DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

14-02-2022 09:30
SXEU31 DWAV 140800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 14.02.2022 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Wz

Zunächst bevorzugt an der See und auf den Bergen Sturmböen. Ab Mittwoch in der
Mitte und im Süden verbreitet Böen Bft 8 bis 9, auf den Bergen Sturmböen und
Orkanböen. In der Nacht zum Donnerstag weitere Windzunahme!
Kommende im Südosten und in den östlichen Mittelgebirgen örtlich Glatteis, im
Alpenraum meist leichter Schneefall.
Ab Mittwoch in den Weststaulagen der Mittelgebirge und im Allgäu
Dauerregen/Tauwetter möglich.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC
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Montag... Ein kräftiger, vom Nordmeer ausgehender Höhentrog schwenkt nach
Frankreich. Ein vorlaufender, kurzwelliger Troganteil erreicht abends den Westen
und Nordwesten Deutschlands. Die zugehörige Kaltfront eines von der Nordsee nach
Südnorwegen ziehenden Tiefs hat den Westen erreicht und zieht bis heute Abend
auf eine Linie Rügen-Hochrhein. Mit der Front sind allerdings nur geringe
Regenfälle verbunden, teils bleibt es sogar trocken. Ganz im Osten und Südosten
bleibt es sogar bis zum frühen Abend gering bewölkt und trocken. Mit der Front
verschärft sich vorübergehend der Gradient, so dass im Westen und Nordwesten
steife Windböen auftreten. Auf exponierten Bergen sind Sturmböen wahrscheinlich
(Brocken sogar Böen Bft 11). Nach Osten hin gibt es nur exponiert steife
Windböen (Bergland, Böhmischer Wind in Südostsachsen).
Heute gibt es für die meisten einen sehr milden Tag mit Höchstwerten zwischen 10
und 14 Grad mit den höchsten Werten am Nordrand des Harzes. Nur in Teilen
Bayerns und im höheren Bergland ist es mit 6 bis 9 Grad etwas frischer.

In der Nacht zum Dienstag nähert sich der Trog Deutschland an und erreicht
Dienstagfrüh den äußersten Westen Deutschlands, wobei es eine leichte
Abtropftendenz zu den Seealpen gibt. Entsprechend bildet sich an der Kaltfront
bei Genua ein Randtief. Der Trog in Verbindung mit dem Randtief sorgen dafür,
dass die im Südosten schleifende Front aktiviert wird und insofern verstärken
sich die Regensignale in Bayern, Südthüringen, im Raum Erzgebirge und in
Südwürttemberg. Dabei ist im östlichen und südöstlichen Mittelgebirgsraum
örtlich auch gefrierender Regen möglich. Im Alpenraum und im Schwarzwald geht
oberhalb von 600 bis 900 m der Niederschlag in Schnee über. Mehr als 5 mm
Niederschlag kommt allerdings nur in den höheren Staulagen zusammen. Im Westen
und Nordwesten werden im Laufe der Nacht lokale Schauer ausgelöst, wobei die
Schneefallgrenze auf etwa 800 m sinkt (Temperatur in 850 hPa geht auf -2 bis -3
Grad zurück). Während der Gradient nordwestlich der schleifenden Front schwächer
wird, geht ganz im Norden noch ein Bodentrog durch, der an der See und in
Schleswig-Holstein noch für steife bis stürmische Böen und exponiert sind an der
Nordsee auch Sturmböen möglich (ähnlich wie auf einigen Berggipfeln).

Dienstag... schiebt sich der Trog unter kontinuierlicher Abschwächung nach
Osten, während das abgetropfte Höhentief zur Toskana zieht. Ein weiterer
Kurzwellentrog greift nebst Okklusionsfront gegen Abend mit Regen auf den Westen
und Nordwesten über. Im Vorfeld der Front und an der Front treten steife, an der
Nordsee stürmische Böen, exponiert Sturmböen auf, ähnlich wie auf exponierten
Bergen (auf dem Brocken sogar Bft 10).
Bis dahin aber verläuft auch der Dienstag tagsüber meist noch ruhig. Im Süden
klingen die Niederschläge nur zögernd ab und dauern wohl im Stau bis zum
Nachmittag oder Abend an. Oberhalb von 800 m fällt dabei noch Schnee (bis 5,
exponiert bis 10 cm). Zwar ergibt der Median im Ensemble nur geringe
Neuschneemengen, doch es gibt weiterhin deutlich aggressivere Maxima im
Alpenstau, sodass auch größere Neuschneemengen nicht ausgeschlossen sind - je
nach Intensität, Lage und Zugbahn des abgetropften Höhentiefs.
Ansonsten lockert die Bewölkung über Deutschland im Tagesverlauf vorübergehend
auf mit einer nur geringen Schauerneigung, bevor am Nachmittag und Abend die
Bewölkung der oben beschriebenen Okklusion auf den Westen und Nordwesten
übergreift.

Die Höchstwerte liegen bei 7 bis 11 Grad, im Südosten und am Alpenrand bei 4
oder 5 Grad und in den Hochlagen der Mittelgebirge bei 0 Grad oder knapp darüber
(Temperatur in 850 hPa meist bei -2 bis -4 Grad). Der Südwestwind frischt im
Westen und Norden zeitweise böig auf.

In der Nacht zum Mittwoch zieht der Kurzwellentrog nebst Okklusion rasch
ostwärts ab. Die Front geht aber in der Mitte über in die Warmfront des nächsten
Sturmtiefs westlich von Schottland. Das Tief hat keine guten
Entwicklungschancen, da es sich auf der Vorderseite eines Höhenrückens über dem
Atlantik in einem kleinen Randtrog befindet. Nichtsdestotrotz verursacht es mit
seiner Warmfront kräftige Warmluftadvektion über Mitteleuropa und es werden auch
intensive Regenfälle verursacht. Meist stehen im Westen und in den zentralen
Mittelgebirgen 5 bis 10 mm, in den Staulagen aber 10 bis 20 mm und exponiert bis
25 mm auf der Karte. Nach Norden und Osten hin gibt es meist unter 5 mm
Niederschlag und im Südosten ist es sogar trocken. Der Südwestwind frischt im
gesamten Westen stark böig bis stürmisch auf mit vollem Sturm im Bergland sowie
Orkanböen auf dem Brocken. Die Tiefstwerte liegen von Nordwest nach Südost
zwischen +7 und +1, ganz im Südosten bis -4 Grad.

Mittwoch... Auf der Vorderseite des breiten und kräftigen atlantischen
Höhenrückens wird der o. e. Kurzwellentrog über Deutschland nach Osten geführt.
Im Zentrum des Troges befindet sich das oben erwähnte Tief, das unter
Abschwächung über Norddeutschland hinweg nach Osten zieht. Die daran gekoppelten
Regenfälle überqueren ganz Deutschland. Die Mengen erreichen innerhalb von 12
Stunden meist 4 bis 10 mm, in den Staulagen und im südlichen Norddeutschland
auch 10 bis exponiert 20 mm. Abends werden von den Regenfällen noch der Osten
und Südosten tangiert, während sonst der Niederschlag nachlässt. Dabei steigen
die Temperaturen in 850 hPa bis zum Nachmittag meist auf +1 bis +3 Grad, so dass
auch in den östlichen und südöstlichen Mittelgebirgen der Schnee meist in Regen
übergeht. Zuvor fallen im Bayerischen Wald und in den östlichen Mittelgebirgen
die Niederschläge aber oberhalb von 700 bis 800 m noch als Schnee. Dabei sind in
den östlichen Mittelgebirgen 5 bis gut 10 cm, im Bayerischen Wald auch über 15
cm Neuschnee möglich (CosmoLEPS).

Im Süden und in der Mitte ist es überwiegend die WLA, die teils kräftige und
länger anhaltende Niederschläge auslöst. Dabei gibt es im Weststau der
Mittelgebirge sowie des Schwarzwaldes Hinweise für das Erreichen der
Dauerregenschwelle von 30 l/qm/24h. Hinzu kommt in einigen Mittelgebirgen noch
das Tauwetter (vor allem Harz, Rhön und die östlichen Mittelgebirge).
Der Wind kann vor allem im Süden und der Mitte die Warnschwellen überschreiten
bis hin zu stürmische Böen, exponiert zu Sturmböen. Im höheren Bergland sind
schwere Sturmböen möglich. Auf exponierten Bergen stehen Böen Bft 11 oder gar 12
auf der Karte.
In vielen Gebieten wird es wieder milder. Die Temperaturspanne reicht von 7 Grad
auf Rügen bis 14 Grad im Rheinland. Im Bayerischen Wald werden abends Werte um
4 Grad erwartet.

In der Nacht zum Donnerstag greift das nächste Frontensystem eines Tiefs bei
Schottland auf uns über und nach dem Warmsektor folgt Donnerstagfrüh bereits die
Kaltfront im Norden und in der Mitte nach. Im Warmsektor, aber vor allem bei
Kaltfrontdurchgang verschärft sich die Sturmlage: Verbreitet werden 8er und 9er
Böen, exponiert im Westen und Nordwesten auch schwere Sturmböen simuliert. Auf
exponierten Bergen gibt es entsprechend Orkanböen.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren im Kurzfristzeitraum recht ähnlich.

Was den Sturm in der Nacht zum Donnerstag angeht so zeigt ICON-EU-EPS im Westen
und Norden deutlich erhöhte Wahrscheinlichkeiten für Böen Bft 10!

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden