DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

26-02-2022 08:30
SXEU31 DWAV 260800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 26.02.2022 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: Hoch Mitteleuropa

Wetter: Allgemein ruhig und zunehmend sonnig. Tagsüber zumindest im Westen mild,
in den Nächten der Jahreszeit entsprechend frostig. Am Sonntag im südwestlichen
Bergland leichte Bisenlage.


Synoptische Entwicklung bis Montag 24 UTC
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Am heutigen Samstag... verstärkt sich ein Keil über Westeuropa immer mehr, seine
Achse reicht am Abend von Frankreich zum Bottnischen Meeresbusen. Ein weit nach
Süden ausgreifender Trog erstreckt sich dagegen von Nordwestrussland bis zur
Adria und verliert heute im Tagesverlauf seinen Einfluss auf Deutschland.
Bodennah liegt eine Hochdruckzone (Kai) genau über unserem Land, ihr Schwerpunkt
verlagert sich heute von der Mosel zur Ostsee. Dabei sind wir im ganzen Land im
Bereich eines schwachen Gradienten, so dass der umlaufende Wind schwach
ausfällt. Selbst die sonst unvermeidbare Bise wird zwar im Tagesverlauf spürbar
sein, aber bei weitem noch nicht warnwürdig. Die bei uns eingeflossene Luftmasse
ist polaren Ursprungs und weist in 850 hPa etwa -4 bis -8°C auf. Sie ist
Richtung Südosten Deutschlands auch noch etwas feuchter, so dass dort die
Bewölkung aktuell noch dicht ist und vor allem in Stau von Erzgebirge und Alpen
fallen auch noch Niederschläge, oberhalb 300 m allgemein als Schnee. Während die
Niederschlagssummen im Erzgebirge nur noch gering ausfallen, sind in den Alpen
vor allem östlich der Isar noch um 5 cm Neuschnee zu erwarten. Insgesamt sollten
die Wolken Richtung Südosten heute noch recht dicht bleiben. Im restlichen Land
lockern sich die Wolken unter Absinken im Tagesverlauf auf, wo sie sich nicht
ohnehin schon aufgelöst haben. Auch die Nebelfelder sollten zeitig aufgelöst
werden. Dann steht uns ein von Sonne geprägter Tag mit nur lockerer
Quellbewölkung bevor, die vielen Wolken im ICON erscheinen etwas übertrieben.
Die Höchsttemperaturen pendeln sich meist bei 6 bis 10°C ein, unter Wolken
bleibt es im Südosten kälter.

In der Nacht zum Sonntag nähert sich der Höhenrücken noch etwas an, ein
Höhenhochschwerpunkt zieht in der zweiten Nachthälfte von Frankreich zur
Kimbrischen Halbinsel. Der äußerste Südosten verbleibt noch unter der
Nordostströmung am Rande eines allmählich abtropfenden Höhentiefs im Bereich der
Adria und des Balkan. Das Bodenhoch Kai setzt in der Nacht seinen Ostkurs fort
und erreicht am Morgen schon das Baltikum. Damit verstärkt sich über Deutschland
der Gradient leicht und der Wind aus östlichen Richtungen lebt leicht auf, vor
allem ist aber jetzt die Bise nicht mehr zu vermeiden, so dass es von
Bayerisch-Schwaben bis zum Hochrhein zunehmend böig wird und vor allem in freien
Lagen der Alb kann es steife Böen geben, in den Schwarzwaldkammlagen auch
stürmische Böen oder Sturmböen. Am schwächsten ist der Wind noch lange im
Nordosten, so dass vor allem dort einzelne Nebelfelder zu erwarten sind.
Ansonsten sollte die Nacht weitestgehend klar oder gering bewölkt verlaufen. Die
recht trockene Luftmasse erinnert und dann auch, dass wir noch im Spätwinter
sind, da die Temperauren allgemein auf -1 bis -6°C purzeln, im südlichen und
östlichen Bergland kann es teils noch kälter werden und über frischem Schnee
auch bis knapp in den strengen Frostbereich hinein. Wo noch etwas Restfeuchte
ist, kann diese überfrieren, auch örtlicher Reif kann hier und da dabei sein.
Frostfrei bleibt es auf den Nordseeinseln.

Am Sonntag... verbleibt das Höhenhoch in unserem Raum, sein Schwerpunkt
verlagert sich sogar wieder etwa nach Südwesten in den Raum Benelux. Das
Höhentief im Südosten verlagert sich noch etwas südostwärts, so dass auch im
Südosten die nordöstliche Höhenströmung schwächer wird. Hoch Kai verändert
dagegen seine Lage kaum. Damit bleibt es auch bei den meist östlichen Winden,
die im Nordosten schwach ausfallen, sonst oft mäßig. Wenn sich tagsüber die
Inversion etwas abschwächt nimmt der Sturm in den Kammlagen des Schwarzwaldes
ab, es bleibt aber bei steifen Böen in den höheren Lagen Südwestdeutschlands. Im
Bereich zwischen 800 und 900 hPa hält sich aber zumindest teilweise über
Deutschland noch eine leichte Inversion bzw. zumindest eine isotherme
Schichtung, unterhalb derer sich etwas feuchtere Luft hält, in der sich wieder
leichte Quellbewölkung bilden kann, wenn der örtliche Nebel sich aufgelöst hat.
Insgesamt dominiert aber ganz klar die Sonne. In höheren Schichten ist die Luft
durch Absinken sehr trocken. Trotz Sonneneinstrahlung erwärmt sich die Luft nur
recht wenig im Vergleich zum Vortag, was auch mit dem niedrigen Ausgangsniveau
zu tun hat. So werden meist 6 bis 11°C erwartet mit den höchsten Werten im
Westen - perfektes Wetter für nicht stattfindende Karnevalsumzüge! An den Alpen
und im östlichen Bergland bleibt es noch etwas kälter, hier hält ja nach wie vor
die Zufuhr etwas kälterer Luft aus Nordost an.

In der Nacht zum Montag ändert sich die Großwetterlage kaum. Allenfalls ist zu
verzeichnen, dass der Druckgradient etwas abnimmt, aber nicht, weil dem Hoch Kai
die Puste ausgehen würde, vielmehr dehnt es seinen Zuständigkeitsbereich noch
etwas nach Westen aus. Somit sollte der Wind nicht nur tagesgangsbedingt sich
deutlich abschwächen. Bei sich wieder bildender Inversion pfeift die Bise in den
ersten Nachtstunden noch einmal verstärkt über die freien Lagen der Alb und die
Hochlagen des Schwarzwaldes (in letzteren reicht es vielleicht noch einmal für
stürmische Böen), mit Abschwächung des Gradienten sollte aber in der zweiten
Nachthälfte tendenziell die Warnschwelle schon unterschritten werden. Bei der
Bewölkung bleibt Deutschland auch in der Nacht Selbstversorger bzw. -Entsorger:
Tagesgangsgemäß lösen sich die Quellwolken am Abend auf, dafür können sich
wieder örtliche Nebelfelder bilden, vor allem im Umfeld lokaler
Wasserdampfquellen. Dominieren wird aber der klare Himmel. Damit kann die
Temperatur wieder allgemein auf -1 bis -7°C zurückgehen, mit den tieferen Werten
im Südosten. Im dortigen Bergland und über Schnee kann es wiederum eine Ecke
kälter werden, auf den Nordseeinseln bleibt es dagegen frostfrei.

Am Rosenmontag... tut sich weiterhin nicht viel bei der Wetterlage. Der
wetterbestimmende Rücken "kippt" leicht, so dass seine Achse bis zum Abend eine
Lage von Portugal über Nordwestdeutschland hinweg nach Nordwestrussland
einnimmt. Ein neues Höhenhochzentrum kann sich eventuell über Südschweden
ausbilden. Gleichzeitig bleibt der Südosten Deutschlands in der Höhe minimal
zyklonal geprägt - Dank dem Höhentief über dem Balkan. Nicht unerwähnt sollte
bleiben, dass vom Atlantik her ein Trog am Abend Irland erreicht, das zugehörige
Bodentief zieht nach Island. Generell fällt der Druck über dem Westen Europas
wieder etwas, während Hoch Kai über dem Osten standhaft bleibt. Das hat bei uns
wieder leicht auffrischenden Ostwind - zusammen mit dem Tagesgang - zur Folge,
allerdings sollten Warnschwellen nicht erreicht werden. Die Kaltfront des
Islandtiefs, die über Großbritannien schleift, schickt vielleicht schon erste
Vorboten in Form von Cirren am Abend in den Westen Deutschlands. Ansonsten ist
nach Auflösung der örtlichen Nebelfelder der Himmel wolkenfrei. Das anhaltende
Absinken sorgt für weiteres Austrocknen der Luft, zudem wird im Westen die
Inversion sehr weit runter gedrückt (auf unter 900 hPa), so dass dort in 850 hPa
zwar schon beeindruckende 4°C erreicht werden, bodennah verläuft die Erwärmung
aber zögerlicher. In den Osten fließt dagegen auch in 850 hPa noch recht kalte
Luft, von Görlitz bis Passau werden nur noch -8°C gemessen. Dort befindet sich
die Absinkinversion wesentlich höher bei etwa 800 hPa. Trocken ist die Luft auch
dort, so dass Quellwolken tatsächlich die Ausnahme bleiben sollten. Am
Temperaturniveau in 2 m ändert sich auch nicht viel. Im Erzgebirge werden gerade
mal 4°C erreicht (bei der trockenen Luft perfektes Langlaufwetter), am Rhein bei
bis zu 12°C dagegen perfektes Wetter für den Straßenkarneval - sofern die Jecken
feiern wollen, können und dürfen.

In der Nacht zum Dienstag hält sich Hoch Kai weiter zäh, während der Höhenrücken
von Westen her in Bedrängnis gerät, da der oben schon erwähnte Trog zur
nördlichen Ostsee vorankommt. Damit kommt der Höhenhochschwerpunkt noch etwas
nach Osten bis ins Baltikum voran. Dagegen schwenkt über den Südosten ein
Randtrog des Balkanhöhentiefs, der aber keinerlei Wetteraktivität entwickelt.
Mit dem Trog propagiert auch die Kaltfront des Islandtiefs zur Nordsee,
Regenfälle sollte es aber auch ganz im Nordwesten keine geben - auch IFS rudert
zurück. Allerdings kann ganz im Nordwesten wieder etwas hohe und mittelhohe
Bewölkung aufziehen. Mit leichtem Druckfall im Westen nimmt der Gradient etwas
zu, was aber in der Nacht zunächst kaum Auswirkungen hat. Lediglich in
exponierten Lagen des Berglandes frischt der Wind spürbar auf, vielleicht auch
in Südost-Nordwest-orientierten Tälern oder Kammlagen des Erzgebirges. Bei
klarem Himmel wird es in der Südosthälfte wieder frostig kalt mit mäßigem Frost
zwischen -5 und -8°C, über Schnee um -10°C. Nach Nordwesten hin fällt der Frost
schwächer aus, frostfrei bleibt es in dieser Nacht nicht nur auf den
Nordseeinseln, sondern vielleicht auch schon ganz im Westen von Aachen bis
Emden. Glättegefahr sollte bei der allgemein trockenen Luft keine große Rolle
spielen, auch die Nebelneigung ist gering.

Modellvergleich und -einschätzung
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Im Kurzfristzeitraum gibt es keine nennenswerten Modellunterschiede. In der
Nacht zum Dienstag ist IFS mit dem Vordringen der Kaltfront nach wie vor etwas
schneller als GFS und ICON, ist aber im Vergleich zum gestrigen 12-UTC-Lauf
schon zurückgerudert. Die Konsequenzen für unser Wetter sind sowieso marginal.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl.-Met. Peter Hartmann