DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

18-02-2022 11:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 18.02.2022 um 10.30 UTC



Vor allem zu Beginn der Woche noch Sturm, Regen, im Bergland Schnee. Im
Wochenverlauf Wetterberuhigung und zunehmender Hochdruckeinfluss von Süden.
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Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 25.02.2022


Zu Beginn des Mittelfristzeitraumes befinden wir uns weiterhin im Bereich einer
kräftigen und mäandrierenden Westströmung, so dass Tröge und Rücken in recht
rascher Abfolge über unser Land hinweg gesteuert werden. Zudem hält die Neigung
zu Sturm zunächst noch an.

Am Montag lässt IFS einen Langwellentrog recht rasch von der Nordsee her über
Deutschland hinweg bis zur Adria vorstoßen. Auf seiner Vorderseite zieht ein
Sturmtief vom Skagerrak zur mittleren Ostsee. Die Kaltfront dieses Tiefs hat
schon in der Nacht Teile Deutschlands mit schauerartigen Regenfällen und
Gewittern überquert und zieht am Vormittag nach Südosten ab. Am Nachmittag
schwenkt auf der Rückseite des Haupttroges ein Kurzwellentrog von Nordwesten
nach Deutschland herein. Mit ihm ist auch ein Bodentrog und sind auch erneut
aufkommende schauerartige Regenfälle verbunden. Der Wind, der schon an der
Kaltfront bis in den Bereich von Sturmböen aufgefrischt ist (an der Nordsee
schwere Sturmböen), erreicht am Nachmittag erneut in Böen Sturmstärke. In der
Nacht zieht der Kurzwellentrog nach Südosten ab, der Wind dreht auf Westnordwest
und schwächt sich ab. Es kommt noch zu Regenfällen, im höheren Bergland Schnee.

Am Dienstag schwenkt von Westen ein Rücken herein und am Boden weitet sich der
Keil eines atlantischen Hochs nach Süddeutschland aus. Am Nachmittag nähert sich
aber schon der nächste Trog von Westen der Nordsee, greift aber nicht mehr so
weit nach Süden aus. Somit bleibt im Süden der Hochkeil zunächst bestehen,
während an der Südspitze Norwegens an einer heranschwenkenden Okklusion (eines
Tiefs bei Island) ein Teiltief entsteht. Der Wind dreht dabei auf Südwest zurück
im frischt im Norden wieder auf. In der Nacht zieht das Teiltief bis nach
Gotland und die Okklusion überquert mit Regenfällen Deutschland. Der Wind
frischt wieder bis in den Süden in Böen stürmisch auf (der Hochkeil zieht sich
vorübergehend nach Südwesten zurück) und dreht auf Nordwest.

Am Mittwoch nähert sich von Westen wieder ein Höhenrücken, dieser greift dann
auch weiter nordwärts aus. Auf seiner Vorderseite entsteht ein abgeschlossenes
Bodenhoch, das bis zum Abend Süddeutschland erreicht. Damit schwächt sich der
wieder auf West drehende Wind überall ab und die Regenfälle lassen nach, später
kann es sonnig werden. In der Nacht erreicht dann ein neuer Langwellentrog die
Britischen Inseln (mit -40°C in 850 hPa über Schottland) und unser Bodenhoch
verabschiedet sich schon Richtung Südostmitteleuropa. Bei uns bleibt das Wetter
noch ruhig, nur an der Nordsee frischt der Nordwestwind schon wieder auf.

Am Donnerstag schwenkt der neue Langwellentrog in die Nordsee, in der Nacht zum
Freitag in die Ostsee. Er greift aber bei weitem nicht mehr so weit südlich aus
wie seine Vorgänger. Dementsprechend hält sich das zugehörige Bodentief auch
weiter nördlich auf als seine Vorgänger, nämlich über dem Nordmeer. Über dem
Süden Deutschlands kann sich noch hoher Druck halten und die Kaltfront des Tiefs
kommt nur abgeschwächt dort an und bringt generell nicht allzu viel Regen. Es
wird wieder windig, im Norden stürmisch, aber alles abgeschwächt im Vergleich zu
den Vortagen.

Am Freitag zieht dann der Trog langsam nach Osten ab und in der Nacht zum
Samstag erreicht uns von Westen ein neuer Rücken. Über dem Süden Deutschlands
bildet sich eine Hochdruckzelle, die in der Nacht auch schon wieder ihren
Schwerpunkt nach Südosten verlagert. Während sich unter Hochdruckeinfluss nach
letzten Schauern allgemein freundliches Wetter einstellt, wird im Norden die
Kaltfront (dann als Warmfront) wieder nach Nordosten geführt und bringt noch
etwas Regen. Im Norden bleibt es auch recht windig.

Im weiteren Verlauf bleibt es bei der mäandrierenden Westlage, wobei die
Frontalzone recht weit nördlich verläuft, so dass vor allem der Norden
Deutschlands noch Regenfälle und etwas mehr Wind abbekommt, während im Süden der
Hochdruckeinfluss überwiegt.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des aktuellen Laufs mit den beiden Vorgängerläufen ist bis
kommenden Donnerstag recht gut. Lediglich das Tief, das nach dem aktuellen Lauf
nach Gotland zieht, soll nach den Vorgängerläufen weiter südwärts über Dänemark
hinwegziehen und tagsüber am Mittwoch über Polen nach Südosten verschwinden.
Dementsprechend zieht in den Vorläufen auch das Regengebiet viel langsamer
durch, es zieht früher auf und später ab.
Weitere Unterschiede zeigen sich am Freitag: Der gestrige 00-UTC-Lauf ließ den
Trog weiter südwärts ausgreifen und dann tagsüber eine kräftige Hochdruckzelle
entstehen. Beim gestrigen 12-UTC-Lauf greift der Trog ebenso weit südwärts aus,
ist aber langwelliger und zieht noch nicht ab, so dass der Freitag unter
Trogeinfluss steht.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die vorliegenden Modelle zeigen nächste Woche bis zum Donnerstag zwar im Detail
noch leichte Unterschiede, die grobe Richtung ist aber klar. Erst am Freitag
zeigen sich größere Unterschiede. Während GFS dem IFS ähnelt, zeigen ICON und
GEM am Freitag den Trog noch weiter südwärts ausgreifend über Deutschland und
damit Schauerwetter. Im weiteren Verlauf bleiben IFS und GFS sehr ähnlich,
während GEM einen stärkeren Rücken über Mitteleuropa liegen lässt und über
Skandinavien eine Hochdruckzelle aufbaut, die die Zufuhr atlantischer Luftmassen
zunehmend blockt. Die korrespondierende Hochdruckzelle findet sich bei IFS
dagegen über Rumänien, bei GFS über Belarus und hat damit keine blockierende
Wirkung bei uns.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Im Zeitraum Mittwoch, 00 UTC bis Freitag, 00 UTC verteilt sich das IFS-EPS auf
drei Cluster. Diese spiegeln alle das oben beschriebene Szenario wider.
Lediglich bei dem am Freitag übergreifenden Trog sind leichte Unterschiede zu
erkennen, wobei C2 und C3 den Trog weniger südwärts ausgreifend zeigen als C1
mit 25 Mitgliedern und auch dem Haupt- und Kontrolllauf.
Im weiteren Verlauf werden wieder drei Cluster gebildet, wobei allen drei
gemeinsam ist, dass über Mitteleuropa hohes Potential zu finden ist. Dabei neigt
C1 (19 Mitglieder, Hauptlauf, Kontrolllauf) zu SWa, die anderen beiden (zusammen
32 Mitglieder) zu HM oder Ähnlichem.

Die Rauchfahnen (Beispiel Erfurt für die Mitte Deutschlands) zeigen das Auf und
Ab der Temperatur bis zum Freitag. Danach wird es sehr unsicher, wobei der
Hauptlauf zu hohem Temperaturniveau tendiert (über 0°C in 850 hPa), während die
Mehrheit der Ensemblemitglieder zunächst recht kalt bleibt und einige Mitglieder
sogar im Bereich um -10°C zu finden sind. Starke Niederschlagssignale sind bis
Mittwoch zu finden, auch am Freitag ist nochmal ein Maximum. Danach sieht es
nach deutlich trockenerem Wetter aus. Die Rauchfahnen des Geopotential zeigen
ebenso das Auf und Ab (mit sehr geringer zeitlicher Unsicherheit) und einer
starken Tendenz nach oben.

Die GFS-Rauchfahnen ähneln jenen des IFS sehr, allerdings ohne die kalten
Varianten am nächsten Wochenende. Das Gros der Ensemblemitglieder tendiert zu
mildem Wetter.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


EFI:
Der EFI hat am Montag noch ein signifikantes Windsignal über Deutschland, am
Dienstag und Mittwoch noch ein schwaches. Zudem zeigt sich noch ein
Niederschlagssignal am Montag über Teilen Deutschlands. Dieses wird noch
deutlicher, wenn man sich den EFI für den 5-Tage-Niederschlag ansieht. Im
Bereich der Deutschen Bucht erreicht der EFI einen Wert von über 0.9.

Sturm:
Cosmo-LEPS zeigt am Montag über fast allen Regionen Deutschlands mittlere bis
hohe Wahrscheinlichkeiten für Sturmböen, lediglich die Tieflagen im Südwesten
sind ausgenommen. Schwere Sturmböen werden vor allem im Nordwesten, den
Mittelgebirgen und im Alpenvorland mit mittleren Wahrscheinlichkeiten simuliert,
für orkanartige Böen gibt es nur in Hochlagen und an der Nordsee ein Signal.
Am Dienstag erscheinen nach Cosmo-LEPS stürmische Böen noch in weiten
Landesteilen wahrscheinlich, Sturmböen (und mit geringer Wahrscheinlichkeit noch
schwere Sturmböen) an der Nordsee.
Am Mittwoch gibt es ein stärkeres Signal für stürmische Böen in der gesamten
Nordosthälfte, an den Küsten sind Sturmböen wahrscheinlich.
Am Donnerstag und Freitag ist im Norden Deutschlands nach IFS-EPS noch mit einer
erhöhten Wahrscheinlichkeit für stürmische Böen (Sturmböen über der See) zu
rechnen. Im Süden wird es ruhiger.

Niederschlag:
Nach Cosmo-LEPS und ICON-EPS geht am Montag eine wahrscheinliche Dauerregenlage
(Schneefall spielt nicht die große Rolle) in einigen Mittelgebirgen zu Ende. Von
Samstagabend bis Montagabend bestehen vor allem im Süderbergland und Harz hohe
Wahrscheinlichkeiten für mehr als 60 l/qm innert 48 Stunden (Unwetter nach
Cosmo-LEPS).

Anschließend (bis Dienstagfrüh) stellt sich nach Cosmo-LEPS eine Schneefalllage
im Schwarzwald und in den Alpen ein. Im Schwarzwald erscheinen mehr als 10 cm in
24 Stunden wahrscheinlich, in den Alpen östlich des Lechs mehr als 15 bis 20 cm,
im Allgäu mehr als 20 bis 30 cm.

Im weiteren Verlauf sollte das Niederschlagsgeschehen deutlich abebben.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX, IFS-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl.-Met. Peter Hartmann