DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

19-09-2016 09:00
SXEU31 DWAV 190800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 19.09.2016 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
HFa
Am Alpenrand bis Dienstagfrüh Dauerregen, sonst ruhiges Frühherbstwetter.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC
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Montag... befindet sich Deutschland an der Nordwestflanke eines Höhentiefs über
Südosteuropa, das sich mit seinem Drehzentrum nur langsam ostwärts verlagert und
somit in erster Linie für den Südosten des Landes noch wetterbestimmend bleibt.
Das Höhenfeld über weiten Teilen Deutschlands bleibt noch leicht zyklonal
konturiert, da sich ein Randtrog bis nach Westdeutschland erstreckt, allerdings
sind keine nennenswerten Hebungsprozesse mehr auszumachen. Lediglich an den
Alpen kommt es mit der bis in größere Höhen (ca. 500 hPa) reichenden
nordwestlichen bis nördlichen Anströmung noch verstärkt zu orographischer Hebung
und entsprechend auch zu länger anhaltenden Niederschlägen. Bis zum Abend werden
dort noch einmal 10 bis 20 mm in 12 Stunden simuliert, ICON-EU hat im
Berchtesgadener Land und im Chiemgau sogar Mengen bis nahe 30 mm auf der Karte.
Die Warnungen für Dauerregen bleiben somit - abgesehen vom Allgäu und
schwäbischen Alpenvorland, wo die Niederschläge in den kommenden Stunden
nachlassen sollten - weiterhin aufrecht.
Im übrigen Land macht sich der leicht zyklonale Einfluss lediglich durch
zeitweise durchziehende dichtere Wolkenfelder bemerkbar und - wenn überhaupt -
nur durch leichte Niederschläge. Diese dürfte es hauptsächlich in der
Südosthälfte geben, eventuell reicht es auch an den Küsten mal für einen kurzen
Schauer. Die simulierten Mengen betragen aber nördlich der Donau allgemein
weniger als 5 mm in 12 Stunden.
In der Nordhälfte macht sich im Tagesverlauf zunehmend der Einfluss des
Höhenhochs über Skandinavien bemerkbar, der Randtrog über Westdeutschland wird
allmählich etwas nach Süden abgedrängt und ein Höhenrücken kann sich bis zum
Abend nach Norddeutschland ausweiten. Die im Bodenfeld vom mittleren
Nordatlantik über die Britischen Inseln und die Nordsee bis nach Skandinavien
reichende Hochdruckbrücke verstärkt sich noch ein wenig.
Insgesamt steht somit - abgesehen vom Dauerregen am Alpenrand - ein
warntechnisch ruhiger Tag ins Haus. Im Südosten bleibt es - zum Leidwesen zum
Beispiel der Wiesn-Besucher - überwiegend bedeckt, vor allem im Nordwesten und
im Nordosten zeigt sich dagegen häufiger mal die Sonne. Die Höchstwerte
erreichen im Dauerregen im Südosten kaum 15 Grad, sonst liegen sie meist
zwischen 16 und 22 Grad.

In der Nacht zum Dienstag verlagert sich das südosteuropäische Höhentief weiter
ostwärts und wird Teil des umfangreichen osteuropäischen Höhentroges. Dabei
bleibt ein Randtrog weiterhin über Süddeutschland bis nach Nordfrankreich
gerichtet, so dass das Höhenfeld über dem Vorhersagegebiet - abgesehen vom
Norden - leicht zyklonal konturiert bleibt. Die Höhenantizyklone über
Skandinavien ändert sich in Lage und Intensität kaum.
Auch im Bodenfeld ändert sich nur wenig - ausgehend vom allmählich vom Balkan
Richtung Schwarzes Meer ziehenden Tiefdruckgebiet bleibt eine flache Rinne bis
in die mittleren Landesteile des Vorhersagegebietes gerichtet. Allerdings lässt
mit Abzug des Höhentiefs der orographisch getriggerte Hebungsantrieb an den
Bayerischen Alpen von Westen her zögernd nach und entsprechend auch die
Intensität der Niederschläge. Bis Dienstagfrüh werden auch an den Alpen meist
weniger als 15 mm in 12 Stunden simuliert, lediglich im Chiemgau und
Berchtesgadener Land können noch einmal an die 20 mm, nach Lesart des COSMO_EU
punktuell sogar über 25 mm in 12 Stunden zusammenkommen.
Im übrigen Land macht sich der leicht zyklonale Einfluss nach wie vor
hauptsächlich in Form teils dichterer Wolkenfelder bemerkbar, aus denen es
hauptsächlich im Süden und in der Mitte, wenn überhaupt, nur wenig regnet. Meist
dürfte es sogar trocken bleiben. Größere Wolkenlücken gibt es hauptsächlich in
der Nordhälfte und im Nordosten, vor allem dort kann sich dann Nebel bilden.


Dienstag... weitet sich das Höhenhoch über Skandinavien etwas nach Süden aus,
der über Süddeutschland bis nach Nordfrankreich gerichtet Randtrog verliert ein
wenig an Kontur, ansonsten ändert sich an der Gesamtkonstellation nur wenig,
nennenswerte Hebungsantriebe sind über dem Vorhersagegebiet nach wie vor nicht
auszumachen.
Im Bodenfeld verstärkt sich das Hochdruckgebiet über Skandinavien etwas, die
über Süd- und Südwestdeutschland bis nach Frankreich reichende flache
Tiefdruckrinne schwächt sich weiter ab, so dass sich ein nur schwachgradientiges
Druckfeld über dem Vorhersagegebiet einstellt.
Nach wie vor macht sich der leicht zyklonale Einfluss vor allem im Süden und
Westen des Landes hauptsächlich in Form dichterer Wolkenfelder bemerkbar. Auch
im Südosten - vor allem an den Alpen - werden nur noch geringe Niederschläge
simuliert, selbst in den Staulagen sollte es kaum mehr für 5 mm in 12 Stunden
reichen. Im Norden und Osten kann sich hingegen häufiger die Sonne durchsetzen,
mit der auf Ost bis Südost drehenden Bodenströmung wohl am häufigsten im Lee der
Mittelgebirge (Erzgebirge, Thüringer Wald, vielleicht auch schon im Lee des
ostbayerischen Berglandes) sowie im Nordwesten. Die Temperaturen steigen in der
von Osten her advehierten mäßig warmen Luftmasse (4 bis 7 Grad in 850 hPa) je
nach Sonne auf 15 bis 20 Grad.

In der Nacht zum Mittwoch verstärkt sich der Einfluss des skandinavischen
Höhenhochs noch etwas, gleiches gilt für das Bodenhoch mit Schwerpunkt über
Nordskandinavien, welches sich ebenfalls etwas nach Süden ausweitet, so dass die
flache Tiefdruckrinne über Südwestdeutschland komplett aufgefüllt wird. Zwar
bleibt es Höhenfeld über Süddeutschland weiterhin leicht zyklonal konturiert,
für nennenswerte Niederschläge sollte es aber nicht reichen, lediglich ICON-EU
simuliert wenige mm in den Nordoststaulagen von Alb und Schwarzwald. Ansonsten
dürften die Wolken vor allem im Norden und in der Mitte verstärkt auflockern, so
dass sich häufiger Nebel bilden kann.

Mittwoch... wird auch in der Höhe der bis nach Frankreich reichende flache
Randtrog komplett aufgefüllt, so dass sich bis zum Abend ein Höhenrücken von
Spanien über Frankreich, West- und Norddeutschland bis nach Nordskandinavien ein
Höhenrücken erstreckt. Dieser stützt das Bodenhoch mit Schwerpunkt über
Nordskandinavien, das sich noch etwas verstärkt und sich nach Süden, bis nach
Süddeutschland ausweitet. Lediglich im Südosten macht sich noch immer der
Einfluss des umfangreichen osteuropäischen Höhentroges in Form eines leicht
zyklonal konturierten Höhenfeldes bemerkbar, allerdings wohl hauptsächlich nur
in Form dichterer Wolkenfelder und höchstens nur einzelnen Regentropfen.
Nennenswerte Niederschläge werden keine simuliert.
Somit steht erneut ein warntechnisch ruhiger Tag ins Haus, vor allem im Westen
und Norden scheint schon recht häufig die Sonne, wobei sich die Nebelfelder zum
Teil nur zögernd auflösen. Nach wie vor gelangt mäßig warme Luft ins Land mit
Temperaturen um oder knapp über 5 Grad in 850 hPa. Die Höchstwerte liegen somit
- je nach Sonne - zwischen 15 und 20 Grad, bei längerem Sonnenschein im Westen
und Nordwesten auch knapp darüber.

In der Nacht zum Donnerstag greift - ausgehend vom umfangreichen Höhentrog mit
Drehzentrum südlich von Island - ein kurzwelliger Randtrog auf die Britischen
Inseln über. Der Höhenrücken wird dadurch ein wenig nach Osten abgedrängt und
schwächt sich etwas ab. Auch im Bodenfeld greift ein erstes Frontensystem bis
Donnerstagfrüh von den Britischen Inseln her auf die Nordsee über.
Das Vorhersagegebiet wird von diesen Vorgängen aber noch kaum tangiert,
lediglich im Nordwesten ziehen etwas dichtere mittelhohe Wolkenfelder auf, es
bleibt aber wohl auch im Nordseeumfeld noch trocken. Ansonsten verläuft die
Nacht unterschiedlich, teils gering bewölkt, wobei sich häufiger Nebel bilden
kann.


Modellvergleich und -einschätzung
Wesentliche Modellunterschiede sind im Kurzfristzeitraum keine auszumachen.
Die Warnungen vor markantem Dauerregen laufen im Allgäu bzw. im schwäbischen
Alpenvorland heute um 14 Uhr aus, nach Osten zu am morgigen Dienstag um 6 Uhr.
Eine Verlängerung erscheint aus aktueller Modellsicht nicht erforderlich. Auch
die Probabilistik zeigt lediglich im Chiemgau und Berchtesgadener Land leicht
erhöhte Wahrscheinlichkeiten für mehr als 30 mm in 24 Stunden im Zeitraum heute,
06 UTC bis Dienstag, 06 UTC.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff