DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

10-02-2022 09:30
SXEU31 DWAV 100800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 10.02.2022 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Heute nur auf exponierten Bergen Sturmböen.
Am Freitag vor allem vom südlichen Niedersachsen bis nach Westsachsen
vorübergehend stürmische Böen. Auf exponierten Bergen teils schwere Sturmböen.
Im Bergland oberhalb 400 bis 600 m meist nur leichte Schneefälle.
Am Samstag Hochdruckeinfluss, im Alpenraum örtlich strenger Nachtfrost.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 24 UTC
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Donnerstag... Deutschland liegt im antiyzyklonalen Randbereich einer
umfangreichen, hoch reichenden Antizyklone über dem Mittelmeer in einer
südwestlichen bis westlichen Strömung. Am Nordrand des Hochs schleift über
Norddeutschland derzeit eine Kaltfront mit Wellenscheitel über
Mecklenburg-Vorpommern. Auf der Westseite der Welle bekommt die Front aber nun
Antrieb nach Südosten und so erreicht die Front um 12 UTC etwa das Münsterland,
um 18 UTC eine Linie Eifel-Südbrandenburg. Dabei hat die Front überwiegend
Ana-Charakter, so dass der Regen größtenteils postfrontal fällt. Dabei sinkt die
Schneefallgrenze zunächst etwa auf 600 m, wobei die Mengen gering bleiben. Der
Frontale Niederschlag wird dabei meist mit 1 bis 5 l/qm berechnet, in der
Schleifzone im Nordosten mit 5 bis 10 mm. Im Vorfeld der Front frischt der Wind
von der Pfalz und Baden bis zur Lausitz auf, bringt aber meist nur oberhalb 400
m steife Windböen mit, vor allem nach Osten hin auch bis in die Niederungen. Auf
exponierten Bergen sind stürmische Böen möglich.
Dabei ziehen heute dichte SC-Felder bald von der Pfalz her nach
Mitteldeutschland. Nur ganz im Süden und Südosten bleibt es überwiegend sonnig.
Dort werden damit auch die höchsten Temperaturen berechnet zwischen 10 und 14
Grad und auch in der Lausitz gibt's zweistellige Temperaturen. Ansonsten ist es
mit 6 bis 9 Grad kühler.

In der Nacht zum Freitag schwenkt der vom Nordmeer ausgehende kräftige Höhentrog
über England nach Nordwestdeutschland und vorderseitig zieht die Kaltfront bis
Freitagfrüh zu den Alpen. Die Niederschläge erfassen damit die gesamte
Südosthälfte Deutschlands und mit Absinken der Temperatur in 850 hPa auf knapp
unter -5 Grad am Nordwestrand des Niederschlagsgebietes sinkt die
Schneefallgrenze bald auf 600 bis 300 m, in den Frühstunden kann es ein paar
flocken bis ganz runter geben. Nur im Südosten ist die Schneefallgrenze noch
deutlich höher. Postfrontal lockert es gebietsweise auf und es fallen noch
einzelne Schneeregen- oder Graupelschauer, im Bergland Schneeschauer. Vor allem
in Lagen ab 300 bis 400 m wird es glatt. An die Höhentrogachse im Nordwesten ist
das ursprüngliche Tief ´Sarai 1´ eingelagert, das um 06 UTC an der Emsmündung
(ICON-D2) simuliert wird. Am Südrand des Tiefs frischt damit im westlichen
Niedersachsen und im Münsterland der Wind stark auf und erreicht in Böen Bft 7,
im Raum Borkum auch Bft 8. Damit setzten in den Frühstunden im Nordwesten
schauerartige Regenfälle ein, da von der Nordsee her eine etwas mildere Luft
eingesteuert wird. Die Tiefstwerte liegen meist zwischen +4 und 0 Grad, bei
Aufklaren und im Bergland zwischen 0 und -2 Grad.

Freitag... schwenkt der Höhentrog südostwärts über Deutschland hinweg und liegt
um 18 UTC mit seiner Achse über Südostbayern. Ihm folgt ein Rücken, der zur
Nordsee schwenkt. Der Rücken stützt Hochdruckgebiet INGO mit knapp unter 1035
hPa um 18 UTC über Nordostfrankreich, dessen Keil sich nach Süddeutschland
ausweitet. Das Randtief zieht diagonal über die Mitte (ICON-D2) nach Sachsen und
degeneriert mehr und mehr zu einem Bodentrog.

Die Kaltfront schwenkt über die Alpen hinweg, sodass sich die frontalen
Niederschläge allmählich an die Alpen zurückziehen, dort staubedingt aber noch
länger anhalten. Vor allem im südlichen Alpenvorland schneit es bis in tiefe
Lagen, sodass dort um 5, in höheren Staulagen der Alpen um 10 cm Neuschnee
zusammenkommen. Ansonsten sind in den südlichen Mittelgebirgen zumindest
oberhalb von rund 400-600 m nochmal 1 bis 5 cm möglich.

Ansonsten sorgt der Trog mit Kerntemperaturen um -34 Grad in 500 hPa vor allem
in der Mitte, aber auch im Nordosten für wechselhaftes Schauerwetter. In tiefen
Lagen ist es meist Regen, Schneeregen oder Graupel, oberhalb von 400 m durchweg
Schnee. Ein kurzes Wintergewitter ist nicht ausgeschlossen. Gegen Abend
stabilisiert es im Nordwesten und Norden, die Schauer lassen nach und der Himmel
reißt auf. Gleichzeitig ziehen sich die winterlichen Schauer nach Bayern zurück
und werden schwächer. Vor allem oberhalb 400 m gibt es örtlich Schneeglätte.
Überwiegend trocken ist es im Südwesten.

Mit Bodentrogdurchgang bzw. auf der Südwestseite des kleinen Tiefs frischt der
Wind vorübergehend auf mit steifen Böen in der Mitte, im Norden und im Osten
sowie im Osten Bayerns. Vom südlichen Niedersachsen bis nach Sachsen sind
stürmische Böen am ehesten möglich (ICON-EU-EPS 15 bis 30 Prozent). Auf
exponierten Bergen sind Böen Bft 8 bis 9, auf Brocken und Fichtelberg Bft 10
wahrscheinlich.
Die Höchsttemperaturen liegen meist zwischen 3 und 9 Grad, in den Kammlagen der
Mittelgebirge gibt es Werte um oder knapp unter null Grad.

In der Nacht zum Samstag schwenkt der Rücken nach Mitteleuropa, das
korrespondierende Hoch INGO wandert von Süddeutschland in den Raum
Tschechien/Österreich. Die eingeflossene Polarluft kommt somit zur Ruhe und
sowohl die Schneefälle an den Alpen als auch die Schauer lassen überall nach.

Verbreitet klart es auf, sodass es bei windschwachen Verhältnissen flächig
leichten bis mäßigen, über Schnee an den Alpen auch strengen Frost gibt. Dort,
wo es noch am längsten Niederschlag gab (Osten, Alpenrand) kann es Glätte durch
Überfrieren geben. Gebietsweise, bevorzugt im Westen, kann sich Reif bilden.
Ansonsten ist die Luft recht trocken, so dass sich nur vereinzelt Nebel bildet.

Frostfrei bleibt es an Küstenabschnitten mit auflandigem Wind. Im Nordwesten
ziehen ausgangs der Nacht mit einsetzender WLA wieder dichtere Wolkenfelder auf.
Regen fällt aber noch nicht.


Samstag... schwenkt der Rücken nur langsam ostwärts über Deutschland. Wir kommen
damit noch nicht in den unmittelbaren Wirkungsbereich des neuen Troges bei den
Britischen Inseln. Zwischen dem zu den mittleren Karpaten weiterziehenden Hoch
INGO (gut 1035 hPa) und dem mit dem neuen Trog korrespondierenden Sturmtief (um
985 hPa) nordwestlich von Schottland stellt sich eine ageostrophische
südöstliche bis südliche Bodenströmung ein.

Unter dem Einfluss des Hochkeils wird es ein sehr ruhiger und in den meisten
Regionen nach Nebelauflösung auch sehr sonniger Tag. Im Norden und Nordwesten
sorgt WLA allerdings für einige hohe und mittelhohe Wolkenfelder. Regen wird
aber nicht erwartet.

Nordwestlich von uns fällt der Luftdruck stärker, sodass sich der Gradient
leicht verschärft. Im Nordseeumfeld kommen dadurch steife Böen aus Süd auf.

Die niedertroposphärische Erwärmung (T850 -3 bis +1 Grad) macht sich aufgrund
fehlender Durchmischung noch nicht am Boden bemerkbar, die Höchstwerte liegen
somit im einstelligen Bereich zwischen 0 Grad in den östlichen Mittelgebirgen
und +8 Grad am Niederrhein.

In der Nacht zum Sonntag kippt die Strömung im Randbereich des zu den Seealpen
gerichteten Hochkeils auf Südwest. Das Tief nördlich von Schottland sorgt im
Norden weiter für Warmluftadvektion und im Nordwesten ziehen dadurch dichte
Wolken durch. Hier wird es mit +1 bis +4 Grad auch meist frostfrei. Ansonsten
gibt es bei klarem oder leicht bewölktem Himmel wieder leichten bis mäßigen
Frost. In den Alpen und im südlichen Bayerischen Wald ist wieder strenger Frost
möglich. Der Wind wird im Nordwesten etwas stärker und bringt an der Nordsee
stürmische Böen. Auf exponierten Bergen sind Sturmböen wahrscheinlich.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die großräumigen synoptischen Felder werden sehr ähnlich simuliert.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden