DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

18-03-2022 08:30
SXEU31 DWAV 180800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 18.03.2022 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Übergang zu HFa
Hochdruckrandlage mit einem Schuss Kaltlufttropfen. Daher gebietsweise windig,
im Bergland stürmisch. In den Nächten zum Teil Frost, lokal Glätte möglich.


Synoptische Entwicklung bis Sonntag 24 UTC
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Freitag... erstreckt sich vom Alpenraum ausgehend ein Höhenkeil mit positiver
Achsneigung über das Baltikum hinweg bis in den Nordwesten Russlands. Flankiert
wird dieser Keil auf der südöstlichen Seite von einem mächtigen Langwellentrog
mit Drehzentrum über der Krim. Auf der nordwestlichen Seite findet sich ein
weiterer, aber deutlich schmalerer Trog, der bis nach Norddeutschland reicht und
dessen Achse bereits eine Linie Nordmeer - Südnorwegen - Dänemark - Hamburg
erreicht hat. Dieser Trog ist verbunden mit einem Tief mit Zentrum knapp
südöstlich von Grönland, die zugehörige Okklusion ist bei uns allerdings kaum
noch wetteraktiv. So bringt höchstens zeitweise ein paar Wölkchen mehr im
Norden.
Dafür sorgt auch das kräftige Absinken, das mit den Hochs OLIVER mit Schwerpunkt
über Weißrussland und PETER mit Schwerpunkt über dem Ärmelkanal einhergeht. Nach
im Tagesverlauf Abzug des nordwestlichen Randtrogs nach Osten nach Skandinavien
und einem nachfolgenden Rücken werden sich OLIVER und PETER zu einem neuen
kräftigen Hoch mit Schwerpunkt über dem südlichen Skandinavien vereinigen, sich
bis auf einem Kerndruck von über 1045 hPa aufplustern und damit das Wetter der
kommenden Tage (Woche) bei uns prägen.
So gibt es bereits am heutigen Freitag nach Auflösung etwaiger Nebelfelder vor
allem im Norden und Westen vielerorts längeren Sonnenschein und es bleibt
trocken. Dichtere Bewölkung herrscht dagegen noch im Süden und Osten, die durch
Ausläufer des Tiefs GESINE mit Zentrum aktuell über Skandinavien bei uns gestern
eingesteuert wurden. Tief und Ausläufer lösen sich im Tagesverlauf unter
Druckanstieg auf, letzte leichte Niederschläge ganz im Süden gehen dann zu Ende.
Am Nachmittag werden die Wolkenlücken im Süden immer größer.
Durch das sich kräftigende und vereinigende Hoch nimmt der Gradient an dessen
Südwestflanke über Südwestdeutschland jedoch weiter zu. So treten in einem
Bereich zwischen dem Saarland, der Pfalz und dem Bodensee bis in tiefe Lagen
starke Böen um 55 km/h (Bft 7) auf, auf den Bergen stürmische Böen um 65 km/h
(Bft 8) aus Nordost. Exponiert reicht es zuweilen für Sturmböen um 80 km/h (Bft
9). In den anderen Landesteilen weht schwacher bis mäßiger Wind.
Die Temperaturen steigen auf 10 Grad im Osten bis 16 Grad im Westen.

In der Nacht zum Samstag zieht der Randtrog über Skandinavien nach Osten ab,
hinterlässt bei einem Abtropfvorgang allerdings ein Höhentief über dem Westen
Polens. Dieses unterwandert den sich weit ins Nordmeer aufwölbenden Rücken, der
sich mit dem bis nach Nordwestrussland reichenden Höhenhochkeil verbindet und
ein eigenes Drehzentrum in der nördlichen Nordsee ausbildet. Das Höhentief wird
im Zuge der Höhenströmung zwischen dem hohen Geopotenzial nordwestlich von uns
und dem Höhentrog südöstlich von uns auf retrograden Kurs gezwungen, sodass es
sich im Laufe der Nacht in Bewegung setzt auf Deutschland zu. Auf der anderen
Seite hält das Absinken des vereinigten Hochs dagegen, ein wenig PVA könnte in
den Frühstunden aber zwischen Harz, Thüringer Wald und der Lausitz lokal für
leichte Niederschläge sorgen. Bei Tiefsttemperaturen um oder knapp unter 0 Grad
dürfte dieser größtenteils in fester Phase fallen, Glätte bleibt aber angesichts
der eher geringen Mengen nur ein untergeordnetes Thema.
Im großen Rest des Landes ist es locker bewölkt oder klar. Die einfließende
Luftmasse aus dem Osten ist kontinentaler Natur und daher sehr trocken. Das
minimiert die Nebelneigung. Am ehesten gibt es diesen am Alpenrand, wo die
Hinterlassenschaften des ehemaligen Ausläufers des Tiefs GESINE die Luft noch
etwas feuchter halten.
Der Wind dagegen nimmt sogar noch etwas zu, da der Gradient durch das sich
aufplusternde Hoch noch einmal zusammengedrückt wird. Das macht sich vornehmlich
auf den Bergen bemerkbar, während im Tiefland der Tagesgang fehlt. Dennoch
könnte es in tiefen Lagen noch vereinzelt für starke Böen um 55 km/h (Bft 7) aus
Nordost langen, etwa in den Bereichen, für die das tagsüber auch galt. Im
Bergland sind stürmische Böen bis Sturmböen zwischen 65 und 85 km/h (Bft 8 bis
9) zu erwarten, auf exponierten Gipfeln im Hochschwarzwald kann es schwere
Sturmböen bis um 100 km/h (Bft 10) geben. Auf dem Feldberg sind vereinzelt sogar
orkanartige Böen nicht ausgeschlossen.
Die Temperaturen sinken bei großflächiger Ausstrahlung auf 4 bis -4 Grad, Frost
tritt vor allem im Norden, Osten und Südosten sowie im Bergland auf.


Samstag... stößt das Höhentief/Kaltlufttropen bis ins Rhein-Main-Gebiet vor. PVA
und KLA stehen sich dabei vorderseitig gegenüber, rückseitig dagegen NVA und
WLA. Außerdem wirkt das Absinken des Hochs weiter. Von der Mitte bis in den
Süden werden deshalb nur lokal leichte Schauer mit Mengen von maximal 1 bis 2
l/qm ausgelöst. In der räumlichen Verteilung sind zwischen den Modellen
Unterschiede vorhanden. Da die Temperaturen tagsüber aber rasch in den positiven
Bereich steigen, ist Glätte bald kein Thema mehr, auch wenn es in den Bergen
oberhalb etwa 800 m nach wie vor Niederschläge in fester Phase gibt. Die
Höchstwerte liegen bei 8 Grad in Sachsen bis 17 Grad im Rheinland.
Der Wind erfährt vor allem in der Mitte eine Zunahme, was einerseits durch den
noch vorhandenen Gradienten, vornehmlich aber durch die Labilisierung mit der
Ankunft des KLT's zu begründen ist. So treten insbesondere in der Mitte lokal
starke Böen um 55 km/h aus Nordost auf. Im Schwarzwald reicht es anfangs noch
für stürmische Böen oder Sturmböen, mit nachlassender Tendenz am Nachmittag.
Abseits des Wirkungsbereichs des KLT ist es unter Hochdruckeinfluss und Absinken
häufig sonnig oder heiter und trocken.

In der Nacht zum Sonntag wandert das Höhentief nach Belgien weiter. Die
stellenweise leichten Niederschläge, die bei Weitem nicht überall vorkommen,
verlagern sich daher in den Westen und Südwesten und können bis in tiefe Lagen
in fester Phase fallen. Weil die 850 hPa-Temperaturen im Bereich des KLT auf -5
Grad sinken und nächtliche Ausstrahlung Tiefsttemperaturen von 4 bis -5 Grad in
2 m generiert, könnte gebietsweise Frost daher auf leichte Niederschläge treffen
und Glätte verursachen.
In den anderen Regionen steht eine gering bewölkt oder klare Nacht an, Nebel ist
erneut nur am Alpenrand, wenn überhaupt, ein lokales Thema.
Der Wind schwächt sich im Tiefland aufgrund des fehlenden Tagesgangs allmählich
wieder ab, nimmt nun aber auf den Bergen wieder zu. Das liegt an einer
neuerlichen Gradientverschärfung, da sich der KLT nun auch zunehmend am Boden
durch ein flaches Bodentief über Frankreich abbildet. So ist auf den Bergen mit
starken, exponiert mit stürmischen Böen zwischen 55 und 70 km/h (Bft 7 bis 8)
aus vorwiegend östlichen Richtungen zu rechnen. In den östlichen Mittelgebirgen
werden zum Teil Sturmböen um 80 km/h (Bft 9) simuliert. Ebenso frischt der Wind
an der Nordsee auf, sodass es auch dort einzelne starke Böen um 55 km/h (Bft 7)
geben kann.

Sonntag... bewegt sich der KLT nur noch langsam Richtung Ärmelkanal weiter.
Niederschläge werden daher meist westlich von uns gerechnet, zwischen Eifel,
Schwarzwald und Allgäu können jedoch vereinzelt schwache Schauer mit geringen
Mengen durchziehen. In höheren Lagen ist weiterhin die feste Phase dabei, Glätte
ist aber angesichts von Höchsttemperaturen von 8 bis 16 Grad tagsüber erneut
rasch kein Thema mehr.
Ansonsten scheint unter dem Einfluss des Hochs mit Schwerpunkt dann über der
nördlichen Ostsee und einem Kerndruck über 1045 hPa vielerorts lange Zeit die
Sonne.
Anhaltender Gradient und Tagesgang sorgen nun im Nordosten für starke Böen Bft 7
bis ins Tiefland, auf den Bergen gibt es stürmische Böen, ganz oben einzelne
Sturmböen um 75 km/h (Bft 9).

In der Nacht zum Montag zieht es den KLT nach Mittelengland weiter, was auch das
flache Bodentief dorthin führt. Dabei streift sein Einflussbereich noch den
äußersten Westen Deutschlands, sodass es an der Grenze zu Frankreich und Benelux
vereinzelt etwas regnen, in höheren Lagen auch schneien kann. Da es in diesen
Regionen bei Strömungsdrehung auf Süd und der Zufuhr milderer Luft bei 6 bis 1
Grad frostfrei bleibt, ist Glätte meist nicht zu erwarten.
Im Osten und Südosten reicht die Ausstrahlung bei häufig klarem Himmel dagegen
erneut für leichten Frost.
Der Wind lässt im Tiefland ohne den Tagesgang wieder nach, an der Nordsee, der
schleswig-holsteinischen Ostseeküste und im Bergland kommt es aber zu weiteren
starken bis stürmischen Böen.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren sehr ähnlich. Im Detail werden die geringen Niederschläge
im Zusammenhang mit dem Kaltlufttropfen unterschiedlich simuliert, worauf in den
Nächten die Glätte im Nowcast beobachtet und gegebenenfalls bewarnt werden muss.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Simon Trippler