DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

19-03-2022 08:01
SXEU31 DWAV 190800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 19.03.2022 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL Sa
Heute und am Sonntag Kaltlufttropfen über Teilen des Landes. Sonst aber
allgemein ruhiger Hochdruckwetter und keine markanten Wettererscheinungen.

Synoptische Entwicklung bis Montag 24 UTC
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Samstag... befindet sich ein kräftiger Höhenhoch über der Nordsee und stützt
vorderseitig ein ebenso starkes Bodenhoch, dessen Hauptzentrum von Südschweden
langsam in Richtung Baltikum weiterwandert. Die Ausprägung von Höhen- und
Bodenhoch ist für den Monat März außergewöhnlich stark und bringt vor allem dem
Norden Deutschlands viele neue Monatsrekorde. An zahlreichen Station sind
bereits Rekorde gefallen, wie beispielweise in List auf Sylt mit 1049.2 hPa
(alt: 1045.2 hPa, 2003).

Trotz des außergewöhnlich starken und blockierenden Hochdruckgebietes verläuft
das Wettergeschehen heute nicht ganz störungsfrei. Grund dafür ist ein
ausgeprägter Kaltlufttropfen, der an der Südflanke des Hochs von Polen und
Tschechien kommend über die Mitte des Landes hinwegzieht und am späteren Abend
den Westen Deutschlands erreicht. Wie für einen Kaltlufttropfen üblich lässt
dieser sich kaum im Bodenfeld finden und führt auf seiner Vorderseite zu KLA.
Mit der KLA haben bereits jetzt in Richtung Lausitz konvektive Niederschläge
eingesetzt. Diese fallen vornehmlich im Bergland auch in Form von Schnee.
Immerhin führt der KLT auf seiner Vorderflanke Temperaturen in 850 hPa von unter
-5 Grad westwärts. Im weiteren Tagesverlauf stellen die eher schwachen Schauer
aber kein Problem in Sachen Glätte dar.

Neben den Schauern versetzt der KLT auch der Sonnenscheindauer einen Dämpfer.
Das gilt insbesondere für das Dreiländereck Sachsen/Thüringen/Bayern, wo der
nordöstliche Wind zu gewissen Anstaueffekten führt. Zum Nachmittag muss aber
auch ganz allgemein in den östlichen Landesteilen mit dichteren Wolken gerechnet
werden, wenn rückseitig des Höhentiefs das WLA-Feld von Polen kommend
übergreift. In den westlichen Landesteilen und im Norden sowie abseits des
Alpenrandes im Süden, bekommt man davon hingegen nur wenig. In Alpennähe kann
sich mit der verstärkten Labilität am Nachmittag dichtere Quellbewölkung bilden.


Auch wenn sich der KLT wie angesprochen kaum im Bodenfeld wiederfindet, so führt
er auf seiner Vorderflanke doch zu Druckfall über dem Süden Deutschlands. In der
Folge verstärkt sich in Kombination mit dem hohen Luftdruck über dem Norden der
Luftdruckgegensatz über Deutschland. Damit kommt es heute über der breiten Mitte
des Landes auch gestützt durch den Tagesgang wiederholt zu Windböen. Im höheren
Bergland treten allgemein Windböen auf. Zum Nachmittag sind in exponierten Lagen
dort auch einzelne Sturmböen möglich (Bft 8/9).

Vom Wind abgesehen verläuft der Tag warnfrei. Die Maxima sind mit der
Höhenkaltluft deutlich gedämpft und liegen in den östlichen Landesteilen teils
nur im einstelligen Bereich. Mit dem böigen Ost/Nordostwind dürfte sich das auch
ziemlich unangenehm kalt anfühlen (siehe fühlbare Temperaturen). An Ober- und
Niederrhein werden hingegen bis 15 Grad erwartet.

In der Nacht auf Sonntag wandert das Zentrum des KLT vom Westen Deutschlands
weiter nach BeNeLux und Frankreich und biegt dabei langsam nach Norden ab. Das
Vorankommen wird allerdings ausgebremst. Die rückseitig nachfolgende Schleppe an
WLA sorgt vor allem über den westlichen Landesteilen und im Südwesten für
dichtere Wolkenfelder und auch weiterhin geringe Niederschläge. Im höheren
Bergland muss im Westen und Südwesten auch mit geringfügigen Schneefällen
gerechnet werden, die auch zu etwas Glätte führt. Im Westen liegt die
Schneefallgrenze zwischen 400 und 600 m, im Schwarzwald hingegen deutlich höher.
Im westdeutschen Bergland lässt sich die 600 m Schwelle als mögliche Höhe für
eine Glättewarnung anvisieren, während darunter die Beläge durch den recht
milden Tag wohl oft noch positiv sind.

Etwas Glätte ist bei auflandigem Wind auch an der Ostsee möglich. Dort wird von
der See kommend feuchtere Luft landeinwärts geführt und kann bei gleichzeitig
negativen Belägen im erweiterten Küstenumfeld vermehrt für Reifglätte sorgen.
Sonst ist Glätte allgemein kein Thema. Frostfrei bleibt es am häufigsten im
Nordwesten, entlang der Küsten, in einigen Ballungszentren und entlang der west-
und südwestdeutschen Flussniederungen. In den übrigen Regionen werden zwischen 0
und -4 Grad erwartet. Frost in Bodennähe gibt es fast überall mit Werten
zwischen 0 und -8 Grad.

Bleibt noch der Wind, der tagesgangbedingt in den Niederungen deutlich nachlässt
und nicht mehr warnwürdig ist. Zudem nimmt der Luftdruckgradient im Laufe der
Nacht deutlich ab, durch rückseitig des KLT ansteigenden Bodendruck. In höheren
Lagen bleibt der Wind aber lebhaft (siehe 925 oder 850 hPa). Dort treten
weiterhin Wind- und Sturmböen auf. Auf exponierten Gipfeln (Brocken,
Fichtelberg) kann es auch schwere Sturmböen geben. Auf den ostfriesischen Inseln
und auf der freien Nordsee kann es Windböen geben.


Sonntag... schleppt sich der KLT der Bodenströmung folgend in Richtung südliche
Nordsee. Dieser Verlagerungsprozess geht nur sehr langsam von Statten, da der
Bodengradient eher abnimmt. Auf seiner Rückflanke sorgt WLA weiterhin für
dichtere Wolkenfelder, die in der ersten Tageshälfte vor allem den Westen und ab
der zweiten Tageshälfte den Nordwesten beeinflussen. In der ersten Hälfte des
Tages ist auch noch der Südwesten betroffen. Entlang und westlich von Mittel-
und Niederrhein fällt zudem etwas Regen, in höheren Lagen der Eifel zunächst
auch noch geringfügiger Schnee.

Im Rest des Landes sorgt der Hochdruckeinfluss und die rückseitig trockene
Festlandsluft für viel Sonnenschein, teils oft ohne Wolken. Die Temperatur
bewegt sich dabei schon wieder auf deutlich höherem Niveau, da die stärkste
Höhenkaltluft aus Deutschland abgewandert ist. Die Nachmittagswerte liegen meist
zwischen 11 und 15 Grad, im Südwesten bis 17 Grad. Kälter ist es nur in den
westlichen Mittelgebirgen und an der See.

Der Wind spielt auch weiterhin eine Rolle, wobei die stärksten Böen an der
Ostflanke des KLT zu erwarten sind. So erstreckt sich ein Streifen mit erhöhten
Wahrscheinlichkeiten für Böen Bft 7 von Sachsen bis nach Niedersachsen und
Schleswig-Holstein, wobei auch die westlichsten Teile von Brandenburg und
Mecklenburg mit betroffen sind. Windig ist es auch bei auflandigem Wind an der
Ostsee sowie allgemein im Nordseeumfeld. Dort sind auf den ostfriesischen Inseln
und der freien See zudem einzelne stürmische Böen zu erwarten. Auch im Bergland
gibt es ganz allgemein starke bis stürmische Böen, exponiert Sturmböen.

In der Nacht auf Montag verlagert sich der KLT nur wenig weiter nach Norden,
sodass vor allem der Westen und Nordwesten Deutschlands weiterhin in seinem
Einflussbereich verbleiben. Dort gibt es entsprechend oft dichte Wolkenfelder
und auch geringfügige Niederschläge. Entsprechend ist es in diesen Regionen
häufig frostfrei. Sonst wird es abseits der Ballungszentren und südwestdeutschen
Flussniederungen meist frostig mit Werten zwischen 0 und -5 Grad, in Ostbayern
auch darunter. Zudem gibt es verbreitet leichte bis mäßige Fröste in Bodennähe,
in Teilen Bayerns bis nahe -10 Grad.

Der Wind lässt allgemein nach. An der Nordsee und im höheren Bergland kommt es
nur zu Beginn noch zu warnwürdigen Böen.

Montag... wandert der KLT langsam weiter in Richtung nördliche Nordsee. Mit der
Verlagerung sinkt im Tagesverlauf auch langsam der Einfluss auf Deutschland. Vor
allem vom Niederrhein bis ins Emsland und zu den ost- und nordfriesischen Inseln
ist es aber noch längere Zeit stärker bewölkt. Am Vormittag kann es vor allem im
Nordseeumfeld noch etwas Regen geben, zum Nachmittag ist es dann auch dort
trocken.

In der Osthälfte und im Süden gibt es unter Hochdruckeinfluss Sonne von früh bis
spät bei ziemlich trockener Luft und niedrigen Taupunkten. Der Wind ist vor
allem im Osten und Nordosten weiterhin recht lebhaft unterwegs. Abgesehen von
einzelnen Böen auf den nordfriesischen Inseln weht er aber allgemein nicht mehr
warnwürdig. Damit dürfte der Tag landesweit warnfrei verlaufen.

Im Westen und Südwesten steigen die Maxima auf Werte um 18 Grad. Aber auch sonst
gibt es verbreitet klar zweistellige Höchstwerte.

In der Nacht auf Dienstag wandert der KLT bis nach Südnorwegen. Wolken gibt es
allenfalls noch über dem nördlichen Schleswig-Holstein, sonst ist es vielfach
sternenklar und abgesehen von den Hochlagen windschwach. Die Minima orientieren
sich damit an den Taupunkten. Diese liegen im Westen und Nordwesten vielfach im
positiven Bereich. Die Luftmasse ist also feuchter und die Temperatur bleibt
häufig im positiven Bereich zwischen 6 und 1 Grad. Vereinzelt kann sich in
Richtung Emsland Nebel bilden.
Oft leicht positiv bleibt die Temperatur auch in Ballungszentren. Sonst ergibt
sich durch die niedrigen, teils auch zweistellig negativen Taupunkte, ein
ordentlicher Tagesgang und Tiefstwerte zwischen 0 und -5 Grad. In ungünstigen
Lagen kann es auch mäßigen Frost geben. Im Osten und Süden gibt es zudem häufig
mäßige Fröste in Bodennähe bis -10 Grad.

Modellvergleich und -einschätzung
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Zwischen den Modellen lassen sich im Kurzfristbereich keine signifikanten
Unterschiede erkennen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Marcus Beyer