DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

25-02-2022 18:01
SXEU31 DWAV 251800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 25.02.2022 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Nach Abzug des Trogs meist ruhiges Wetter mit tagsüber viel Sonnenschein. In den
Nächten verbreitet leichter bis mäßiger Frost und Glättegefahr.

Synoptische Entwicklung bis Montag 12 UTC
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Aktuell ... überquert uns ein Langwellentrog, der von Skandinavien bis zu den
Alpen reicht und dessen zweite Achse heute Abend eine Linie nördliche Ostsee -
Ostdeutschland- westlicher Alpenhauptkamm einnimmt. Eine zweite Achse an einem
Randtrog befindet sich weiter nordöstlich im Trog und hat für das Wetter in
Deutschland keine Relevanz mehr. Der Trog ist angefüllt mit kalter Luft (T500
hPa verbreitet unter -35 Grad), was ihm im Zusammenspiel mit dem Tagesgang
ausreichende Labilität für Schauer und Gewitter verschafft hatte.
In der kommenden Nacht fehlt der Impuls aus dem Tagesgang allerdings, sodass
Schauer und Gewitter nachlassen. Diese ziehen sich außerdem durch den weiter
nach Osten schwenkenden Trog und einer damit verbundenen Verlagerung der Achse
bis auf eine Linie West-Russland - Weißrussland - Österreich - Nord-Italien in
den Südosten von Deutschland zurück. Im Zuge dessen gelangen wir in den
Einflussbereich eines Rückens, der sich über die Britischen Inseln bis zum
Nordmeer aufwölbt und ein Hoch über Frankreich stützt.
Im Erzgebirge, vor allem aber an den Alpen halten die Schauer durch Stau noch
länger an. Während im Erzgebirge bei einer auf 200 bis 400 m sinkenden
Schneefallgrenze die Mengen jedoch nur für geringe Schneeakkumulationen taugen,
sind an den Alpen oberhalb 600 m 1 bis 5, in Staulagen um 15 cm Neuschnee bis
zum Morgen zu erwarten.
Ansonsten lockern die Wolken durch Absinken von Nordwesten her stärker auf,
womit in der eingeflossenen polaren Meeresluft (T850 hPa -3 bis -6 Grad) die
Temperaturen gebietsweise bis in den Frostbereich sinken. Frostfrei bleibt es
vornehmlich im Osten, dort ist der Wind noch etwas kräftiger ausgeprägt, was für
eine bessere Durchmischung sorgt. Starke bis stürmische Böen beschränken sich
jedoch zunehmend auf die höheren Berge und die Küste.
Einschlafender Wind bei frostigen Temperaturen und Schauer tagsüber birgt
wiederum die Gefahr von überfrierender Nässe, die somit in weiten Teilen des
Landes besteht. Bei längerem Aufklaren können sich darüber hinaus
Reifablagerungen bilden.
Im Westen wird der Wind sogar so schwach, dass dort Nebel denkbar ist.

Samstag ... beginnt mit dem zu uns schwenkenden Rücken die Regentschaft von Hoch
KAI. Dabei kippt der Rücken langsam in nordöstliche Richtung, womit seine
Achsneigung positiv wird. Abends liegt die Achse dann auf einer Linie Finnland -
Dänemark - Nordfrankreich. Hoch KAI verlagert seinen Schwerpunkt daraufhin über
Deutschland hinweg rasch in die Ostsee.
Damit dominiert Absinken über Deutschland, wobei die Inversion im Norden und
Westen tief unten bei 900 bis 950 hPa liegt. Ein paar flache Quellwolken,
ansonsten zeigt sich die Sonne in diesen Gebieten meist länger.
Nach Südosten hingegen sinkt die Inversion nur allmählich auf 800 bis 750 hPa.
Da außerdem der Südteil des Troges zum zentralen Mittelmeer austropft und
dadurch zurückhängt, kommt der äußerste Südosten Deutschlands noch nicht
vollständig aus seinem Einflussbereich heraus. So können sich die Quellwolken
dort unterhalb der Inversion ausbreiten, womit die Bewölkung häufig stärker als
im Nordwesten Deutschlands ist. Vor allem im Erzgebirge, am Bayerischen Wald und
an den Alpen liefern orografische Effekte einen zusätzlichen Impuls, sodass dort
noch leichte Schauer auftreten. Dabei fällt häufig Schnee bis weit hinunter,
aber nur auf den Bergen oberhalb 500 bis 600 m bleibt dieser zum Teil liegen.
Mehr als 1 bis 5 cm sind jedoch nicht zu erwarten.
Mit dem abnehmenden Gradienten durch den steigenden Druck nimmt auch der Wind
weiter ab. Meist weht er nur noch schwach bis mäßig, auf den höchsten Gipfeln
sind noch ein paar starke Böen bis 60 km/h (Bft 7) drin.
Die Temperaturen steigen auf 3 Grad im Südosten bis knapp 10 Grad im Westen.

In der Nacht zum Sonntag bildet sich innerhalb des ein wenig nach Südosten
vorankommenden Rückens eine eigenständige Zelle über Dänemark. Der Schwerpunkt
des Hochs KAI bleibt fast ortsfest über der Ostsee, zeitweise können sich zwei
Kerne zeigen. Der Rücken drängt das neue Höhentief über dem zentralen Mittelmeer
langsam nach Südosten ab, sodass es nun endgültig aus unseren Einflussbereich
zieht. Für letzte Schneeschauer reicht es daher nur noch am östlichen Alpenrand,
eventuell sind noch einmal 1 bis 3 cm Neuschnee möglich.
Ansonsten ist es unter Absinken und Zufuhr trockener Kontinentalluft aus dem
Osten gering bewölkt oder klar. Einzig im Nordosten wird die Luft durch die
Ostsee etwas angefeuchtet, was die Nebelneigung dort leicht erhöht.
Im Hochschwarzwald wiederum kommt bei leicht zunehmenden Gradienten an der
Südwestflanke des Hochs ein Low-Level-Jet in Gang, der dort stürmische Böen Bft
8 bzw. exponiert Sturmböen Bft 9 auslöst.
Die T850 hPa liegen zwischen -1 Grad im Westen und -8 Grad im Osten, am Boden
bedeutet das häufig leichten Frost bis -5 Grad, im Bergland und an den Alpen
auch mäßigen Frost unter -5 Grad. Reifablagerungen sind erneut möglich.
Frostfrei dürfte es höchstens auf ein paar Inseln bleiben.

Sonntag ... gewinnt die fast quasistationäre Höhenantizklonale über uns noch an
Stärke. Hoch KAI zeigt sich deshalb ebenfalls als Bewegungsmuffel und behält
seine Position über der Ostsee, zeitweise begleitet von einem zweiten Kern über
dem Baltikum oder dem angrenzenden westlichen Russland.
Absinken bewirkt einen vielfach sonnigen oder heiteren Tag mit nur ein paar
lockeren Quellwolken. Bei Höchsttemperaturen von 4 Grad im Süden und bis zu 11
Grad im Westen könnte das vielleicht aber den einen oder anderen Bewegungsmuffel
hinter dem Ofen hervorlocken.
Der durch den leicht zunehmenden Gradienten nur ein wenig auffrischende östliche
Wind sollte nicht dagegen sprechen, auf den höheren Bergen des Südwestens treten
jedoch einzelne starke bis stürmische Böen auf.

In der Nacht zum Montag ändert sich nicht viel an der Konstellation. Allerdings
dreh bodennah die Strömungsrichtung allmählich auf Süd, womit vor allem im
Westen Deutschlands etwas mildere Luft mit T850 hPa über 0 Grad einsickert. Aber
auch im Osten steigt die T850 hPa langsam in Richtung 0 Grad.
Bei nach wie vor kräftigem Absinken ist es gering bewölkt oder klar, die
Nebelneigung bleibt gering.
Erneut muss deshalb verbreitet mit leichtem Frost zwischen 0 und -5,
gebietsweise auch mit mäßigem Frost zwischen -5 und -9 Grad sowie mit
Reifablagerungen gerechnet werden.

Montag ... wird der Höhenrücken ein wenig in die Zange genommen. Auf der einen
Seite versucht ein Trog über den nördlichen Britischen Inseln dem Rücken
beizukommen, auf der anderen Seite wird das Höhentief über dem zentralen
Mittelmeer durch einen neuen Abtropfvorgang regeneriert. Dieses wird durch einen
Troganteil, der über Weißrussland und dem Balkan dorthin zieht, bewerkstelligt.

Beide Vorgänge können aber dem Wetter am Montag noch nichts anhaben, womit
erneut ein sonniger oder heiterer Tag mit wenigen lockeren Quellwolken ins Haus
steht.
Der Wind aus vorwiegend östlichen Richtungen weht schwach bis mäßig, starken
Böen sind allerhöchstens auf höheren Alpengipfel mal dabei.
In der nun etwas milderen Luft wird bei einer derzeit rasch anwachsenden
Tageslänge (3 bis 4 Minuten pro Tag) die bodennahe Temperatur auf Höchstwerte
von 6 Grad im Osten und Südosten und bis 12 Grad im Westen getrieben.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren sehr ähnlich. Abweichungen bei der Nebelprognose können
im Warnmanagement sowieso nur durch Nowcasting abgefangen werden.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Simon Trippler