DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

27-02-2022 08:01
SXEU31 DWAV 270800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 27.02.2022 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
H M. Anfangs noch ganz im Südwesten Bise, hierdurch Sturmböen auf
Schwarzwaldgipfeln. Ansonsten abgesehen von strengem Nachtfrost in
schneebedeckten Alpentälern keine markanten Wettergefahren.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
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Sonntag... liegt Deutschland unter einem abgeschlossenen und blockierenden
Höhenhoch mit Schwerpunkt über der Deutschen Bucht. Ein von diesem Hoch
ausgehender Keil ist nach Nordwestrussland gerichtet. Die Frontalzone verläuft
mäandrierend vom mittleren Nordatlantik über Lappland hinweg zum nördlichen
Ural. Flankiert wird das Höhenhoch von einem Höhentiefkomplex mit Zentren über
der Ukraine und Südeuropa, so dass sich über Mitteleuropa eine nordöstliche
Strömung ergibt.
Das korrespondierende Bodenhoch, das sich mit seinem Schwerpunkt über den
Baltischen Staaten hält und durch den o.g. Höhenkeil gestützt wird, sorgt für
großräumiges Absinken. An dessen Flanke wird mit einer östlichen bodennahen
Windkomponente in den Osten Deutschlands etwas Restfeuchte eingesteuert, so dass
dort ein paar Nebel- und Hochnebelfelder auftreten. Diese sollten sich am
Vormittag alsbald auflösen bzw. in tiefe Sc-Bewölkung übergehen. Nach Südwesten
hin ist noch etwas Gradient vorhanden, so dass bis in den Nachmittag hinein auf
Schwarzwaldgipfeln Sturmböen auftreten. Ansonsten erfolgt weitgehend
ungehinderte Einstrahlung. Hierdurch erreichen die Tageshöchsttemperaturen 5 bis
9, am Niederrhein Werte um 10 Grad. Im östlichen Mittelgebirgsraum und an den
Alpen hält sich oberhalb von etwa 800 m leichter Dauerfrost.

In der Nacht zum Montag verlagert sich der nördliche Kern des Höhentiefkomplexes
über die Waldkarpaten hinweg westwärts bis ins westliche Ungarn. Hierdurch
verkürzt sich die Wellenlänge des nach Nordosteuropa gerichteten Höhenkeils. Das
korrespondierende Bodenhoch bleibt hiervon unbeeindruckt. Nach wie vor gelangt
in den Nordosten bodennah etwas feuchtere Luft, so dass sich dort Nebel oder
Hochnebelfelder bilden können. Ansonsten ist es klar und flächendeckend ist
leichter bis mäßiger Frost zu erwarten. Über schneebedeckten Alpentälern besteht
die Gefahr strengen Frostes.

Montag... vollzieht der über Süd- und Südosteuropa liegende Höhentiefkomplex
eine dipolartige Rotation. Der steuernde Kern verlagert sich über Ungarn hinweg
in Richtung Adria, der heute über Südeuropa liegende ins westliche Schwarze
Meer. Ansonsten ergeben sich bzgl. der Lage des Höhenkeils und des
wetterbestimmenden Bodenhochs kaum Änderungen. Großräumiges Absinken sollte
örtlich Nebel- und Hochnebelfelder alsbald verschwinden lassen. Abgesehen von
hohen und mittelhohen Wolkenfeldern, die den äußersten Nordwesten erfassen, ist
weitgehend ungehinderte Einstrahlung zu erwarten. Während sich für den größten
Teil Deutschlands gegenüber heute keine Temperaturänderung ergibt, kann im
Nordwesten und Westen sowie in tieferen Lagen Südwestdeutschlands ein leichter
Temperaturanstieg auf Maxima um 10 Grad erfolgen.

In der Nacht zum Dienstag läuft in der Frontalzone, die bis dahin ihre oben
beschriebene Lage wenig ändert, ein markanter Trog nach Nordosten ab und nähert
sich Südnorwegen. Diesem Trog ist ein bis dahin weitgehend okkludiertes
Frontensystem vorgelagert, dass sich schleifend bis zu einer Linie
Doggerbank-Skagerrak vorarbeitet. Vorderseitig verdichtet sich die Bewölkung in
Nordseenähe, ohne dass bereits Niederschlag fällt. Unter dieser Bewölkung bleibt
es frostfrei. Ansonsten ist, wie bereits in der Nacht zuvor, flächendeckend
leichter bis mäßiger, über schneebedeckten Gebirgstälern strenger Frost zu
erwarten.

Dienstag... greift der o.g. Trog auf Skandinavien über. Nachfolgend regeneriert
sich der Keil und wölbt sich dann in Richtung Island auf. Dieser Keil wird durch
einen schwachen Trog faktisch "unterwandert", der vom nahen Ostatlantik nach
Galizien schwenkt. Vorderseitig entwickelt sich ein flaches Tief. Zwar kann das
okkludierte Frontensystem dann noch bis etwa zu einer Linie Kieler Bucht -
südliches Emsland vordringen und für geringe Niederschläge (an der Nordsee bis
etwa 5 mm / 12 Std.) sorgen, aber die schwache Tiefentwicklung südwestlich von
Irland lässt diese Front alsbald rückläufig werden. Postfrontal, d.h. über der
Nordsee, erfolgt bereits die Bildung eines neuen Bodenhochs.
Das bisher wetterbestimmende Bodenhoch schwächt sich zwar geringfügig ab,
erstreckt sich aber weiterhin vom östlichen Mittelgebirgsraum bis zur mittleren
Wolga. Großräumiges Absinken lässt südöstlich einer Linie Lübecker Bucht -
Rureifel und Hohes Venn keine nennenswerte Wolkenbildung zu. Gegenüber den
Vortagen ändern sich die Temperaturen kaum. Lediglich im Nordwesten und ganz im
Westen wird unter der dichten Bewölkung die 10 Grad-Marke wahrscheinlich nicht
mehr erreicht.

In der Nacht zum Mittwoch rückt die Okklusionsfront nur wenig, d.h. bis zu einer
Linie Lübecker Bucht - Münsterland, nach Südosten vor, wobei die ohnehin
geringen Niederschläge in der zweiten Nachthälfte vollends nachlassen. Absinken
im Bereich eines ausgedehnten Bodenhochs bewirkt eine weitere Abschwächung
dieser Front. Mittelhohe und hohe Bewölkung, die aus dieser Front resultiert,
weitet sich dann, bedingt durch eine auf Nord-Nordwest drehende Strömung, auf
die Gebiete südlich der Mittelgebirge aus. Im Südosten und vor allem in
Alpennähe dürfte es dagegen noch klar bleiben. Auch postfrontal, d.h. im
äußersten Norden kann es aufklaren. Frostfrei dürfte es dann nur im Nordwesten
und im äußersten Westen bleiben. In den anderen Gebieten stellt sich erneut
leichter bis mäßiger Frost ein. In schneebedeckten Alpentälern muss noch einmal
mit strengem Frost gerechnet werden.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle stützen die oben beschriebene Entwicklung.
Prognoserelevante Unterschiede lassen sich nicht finden.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann