DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

05-02-2022 11:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 05.02.2022 um 10.30 UTC



Die Mittelfrist gestaltet sich sehr mild mit stürmischen Böen und Sturmböen an
den Küsten und im Bergland. Dazu fällt zeit- und gebietsweise etwas Regen.
Winter ist nicht in Sicht.
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 12.02.2022


Zu Beginn der Mittelfrist liegt über Südwesteuropa ein Hochdruckgebiet, währen
über Nord- und Osteuropa Tiefdruckgebiete kreisen. Deutschland liegt dazwischen
im Zustrom milder Luftmassen vom Atlantik. Die 0 Grad-Grenze in 850 hPa findet
man allenfalls im Norden des Landes. Ausgehend von einem Tief über Skandinavien
und dem Nordmeer erstreckt sich eine lange Frontalzone, die sich etwa über der
Ostsee in einen Kalt- und Warmanteil spaltet. Die Warmfront überquert uns in der
Nacht zum Dienstag ostwärts. Die Kaltfront will zwar tagsüber folgen, kommt aber
aufgrund des Hochdruckgebietes im Süden nicht so recht voran und hängt sich im
Norden und Osten quasi auf.

Am Mittwoch wird die schwächelnde Front vom Hochkeil nach Norden und Osten
abgedrängt, wo sie beim Eintritt in kühlere Luft etwas an Stärke gewinnen kann.
In Deutschland setzt sich vorübergehend Hochdruckeinfluss mit bis zu +6 Grad in
850 hPa durch. Aber bereits am Donnerstag macht sich die leicht erstarkte Front
wieder auf den Weg südwärts und überquert Deutschland langsam von Nord nach Süd,
wobei der äußerste Süden erst am Freitagvormittag erfasst wird. Dort schleift
die Front dann an den Alpen entlang und verlässt Deutschland erst in der Nacht
zum Samstag. Hinter der Front fließt kühlere Luft ein und in 850 hPa sinkt die
Temperatur unter 0 Grad. Mit nord- bis nordwestlicher Strömung schafft es am
Freitag die -6 Grad in 850 hPa bis in den Mittelgebirgsraum. Damit fällt
zumindest im Bergland wieder mal etwas Schnee.

Während die Front am Donnerstag und Freitag langsam von Nord nach Süd zieht,
bilden sich über der Nordsee respektive Südskandinavien Randtiefs, die sich ost-
und südostwärts verlagern. Sie bringen der Nordhälfte Wind und Regen, allerdings
bestehen in Timing und genauer Lage noch größere Unsicherheiten.

Am Wochenende setzt sich von Großbritannien her hoher Luftdruck durch. Langsam
steigt dabei von Südwesten auch wieder die Temperatur.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Der aktuelle IFS-Lauf weist zu seinen Vorgängern zu Beginn der Mittelfrist kaum
Abweichungen auf. Erst im Laufe des Donnerstags ergeben sich Unterschiede in
Bezug auf eine langgezogene schleifende Front, ausgehend von einem Tief über
Nordskandinavien. Im aktuellen Lauf hängt die Front zeitlich etwa 6 Stunden
hinter dem gestrigen 0z-Lauf. Zudem ist sie etwas aktiver, weil mehr Feuchte vom
Meer den Weg nach Deutschland findet. Auch das sich nördlich der Britischen
Inseln bildende Randtief zieht aktuell deutlich schneller ost-südostwärts und
macht so Platz für eine zweite Tiefentwicklung über der Nordsee am Freitagabend.
Das hat Auswirkungen auf Niederschlag und Wind. Für das nächste Wochenende
bleibt es aber bei Hochdruckeinfluss.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Zu Beginn der Mittelfrist ergeben sich kaum Unterschiede zwischen den Modellen.
ICON und IFS sind sich auch im weiteren Verlauf weitestgehend einig. Die genaue
Lage und das Timing der Randtiefs unterscheidet sich zwar, aber nicht nur
zwischen den Modellen, sondern auch zwischen den einzelnen Läufen der Modelle.
Insofern müssen wir da mit einer gewissen Unschärfe 6 Tage im Voraus leben.

GFS stellt ab Freitag einen größeren Ausreißer dar. Während ICON und IFS
zunehmenden Hochdruckeinfluss für das Wochenende berechnen, hat GFS ein
umfangreiches Tief über dem Nordatlantik im Programm. Dessen Ausläufer erreichen
Deutschland am Wochenende. Die Vorhersage könnte also gegensätzlicher nicht
sein. Allerdings schwanken Lage und Ausdehnung des Tiefs bei GFS von Lauf zu
Lauf, sodass ich der Entwicklung im Moment keine große Bedeutung zumessen würde.

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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Bei den Clustern (aufgrund fehlender Aktualisierung mit Stand von Freitag 12z)
gibt es keine Überraschungen. Es sind wenige (je 3 im ersten und zweiten
Zeitschritt). Dabei tritt Dienstag bis Donnerstag ausschließlich NAO-positiv
auf, mit kleinen Abweichungen in der Trogamplitude. Am Freitag (vor dem Hoch aus
Westen) ist die Lage eindeutig bei atlantischem Rücken.

In der erweiterten Mittelfrist werden die Cluster zwar nicht mehr, aber bunter.
Sie bilden die Wetterentwicklung des ost-südostwärts abziehenden Hochs ab. Die
Einzellösungen bieten für Samstag atlantischen Rücken, Sonntag Blocking und
Montag NAO-positiv.

Die Rauchfahnen sind erfreulich dicht. Bis Freitag gibt es kaum Abweichungen in
den Ensembles. Wetterlage ist also fix. Danach wird der Spread etwas größer, das
haben wir in den Modellen ja schon gesehen. Aber die Abweichungen sind
erträglich, es gibt keine markanten Ausreißer. Haupt- und Kontrolllauf
orientieren sich am Wochenende am unteren Rand der Temperaturkurve. Es ist also
"Luft nach oben". Deutlich erkennbar der kurze Absturz der Temperatur zum Ende
der kommenden Woche und der rasante Aufstieg zu Beginn der übernächsten Woche.
Echter Winter stellt sich in der Mittelfrist nicht ein.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


An den Küsten und im Bergland weht nahezu die gesamte Mittelfrist über deutlich
spürbarer Wind. Dabei treten hin und wieder stürmische Böen und Sturmböen (Bft 8
bis 9) auf. In den Gipfellagen der Mittelgebirge und der Alpen sind auch schwere
Sturmböen (Bft 10) möglich.
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Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, ICON, IFS-EPS, MOS-Mix
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jacqueline Kernn