DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

04-03-2022 08:30
SXEU31 DWAV 040800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 04.03.2022 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL HFa
Hochdruckwetterlage, teils sonnig, teils hochnebelartig bedeckt. Langsam
zurückgehende Temperatur und verbreitet leichte bis mäßige Nachtfröste.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 24 UTC
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Freitag... erstreckt sich ein blockierender Höhenrücken mit eigenständigem Kern
ausgehend von Frankreich bis nach Skandinavien. Das korrespondierende Bodenhoch
befindet sich mit seinem Zentrum über Südskandinavien. Deutschland liegt an
seiner Ostflanke in einer nordöstlichen Bodenströmung.

An der Ostflanke des Höhenrückens sind von Polen und der Ostsee kommend in der
unteren Troposphäre feuchtere Luftmassen nach Deutschland eingeflossen, die sich
vor allem in Form von Nebel und Hochnebel bemerkbar machen. Diese beeinflussen
große Teile des Ostens und Nordens und sollen sich im Laufe des Tages auch nur
zaghaft lichten. Es ist auch noch eine gewisse Ausbreitung nach Westen zu
erkennen und auch der äußerste Ost- und Südostbayern werden mit tangiert.
Allgemein fällt kein Niederschlag, aber im Nordoststau von Thüringer Wald und
Erzgebirge kann es durch die Anströmungsrichtung (auch in der Höhe) immer mal
wieder leicht schneien. Dies kann zumindest in den frostigen Hochlagen des
Berglandes auch mal zu Glätte führen. In tieferen Lagen ist dies hingegen kein
Problem.

Im Rest des Landes gibt es unter dem bestehenden Hochdruckeinfluss erneut viel
Sonne. Das gilt ausgehen vom Norden über den Westen bis in den Südwesten und
Süden des Landes. Dort bleibt es bis zum Abend oft sogar wolkenfrei. Gerade im
Rheintal sind damit auch wieder bis 12 Grad möglich. Unter Dauer(hoch)nebel,
steigen die Maxima allenfalls zaghaft über die Nullgradmarke und das gilt auch
für die Anstaugebiete von Thüringer Wald und Erzgebirge.

In der Nacht auf Samstag gibt es keine wesentliche Änderung. Der nördlich von
uns gelegene Rücken kippt etwas stärker nach Süden, sodass die Strömung stärker
aus östlichen Richtungen kommt und auch etwas kältere Luftmassen aus Osten
advehiert werden. So nähert sich die 850 hPa Temperatur an der Grenze zu Polen
der -10 Grad Marke.

Vor allem im Osten und Nordosten, ausgreifend bis zu den mittleren Landesteilen
bleibt die hochnebelartige Bewölkung erhalten und vereinzelt fällt geringfügiger
Schnee, insbesondere im Anstau von Erzgebirge und Thüringer Wald. Entsprechend
kann es auch streckenweise glatt werden.
Außerdem gibt es von Ostthüringen und Sachsen bis nach Südbrandenburg und
Sachsen-Anhalt ein erhöhtes Potential für Nebel, sodass auch in diesem
Zusammenhang örtlich Glätte auftreten kann.

Die Minima bewegen sich zwischen leichten Plusgraden im Küstenumfeld und mäßigen
Frösten bis -8 Grad im Süden des Landes. In schneebedeckten Alpentälern kann er
vereinzelt strenge Frösten geben.


Samstag... ist die Achse des Höhenrückens mittlerweile komplett zonal
ausgerichtet, wobei sich das Zentrum etwa über dem Baltikum befindet. Damit
herrscht eine östliche bis nordöstliche Höhenströmung. Damit hält auch die
Kaltluftzufuhr an und die -10 Grad Isotherme in 850 hPa ist nun endgültig in den
Osten Deutschlands eingesickert. In der mittleren und höheren Troposphäre ist
die Luft weiterhin sehr trocken. Etwa bei 850 hPa befindet sich die
Absinkinversion und darunter ist die Luftmasse deutlich angefeuchtet. Während
die deutsche Modellkette die Hochnebeldecke im Tagesverlauf deutlich auflockert,
würde es nach dem ECMWF im Osten und Teilen des Nordens nahezu bedeckt bleiben.
Auch würden sich die hochnebelartige Bewölkung bis in den Westen und Süden
ausbreiten und dort vor allem in den Anstaugebieten (Ost/Nordostströmung) dicht
bleiben. Auch ICON zeigt dies Ausbreitung, aber wie gesagt sehr aufgelockert.
Auch das polnische auf UKMO basierende Modell zeigt die Ausbreitung dichterer
Wolken nach Westen und Süden, aber ebenfalls mit einer gewissen Struktur. Diese
ist sicherlich auch bedingt durch den Tagesgang und die in Gang kommende
Durchmischung. Immerhin zeigen die Progsoundings bis etwa 850/800 hPa hinauf
eine gut durchmischte Schicht mit nahezu trockenadiabatischem
Temperaturgradienten.

Schwache Schauer kann es weiterhin nördlich von Thüringer Wald / Erzgebirge
geben, mit unergiebigen Mengen und allenfalls etwas Glätte in den Hochlagen der
Berge.

Wohl durchgehend sonnig bleibt es im äußersten Südwesten und Westen sowie am
direkte Alpenrand. Die Höchstwerte bleiben in den Regionen mit dichter
Wolkendecke oft in der Nähe des Gefrierpunktes, während es mit
Sonnenunterstützung nochmal in Richtung 10 Grad Marke geht. Dabei bleibt es
allgemein schwachwindig. Nur im Süden und Südosten mit etwas schärferen
Gradienten in der unteren Troposphäre weht der Nordostwind auch mäßig und in den
höheren Berglagen teils stark böig.

In der Nacht auf Sonntag bleibt die Grundströmung erhalten. Die -10 Grad
Isotherme in 850 hPa erreicht von Osten kommend nun die mittleren Landesteile.
Während sich der bisher wirksame zonal ausgerichtete Höhenrücken abschwächt und
mittlerweile mit seiner Achse über dem Norden Deutschlands liegt, kann ein neuer
kräftiger Rücken vom Atlantik bis nach Schottland und zum Nordmeer vorstoßen und
sich eine neues Bodenhoch mit Zentrum über Schottland aufbauen.

Die Nacht verläuft teils aufgelockert oder sternenklar (vor allem nach Westen
und Südwesten), teils bleibt die hochnebelartige Bewölkung aber auch dicht und
es können sich Nebelfelder ausbreiten (vor allem nach Osten und Norden). Die
Minima bewegen sich abseits der Inseln im Frostbereich zwischen -1 und -8 Grad,
wobei es in den bedeckten Gebieten nicht insgesamt am mildesten ist und in
Südbayern am kältesten. Glätte kann es dort geben, wo der Nebel dichter ist. Im
Westen berechnet Metro in den klaren Gebieten verstärkt Reifglätte.

Sonntag... befindet sich das neue eigenständige Höhenhoch nun bei Schottland und
stützt damit auch den hohen Luftdruck am Boden. Deutschland befindet sich auf
der Südostflanke. Die Bodenwinde kommen vornehmlich auf Nord bis Nordost und
drehen bis 850 hPa auf Nordost bis Ost. Damit hält auch die Kaltluftzufuhr an
und die -10 Grad Isotherme setzt sich über der Mitte Deutschlands fest. Erneut
gibt es einige Regionen, wo die tiefe Bewölkung den ganzen Tag dicht bleiben
wird bzw. tagesgangbedingte Quellbewölkung am Unterrand der Inversion breit
läuft. Je nach Modell, werden unterschiedliche Regionen betont. Betrachtet man
ICON und ECMWF erkennt man aber, dass deutlich größere Landesteile betroffen
sind, als noch an den Vortagen. Die größten Sonnenchancen gibt es tendenziell in
Richtung Westen und Südwesten, sowie später wieder verstärkt im Nordwesten.

Der Wind bleibt insgesamt schwach, kann aber tagesgangbedingt etwas aufleben.
Das gilt vor allem für den Westen und Nordwesten des Landes, wo man am nächsten
an dem neuen Hoch über Schottland liegt. Im Vergleich zu den Vortagen gehen
durch die eingeflossene Kaltluft auch in den westlichen Regionen die Maxima
zurück. Selbst mit Sonnenunterstützung wird es nichts mehr mit der 10-Grad
Marke. Eher werden 5 bis 8 Grad erwartet. Im Osten und Südosten sowie bei
Dauergrau wird es wieder schwierig sich weit über den Gefrierpunkt zu retten. Im
höheren Bergland gibt es Dauerfrost.

In der Nacht auf Montag bewegt sich das Höhenhoch ostwärts in Richtung nördliche
Ostsee. Davon abgesehen tut sich aber nicht viel. Die breit gelaufene
Quellbewölkung löst sich den Tagesgang folgend gebietsweise wieder auf. Vor
allem nach Osten und Südosten hält sich aber weiterhin hochnebelartige
Bewölkung. Insbesondere im Nordwesten und Norden bilden sich im Laufe der Nacht
teils dichte Nebelfelder mit vereinzelter Glätte. Die Minima bewegen sich erneut
zwischen 0 und -8 Grad und nur an der See bleibt es frostfrei.

Modellvergleich und -einschätzung
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Es gibt bei der Einschätzung der Großwetterlage keine Unterschiede zwischen den
Modellen im Kurzfristzeitraum. Schwieriger ist hingegen eine Prognose bezüglich
Nebel/Hochnebel bzw. breit laufender Quellbewölkung. Je nach Modellauflösung und
Mikrophysik gibt es unterschiedliche Regionen, die betroffen sind. Dies wurde
auch bereits im Haupttext diskutiert.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Marcus Beyer