeerraum geschuldet
ist und zunächst ost-, dann nordwärts über das Vorhersagegebiet hinweg geführt
wurde. Es hat im Westen und Nordwesten des Landes die nächtliche Ausstrahlung
immerhin derart unterdrückt, dass es dort auch in den klassischen "Kältelöchern"
(windschwache Mulden- und Senkenlagen bzw. Mittelgebirgstäler) weitgehend
frostfrei blieb, gelangt jetzt aber zunehmend in die Zirkulation des abziehenden
Kaltlufttropfens und verlagert sich über Norddeutschland hinweg allmählich
nordostwärts.
Mit der südöstlichen Strömung gelangt niedertroposphärisch noch ein wenig
mildere, aber weiterhin sehr trockene Festlandsluft ins Vorhersagegebiet (T850
hPa zwischen 3 Grad im Westen und 6 Grad im Südosten), die sich bei im
Tagesverlauf leicht auflebendem Südostwind an den Nordhängen der westlichen
Mittelgebirge nach dort im Vergleich zu anderen Regionen bereits verhältnismäßig
milder Nacht gut durchmischt bis ganz nach unten durchsetzen kann. Somit dürften
die Höchstwerte in Teilen NRW´s die 20 Grad erreichen, vielleicht sogar knapp
überschreiten. Im Südosten begann der Tag dagegen fast überall (mit Ausnahme
einiger Lee-Lagen bzw. windanfälligen Lagen) frostig. Dort wird es trotz voller
Einstrahlung (allerdings zeichnet sich die aus Ost- bzw. Südosteuropa advehierte
Luftmasse durch einen relativ hohen Aerosolgehalt aus, so dass es recht dunstig
bleibt und aufgrund einer schwachen Inversion auch volle Durchmischung
verhindert wird) mit Höchstwerten zwischen 13 und 17 Grad nicht ganz so mild.
Auch an den Küsten werden die 15 Grad nur selten bzw. gar nicht erreicht, an den
wenigen Abschnitten mit auflandigem Wind sogar kaum die 10 Grad.

In der Nacht zum Mittwoch zieht der Kaltlufttropfen nach Südfinnland, das
Höhenhoch verlagert seinen Schwerpunkt nach Südpolen und das zugehörige
Bodenhoch wird mit Schwerpunkt über Tschechien bzw. der Slowakei weiter
abgebaut. Gleichzeitig steigt im Einflussbereich des dorthin gerichteten
Höhenkeiles der Luftdruck über der Nordsee bzw. Südnorwegen noch etwas an, so
dass sich dort ein weiterer Schwerpunkt hohen Luftdruckes etabliert. Somit
schwächen sich die Luftdruckgegensätze im Vorhersagegebiet weiter ab, selbst in
2 hPa-Auflösung ist dort nur noch eine Isobare auszumachen. Mit Ausnahme lokaler
Windsysteme an den Mittelgebirgen bzw. den Alpen bleibt es somit vielerorts
windstill und die nach wie vor sehr trockene Luftmasse kann kräftig auskühlen.
Mit Ausnahme einiger Ballungszentren, einiger Regionen im Westen bzw.
Nordwesten, der Küsten und Teile Nordostdeutschlands (wo leichter Seewind
aufkommt) gibt es somit verbreitet leichten, in einigen Mulden- und Senkenlagen
im Südosten und Osten bzw. in einigen Mittelgebirgstälern auch mäßigen Frost. Im
Nordwesten zeichnet sich die Luftmasse zudem durch etwas höhere Taupunkte aus,
so dass dort auch eine leicht erhöhte Wahrscheinlichkeit für dichtere
Nebelfelder besteht.

Mittwoch... zieht der Kaltlufttropfen ins Baltikum und der Schwerpunkt der
Höhenantizyklone befindet sich abends in etwa über dem Nordosten Österreichs.
Das zugehörige Bodenhoch ("PETER") verlagert sich nach Rumänien und schwächt
sich noch ein wenig ab, das Hochdruckgebiet über der Nordsee, Dänemark und
Südnorwegen (voraussichtlich "QUINCY") kann sich dagegen etwas verstärken. Somit
dreht der überwiegend schwache Wind von Südost auf Ost bis Nordost, ganz im
Norden, insbesondere an der Ostsee, frischt er auch ein wenig auf. Vor allem
dort bekommt der Wind auch vermehrt eine auflandige Komponente, so dass es dort
mit 10 bis 14 Grad nicht mehr ganz so mild wird. Im Südosten schwächt sich die
Inversion gegenüber dem Vortag dagegen noch etwas ab, so dass die Luftmasse dort
besser durchmischen kann. Ansonsten ändert sich an den Höchstwerten (15 bis 20
Grad) gegenüber dem Vortag nur wenig. Dazu scheint erneut verbreitet die Sonne,
nur gebietsweise, am ehesten im westlichen Bergland sowie an den Küsten, ist es
auch mal leicht bzw. locker bewölkt.

In der Nacht zum Donnerstag wandert der Kaltlufttropfen weiter südostwärts nach
Weißrussland, das Höhenhoch verlagert seinen Schwerpunkt nach Kärnten/Slowenien,
ein weiterer Schwerpunkt kann sich knapp westlich von Irland etablieren. Das
korrespondierende Bodenhoch über der Nordsee bzw. dem nördlichen Mitteleuropa
kommt mit seiner Divergenzachse ein wenig nach Süden voran, so dass der Wind an
der Ostsee eventuell bereits auf West bis Nordwest dreht, im Nordseeumfeld auf
Nord. Infolgedessen kann bodennah etwas feuchtere Luft weiter landeinwärts nach
Norddeutschland vordringen, was dort die Wahrscheinlichkeit für Nebel bzw.
Hochnebel ein wenig erhöht.
Ansonsten ändert sich aber kaum etwas. Insgesamt dürfte die Nacht vor allem im
Süden und Osten nach milderem Vortag nicht mehr ganz so kalt ausfallen wie die
Nacht davor, dennoch reicht es erneut verbreitet für leichten, in einigen
"Kältelöchern" auch für mäßigen Frost.

Donnerstag... zieht der Kaltlufttropfen weiter Richtung Ukraine, das Höhenhoch
verlagert sich zur Adria, während sich das Höhenhoch bei Irland weiter
verstärkt. Infolgedessen zieht sich der Schwerpunkt hohen Luftdruckes im
Bodenfeld bis zum Abend zur südwestlichen Nordsee bzw. nach England zurück,
wobei ein Hochkeil weiterhin nach Nordwestdeutschland bzw. in die mittleren
Landesteile gerichtet bleibt. An dessen Nordflanke bleibt über dem Norden und
Nordosten des Landes eine nördliche, an den Küsten teilweise auch nordwestliche
Windkomponente aufrecht, mit der bodennah etwas feuchtere Meeresluft noch ein
wenig weiter in die Norddeutsche Tiefebene, vielleicht auch in die Osthälfte
vordringen kann. Das könnte sich in Form lockerer SC-Bewölkung bemerkbar machen,
die auf ihrem Weg nach Südosten aber immer größere Lücken bekommt, so dass in
den meisten Regionen nach wie vor Sonnenschein überwiegt. In der Mitte, im Süden
und im Westen ändert sich dagegen gegenüber den Vortagen so gut wie gar nichts.
Es bleibt überwiegend sonnig oder höchstens leicht bewölkt, allerdings wohl nach
wie vor dunstig. Im Norden und Nordosten wird es mit 10 bis 15 Grad nicht mehr
ganz so mild, sonst werden erneut 15 bis 20 Grad erreicht.

In der Nacht zum Freitag zieht sich das Hoch noch ein wenig Richtung Britische
Inseln zurück und die feuchtere Meeresluft kann etwas weiter nach Süden
vordringen. Somit steigt die Wahrscheinlichkeit für Nebel bzw. Hochnebel oder
hochnebelartige Bewölkung im Norden und Osten Deutschlands geringfügig an. Im
Rest des Landes bleibt dagegen alles beim Alten, bei tendenziell nicht mehr ganz
so verbreitet auftretendem Frost. Im Norden und Westen bleibt es vielerorts
frostfrei.


Modellvergleich und -einschätzung
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Anhand der synoptischen Basisfelder sind keine prognose- und warnrelevante
Modellunterschiede auszumachen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff