DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

10-03-2022 10:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 10.03.2022 um 10.30 UTC



Meist ungestörtes Hochdruckwetter bei leichten Nachtfrösten und milden
Temperaturen am Tage
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Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 17.03.2022


Zu Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraums kommenden Sonntag, befindet
sich über Osteuropa ein kräftiges Bodenhoch über Osteuropa, das von einem Rücken
über dem Ostseeraum gestützt wird. Dem steht ein westeuropäischer Langwellentrog
gegenüber. Ein dazugehörendes Bodentief befindet sich über Irland, so dass sich
über Deutschland markanter Druckgradient aufbaut, was zu einem auffrischenden
Südwind führt. Dabei gelangt über recht milde und trockene Festlandsluft in den
größten Teil Deutschlands. Der Westen des Landes wird dagegen von einem
Kurzwellentrog des Westeuropäischen Langwellentroges erfasst, so dass dort
Wolkenfelder mit etwas Regen im Tagesverlauf aufziehen werden. Der eingelagerte
Frontenzug erreicht in der Nacht zum Montag etwa die Elbe und löst sich dabei
zusehends auf. Die Niederschläge lassen allmählich nach.

Am Montag kann sich der Rücken, der vom zentralen Mittelmeerraum nordwärts
reicht nochmals stärken. Diese Regenerierung hat der Rücken einem Abtropfprozess
des Langwellentroges über der Iberischen Halbinsel und westlich davon zu
verdanken. Das Höhentief vor der Küste Portugal schaufelt vorderseitig Warmluft
nach Norden, die wiederum den Rücken stützt. Da zudem der Kurzwellentrog
nordwärts nach Skandinavien abzieht, herrschen deutschlandweit zunehmend wieder
hochreichend antizyklonale Strukturen vor. Allenfalls in Schleswig-Holstein
sowie im Westen sind noch hohe und mittelhoher Wolkenfelder zu finden. Sie
bringen dort noch etwas Niederschlag, ansonsten strahlt wohl erneut ungehindert
die Sonne. Letzte auf dem Trog basierende geringe Niederschläge ziehen in der
Nacht zum Dienstag ebenfalls nach Dänemark ab.

Am Dienstag wirbelt das nun abgetropfte Cut-Off-Tief über Marokko und stützt auf
der Vorderseite weiter den Rücken. Durch das Abtropfen bekommen die atlantischen
Tröge nun aber wieder mehr Schwung gen Osten, sodass der Rücken nach Leseart des
IFS auf seiner Nordflanke zunehmend abgehobelt wird. Hierzulande sind aber
zumindest in der Höhe weiter antizyklonale Strukturen bestimmend. Bodennah kann
sich allerdings ein flaches und wenig wetterwirksames Tief über den Westen und
Süden der Republik schieben. Dieses induziert aufgrund nur geringer
Unterstützung aus der Höhe meist nur geringe Niederschläge, kann aber die Zeiten
mit eitel Sonnenschein beenden, indem es hohe und mittelhohe Wolken durchziehen
lässt.

Am Mittwoch verstärkt sich erneut der Hochdruckeinfluss, das Azorenhoch weitet
sich nach Nordwesten hin aus. Das Hoch über Osteuropa und verstärkt sich
ebenfalls, über Mitteleuropa entsteht eine Brückensituation. Das flache Tief
über dem Südosten Deutschlands wird nach Südosten Richtung Norditalien
abgedrängt. Die letzten leichten Niederschläge im am Alpenrand klingen bis zum
Abend vollkommen ab. In den anderen Regionen des Landes setzt sich erneut meist
wolkenarmes bzw. sonniges Wetter durch.

Am Donnerstag bleibt es bei der Großwetterlage Hochdruckbrücke Mitteleuropa, so
dass meist sonniges Wetter vorherrschen wird. Lediglich im äußersten Nordwesten
macht sich ein schwach ausgeprägter Tiefausläufer mit teils dichteren
Wolkenfeldern und leichtem Regen bemerkbar. Bei 850 hPa Temperaturen zwischen 0
und 6 Grad, ist tagsüber weiterhin mild mit Höchstwerten zwischen 15 und 19
Grad, vereinzelt sind bei Sonne auch 20 Grad drin. Nachts muss gebietsweise
immer mal wieder mit leichtem Frost gerechnet werden.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz der globalen Modelle ist hoch. Die großskaligen Strukturen der
Geopotentialverteilung und des Luftdruckfeldes werden ähnlich simuliert. Die
blockierende Wirkung eines kräftigen Hochs über Osteuropa sorgt für Zufuhr
trockener und mäßig-warmer Festlandsluft nach Deutschland.
Dennoch schafft es am Sonntag der westeuropäische Langwellentrog etwas näher an
Deutschland heran zu rücken, sodass ein eingelagerter Kurzwellentrog Wolken und
vereinzelt auch Niederschläge in den Westen und Nordwesten des Landes schiebt.
Im weiteren Verlauf verstärk sich erneut die blockierende Wirkung einer
Neubildung eines Hochs über Osteuropa und Fennoskandien. Mit Wolken und
Niederschlag ist daher ab Mittwoch nächster Woche kaum zu rechnen. Insgesamt
wird wieder trocknere und nur leicht kältere Festlandsluft herangelenkt.

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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Auch die anderen globalen Modelle zeigen ähnliche Ergebnisse wie das IFS. Auch
am Mittwoch kommender Woche scheint sich laut GFS und GEM über Mitteleuropa eine
Hochdruckbrücke aufzubauen. IFS und ICON laufen ebenfalls nahezu deckungsgleich.
Von daher ist mit einer hohen Eintrittswahrscheinlichkeit der Prognose zu
rechnen.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahnen verschiedener Städte, über Deutschland verteilt, zeigen bis
einschließlich Sonntag bei einem recht geringen Spread sowie großer Drängung der
ENS-Member eine sehr hohe Vorhersagegüte sowohl bei der Temperatur in 850 hPa
als auch beim Geopotential in 500 hPa. Auch darüber hinaus wird der ENS-Raum
nicht signifikant aufgespannt, wenngleich die Unsicherheiten langsam, aber
stetig zunehmen. Dabei sind ab Sonntag einzelne Modelllösungen hin zu tieferen
Geopotential und kühleren Temperaturen zu verzeichnen. Während Haupt- und
Kontrolllauf zunächst überwiegend mittig im Bereich der höchsten
Eintrittswahrscheinlichkeit zu finden sind, liegen diese ab Montag zunehmend im
oberen Bereich des ENS.

Die der Einordnung der ENS-Member in feste Muster sind im Zeitraum von +72 bis
+96h insgesamt 5 Lösungen nötig, um die Unsicherheiten im ENS-Raum ausreichend
zu beschreiben. Alle Cluster weisen dabei über den gesamten Zeitraum ein
blockierendes Schema aus. Insgesamt sind die Abweichungen zwischen den Lösungen
auch als gering zu bezeichnen. Sowohl die Lage des Höhenhochs als auch die
Ausdehnung des osteuropäischen Troges inklusive Höhentief über dem Bosporus
werden vergleichbar abgebildet. Geringe Unterschiede sind allenfalls bei der
Intensität des Rückens/Höhenhochs und bei der Ausdehnung des atlantischen Troges
zu verzeichnen. Im Detail wird die Amplifizierung etwas verschieden simuliert
und auch der Kurzwellentrog wir in Phase und Stärke leicht abweichend
dargestellt. Haupt- und Kontrolllauf befinden sich im ersten Cluster, wobei die
ersten drei Cluster mit 12, 13 und 15 Member nahezu gleichverteilt sind.
Im Zeitraum von +120 bis +168h erklären erneut fünf Cluster die Abweichungen der
Geopotential- und Luftdruckmuster. Bis auf wenige Ausnahmen bleiben die Cluster
weiter bei einem blockierenden Schema. Vereinzelte Strukturen einer pos. NAO
beziehen sich auf die Zonalisierung verschiedener Lösungen über dem Atlantik zum
Ende des betrachteten Zeitraums. Ansonsten sind es die Schenkel, also die
flankierenden Tröge des Omegas, welche die zahlreichen Cluster nötig machen. Auf
der Westflanke werden dabei der Abtropfprozess sowie auch die Stärke des
resultierenden Cut-Off verschieden gezeigt. Zudem weisen die Cluster
verschiedene Lösungen bei der Amplifizierung des südosteuropäischen Troges nach
Westen aus. Vor allem bei Cluster 3 und 5 kann das Höhentief signifikant nach
Westen wandern und vorübergehend eine Art High over Low Struktur ausbilden.
Cluster 1 mit insgesamt 19 Member zeigt die Entwicklungen des Hauptlaufes. Das
zweite Cluster stützt mit dem Kontrolllauf eher den Vorgaben des GFS mit einem
stabileren Rücken, der nur zögerlich weichen möchte. Auch Cluster 3 geht in die
gleiche Richtung. Cluster 4 könnte dagegen der ICON-Lösung nahekommen.
In der erweiterten Mittelfrist von +192 bis +240h werden nur noch zwei Cluster
für die Beschreibung der Unsicherheiten im ENS-Raum des IFS gebraucht. Dabei
bleibt meist das blockierende Schema Trumpf. Ansonsten unterscheiden sich die
beiden Lösungen doch signifikant, wobei Cluster 1 mit insgesamt 32 Member und
dem Kontrolllauf mehrheitlich gewählt wird. Dabei würde hochreichend hoher
Luftdruck über Skandinavien und Nordwestrussland tieferem Luftdruck über dem
Mittelmeerraum gegenüberstehen. Zyklonale Strömungsbedingungen würden vor allem
das Wetter im Süden Deutschlands beeinflussen. Bei Cluster 2 mit dem Hauptlauf
würde sich dagegen gestützt von hohem Geopotential ein Hoch direkt über
Mitteleuropa legen.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Vom EFI gibt es bezüglich des Modellklimas allenfalls am Freitag und Samstag für
die östlichen Hochlagen Hinweise für überdurchschnittliche
Windgeschwindigkeiten. Dieses Signal wird schließlich auch von der Probabilistik
(ICON-EPS, EZ-EPS, C-LEPS) geringen bis moderaten Wahrscheinlichkeiten (20 bis
55%) gestützt. Neben den Hochlagen gibt es aus Sicht der Probabilistik auch an
exponierten Küstenabschnitten die Möglichkeit für einzelne stürmische Böen (10
bis 40%).

Sonst werden keine signifikanten Wettererscheinungen erwartet.
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Basis für Mittelfristvorhersage
IFS-EPS, ICON-EPS, MOS-IFS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Stefan Külzer