DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

06-03-2022 08:01
SXEU31 DWAV 060800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 06.03.2022 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
NE a. Ruhige Hochdruckrandlage, weitgehend ohne markante Wettergefahren.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
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Sonntag... liegt Deutschland unter der Nordostflanke eines Höhenkeils, der sich
vom Seegebiet zwischen den Azoren und Kanaren über Schottland hinweg bis ins
Nordmeer erstreckt. Durch diesen wird ein Bodenhoch mit Schwerpunkt über
Schottland gestützt. Von diesem Hoch ist eine Brücke über Mitteleuropa hinweg in
die Ukraine gerichtet. Über Nordosteuropa hält sich dagegen ein breiter Trog. In
der hieraus resultierenden nordwestlichen Strömung läuft ein Kurzwellentrog nach
Südosten ab und streift den Nordosten Deutschlands. Positive Vorticityadvektion
wird weitgehend durch Kaltluftadvektion kompensiert, so dass nur wenig Hebung
übrigbleibt. Dennoch kann es in Ostseenähe für einzelne Schneeschauer (mit
örtlicher Glätte) reichen. Bei labiler unterer Troposphäre (Temperaturen im 850
hPa-Niveau um -10 Grad) sind die Voraussetzungen hierzu gegeben. Ansonsten
bleibt es niederschlagsfrei. Allerdings wird nicht nur der Norden zyklonal
beeinflusst, auch im Süden und Südosten machen sich ein ausgedehntes Höhentief
südlich der Ostalpen bemerkbar. Hierdurch dürfte sich Sc-Bewölkung auf weite
Landesteile ausweiten. Diese reicht maximal bis 800, im Norden bis 850 hPa
hinauf, oberhalb davon macht sich die o.g. Brücke mit Absinken und Austrocknung
bemerkbar. In deren Bereich sind vor allem im Südwesten längere sonnige
Abschnitte zu erwarten. Meist dämpft die Bewölkung die Temperaturentwicklung, so
dass nur Maxima zwischen 1 und 6, am Oberrhein bis 8 Grad zu erwarten sind.

In der Nacht zum Montag weitet sich der nach Weißrussland schwenkende Trog nach
Süden aus, was über Deutschland eine nordöstliche Strömung zur Folge hat. Der
stromaufwärts liegende Keil wandelt sich in ein abgeschlossenes Höhenhoch um,
von welchem ein Keil bis nach Spitzbergen gerichtet ist. Der Schwerpunkt des
korrespondierenden Bodenhochs verlagert sich dann ebenfalls in die Nordsee. An
dessen Südostflanke gelangt mit einer meist nördlichen bodennahen Windkomponente
in die küstennahen Gebiete bodennah feuchtere Luft, was in diesen Gebieten Nebel
und / oder tiefe St-Bewölkung aufkommen lässt. Flächendeckend ist leichter, im
Bergland und nach Südosten hin mäßiger Frost zu erwarten.

Montag... weitet sich der über Osteuropa liegende Trog nach Süden aus, so dass
sich mit über Südeuropa liegenden Höhentief ein lang gestreckter, bis nach
Tunesien reichender Trog ergibt. Das blockierende, über der Nordsee liegende
Hoch kräftigt sich, wobei über Skandinavien weiterer Geopotentialgewinn zu
verzeichnen ist. Dies lässt über dem Weißen Meer ein neues Bodenhoch entstehen.
Zusammen mit dem Bodenhoch über der Nordsee und dem Nordwesten Deutschlands
ergibt sich eine bis nach Nordwestsibirien reichende Hochbrücke. Ausgehend von
dem Bodenhoch über der Nordsee erstreckt sich ein Keil zu den Ostalpen. An
dessen Ostflanke, d.h. über dem Norden und Osten Deutschlands, stellt sich eine
nördliche bodennahe Windkomponente ein, während im Westen und Süden östliche
Winde wehen.
Großräumiges Absinken im Bereich des Bodenhochs sollte eine weitgehende
Auflösung der Bewölkung bewirken. Restbewölkung hält sich noch über dem
östlichen Mittelgebirgsraum, Niederschlag fällt nicht. Die
Tageshöchsttemperaturen erreichen 3 bis 9 Grad. Oberhalb von etwa 800 m hält
sich meist leichter Dauerfrost.

In der Nacht zum Dienstag verlagert sich der Schwerpunkt des blockierenden Hochs
in den Skagerrak. Das "südliche" Bodenhoch, das zuvor über der Nordsee lag,
verschiebt sich mit der o.g. Hochbrücke etwas nach Osten. Gleichzeitig setzt
sich ein südlicher Ast der Frontalzone aus dem Azorenraum bis ins westliche
Mittelmeer durch. Beide Prozesse bewirken über dem Westen und Südwesten
Deutschlands eine leichte Gradientzunahme. Unter Zuhilfenahme der
ageostrophischen Windverstärkung, die durch das antizyklonale Ausfließen bedingt
ist, können auf exponierten Gipfeln Südwestdeutschlands und westlich des Rheins
mit geringer Wahrscheinlichkeit einzelne Sturmböen zustande kommen.
Flächendeckend ist leichter, im Südosten sowie im Bergland durchweg mäßiger
Frost zu erwarten.

Dienstag... kräftigt sich das mit Schwerpunkt über dem Oslofjord liegende
blockierende Hoch noch etwas. Gestützt durch Warmluftadvektion, die bis nach
Ostgrönland und Spitzbergen ausgreift, weitet sich, ausgehend von diesem Hoch,
ein Keil nach Nord-Nordwest aus, was die Lage konserviert. Die oben beschriebene
Hochbrücke ändert ihre Lage kaum. Da sich das "südliche" Hoch in die Ostsee
verlagert, stellen sich deutschlandweit östliche bis südöstliche bodennahe Winde
ein. Im Westen und Süden zeichnet sich etwas Gradient ab, für warnrelevante Böen
sollte es (und dann auch nur mit geringer Wahrscheinlichkeit) allenfalls auf
exponierten Gipfeln Südwestdeutschlands und westlich des Rheins reichen. Bei
nahezu ungehinderter Einstrahlung erfolgt gegenüber den Vortagen ein leichter
Temperaturanstieg auf 6 bis 12 Grad.

In der Nacht zum Mittwoch ändert sich die Druck- und Geopotentialverteilung nur
unwesentlich. Zwar läuft in die Biskaya ein schwacher Trog herein, aber
Warmluftadvektion, die bis in die Nähe von dessen Achse vorstößt, lässt diesen
Trog weitgehend verschwinden, ohne wetterwirksam zu werden. Nach wie vor hält
sich ein ausgedehntes Bodenhoch. Bei geringen Luftdruckgegensätzen besteht im
Nordosten und dort vor allem in Ostseenähe eine leichte Nebelneigung.
Da nunmehr oberhalb der Grundschicht im Norden und Westen eine leichte Erwärmung
erfolgt ist, wird es dort nicht mehr ganz so kalt werden wie in den Nächten
zuvor. Dennoch sollte es noch einmal nahezu flächendeckend für leichten Frost
reichen. Im Osten und Südosten dürfte sich dagegen erneut mäßiger Frost
einstellen.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle stützen weitgehend die oben beschriebene Entwicklung.
Anhand der synoptischen Basisfelder lassen sich bis einschließlich Dienstag kaum
prognoserelevanten Unterschiede ableiten. Erst in der Nacht zum Mittwoch deutet
sich bei ICON ein leicht abweichendes Szenario an. Den schwachen Trog, der dann
auf die Biskaya übergreift, haben andere Modelle nicht im Programm. Dieser
Unterschied dürfte jedoch ohne Einfluss auf unser Wettergeschehen sein.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann