DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

16-03-2022 18:01
SXEU31 DWAV 161800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 16.03.2022 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Ruhige Hochdruckrandlage. Zunächst keine markanten Wettergefahren. Erst am
Freitag in den Gipfellagen des Schwarzwaldes, danach auch in den Hochlagen der
anderen Mittelgebirge einzelne Sturmböen.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 12 UTC
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Aktuell ... weitet sich über Deutschland hinweg ein Keil nach Nordosten aus, so
dass sich mit dem bereits zum Weißen Meer reichenden Keil eine Struktur ergibt.
In dessen Westflanke läuft ein Kurzwellentrog herein und gelangt in die
westliche Nordsee. Vorderseitig konnte sich über Frankreich eine flache
Tiefdruckrinne bilden.
Absinken im Randbereich des über Westrussland liegenden Bodenhochs hatte im
Norden und Osten Wolkenbildung weitgehend unterbunden. Der Westen und Südwesten
wurde von mittelhoher und hoher Bewölkung erfasst, in Verbindung mit Saharastaub
war die Temperaturentwicklung gedämpft.
In der Nacht zum Donnerstag rückt die Tiefdruckrinne in den Nordwesten und
Westen Deutschlands vor. Dies lässt dort mehrschichtige Bewölkung und in der
zweiten Nachthälfte bis zu einer Linie Helgoland-Westeifel etwas Regen
übergreifen. In diesen Gebieten bleibt es durchweg frostfrei. Ansonsten hält
sich der Einfluss des Bodenhochs, wodurch es im Osten und Südosten aufklaren
dürfte. Aufgrund des noch vorhandenen Gradienten ist die Nebelneigung gering;
warnrelevante Böen sind auf die offene See und exponierte Berggipfel beschränkt.
Gebietsweise ist leichter Frost in Bodennähe zu erwarten, in ungünstigen Lagen
kann auch leichter Luftfrost nicht ausgeschlossen werden.

Donnerstag ... wird der Kurzwellentrog unter Auffüllung nordostwärts gesteuert,
so dass hiervon kaum noch Hebung ausgeht. Demzufolge schwächt sich die
vorgelagerte Tiefdruckrinne während ihrer Verlagerung in den Nordosten
Deutschlands ab. Nachfolgend kräftigt sich ein Bodenhoch, das sich vom
Ärmelkanal in den Norden Deutschlands ausweitet und durch einen breiten
Höhenrücken über dem nahen Ostatlantik gestützt wird.
Das in die Tiefdruckrinne eingelagerte Frontensystem, das bis dahin längst
Anacharakter angenommen hat, bringt von Nordwesten und Westen auf den Norden und
die Mitte übergreifend ein paar (in Staulagen um 5) Millimeter Niederschlag
zustande. Südlich der Mittelgebirge fällt nahezu nichts.
Rückseitig lockert die Bewölkung auf. Auch präfrontal, d.h. im Osten und
Südosten, sind bedingt durch die Nähe zu dem über Osteuropa liegenden kräftigen
Bodenhoch längere sonnige Abschnitte zu erwarten. Wie bereits am Vortag sollten
aufgrund des Eintrags von Saharastaub die MOS-Vorgaben zzgl. der Temperaturen
auf 8 bis 13 und präfrontal bei Sonne auf 15 Grad reduziert werden.

In der Nacht zum Freitag kräftigt sich der vom nahen Ostatlantik zu den
Britischen Inseln verlagernde Höhenrücken. Warmluftadvektion, die vom nahen
Ostatlantik bis ins Nordmeer ausgreift, lässt das Geopotential an der Nordflanke
des Rückens steigen. Dies hat auch Auswirkungen auf das Hoch über der südlichen
Nordsee und Südengland, in dessen Bereich bis nach Nordwestdeutschland hinein
Druckanstieg bis über 1040 hPa erfolgt. Die dann sich nach Westpolen
vorarbeitende Tiefdruckrinne verschwindet weitgehend. Geringe Niederschläge von
wenigen, in Staulagen bis 3 mm, treten noch in einem Band von Vorpommern bis zum
Schwarzwald sowie im Erzgebirgsraum auf, sind aber Ab Mitternacht in
Abschwächung begriffen. Absinken im Bereich des sich von der Nordsee
ausweitenden Bodenhochs lässt die Bewölkung im Norden und Westen und später auch
in den mittleren Gebieten auflockern. Aufgrund der geringen Luftdruckgegensätze
kann sich jedoch in diesen Gebieten Nebel bilden. Zudem ist verbreitet leichter
Frost zu erwarten, so dass mit Glätte durch Reif oder gefrierendes Nebelnässen
zu rechnen ist. Im Osten und Süden bleibt es dagegen unter mehrschichtiger
Bewölkung meist frostfrei.

Freitag ... weitet sich der Kurzwellentrog von Vortag von Südschweden ausgehend
südwärts aus. Hierdurch wird der nach Nordwestrussland reichende Keil von der
Warmluftzufuhr abgeschnitten und schwächt sich ab. Das nunmehr über den
Britischen Inseln liegende blockierende Hoch übernimmt die steuernde Funktion.
Weiterer Druckanstieg an dessen Vorderseite ergibt ein kräftiges Bodenhoch, das
einen Druck vom mehr als 1045 hPa aufweist. An dessen Südostflanke wird mit
einer nördlichen bis nordöstlichen bodennahen Strömung kältere Luft advehiert.
Im Südwesten legt der Gradient zu, für warnrelevante Böen sollte es nur in den
Mittelgebirgen westlich des Rheins und im Schwarzwald reichen, wobei auf höheren
Schwarzwaldgipfeln Böen bis Sturmstärke (Bise) nicht auszuschließen sind.
Im Osten und Südosten hält sich noch Restbewölkung. Geringe Niederschläge, die
kaum noch 1 mm erreichen, zeichnen sich bis Mittag an den Alpen und über den
östlichen Mittelgebirgen ab. Sonst bleibt es niederschlagsfrei.
Im Norden, Westen und größtenteils auch über der Mitte lässt großräumiges
Absinken am Rande des o.g. Bodenhochs keine nennenswerte Wolkenbildung zu. Die
Tageshöchsttemperaturen erreichen 8 bis 14, in Rheinnähe bis 16 Grad.

In der Nacht zum Samstag tropft der o.g. Kurzwellentrog aus, das Cut-Off-Tief
verlagert sich gemäß bodennaher Strömung in die Mitte Deutschlands. Rückseitige
Hebung sorgt dann vor allem über den östlichen Mittelgebirgen für wenige
Millimeter Niederschlag, die oberhalb etwa 600 m als Schnee fallen. Dabei wird
der Hebungsantrieb durch Kaltluftadvektion kompensiert. Ansonsten klart es
verbreitet auf. Abgesehen vom Westen und von tieferen Lagen Südwestdeutschlands
ist leichter Frost oder zumindest Bodenfrost zu erwarten. Im Südwesten bleibt
der Gradient kräftig, so dass auf Schwarzwaldgipfeln weiterhin Sturmböen
auftreten. In sonstigen Gipfellagen ist die Wahrscheinlichkeit für Böen bis
Sturmstärke gering.

Samstag ... wird das Höhentief (besser gesagt, ein Kaltlufttropfen) über den
Westen Deutschlands nach Nordfrankreich gesteuert. Rückseitig sowie an dessen
Nordflanke sind ein paar Millimeter (in Staulagen teils über 5 mm)
schauerartiger Niederschlag zu erwarten, der oberhalb 600 bis 800 m als Schnee
fällt. Dies dürfte einen Streifen von der Eifel über den Harz bis in die
Uckermark hinein betreffen.
Ansonsten dauert Absinken im Randbereich des von der Nordsee bis zu den
Baltischen Staaten reichenden Hochs an, so dass längere Zeit die Sonne scheint.
Dabei legt der Gradient im Tagesverlauf durchweg zu. Tagesgang und Ageostrophie,
die durch das Ausfließen aus dem Hoch bedingt ist, verstärken die Böigkeit, so
dass im Westen, Südwesten und in der Mitte in freien Lagen Windböen und auf
höheren Mittelgebirgsgipfeln Sturmböen zu erwarten sind. Gegenüber Freitag
ändern sich die Temperaturen nur unwesentlich.


Modellvergleich und -einschätzung
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Bis einschließlich der Nacht zum Samstag stützen die vorliegenden Modelle die
oben beschriebene Entwicklung. Prognoserelevante Unterschiede lassen sich bis
dahin nicht ableiten. Am Samstag zeigen GFS und noch ausgeprägter EZMW eine
langsamere Verlagerung des Kaltlufttropfens nach Westen als ICON. Nach EZMW
würden demnach die Niederschläge im Laufe des Samstags erst den östlichen
Mittelgebirgsraum erfassen.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann