DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

28-02-2022 18:01
SXEU31 DWAV 281800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 28.02.2022 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Ruhige spätwinterlich Hochdruckrandlage. Abgesehen von strengem Nachtfrost in
schneebedeckten Alpentälern keine markanten Wettergefahren.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 12 UTC
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Aktuell ... liegt Deutschland unter einem Höhenkeil, der sich von der Iberischen
Halbinsel bis zum Rybinsker Stausee in Westrussland erstreckt. Dieser Keil wird
von einem Höhentiefkomplex über Südosteuropa flankiert. Die Frontalzone verläuft
mäandrierend vom mittleren Nordatlantik kommend zwischen Schottland und Island
hindurch und über Lappland hinweg nach Nordwestsibirien. Durch den Keil wird ein
ausgedehntes Bodenhoch mit Schwerpunkt über den Baltischen Staaten gestützt, das
sich bis nach Mitteleuropa erstreckt.
Ein in die Frontalzone eingelagerter Trog wird über Schottland hinweg in die
Norwegische See gesteuert. Diesem Trog ist ein okkludierendes Frontensystem
vorgelagert, da sich über der Nordsee schleifend etwas nach Osten quält.
Frontale Bewölkung (ohne Niederschläge) kann bis Dienstagfrüh bis zu einer Linie
Kiel - Hohes Venn vordringen. Ansonsten erfolgt bei klarem Himmel maximale
Ausstrahlung, wodurch flächendeckend leichter bis mäßiger, über schneebedeckten
Alpentälern auch strenger Frost zu erwarten ist. Frostfrei bleibt es
wahrscheinlich nur im westlichen Ruhrgebiet.

Dienstag ... wird der Höhenkeil, dessen Lage sich gegenüber heute kaum
verändert, durch den auf Skandinavien übergreifenden Trog und durch einen
weiteren Trog, der sich zur Ukraine ausweitet, eingeengt. Hierdurch beginnt sich
das wetterbestimmende Bodenhoch abzuschwächen.
Das dem Trog vorgelagerte Frontensystem erreicht den äußersten Nordwesten
Deutschlands. Für mehr als ein paar Tropfen auf einer Linie Nordfriesische
Inseln - Ems wird es kaum reichen. Mehrschichtige Bewölkung greift jedoch auf
den gesamten Norden, Nordwesten und Teile der Mitte über, von ungehinderter
Einstrahlung kann dann nur im Osten und Süden die Rede sein.
Abgesehen davon, dass im Westen aufgrund der Bewölkung die 10 Grad-Marke kaum
noch geknackt wird, ändern sich die Temperaturen gegenüber heute kaum.

In der Nacht zum Mittwoch weitet sich der über Skandinavien liegende Trog etwas
nach Süden aus. Der resultierende Druckfall lässt von dem Bodenhoch nur noch
eine lang gestreckte Brücke übrigbleiben, die von Mitteleuropa bis zum
nördlichen Kasachstan reicht. Dennoch reicht das Absinken unter dieser Brücke,
um die Wetterwirksamkeit der Front im äußersten Nordwesten vollends
abzuschwächen. Nicht nur, dass dann kein Niederschlag mehr fällt, die Bewölkung
lockert in diesen Gebieten zusehends auf.
Nicht ganz unschuldig am Ende dieser Front ist zudem ein Höhenkeil, der sich,
über den Britischen Inseln liegend, infolge bis nach Grönland ausgreifender
Warmluftadvektion nach Norden aufwölbt. Durch diesen Keil wird ein Bodenhoch
über der Nordsee gestützt, das sich kräftigt und an die Hochbrücke andockt, so
dass von der flachen Tiefdruckrinne, in welcher zuvor die Front lag, nichts mehr
übrigbleibt.
Unterm Strich bleibt die antizyklonal geprägte Wetterlage bestehen. Die im
Nordwesten und Westen noch vorhandene Bewölkung führt dort zu einer
Frostabschwächung, unmittelbar an der See sowie in Teilen von NRW dürfte es
frostfrei bleiben. Ansonsten ist erneut leichter bis mäßiger Frost zu erwarten.
Die Wahrscheinlichkeit von strengem Frost über schneebedeckten Alpentälern wird
zusehends geringer.

Mittwoch ... übernimmt der nunmehr bis in die Nordsee vordringende und sich bis
nach Ostgrönland ausweitende Höhenkeil die wetterbestimmende Rolle. Das
korrespondierende Bodenhoch liegt dann über der Nordsee und Südnorwegen und
reicht mit einer breiten, meridional ausgerichteten Brücke bis ins Mittelmeer.
In deren Bereich dauert bei geringen Luftdruckgegensätzen das großräumige
Absinken an. Dabei wird die Einstrahlung nur durch lockere mittelhohe und hohe
Wolkenfelder gedämpft. Während sich im Osten keine nennenswerte
Temperaturänderung abzeichnet, erfolgt im Westen ein leichter Temperaturanstieg
auf 9 bis 12 Grad.

In der Nacht zum Donnerstag weitet sich der von Lappland nach Süden reichende
Trog südwärts aus, so dass der über Südosteuropa liegende Höhentiefkomplex
einbezogen wird und ein osteuropäischer Langwellentrog zustande kommt. Der
wetterbestimmende Keil verlagert sich nur wenig nach Osten, der nachfolgende
Trog rückt bereits in den nahen Ostatlantik vor, so dass sich eine Verkürzung
der Wellenlänge ergibt. Über Mitteleuropa hält sich nach wie vor eine
meridionale Hochbrücke, die von einem Hoch über Südnorwegen ausgeht und nach
Norden bis nach Ostgrönland reicht. Absinken in deren Bereich lässt die
Bewölkung weitgehend verschwinden. Nur in den Norden wird von der Nordsee her
etwas Sc-St-Bewölkung eingesteuert. Abgesehen von diesen Gebieten ergibt sich
somit wieder eine leichte Frostverschärfung. Frostfrei bleibt es wahrscheinlich
nur unmittelbar an der See sowie in größeren Innenstädten im Westen, vor allem
in NRW.

Donnerstag ... weitet sich ein an der Vorderseite des Höhenkeils nach Süden
ablaufender Trog in den Osten Deutschlands aus. Dieser ist jedoch von
Kaltluftadvektion überlaufen und daher kaum wetterwirksam. Vorderseitig, d.h.
über dem Südwesten und Süden Deutschlands, kommt durch diesen Trog leichter
Druckfall in Gang, so dass von einer schwachgradientigen Lage dann nicht mehr so
recht die Rede sein kann. Mit Hilfe einer ageostrophischen Windverstärkung, die
durch das antizyklonale Ausfließen bedingt ist, können auf exponierten
Berggipfeln im Tagesverlauf warnrelevante Böen auftreten. Zudem dürfte sich dank
der nordöstlichen bodennahen Windkomponente die tiefe Bewölkung im Norden auf
den gesamten Nordosten und Teile der Mitte (Thüringer Becken!) ausweiten, bevor
Absinken die Wolken verschwinden lässt.
Abgesehen vom äußersten Westen und von den Gebieten in Ostseenähe erfolgt dann
wieder weitgehend ungehinderte Einstrahlung. Während im Osten und Nordosten
keine Temperaturänderung zu erwarten ist, erfolgt im Westen und Süden ein
leichter Anstieg der Tageshöchsttemperaturen auf 9 bis 13 Grad.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle stützen die oben beschriebene Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder ergeben sich nur geringe Unterschiede. So bleibt es
nach EZMW(00 UTC) und GFS (06 UTC) auch a Donnerstag gradientschwach, was dann
die Wahrscheinlichkeit für warnrelevante Böen auf exponierten Berggipfeln
schwinden lässt.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann