DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

03-03-2022 17:30
SXEU31 DWAV 031800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 03.03.2022 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Antizyklonale Nordostlage, nachts Frost tagsüber in der Nordosthälfte häufig
Hochnebel, sonst viel Sonne

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 12 UTC
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Aktuell ... liegt ein blockierendes Hochdruckgebiet über Südskandinavien, das
auch in weiten Teilen Mitteleuropas wetterbestimmend ist. An seiner Ostflanke
zieht ein Trog über Tschechien und Österreich südwärts. Rückseitig des Troges
wird mit einer nordöstlichen Strömung bodennah kühlere und feuchtere Ostseeluft
advehiert (Taupunkt ~ 0°C). Dabei hat sich an der Absinkinversion auf etwa 900
hPa ein kompaktes Hochnebelfeld gebildet, das langsam süd-südwestwärts
vorankommt, aber von allen Seiten bereits "angefressen" wurde. Ansonsten ist
eine durch Absinken erwärmte, alternde Kontinentalluftmasse wirksam
(850-hPa-Temperatur ~ 0°C). dabei gibt es Absinken bis zum Boden, was eine sehr
trockene Luftmasse mit Taupunkten zwischen -5 bis -12 °C zur Folge hat.

Abgesehen vom Hochnebelfeld verläuft die Nacht zunächst klar. In der feuchteren
Luftmasse über der Nordosthälfte breiten sich rasch Nebel und Hochnebelfelder
aus, die mit einer nordöstlichen Strömung an den Nordostrand der zentralen
Mittelgebirge gedrückt werden und dort gehoben werden. Vornehmlich im
Osterzgebirge, sowie in der Lausitz kann es dabei zu leichtem Schneegriesel oder
auch gefrierenden Sprühregen durch unterkühlte Wassertröpfchen kommen. In der
Südwesthälfte dürfte Glätte bei verbreitetem Frost zwischen -4 bis -9 °C auf
Grund der niedrigen Taupunkte nur lokal auftreten.

Freitag ... kommt das Hoch etwas weiter ostwärts voran, dabei läuft der
beschriebene Trog an der Südostflanke nach Oberitalien ab. Somit hält mit einer
nordöstlichen Strömung die Zufuhr kontinentaler Arktikluft weiter an, sodass die
850 hPa-Temperaturen im Osten bis -8°C fällt. Die Hochnebeldecke kann sich in
der Nordosthälfte sowie auch in Oberfranken bis Niederbayern halten. Vorwiegend
im Nordoststau der Mittelgebirge kann es besonders wieder vom Lausitzern
Bergland bis zum Osterzgebirge zu leichten Schneegriesel oder gefrierenden
Sprühregen/Nebelnässen kommen. Oberhalb von 400 m gibt es im östlichen Bergland
Dauerfrost. Im Tagesverlauf wird die Luft aber von Nordosten trockener und die
Wolkendecke zerfällt in Stratocumulusbewölkung und löst sich im Nordosten
teilweise ganz auf.
Im Rest von Deutschland setzt sich das Absinken immer noch bis zum Boden durch
und es bleibt sonnig bei etwas kühleren Temperaturen als noch heute.
Die Nacht zum Samstag verläuft ähnlich der Vornacht mit Nebel und Hochnebel in
der Nordosthälfte und Sternenklar in der Südwesthälfte.

Samstag ... verlagert sich das Zentrum des Hochs unter Abschwächung zum
Baltikum. Über dem Atlantik wölbt sich vorderseitig eines Langwellentroges ein
Keil Richtung Nordmeer auf, wodurch sich ein korrespondierendes Bodenhoch mit
Schwerpunkt über Nordgroßbritannien aufbaut. An dessen Ostflanke zieht ein
schwächer werdender Höhentrog in die Nordsee. Das Wetter bleibt bei uns wie
gehabt, mit anfänglichen Hochnebel unterhalb der Absinkinversion in der
Nordosthälfte, der im Tagesverlauf in Stratocumulus oder Cumulusbewölkung
zerfällt. Im Südwesten bleibt es sonnig. Bei weiterer Zufuhr kontinentaler
Arktikluft, kratzt die -10°C-Isotherme auf 850 hPa an der Ostgrenze
Deutschlands. Deshalb wird der Samstag nochmals etwas kälter.
In der Nacht zum Sonntag schwächt sich das nach Osteuropa abziehende Hoch weiter
ab. Es baut eine Verbindung zum rasch nachrückenden Hoch über Großbritannien
auf. Für Deutschland verändert sich dadurch wenig. Teils Nebel, teils Hochnebel
in der Nordosthälfte, sonst meist klar bei mäßigem Frost.
Sonntag ... gelangt Deutschland an die Ostflanke des nachrückenden Hochs, das
sich mit seinem Schwerpunkt dann über der Nordsee befindet. An seiner Ostflanke
dreht die Strömung etwas mehr auf Nord, sodass auch der Rest von Deutschland
bodennah unter dem Einfluss von etwas feuchterer Luft kommt, die sich unterhalb
der Absinkinversion auf etwa 800 hPa ausgebreitet hat. Somit halten ich vor
allem in der Osthälfte länger Hochnebelfelder. Über dem Osten ablaufende
Kurzwellentröge vermögen allerdings nicht genug Hebung zu produzieren um gegen
das Absinken unter dem Hoch anzukommen. Sie bleiben deshalb Wetterunwirksam.
Einzig am östlichen Alpenrand zeigen die Modell schwache Signale für zeitweise
leichten Schneefall.
Die Nacht zum Montag wird dann durch die Grenzschichtproblematik bestimmt.
Tendenziell wird es im Westen eher auflockern, als im Osten. Für Detailprognosen
ist es jedoch noch zu früh.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Wetterlage wird von allen Modellen im Wesentlichen gleich simuliert. Größere
Unterschiede gibt es in Bezug auf die Hochnebelprognose, was wiederum von der
jeweiligen Modellparametrisierung abhängt. ICON-D2 schien in der Vergangenheit
immer etwas optimistisch in Bezug von Hochnebelauflösung und ist somit nicht das
Modell der ersten Wahl. Die Bewölkung im polnischen UM-Modell scheint allerdings
etwas zu dicht.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Christian Herold