DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

13-03-2022 08:01
SXEU31 DWAV 130800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 13.03.2022 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: Sa
Zögernd abschwächender Hochdruckeinfluss und in der Folge leicht wechselhaft.
Mild bis sehr mild mit abnehmender Frostgefahr in den Nächten.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
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Sonntag... ändert sich an der stabilen Omega-Blockierungslage wenig, wenngleich
deren Geometrie entlang der Ränder durch periphere Randtrogpassagen verändert
wird. Eben solch eine Trogpassage wird über Westeuropa erwartet, die von der
Biskaya nach Frankreich zieht. Gesteuert wird sie durch die kräftige Zyklone mit
dem Namen DONNABELLE, die über Irland nach Norden zieht.
Stromab dieser Entwicklung steigt das Geopotenzial über Deutschland
vorübergehend etwas an. Zudem beeinflusst das umfangreiche Bodenhoch NOE über
Osteuropa weiterhin das Wetter in weiten Bereichen Deutschlands, sodass unter
dem Strich ein warnarmer Sonntag bevorsteht.

Wir kamen aus einer überwiegend klaren Nacht - nur zwischen dem Saarland und
Niederrhein schützten ausgedehnte Wolkenfelder einer sich auflösenden Okklusion
vor effektiver Auskühlung, sodass dort milde 7 oder 8 Grad am Niederrhein
frostigen -1 bis -8 Grad entlang der zentralen östlichen Mittelgebirge bis zum
Bayerischen Wald gegenüberstanden. Die im Radar angedeuteten Niederschläge im
Westen fielen zumeist der noch trockenen Grenzschicht zum Opfer, wenngleich
besonders zwischen Saarland und Eifel doch etwas Nass den Boden zu erreichen
schien (mit 0,0 bis 0,2 l/m² in der Stunde). Diese Niederschläge klingen nun
aber erstmal ab.

Im weiteren Tagesverlauf ziehen über den Westen weiterhin ausgedehnte
Wolkenfelder, die aber immer wieder aufbrechen und der Sonne für längere Zeit
Platz machen. Es bleibt meist trocken, nur zwischen Niederrhein und Saarland
kann es am Nachmittag geringfügig regnen. Ansonsten erwartet uns in weiten
Bereichen Deutschlands ein sonniger und trockener Sonntag.

Mit Höchstwerten von 12 bis 15 Grad, im Westen von 14 bis 17 Grad wird es ein
milder bis sehr milder Tag. Der Ost- bis Südostwind weht im Süden meist schwach,
im Norden und Osten auch mäßig und frischt im Lee des Erzgebirges (besonders von
der Sächsischen Schweiz bis nach Meißen) zeitweise böig auf. Auch in
Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg können am Nachmittag lokal Böen Bft 7
auftreten, warnwürdig wird dies jedoch nicht sein.
Entlang der Alpen nimmt der cross-alpine Gradient auf 7 bis 8 hPa zu, sodass auf
exponierten Alpengipfeln einzelne stürmische Böen aus Süd bis Südwest möglich
sind.


In der Nacht zum Montag erfasst der nordwärts über Westeuropa ziehende
Kurzwellentrog England und Benelux. Dabei drückt er die über Ostfrankreich
liegende Okklusion von DONNABELLE nach Westdeutschland, wobei diese in
Querschnitten nur schwach aktiv ausfällt (schwaches Omega und Frontogenese meist
oberhalb der kristallbildenden Schicht). Dank der Durchfeuchtung der ersten
(sich auflösenden) Okklusion dürfte es jedoch DONNABELLEs Okklusion leichter
fallen, den gebildeten Niederschlag auch ohne größere Verluste zum Boden zu
bringen. Somit verdichtet sich im gesamten Westen bis zur Mitte ausgreifend die
Bewölkung und nachfolgend fällt etwas Regen mit 12-std. Mengen von 1 bis 5 l/m²,
regional auch etwas mehr oder weniger (je nachdem wo sich die stärkste Hebung
ausbilden und die Orografie unterstützen kann).

Im gesamten Osten verläuft die Nacht klar und trocken. Der böige, auf Kammniveau
teils auch stürmische Südostwind schwächt sich am Erzgebirge erst ausgangs der
Nacht merklich ab und die stürmischen Böen auf exponierten Alpengipfeln klingen
ebenfalls im Verlauf der Nacht ab.

Die Tiefstwerte liegen im Westen und entlang der Küsten bei +1 bis +4 Grad, in
Richtung Niederrhein auch bei +8 Grad, während sonst erneut eine frostige Nacht
zu erwarten ist (leichter, im östlichen Bergland auch mäßiger Luftfrost).



Montag... stößt der Kurzwellentrog in eine Schwachstelle des bis dahin
dominierenden Keils, sodass der Trog sukzessive nach Nordosten und somit nach
Deutschland vorankommt. Dabei schwächt sich die Front besonders nach Süden zu
(auch dank Druckanstiegs) zügig ab und weist nur noch über Norddeutschland die
stärksten frontogenetischen Signale auf, die aber eher auf den die Front
begleitenden Kurzwellentrog und weniger auf die Front selbst zurück zu führen
sind. Abgesehen von der schwachen Intensität schieben die Front und die
Kurzwelle einen breiten Wolkenbatzen einmal quer von Südwest nach Nordost über
Deutschland. Dabei scheint die Sonne zwischen Rügen und Lausitz wohl bis zum
Abend, bevor auch dort die Wolken ankommen, während sich im Nachmittagsverlauf
im Westen und Süden die Sonne wieder ausgiebiger zeigen sollte. Zum Abend
schieben sich zudem aus den Alpen heraus dünne Cirren nach Süddeutschland.
Abgesehen vom Gewölk regnet es natürlich auch besonders von der Mitte bis in den
Norden leicht (1-5 l/m² in 12 h), am Vormittag auch im Südwesten noch etwas und
ja - vielleicht können sich auf dem Brocken einzelne Schneeflocken unter den
Regen mischen.

Die Höchstwerte liegen im Regen bei rund 10 Grad, in Richtung Sylt bei 7 Grad
und steigen sonst auf 11 bis 14 Grad. Im Südwesten, bei viel Sonnenschein am
Nachmittag, sind entlang des Oberrheins auch 16 Grad nicht ausgeschlossen.

Der zunehmend auf Südwest drehende Wind weht meist nur schwach bis mäßig, im
Bergland zeitweise leicht böig und dreht zum Abend im Süden im Zuge einer
umfangreichen und kräftigen Zyklogenese über Südwesteuropa zunehmend auf
Nordost.



In der Nacht zum Dienstag passiert die Kurzwelle inkl. der Frontenreste den
Norden und Nordosten und bringt dort noch etwas Nass - besonders von
Mecklenburg-Vorpommern bis nach Brandenburg. Mehr als 1-3 l/m²/12h wird es
jedoch nicht geben.

Interessanter wird die Entwicklung über Südwesteuropa, wo sich ein kräftiger
Abtropfprozess in Form einer ungewöhnlich intensiven Bodentiefentwicklung
deutlich auf den Bodendruckanomaliekarten abbildet. Vorderseitig dieser
Entwicklung wird eine trockene afrikanische Luftmasse mit viel Staub nach Norden
in Richtung Spanien/Frankreich geführt und besonders in Süddeutschland dreht die
Höhenströmung zunehmend auf Süd. Eine in diese Strömung eingelagerte Warmfront
erreicht ausgangs der Nacht den Südwesten mit etwas Regen. Ansonsten äußert sich
diese Entwicklung nur durch eine immer dichter werdende Wolkendecke über
Süddeutschland, sodass die Frostgefahr insgesamt deutlich zurückgeht. Besonders
im Bergland "droht" erneut leichter Frost, während sonst die Tiefstwerte meist
im leichten Plusbereich verharren. Besonders im Norden kann sich gebietsweise
dichter Bodennebel bilden.




Dienstag... wölbt die Zyklogenese über Südwesteuropa einen Keil auf, der
Süddeutschland erfasst. Derweilen wandert eine Störung in Form einer veritablen
Kurzwelle vom Ärmelkanal nach Norddeutschland. Diese kräftige Kurzwelle
inklusive eines markanten thermischen Troges interagiert über Deutschland mit
der von Süden herangeführten Warmfront, sodass sich als Resultat der Hebung und
Feuchte ein recht kräftiges Niederschlagsgebiet über der Mitte Deutschland
ausbilden dürfte. Dieses erfasst zunächst den Westen/Südwesten und erreicht zum
Abend auch die Mitte. Die Numerik ist recht homogen bei der Platzierung des
stärksten Niederschlags und zeigt diesen zwischen Spessart, Saarland und Eifel.
12-std. Mengen verbleiben dort meist zwischen 5 und 10 l/m² und können regional
auch im Grenzbereich zu Luxemburg und Frankreich zwischen 10 und 15 l/m² liegen.
Sonst wechseln sich dichte Wolkenfelder und etwas Sonnenschein ab, mit einzelnen
Schauer bzw. Tropfen muss überall mal gerechnet werden.

Die Höchstwerte liegen von Nord nach Süd zwischen 9 und 16 Grad. Der schwache
Nordostwind dreht im Süden auf Südwest und frischt etwas auf, während auf
exponierten Alpengipfeln Sturmböen drohen.

In der Nacht zum Mittwoch zieht der Niederschlag je nach Modell nach Osten oder
Südosten ab und bringt dort noch einige Liter Nass auf den Quadratmeter, während
sonst die Wolkendecke von Nordwesten auflockert. In der feuchten Luftmasse muss
dann im Westen und Norden häufig mit dichten Nebelfeldern gerechnet werden. Die
Tiefstwerte liegen deutschlandweit bei 6 bis 1 Grad und können im
Norden/Nordwesten dank längerem Aufklaren lokal gegen 0 Grad sinken.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die Numerik erfasst die Kurzfrist insgesamt recht gut. Kleinere Unschärfen
ergeben sich bei der Trogpassage von Montag auf Dienstag. GFS bringt den Trog
etwas zügiger nach Polen als ICON, während IFS einen Mittelweg einschlägt. Daher
gibt es noch zeitliche Diskrepanzen, wann der Niederschlag in der Nacht zum
Dienstag (oder erst Dienstagvormittag) den Nordosten Deutschlands verlässt. Die
Welle am Dienstag wird wiederum sehr einheitlich gezeigt. Innerhalb der
jeweiligen Modelle ergeben sich jedoch auch hier noch gewisse Unschärfen - GFS
z.B. beschleunigt die Wellenpassage innerhalb der letzten 4 Modellläufe, während
IFS nach einer vorübergehenden Verlangsamung die Welle in den beiden jüngsten
Läufen wieder zügiger nach Osten bringt. Diese Unterschiede äußern sich jedoch
nur in einer geringen zeitlichen Unschärfe mit Blick auf den
Niederschlagsbeginn.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Helge Tuschy