DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

18-09-2016 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 18.09.2016 um 10.30 UTC



Hoch Fennoskandien, ab Wochenende größere Unsicherheiten.
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Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 25.09.2016


Am Mittwoch erstreckt sich ein kräftiges Hoch von Fennoskandien über die
Barentssee. Eingekeilt zwischen einem nordatlantischen Langwellentrog und einem
kräftigen Cut-Off-Tief, das sich von Russland bis nach Osteuropa erstreckt,
bleibt die Position dieses Hochs stabil. So bleibt dieses Zirkulationsmuster bis
einschließlich Freitag erhalten. Deutschland befindet sich dabei nur unter
schwachen Luftdruckgegensätzen und wird im Nordosten in der Höhe vom
osteuropäischen Cut-Off-Tief leicht zyklonal, im Südwesten leicht antizyklonal
beeinflusst. Von Nordosten strömt etwas erwärmte kontinentale Luft nach
Deutschland. die 850-hpa-Temperatur liegt mit 7 °C im Südwesten und 4 °C im
Nordosten im Mittel etwas unter dem für die Jahreszeit üblichen Schnitt.

Am Freitag verlagert sich der Schwerpunkt des Hochs Richtung Barentssee und
Sibirien. Somit verliert es seinen Einfluss auf Mitteleuropa. Gleichzeitig
greift von Westen her ein Kurzwellentrog auf Deutschlands über, der in GFS und
in einigen Vorläufen auch als Cut-Off berechnet wurde.

Am Samstag zieht der Kurzwellentrog in die Adria ab und verbindet sich mit dem
Osteuropäischen Cut-Off zu einem Langwellentrog, auf dessen Rückseite sich
Deutschland zunächst befindet. Das Hoch über der Barentssee verlagert sich
allmählich nach Sibirien.

Am Sonntag wölbt sich ein Hochkeil vorderseitig des atlantischen Langwellentrogs
über Westeuropa auf, der mit korrespondierenden Bodenhoch und WLA auf
Deutschland übergreift, ehe am Montag der nächste Kurzwellentrog folgt.

Zu Beginn der neuen Woche kommt es auf der Rückseite des Atlantiktroges zu einem
massiven Kaltluftausbruch über dem Nordwestatlantik, der dort Zyklogenese
fördert. Dadurch zonalisiert die Strömung zunächst über dem Atlantik und im
weiteren Verlaufe auch über West- und Mitteleuropa. Zahlreiche Kurzwellentröge
laufen gegen das Hoch über Sibirien an, sodass sich bei uns eine winkelförmige
Westlage einstellt.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis Freitag gibt es kaum Unterschiede zu den ECMWF-Vorläufen. In der erweiterten
Mittelfrist soll sich im neuen Lauf das Hoch nicht mehr über dem Nordmeer und
Fennoskandien regenerieren, sondern über Sibirien, was zu einer winkelförmigen
Westlage führt. ECMWF nähert sich somit GFS an.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die anderen Globalmodelle zeigen alle sehr ähnlich Lösungen mit
Phasenunterschieden ab dem Wochenende.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die ECMWF-ENS-Rauchfahnen sind bis Freitag sehr einheitlich, streuen jedoch
stark ab dem Wochenende. Die Unsicherheiten sind in den vergangenen Läufen nicht
kleiner geworden. Allenfalls die Member, die in der erweiterten Mittelfrist
einen zyklonaleren Verlauf mit tieferen Geopotential sehen, sind etwas
zahlreicher geworden. Ansonsten lassen sich ab dem Wochenende nur schwer
Aussagen treffen. Allenfalls, dass die meisten ENS Mitgleider die Temperaturen
im jahreszeitliche typischen Mittel sehen.
Ab Sonntag gibt es in der Clusteranlyse 3 Cluster: Cluster 1 mit
deterministischen Lauf und 22 Membern mit einer zonalen Lösung. Cluster 2 mit 15
Membern zeigt einen erneuten Keilvorstoß über Mitteleuropa. Cluster 3 mit 14
Memberen entspricht der gestrigen Lösung des ECMWF und lässt das Hoch über dem
Nordmeer und Fennoskandien regenerieren.

Als Fazit lässt sich fest halten, dass der herbstlich kühlere aber ruhige
Witterrungsabschnitt mit häufigen Wolken und leichten Schauern bis Freitag
sicher scheint. Ab dann nehmen die Unsicherheite zu, wobei nach derzeitigem
Stand eine winkelförmige Westlage in der erweiterten Mittelfrist die
wahrscheinlichste Variante darstellt.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Es sind keine signifikanten Wettererscheinungen zu erwarten
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Basis für Mittelfristvorhersage
ECMWF, GFS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Christian Herold