DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

19-09-2016 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 19.09.2016 um 10.30 UTC



Freitag und Sonntag auf Montag leicht wechselhaft, am Freitag im Osten einzelne
Gewitter. Sonst nach teils zäher Nebelauflösung heiter bis wolkig, trocken und
mäßig warm.
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Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 26.09.2016


Eine sich allmählich retrograd westwärts verlagernde Rossby-Welle über dem
Nordostatlantik und tiefes Geopotential über Nordosteuropa/Westrussland
unterstützen einen Höhenrücken über Mitteleuropa, der variabel in seiner
Ausprägung unsere Mittelfrist bestimmt und Deutschland insgesamt gesehen einen
ruhigen Witterungsabschnitt beschert.

Am Donnerstag liegt die Achse des erwähnten Hochdruckrückens über Mitteleuropa,
in der Nacht zum Freitag jedoch bereits über Westpolen und Tschechien und macht
einem schwachen Höhentrog Platz, der vom Atlantik zur Nordsee geführt wird.
Entsprechend beginnt der Donnerstag freundlich, Nebelfelder aus der vorherigen
Nacht sollten sich bis zum Mittag meist aufgelöst haben und besonders von Bayern
bis zur Ostsee kann die Sonne für längere Zeit scheinen. Im Tagesverlauf
verdichten sich jedoch von Westen die Wolken und in der Nacht zum Freitag kann
es im äußersten Nordwesten mit Annäherung einer schwachen Kaltfront einzelne
Schauer geben.

Der Freitag ist geprägt vom Durchzug der Kaltfront, die zum Abend allmählich
auch den Osten Deutschlands erreicht. Da die Kaltfront von einem sich von Westen
erneut regenerierenden Azorenkeil überlaufen wird, beginnt sich die
Wetteraktivität entlang dieser Front allmählich abzuschwächen. Dennoch muss
deutschlandweit mit Schauern gerechnet werden, von Sachsen bis
Mecklenburg-Vorpommern kann es bei im Tagesverlauf zunehmender präfrontaler
Labilität auch zu einzelnen Gewittern kommen. Dank geringer
Verlagerungsgeschwindigkeit kann lokal Starkregen auftreten. Die eingeflossene
maritime Luftmasse sorgt für eine Feuchtezufuhr, wobei bei postfrontalem
Aufklaren in der Nacht zum Samstag mit einer erhöhten Nebelwahrscheinlichkeit
gerechnet werden muss. Auch die Ausbildung einer dichten Stratuswolkendecke ist
möglich.

Am Samstag liegen die Reste der Front vor allem über dem Osten von Deutschland,
während sich in der Höhe der Keil weiter nordostwärts ausdehnt und abends mit
seiner Keilachse über Westdeutschland zu liegen kommt. Das bedeutet zu dieser
Jahreszeit, dass sich der Nebel aus der Nacht teils zäh bis in den Tag halten
kann. Auch der Stratus wird vor allem über dem Nordosten und Osten das
Himmelsbild prägen und unter Umständen bis zum Abend für einen wolkenverhangenen
Tag sorgen. Dagegen unterstützt zunehmendes Absinken des Keils von Westen im
Tagesverlauf die Ausbildung immer größerer Wolkenauflockerungen und vom Rhein
bis ins Münsterland kann sich die Sonne für längere Zeit zeigen.

Zum Sonntag beginnt das Wechselspiel der Tröge und Keile von vorne. Die
Keilachse vom Samstag verlagert sich zum Sonntag rasch nach Osteuropa und
ermöglicht einem Trog über der Nordsee bis in den Nordwesten von Deutschland
auszugreifen. Entsprechend verdichtet sich im Tagesverlauf von Nordwesten die
Bewölkung und abends kann es im Nordwesten geringfügig regnen. Im übrigen
Deutschland wird es nach Auflösung von Nebelfeldern heiter oder sonnig.

Am Montag zieht die Front rasch ostwärts ab und rückseitig lockert die
Wolkendecke zeitweise auf. Erneut muss jedoch bei einer eingeflossenen maritimen
Luftmasse mit der Ausbildung einer niedrigen Wolkendecke gerechnet werden, was
besonders in Luvlagen der Mittelgebirge für einen wolkenreichen Tag sorgen
dürfte.

Die Höchsttemperaturen schwanken tagsüber nur geringfügig und liegen präfrontal
mit Unterstützung der Sonnen um 20 Grad und gehen postfrontal vorübergehend auf
15 bis 18 Grad zurück. In Gebieten, wo sich der Nebel zäh hält, kann es
entsprechend bereits deutlich kühler sein. Die Tiefstwerte liegen küstennah bei
16 bis 13 Grad, sonst gehen sie in den länger werdenden Nächten auf 12 bis 7
Grad zurück. Der Wind spielt die Mittelfrist über keine Rolle, könnte jedoch zum
Montag im Umfeld der Nordsee allmählich aus Südwest auffrischen.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die letzten EZMW-Läufe erwarten die großräumigen synoptischen Entwicklungen sehr
ähnlich. Die Hauptunterschiede beschränken sich auf die Ausprägung und exakte
Ausrichtung der Keilachsen, die am Donnerstag, Samstag und teilweise auch noch
am Sonntag das Wetter in Deutschland beeinflussen. Allerdings machen sich
allenfalls die Modelldifferenzen von Samstag auf Sonntag auf das Wetter in
Deutschland bemerkbar. Zu diesem Zeitraum bringt der jüngste EZMW-Lauf
(19.09.16) den Höhenkeil rascher nach Osten und lässt die Keilachse zum
Sonntagabend bereits über Polen liegen, während diese in den Vorläufen zu diesem
Zeitpunkt noch über Mitteleuropa zu finden war. Dies würde vor allem für
Norddeutschland eine raschere Ostverlagerung einer atlantischen Front bedeuten -
rund 400 km schneller zwischen dem letzten und vorletzten Modelllauf.
Entsprechend könnte es am Sonntag im Norden früher von Westen her eintrüben
(bereits zur Mittagszeit) und der Montag, weniger von Restfeuchte beeinflusst,
ein insgesamt recht freundlicher Tag werden. Die Ausprägung der Restfeuchte
diktiert zu dieser Jahreszeit die Ausbreitung nächtlicher Nebel- und
Stratusfelder, sodass solche Modellunterschiede bei der Bewölkung eine
signifikante Auswirkung haben können.

Insgesamt jedoch haben wir es die Mittelfrist über mit relativ homogenen
Modellvorschlägen während der letzten Läufe zu tun und die ruhige und nur leicht
wechselhafte Wetterlage mit zunehmender Nebelneigung sollte über die Mittelfrist
andauern.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis einschließlich Sonntag herrscht unter den Globalmodellen Übereinstimmung
hinsichtlich der synoptischen Wetterentwicklung. Erst in der Nacht zum Montag
zeigt sich bei der Ausrichtung der Keilachse, dass EZMW östlicher liegt als ICON
und GFS. Bei der bereits einen Abschnitt höher durchgeführten Analyse der EZMW
Läufe stellte sich heraus, dass der letzte EZMW Lauf die Keilachse deutlich
östlicher voranbrachte und diese nun ebenfalls östlich der anderen Globalmodelle
zu liegen kommt. Von daher bleibt abzuwarten, ob sich EZMW mit dieser
Einzellösung in den kommenden Läufen festigt und durchsetzt. Entsprechend bringt
EZMW als einziges Modell eine atlantische Front am Sonntag tagsüber bis weit
nach Deutschland herein und lässt diese bis zum Ausgang der Nacht zum Montag
bereits über dem Südosten und äußersten Osten von Deutschland liegen. ICON und
GFS sind da deutlich zurückhaltender / westlicher. Dies sind jedoch die einzigen
Differenzen, die sich auf das Wetter in Deutschland auswirken.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Cluster von EZMW sind deutlich unruhiger als man bei solch einer ruhigen
Wetterlage während der Mittelfrist erwarten würde. Dies hängt wohl vor allem
damit zusammen, dass wir es auf großskaliger Ebene mit relativ stationären
synoptischen Systemen zu tun haben, jedoch zahlreiche kleinere Tröge um diese
herumgeführt werden, die wiederum für die Ausbildung von mehr oder weniger
kräftigen Keilen verantwortlich sind. Deren unterschiedliche Ausprägung und
Ausrichtung sind mit für die große Anzahl von Clustern verantwortlich. Während
am Donnerstag noch 6 Cluster (4 mit einer blockierenden Lage und 2 mit einer
negativen NAO) gerechnet werden, verringert sich deren Anzahl bis einschließlich
Sonntag auf 5. Dabei verschiebt sich das zum Freitag noch vorherrschende
klimatologische Regime "blockierend" hin zur "positiven NAO", was im Einklang
mit einer sich entwickelnden großräumigen Zyklone zwischen Island und
Südgrönland steht. Differenzen in der Struktur und meridionalen Ausprägung
dieser zyklonalen Struktur über dem Nordostatlantik sorgen auch für
Unsicherheiten bei der Ausprägung der jeweiligen Keile über Mitteleuropa.
Während einzelne Cluster eine schwache 'winkelförmige' Westdrift zum Sonntag
zeigen, deuten wiederum andere eine Keilachse über Mitteleuropa an. Dies dürfte
Auswirkungen haben, wie schnell atlantische Fronten auf Deutschland übergreifen
können, was in den vorherigen Abschnitten am Beispiel des Sonntags bereits
besprochen wurde.

Die insgesamt ruhige Mittelfrist spiegelt sich auch in den ENS Meteogrammen, wie
z.B. von Offenbach, wider. Jeweils am Freitag und in der Nacht zum Montag und
Montag tagsüber sind mit Durchschwenken der Fronten schwache
Niederschlagssignale zu erkennen. Dazwischen bleibt es trocken, jedoch mit einem
relativ hohen Wolkenanteil, was auf die Feuchte der herangeführten maritimen
Luftmassen hindeutet, die zu dieser Jahreszeit für eine zunehmende Nebel- und
Stratusproblematik sorgen können. Die Temperaturen bleiben in einem für diese
Jahreszeit mäßig warmen Bereich.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Entsprechend dieses ruhigen Wetterabschnittes gibt es keine Anzeichen in den
Ensemble- oder EFI-Vorhersagen, sodass keine signifikanten Wettererscheinungen
erwartet werden. Einzelne Gewitter am Freitag über Ostdeutschland spiegeln sich
hierbei wegen meist geringer Intensität nicht wider.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EZMW, MOSMIX, EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Helge Tuschy