DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

21-03-2022 08:01
SXEU31 DWAV 210800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 21.03.2022 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: HFa bzw. HM
Ruhiges Hochdruckwetter ohne signifikante Wetterereignisse; tagsüber mild,
nachts recht frisch, Andauer der Trockenheit.


Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC
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Montag... und wohl auch für den Rest der Woche bleibt uns, das Wettergeschehen
hierzulade betreffend, die antizyklonale Dominanz erhalten. Kurzum: Es bleibt
trocken und in den meisten Regionen sonnig. Allerdings verlagert sich der
Schwerpunkt hohen Geopotenzials bzw. Luftdrucks mittelfristig allmählich
Richtung Nordsee/GB. Dazu aber später (bzw. in der Mittelfristübersicht) mehr.
Aktuell hat uns das umfang- und hochreichende Hochdruckgebiet "PETER" mit
Schwerpunkt über dem Baltikum aber weiterhin fest im Griff. Während das
Bodenhoch quasistationär bleibt und sich im Tagesverlauf ganz allmählich ein
wenig abschwächt (dennoch bleibt bis zum Abend eine abgeschlossene 1040
hPa-Isobare erhalten), verlagert die korrespondierende Höhenantizyklone ganz
allmählich etwas nach Süden, wobei sich ein nach Mitteleuropa gerichteter
Höhenkeil ein wenig verstärkt. Verantwortlich für diesen Prozess ist ein
Kaltlufttropfen, der in der vergangenen Nacht dem Westen und Nordwesten
Deutschlands tatsächlich etwas (aber viel zu wenig) dringend benötigten
Niederschlag beschert hat. Dieser befindet sich (im Satellitenbild wunderbar
auszumachen) über der mittleren Nordsee und kommt bis zum Abend erst einmal nur
wenig nach Norden, bis etwa zur Südwestspitze Norwegens, voran, wodurch das
Höhenhoch deformiert bzw. - wie weiter oben erwähnt - geringfügig nach Süden
abgedrängt wird.
Die im Zuge des Kaltlufttropfens auftretenden Niederschläge haben im Westen und
Nordwesten des Landes zu einer geringen Anfeuchtung der Grundschicht geführt
(Taupunkte zwischen 1 und 5 Grad, im Osten dagegen zwischen -4 und -8 Grad),
zudem ist die Luftmasse dort bis in eine Höhe von etwa 650 hPa leidlich labil
geschichtet. Somit geht die aktuell dort gebietsweise auftretende
Schichtbewölkung mit der Einstrahlung im Tagesverlauf in lockere Cu-Bewölkung
über. GFS simuliert sogar vor allem im Bereich der Eifel (mit Unterstützung
durch die Orographie) ganz vereinzelte Schauer, voraussichtlich wird es dafür
aber nicht reichen.
Im Rest des Landes scheint dagegen überwiegend die Sonne. "Überwiegend" deshalb,
weil aus Ost- bzw. Südosteuropa in der vergangenen Nacht einzelne Cirrenfelder
nach Süd- und Ostdeutschland geführt wurden, die so in den Modellen so gut wie
gar nicht auftauchen. Womöglich sind diese einem erhöhten Aerosoleintrag in den
Kriegsgebieten der Ukraine geschuldet. Wie auch immer - Einfluss auf das
Wettergeschehen hierzulande haben sie kaum und sie sollten sich auch mehr und
mehr auflösen.
Am Rande erwähnt sei ansonsten noch, dass der Gradient an der Südwestflanke des
sich nur zögernd abschwächenden Hochs vor allem in der Osthälfte nach wie vor
lebhaften Südostwind zulässt. Warnrelevant ist der aber wohl nur noch mit
orographischer Unterstützung am Erzgebirge. Dort kann es vor allem vormittags
noch steife, in höheren und exponierten Lagen auch stürmische Böen (Bft 7 bis 8)
geben.
Mit dem frischen Südostwind wird in die Osthälfte (bei deutschlandweit etwa 1
bis 4 Grad in 850 hPa) noch etwas kühlere Festlandsluft advehiert, so dass die
Höchsttemperaturen dort Werte zwischen 11 und 15 Grad erreichen, während es im
Westen mit 14 bis 18 Grad, in einigen Lee-Lagen NRW`s vielleicht auch knapp
darüber, sehr mild wird. An Küstenabschnitten mit auflandigem Wind werden
dagegen die 10 Grad kaum überschritten.

In der Nacht zum Dienstag kommt der Kaltlufttropfen lediglich bis nach
Südnorwegen voran, so dass sich an der großräumigen Konstellation nur wenig
ändert. Der Gradient fächert zwar auch in der Osthälfte noch etwas auf und in
den Niederungen lässt der Wind tagesgangbedingt weiter nach. Dennoch kann es
durch lokale Low Level Jets im Erz- und Zittauer Gebirge noch gebietsweise
böigen Südostwind geben. Ob es für entsprechende Warnungen reicht, ist aber
fraglich.
Ansonsten verläuft die Nacht überwiegend wolkenlos, im Westen und Nordwesten
noch gebietsweise locker oder gering bewölkt. Dort bleibt es meistens auch
frostfrei, vor allem im Lee einiger Mittelgebirge. Im Rest des Landes ist aber
bei gegenüber der Vornacht schwächerem Wind vielerorts mit leichtem, in Sachsen
und Bayern in ungünstigen Lagen auch mit mäßigem Frost zu rechnen. Glätte spielt
angesichts der trockenen Luftmasse warntechnisch wohl keine Rolle, ein paar
Nebelfelder sind am ehesten im Nordwesten denkbar.

Dienstag... ändert sich nach wie vor nur wenig. Der Kaltlufttropfen verlagert
sich an der Nordwest- bzw. Nordflanke des Höhenhochs nur langsam ostwärts bis
nach Mittelschweden. An dessen Südflanke setzt allerdings verstärkt KLA ein, was
zu Geopotenzialverlust führt, wodurch das Höhenhoch seinen Schwerpunkt etwas
nach Süden, ins weißrussisch-polnische Grenzgebiet verlagert. Auch das Bodenhoch
wird zögernd abgebaut und ein wenig südwärts verdrängt, ein breiter Keil bleibt
aber nach Mitteleuropa und zur Nordsee gerichtet. Der Gradient über dem
Vorhersagegebiet fächert insgesamt vor allem in der Osthälfte weiter auf,
zugleich gelangt von Südosten her niedertroposphärisch etwas mildere Luft
dorthin (T850 hPa am Abend zwischen 2 Grad im Westen und 6 Grad im Südosten), so
dass die Höchsttemperaturen trotz recht kalter Nacht angesichts der niedrigen
Taupunkte, die große Tagesgänge zulassen, Werte zwischen 15 und 19, in einigen
Lee-Lagen vielleicht sogar knapp 20 Grad erreichen. Lediglich an den Küsten
bleibt es vor allem bei auflandigem Wind etwas kühler.
Dazu scheint fast überall durchgehend die Sonne. Lediglich im Westen und
Nordwesten, vielleicht auch ganz im Norden hält sich noch eine Schliere
feuchterer Luft, so dass es dort neben wenigen hohen bzw. mittelhohen
Wolkenfeldern im Tagesverlauf auch einzelne flache Quellwolken geben kann.

In der Nacht zum Mittwoch schafft es unser Kaltlufttropfen nach Südfinnland,
wodurch das Höhenhoch mit seinem Schwerpunkt nach Südpolen abgedrängt wird.
Gleichzeitig kann sich aber ein über Mitteleuropa zur Nordsee bzw. nach GB
gerichteter Keil verstärken.
Auch das Bodenhoch schwächt sich über Osteuropa etwas ab, während der Luftdruck
über der Nordsee bzw. Südnorwegen ein wenig steigt. Somit ändert sich für
Deutschland wettertechnisch kaum etwas. Die Advektion der bodennah sehr
trockenen Festlandsluft schwächt sich allerdings ab, so dass die Grundschicht
geringfügig anfeuchten kann. Die Nebelwahrscheinlichkeit bleibt dennoch in
weiten Teilen des Landes gering und lediglich in der Norddeutschen Tiefebene
leicht erhöht. Ansonsten verläuft die Nacht fast überall wolkenlos, nur ganz im
Norden machen sich vielleicht noch ein paar dünne Wolkenfelder bemerkbar, zumal
an der Südwestflanke des Kaltlufttropfens ein flacher Trog auf Dänemark
übergreift und mitteltroposphärisch etwas Hebung induziert.
Erneut tritt vielerorts leichter, in einigen Senken und Mittelgebirgstälern auch
mäßiger Frost auf. Vor allem an den Küsten, in einigen Lee-Lagen, wo leicht
auffrischender Südostwind eine Auskühlung der Grundschicht verhindert, sowie in
Ballungszentren Westdeutschlands bleibt es dagegen frostfrei.

Mittwoch... erreicht der Kaltlufttropfen im Tagesverlauf das Baltikum und abends
den Westen Russlands. Das Höhenhoch verlagert seinen Schwerpunkt in etwa nach
Tschechien, ein weiterer Schwerpunkt kann sich über der Nordsee etablieren,
während dazwischen ein flacher Trog über die südliche Ostsee nach
Norddeutschland gerichtet bleibt. Im Bodenfeld wird das Hoch über Osteuropa
weiter abgebaut (bleibt aber erhalten) und nach Süden abgedrängt, während sich
ein weiterer Schwerpunkt über der Nordsee etabliert. Damit dreht der Wind
allmählich auf Nordost, wobei sich an den Küsten, vor allem im Ostseeumfeld, vom
Meer her etwas kühlere und bodennah feuchtere Luft durchsetzen kann. Es bleibt
zwar auch dort meist sonnig oder nur locker bewölkt (lockere Quellbewölkung),
allerdings werden meist nur noch Höchstwerte zwischen 10 und 14 Grad erreicht.
Ansonsten steht aber einem weiteren Tag mit viel Sonnenschein nichts im Wege. An
der Luftmasse ändert sich abseits der Küsten kaum etwas, nach wie vor werden
Höchstwerte zwischen 15 und 19, örtlich 20 Grad erreicht.

In der Nacht zum Donnerstag wandert der Kaltlufttropfen weiterhin nur langsam
südostwärts, wodurch sich allerdings der Druckfall über Osteuropa weiter
verstärkt. Das Hochdruckgebiet über der Nordsee weitet sich dagegen ein wenig
Richtung Britische Inseln aus, gleichzeitig bleibt ein Keil über Deutschland
hinweg südostwärts gerichtet. Nördlich der Divergenzachse im Keilbereich dreht
die Grundströmung über dem Norden und Nordosten Deutschlands allerdings
allmählich auf Nord, an der Ostseeküste sogar auf Nordwest, wodurch sich dort
die Feuchteanreicherung innerhalb der Grundschicht verstärkt und eventuell Hoch-
bzw. Seenebel auftreten kann. Auch abseits der Küsten nimmt die
Nebelwahrscheinlichkeit in der Norddeutschen Tiefebene ein wenig zu. Ansonsten
ändert sich gegenüber der Vornacht, abgesehen davon, dass es nicht mehr ganz so
kalt wird, so gut wie gar nichts.

Modellvergleich und -einschätzung
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Anhand der synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognose- und
warnrelevanten Modellunterschiede ausmachen. Die Zugbahn des Kaltlufttropfens
wird bis Mittwoch von allen Modellen sehr ähnlich simuliert.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff