DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

10-03-2022 08:01
SXEU31 DWAV 100800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 10.03.2022 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
S a - Hochdruckrandlage. Ab Freitag in Hochlagen der östlichen Mittelgebirge
sowie auf exponierten Berggipfeln Gefahr von Sturmböen. Vorübergehend auch an
einigen Küstenabschnitten stürmische Böen.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 24 UTC
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Donnerstag... liegt Deutschland im Achsenbereich eines Höhenkeils, der sich vom
westlichen Mittelmeer bis in die Barents-See erstreckt. An der Westflanke dieses
Keils läuft ein Trog nach Nordosten ab, der bis nach Westfrankreich vordringt,
aber bedingt durch bis in dessen Achsenbereich vorstoßende Warmluftadvektion
abgeschwächt wird. Kräftige, in Richtung Grönland gerichtete Warmluftadvektion
lässt einen neuen Keil entstehen, der ausgehend vom bisherigen Höhenkeil ins
Nordmeer gerichtet ist. Über Osteuropa hält sich ein Langwellentrog, der zur
Ukraine austropft. Beides stabilisiert die Antizyklonalität. Allerdings macht
sich der sich nähernde schwache Trog durch leichten Druckfall bemerkbar, der den
Südwesten Deutschlands erfasst. Der Wind wird noch nicht warnrelevant.
Weitgehend ungehinderte Einstrahlung lässt die Temperatur auf 10 bis 16 Grad
steigen. Lediglich von der Ostsee zum Erzgebirge wird die 10 Grad-Marke nicht
erreicht.

In der Nacht zum Freitag arbeitet sich der Trog unter weiterer Abschwächung bis
Ostfrankreich vor. Vorderseitig dreht die Strömung auf Süd. Leichter Druckfall
von Südwesten her bei gleichzeitigem Druckanstieg ganz im Nordosten lässt den
Gradienten etwas anziehen, was warnrelevante Böen auf höheren Berggipfeln
(östliche Mittelgebirge durchaus bis Bft 9) aufkommen lässt. Bei Südostwind sind
dann auch in hierfür exponierten Küstenabschnitten Windböen und über der offenen
Nordsee stürmische Böen vorstellbar. Im Nordwesten und Westen bleibt es
weitgehend frostfrei, auch im Südwesten wird es nicht mehr ganz so kalt wie in
den Nächten bisher. Ansonsten ist noch einmal leichter bis mäßiger Frost zu
erwarten.

Freitag... weitet sich vom nahen Ostatlantik her ein breiter Trog in die Biskaya
aus. Gleichzeitig wandelt sich das Cut-Off-Tief über der Ukraine in einen
Kaltlufttropfen um, der der bodennahen Strömung am Rande des über Ostpolen
liegenden Bodenhochs folgt und ins westliche Schwarze Meer zieht. Beide Prozesse
nehmen den Höhenkeil in seinem südlichen Bereich "in die Zange" und es erfolgt
eine Abschnürung, so dass ein abgeschlossenes Höhenhoch über Südskandinavien
entsteht. Im Bodendruckfeld verstärkt sich der Gradient, was auf einigen höheren
Berggipfeln sowie in den Hochlagen der östlichen Mittelgebirge Sturmböen
aufkommen lässt. Auch an der Küste können dann Windböen und neben der offenen
Nordsee auch an einigen Abschnitten der Ostseeküste, die bei Südostwind anfällig
sind, stürmische Böen einsetzen. Insgesamt frischt der Südostwind auf, im Norden
und in der Mitte und dort bevorzugt in den Leelagen der Mittelgebirge kommen
Windböen Bft 7 zustande.
Die durch den kräftigeren Gradienten verstärkte Advektion trocken-kalter
Festlandsluft dämpft neben dem Aufzug mittelhoher und hoher Bewölkung im Westen
und Südwesten die Temperaturen, so dass im Norden, Osten und in Teilen der Mitte
nur 6 bis 10 Grad erreicht werden. Westlich der Weser und im Südwesten sind 10
bis 15 Grad zu erwarten.

In der Nacht zum Samstag weitet sich der bis in die Biskaya reichende Trog noch
etwas nach Südosten aus. Mehrschichtige Bewölkung kann dann den gesamten Westen
und Südwesten Deutschlands erfassen, Niederschläge sind nicht in Sicht. In den
anderen Gebieten bleibt dann, bedingt durch andauerndes Absinken im Randbereich
des dann über Ostpolen liegenden Bodenhochs, der Himmel klar, wodurch sich
leichter bis mäßiger Frost einstellt. Unter Wolken bleibt es dagegen im Westen
und in tieferen Lagen Südwestdeutschlands weitgehend frostfrei.

Samstag... läuft aus dem in die Biskaya reichenden Trog ein Teiltrog nach
Südosten ab und gelangt ins westliche Mittelmeer. Da sich gleichzeitig der über
dem westlichen Schwarzen Meer liegende Kaltlufttropfen zum Bosporus verlagert,
verkürzt sich die Wellenlänge, wobei sich das gesamte Zirkulationsmuster ein
wenig nach Osten verlagert. Als Folge kommt über dem gesamten Vorhersagegebiet
eine schwache südliche Strömung zustande. Großräumiges Absinken am Rande des
über Polen liegenden und bis zum Balkangebirge reichenden Bodenhochs lässt die
Bewölkung, die bis dahin den Westen und Südwesten Deutschlands erfasst hat,
zusehends auflockern. Im weitaus größten Teil Deutschlands wird durch Absinken
ohnehin jegliche Wolkenbildung unterbunden. Dabei weicht der Gradient wieder
auf. Während bis in den Vormittag hinein vor allem in den Kamm- und Gipfellagen
der östlichen Mittelgebirge noch Sturmböen und an einigen Küstenabschnitten
Windböen auftreten können, sind zum Abend hin warnrelevante Böen wahrscheinlich
auf den Erzgebirgskamm beschränkt. Dank der Windabschwächung ergibt sich dann
ein mehr ausgeglichenes Temperaturniveau mit Maxima zwischen 9 und 15 Grad und
um 7 Grad an der See sowie im Bergland.

In der Nacht zum Sonntag entwickelt sich über Irland ein Sturmtief, das
zusehends die mitteltroposphärische Strömung zyklonal deformiert. Dies bewirkt
eine leichte Verstärkung der südlichen Strömung über Deutschland. Für das
Bodendruckfeld ergibt sich jedoch keine Änderung. Abgesehen vom Erzgebirgskamm
und Lausitzer Bergland, Wo Wind- und in exponierten Lagen stürmische Böen
auftreten können, ist der Wind nicht warnrelevant. Mehrschichtige Bewölkung
(aber ohne Niederschlag) sollte im Westen eine Abkühlung auf Frostgrade
unterbinden. Ansonsten ist, abgesehen vom Küstenstreifen, erneut leichter, im
östlichen Bergland und im Südosten auch mäßiger Frost zu erwarten.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle stützen die oben beschriebene Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann