DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

21-09-2016 21:00
SXEU31 DWAV 211800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 21.09.2016 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Ruhiges Hochdruckwetter mit kurzer Unterbrechung am Freitag. Dabei aber wohl
keine markanten Wetterscheinungen.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 12 UTC
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Aktuell ... befindet sich Deutschland im Einflussbereich eines Höhenrückens,
dessen Achse sich von Südwestfrankreich über Westdeutschland und Skandinavien
bis zur Barentssee erstreckt. Flankiert und auch zunehmend eingezwängt wird der
Rücken von umfangreichen Höhentrögen über dem Nordatlantik mit Drehzentrum bei
Island und über Osteuropa, dessen Drehzentrum sich nach wie vor über dem
russisch-ukrainischen Grenzgebiet befindet.
Auch im Bodenfeld dominiert antizyklonaler Einfluss. Die aktuell noch über
Ostdeutschland vorhandene flache Tiefdruckrinne über der Osthälfte des Landes,
in der es tagsüber zu vereinzelten leichten Schauern kam, wird aufgefüllt,
insgesamt bleibt das äußerste schwachgradientige Druckfeld bei leichtem
Druckanstieg antizyklonal konturiert. Somit lösen sich die Quellwolken im
Südwesten, Süden und in der Osthälfte mehr und mehr auf. Vielerorts ist der
Himmel klar, wobei sich häufig Nebel bilden kann. Die höchsten
Wahrscheinlichkeiten dafür zeigt MOS in einem breiten Streifen von
Nordwestdeutschland über die mittleren Landesteile bis nach Bayern und das
südöstliche Baden-Württemberg. In ungünstigen Lagen (Senken, Täler) kann es
vereinzelt Bodenfrost geben, in höher gelegenen Tälern vor allem der
süddeutschen Mittelgebirge und der Alpen kann auch leichter Luftfrost nicht
ausgeschlossen werden.

Donnerstag ... wird der Höhenrücken von Westen her weiter abgebaut, bleibt aber
noch robust und für uns wetterbestimmend. Aus dem nordatlantischen Höhentrog
heraus läuft ein kurzwelliger Randtrog über die Britischen Inseln hinweg und
erreicht am Abend die Nordsee. Er verliert dabei zunehmend an Kontur und die
hauptsächlich aus PVA resultierenden trogvorderseitigen Hebungsprozesse
tangieren unseren Vorhersagebereich tagsüber noch nicht großartig.
Im Bodenfeld verlagert sich der Schwerpunkt hohen Luftdrucks etwas weiter nach
Osten, im Nordseeumfeld setzt zum Abend hin schwacher Druckfall ein, insgesamt
bleibt es aber bei den sehr schwachgradientigen Druckverhältnissen über
Deutschland.
Eine mit dem Randtrog korrespondierende Kaltfront erreicht am Abend die Nordsee.
Präfrontal gelangt eine etwas instabilere Luftmasse zum Nordseeumfeld, die über
dem warmen Nordseewasser zum Abend hin durch diabatische Erwärmung zusätzlich
labilisiert wird. Die Folge sind einzelne Schauer oder gar kurze Gewitter, die
aber noch nicht auf das deutsche Küstengebiet übergreifen.
Somit steht ein wettertechnisch ruhiger Tag ins Haus. Stärkere Quellbewölkung
wird vor allem im Bereich der ehemaligen Tiefdruckrinne von Schleswig-Holstein
bis zum Erzgebirge simuliert, ansonsten scheint häufig die Sonne. Vor allem in
Süddeutschland können sich die Nebelfelder aber teilweise bis in den späten
Vormittag halten. Vor allem im Westen und Norden macht sich die Annäherung der
Kaltfront nachmittags und abends in Form hoher und mittelhoher Wolkenfelder
bemerkbar.
Die Höchsttemperaturen erreichen Werte zwischen 15 Grad in den Regionen, wo sich
der Nebel länger hält und 22, punktuell vielleicht 23 Grad bei viel Sonnenschein
im Westen.

In der Nacht zum Freitag überläuft der immer schwächer werdende Kurzwellentrog
den weiter an Kontur verlierenden Höhenrücken, dessen Achse sich allmählich ins
östliche Mitteleuropa verlagert, allerdings rückseitig des Troges wieder
regeneriert wird. Die Hebungsvorgänge im Trogbereich bzw. knapp vorderseitig
davon halten sich in Grenzen und beschränken sich weitgehend auf die mittleren
Troposphärenschichten. Ein weiterer Kurzwellentrog erreicht in den Frühstunden
die mittlere Nordsee.
Im Bodenfeld kommt die Kaltfront über der Nordsee zunächst kaum nach Osten
voran, wird aber durch den nachfolgenden Trog etwas regeneriert und erreicht in
der Früh die Deutsche Bucht. Dabei weiten sich die Schauer und kurzen Gewitter
über der Nordsee allmählich ostwärts aus und können vor allem ab den Frühstunden
auch das deutsche Nordseeküstengebiet erfassen, nach ICON-Nest sogar auch das
westliche Niedersachsen. COSMO_EU und ICON-Nest simulieren eine ML-Cape von etwa
100 bis 400 J/kg bei PPW-Werten von 20 bis 25 mm, d.h. kurze Gewitter sind an
der Nordseeküste möglich, als Begleiterscheinung kann Starkregen (markant) nicht
ausgeschlossen werden.
Ansonsten verläuft die Nacht ruhig, wobei sich hohe und mittelhohe Wolkenfelder
im Laufe der Nacht weit nach Süden und Osten ausweiten können, was wiederum die
Nebelbildung einschränkt. MOS zeigt noch recht hohe Wahrscheinlichkeiten dafür
in Süddeutschland, etwa entlang und südlich der Donau, aber auch im Nordwesten,
wo die Wolken zwischen erstem "Hebungsschub" und Kaltfront vorübergehend stärker
auflockern können.

Freitag ... verlagert sich der Kurzwellentrog von der Nordsee bis nach
Südschweden und tangiert höchstens den äußersten Norden des Landes, wobei auch
dort kaum nennenswerte Hebung auszumachen ist. Dahinter wölbt sich ein markanter
Höhenrücken über der Nordsee nach Norden auf und die Höhenströmung dreht über
dem Vorhersagegebiet auf Nordwest.
Im Bodenfeld erreicht die Kaltfront Norddeutschland und kommt nur zögernd
ostsüdostwärts voran. Vor allem über Frankreich und Südwestdeutschland kommt es
vorderseitig des Höhenrückens zu Druckanstieg, so dass sich die Kaltfront mehr
und mehr abschwächt. Ihre Wetterwirksamkeit beschränkt sich auf einzelne
Schauer, die von der Nordsee her auf Nordwestdeutschland übergreifen und sich
noch ein wenig nach Südosten und Osten ausweiten können. GFS lässt sie sogar bis
in den westdeutschen Mittelgebirgsraum vorankommen, während die anderen
vorliegenden Modelle die Schauer weitgehend auf den Nordwesten und äußersten
Norden beschränken, lediglich an den Alpen und im östlichen Bergland haben
einige Modelle (v.a. ECMWF und GFS) noch schwache Signale auf der Karte. Kurze
Gewitter sind bei einer simulierten ML-Cape von mehreren 100 J/kg (WRF 4 km im
Westen Schleswig-Holsteins sogar bis 500 J/kg) ebenfalls möglich, sollten sich
aber wohl auf den äußersten Nordwesten und Schleswig-Holstein beschränken,
Starkregen kann dabei ganz vereinzelt nicht ausgeschlossen werden.
Im großen Rest des Landes dominiert weiterhin Hochdruckeinfluss, wobei die
Bewölkung allgemein gegenüber dem Vortag vorübergehend etwas zugenommen hat.
Eventuell können sich im Süden Bayerns auch für längere Zeit Nebel- oder
Hochnebelfelder halten. Nachmittags und abends lockern die Wolken aber allgemein
von Westen her wieder stärker auf. Die Höchstwerte liegen - je nach Sonne -
zwischen 16 und 22, bei viel Sonne im Westen vielleicht knapp 23 Grad.

In der Nacht zum Samstag wölbt sich der Höhenrücken über der Nordsee weiter nach
Norden auf und erstreckt sich Samstagfrüh bis zu den Lofoten, er kommt auch ein
wenig nach Osten voran. Der Kurzwellentrog über Südschweden kann sich wieder
verstärken und verlagert sich mit der nordwestlichen Höhenströmung nach
Nordpolen. Im Bodenfeld bildet sich aufgrund der vorübergehend verstärkten
trogvorderseitigen Hebung entlang der Kaltfront ein sehr flach konturiertes
Wellentief, das bis Samstagfrüh zur südöstlichen Ostsee zieht.
Die Kaltfront verlagert sich über den Nordosten und äußersten Osten des Landes
nach Polen. Dabei kann es im Laufe der Nacht noch einzelne Schauer geben, am
ehesten entlang der vorpommerschen Ostseeküste, wo eventuell auch ein kurzes
Gewitter möglich ist.
Im übrigen Land dominiert aber weiterhin Hochdruckeinfluss, wobei sich der
Schwerpunkt des Hochs nach Bayern verlagert. Vor allem im äußersten Norden und
im Osten Deutschlands verläuft die Nacht überwiegend bewölkt, ansonsten klart
der Himmel vielerorts auf. Dann kann sich wieder Nebel bilden, die höchsten
Wahrscheinlichkeiten dafür zeigt MOSMIX erneut entlang und südlich der Donau. In
ungünstigen Lagen ist auch leichter Bodenfrost möglich.

Samstag ... zieht der Kurzwellentrog über Polen hinweg südsüdostwärts. Die Achse
des Höhenrückens kommt etwas nach Osten voran und verläuft am Abend über
Westdeutschland hinweg nordwärts.
Im Bodenfeld füllt sich das Wellentief allmählich wieder auf und zieht zum
Baltikum. Die Kaltfront verlagert sich ebenfalls über Polen hinweg nach Süden
und kann anfangs eventuell noch den äußersten Nordosten bzw. Osten des Landes
mit kurzen Schauern beeinflussen.
Im großen Rest des Landes bleibt allerdings - trotz leichten Druckfalls von
Westen her - der Hochdruckeinfluss aufrecht, wobei sich die Nebelfelder vor
allem im Süden teilweise nur zögernd auflösen. Bis mittags sollte das aber
überwiegend der Fall sein. Dann scheint verbreitet bei nur wenigen Wolken die
Sonne, lediglich in der Osthälfte bilden sich noch vermehrt flache Quellwolken.
Von Südwesten her gelangt niedertroposphärisch allmählich etwas wärmere Luft ins
Land, die Temperatur in 850 hPa steigt bis zum Abend auf Werte zwischen 10 Grad
im Südwesten und etwa 5 Grad an Oder und Neiße. Entsprechend dürften sich die
Höchsttemperaturen auf Werte zwischen 18 und 24 Grad einpendeln, die höchsten
Werte wohl entlang des Rheins. Bei längerem Nebel bleibt es etwas kühler.



Modellvergleich und -einschätzung
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Alle vorliegenden Modelle unterscheiden sich im Kurzfristbereich nur
unwesentlich voneinander. Prognose- und vor allem warnrelevante Unterschiede
sind kaum auszumachen. Auf die kleineren Differenzen bzgl. des Vorankommens der
Schauer am Freitag nach Süden wurde im Text bereits eingegangen.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff