DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

15-03-2022 11:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 15.03.2022 um 10.30 UTC



Unter Hochdruckeinfluss überwiegend trocken und tagsüber mild bis sehr mild.
Nachts gebietsweise leichter Frost.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 22.03.2022


Der kommende Freitag und somit der Beginn der Mittelfrist leitet einen weiteren
durch Hochdruckeinfluss geprägten Witterungsabschnitt ein, der uns über den
gesamten Vorhersagezeitraum erhalten bleibt.

So erstreckt sich eine breite Zone hohen Geopotentials vom Südwesten Europas
über Großbritannien und Mitteleuropa hinweg und mündet schließlich in einem
schmaler werdenden Richtung Nordwestrussland gerichteten Höhenrücken. Dadurch
gestützt wird auch im Bodendruckfeld eine umfangreiche Zone hohen Luftdrucks
über weiten Teilen Europas, die Freitagmittag zwei Schwerpunkte aufweist. Einer
etwa über Belarus und ein Weiterer über der Nordsee, wobei Letzterer für uns von
Bedeutung gewinnt.
Zwischen den beiden Hochzentren verlaufen noch die Reste einer Front über den
Süden und den äußersten Osten Deutschlands hinweg, die sich aber durch den
Druckanstieg weiter auflösen und somit keine nennenswerten Niederschläge mehr
bringen.

Am Samstag etabliert sich schließlich ein umfangreiches abgeschlossenes
Höhenhoch, das von den Britischen Inseln bis nach Südskandinavien reicht. Auch
das Bodenhoch kann sich weiter kräftigen, wobei es vorübergehend Druckwerte
knapp über 1050 hPa aufweist. Dabei verlagert es seinen Schwerpunkt von der
Nordsee Richtung Dänemark und südliche Ostsee. Deutschland liegt an der
Südflanke des Hochs in einer östlichen Strömung, mit der trockene, aber auch
wieder etwas kältere Luft in 850 hPa zu uns advehiert wird (T850 hPa +2 bis -6
Grad). Dabei weht der Wind durch einen leicht erhöhten Druckgradienten zeitweise
vor allem im Süden stark böig, im Bergland mitunter auch stürmisch.
Ein kleiner "Störenfried" in der Höhenströmung könnte ein kleinräumiger
Kaltlufttropfen werden, der sich im Tagesverlauf mit der Bodenströmung ziehend
von Westpolen über den Süden Deutschlands hinweg auf den Weg nach Ostfrankreich
macht. Allzu ausgeprägt scheint dessen Wetteraktivität aber nicht zu sein,
sodass (leider) auch kaum Regen damit verbunden ist.

In den darauffolgenden Tagen und bis zum Ende der Mittelfrist bleibt uns der
Hochdruckeinfluss erhalten, wenngleich sich der Schwerpunkt sowohl des Höhen-
als auch des Bodenhochs etwas nach Osten verschiebt in Richtung Südskandinavien
und östliches Mitteleuropa. Deutschland gelangt somit auf die Südwestflanke des
Hochs, womit wieder allmählich wärmere Luft zu uns geführt wird.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des EZMW-Modells kann über den gesamten Vorhersagezeitraum als
sehr gut bezeichnet werden.
Auch der kleinräumige Kaltlufttropfen wurde bereits in den gestrigen Läufen auf
sehr ähnlicher Zugbahn prognostiziert. Die Intensität variiert etwas zwischen
den letzten Läufen, bei allen bleibt die Auswirkung bzgl. der Niederschläge aber
gering.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Der Vergleich mit den anderen Modellen zeigt noch kleinere Unterschiede
bezüglich der Lage des Höhen- bzw. Bodenhochs und dessen Stärke. Auf die sich
einstellende Großwetterlage und den Wettercharakter hierzulande hat dies aber
keine Auswirkungen.
Der Kaltlufttropfen hingegen ist bei ICON nicht zu sehen, entsprechend gibt es
keinerlei Niederschlagssignale. Bei GFS ist eine zyklonale Ausbuchtung in der
Höhenströmung zu erkennen, aber keine abgeschlossene Isohypse wie bei EZMW.
Zudem verläuft die Zugbahn bei GFS weiter südlich eher über den Alpenraum,
sodass dort Niederschläge prognostiziert werden, über Deutschland aber quasi
nicht.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahne für Offenbach zeigt ab Freitag sowohl beim Verlauf der Temperatur
in 850 hPa als auch beim Geopotential einen recht einheitlichen Verlauf auf
nahezu ähnlichem Niveau. Bei der Temperatur ist gegen Ende der Mittelfrist ein
leichter Anstieg zu erkennen.
Markant ist der Geopotential- und Temperaturrückgang am Samstag bzw. in der
Nacht zum Sonntag im Zusammenhang mit dem Kaltlufttropfen. Der kurzzeitige
Rückgang wird vor allem von Haupt- und Kontrolllauf gezeigt. Einige Ensemble
Member zeigen dies auch, allerdings bereits am Freitag bzw. in der Nacht zum
Samstag. Die Mehrheit der Member verbleibt hingegen auf ähnlich hohem Niveau wie
zuvor und geben demnach keine Hinweise auf die Passage eines Kaltlufttropfens,
was der ICON bzw. GFS Lösung entsprechen würde.
Nennenswerte Niederschlagssignale oder ein Rückgang des Geopotentials sind auch
in der erweiterten Mittelfrist kaum auszumachen. Insofern scheint die trockene
Hochdruckphase länger anzuhalten.

Die Clusterung des EZMW besitzt für den Zeitraum von 72 bis 96 Stunden sechs
Cluster, die alle dem Regime Blocking zugeordnet werden. Für Mitteleuropa zeigen
sich allerdings keine prognoserelevanten Unterschiede. Auch im Folgezeitraum
gibt es eine hohe Anzahl an Clustern (5 Stück), wobei das Blocking fortbesteht.
Für Deutschland ergeben sich weiterhin keine signifikanten Unterschiede, diese
beziehen sich vornehmlich auf Entwicklungen über dem Atlantik, die uns aber
nicht erreichen.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Von Freitag bis Sonntag treten in exponierten Hochlagen der Mittelgebirge und
der Alpen zeitweise Sturmböen (Bft 8 bis 9) aus östlicher Richtung auf.
Abgesehen davon sind im Vorhersagezeitraum keine signifikanten
Wettererscheinungen zu erwarten.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix, EZMW-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Johanna Anger