DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

02-02-2022 11:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 02.02.2022 um 10.30 UTC



Zunächst wechselhaft und windig, nächste Woche zunehmender Hochdruckeinfluss und
sehr mild.
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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 09.02.2022


Am Samstag liegen wir unter einer zyklonalen westlichen Strömung, wobei ein
markanter Höhentrog nach Osten abzieht, gefolgt von einem flachen Höhenrücken.
Auf der Rückseite einer Kaltfront hat ein Schwall Meereskaltluft Deutschland
geflutet. In ihr kommt zu Schauern, die bis in tiefe Lagen als Schneeregen oder
Graupel fallen können. Im höheren Bergland wird es winterlich. Die Niederschläge
und der anfangs sehr lebhafte, in Böen teils stürmische Westwind lassen im
Tagesverlauf nach.
Am Sonntag folgt über die Nordsee der nächste Höhentrog, der aber etwas weiter
nördlich ansetzt und weniger markant ist als ein Vorgänger. Das okkludierende
Frontensystem eines zugehörigen Tiefs über Skandinavien greift von Nordwesten
auf Deutschland über und bringt erneut Niederschläge und kräftig auffrischenden
Westwind. Dazu wird erwärmte Meeresluft vom Nordatlantik zu uns geführt. Die
Schneefallgrenze steigt auf rund 800 bis 1000m, im Westen darüber und es gibt
verbreitet stürmische Böen, an der See und im Bergland teilweise schwere
Sturmböen. In Staulagen sind kräftige Niederschläge möglich, in einigen
entsprechenden Hochlagen Schneefälle.
Am Montag geht die Kaltfront des letzten Systems über uns in die Warmfront es
kräftigen Sturms bei Island über, der im Kern einen Luftdruck von ca. 945 hPa
erreichen kann. Die Warmfront wird tagsüber nach Osten gesteuert, womit der
Zustrom einer sehr milden Meeresluftmasse einsetzt, in der die Temperatur in 850
hPa auf 0 bis +4°C steigt. Von Südwesten her verstärkt sich derweil im
Warmsektor der Hochdruckeinfluss. Der Druckgradient ist anfangs über dem Norden
und Osten recht groß, im Westen sind zweistellige Maxima möglich.
Am Dienstag reicht ausgehend vom zentralen Mittelmeer ein Höhenrücken nach
Deutschland. Nur der Norden liegt am Rand der Frontalzone unter schleifenden
Tiefausläufern, sonst hat sich der Einfluss einer Hochdruckzone mit Schwerpunkt
über dem Alpenraum durchgesetzt. Es wird sehr mild, an der See windig und auch
in den Nächten ist Frost wohl nur im Bergland ein Thema.
Am Mittwoch zieht der Höhenrücken zwar ab, hinterlässt über Mitteleuropa aber
nur eine schwache westsüdwestliche Strömung, die zudem eher antizyklonal
aufgestellt ist und mit der nach wie vor sehr milde Meeresluft advehiert wird.
Frontales Geschehen ist erst abseits über Nordwest- und Nordeuropa zu finden.
Bei geringer Niederschlagsneigung ist Wind höchstens an den Küsten und exponiert
im Bergland ein Thema. Es bleibt sehr mild und auch in den Nächten oft
frostfrei.
In der erweiterten Mittelfrist setzt sich die antizyklonale, milde West bis
Südwestlage fort.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die letzten Läufe des europäischen Modells simulierten ähnlich. Die Mittelfrist
beginnt mit einer unbeständigen, teils sehr windigen Westlage und geht dann in
zusehends mildes und hochdrucklastiges Wetter über. Details bleiben natürlich
unscharf. Die Warmfront zum Montag scheint nun etwas rascher durchzugehen, der
Hochdruckeinfluss in der Folge wird in den letzten Läufen etwas stärker und
möglicherweise auch nachhaltiger simuliert.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die anderen globalen Modelle, GFS, ICON, UKMO, haben keine Alternativen zu
bieten. Es gibt teilweise Unterschiede im detaillierten Ablauf. Im ICON ist der
Trog am Sonntag wesentlich markanter und zieht langsamer ab, sodass auch die
Warmfront zum Montag erst später übergreift. In dem Modell sieht es auch zum
Dienstag über Norddeutschland noch sehr frontal geprägt aus mit Feuchtefeldern
und Regenfällen. Allerdings steht diese Lösung ziemlich allein da, die Anderen
ähneln stärker der IFS Variante.

Zum Anfang gibt es wenigstens im höheren Bergland noch etwas wie Winter. In der
nächsten Woche stellt sich so ziemlich das Gegenteil davon ein.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Anhand der Rauchfahnen diverser deutscher Städte stützen die Ensembles im Großen
und Ganzen die Aussagen des deterministischen Laufs. Bis zu Beginn der nächsten
Woche hält sich der Spread in Grenzen, dann fächern die Kurven etwas auf. Es
spiegeln sich darin die Unsicherheiten bei Passage der Warmfront zu Wochenbeginn
wider und im folgenden Hochdruckeinfluss. Einige Member zeigen im Norden
niedrigeres Geopotential und Temperaturniveau und damit die Frontalzone nächste
Woche vielleicht doch näher an Norddeutschland heran. Dass in Sachen Winter
nichts geht, steht aber außer Frage.

Im Hauptmittelfristzeitraum bis +168h werden die meisten Cluster zwar als NAO
positiv klassifiziert, allerdings mit einem Höhenrücken über Mittel- und
Südeuropa. Der Rücken ist in Cluster 2 (mit dem Hauptlauf) schwächer als in
Cluster 1, antizyklonal für uns sieht es aber in diesen beiden Clustern und
letztlich auch in den Anderen aus.

In der erweiterten Mittelfrist deuten die Cluster den Übergang zu einer
Blockinglage an.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Anfangs, Samstag und Sonntag sind in höheren Mittelgebirgslagen noch winterliche
Parameter wie Schnee und Glätte möglich. Dazu kommt der Wind, der vor allem am
Sonntag wieder zulegt. Verbreitet sind dann stürmische Böen zu erwarten,
exponiert eventuell Sturmböen und im Bergland sowie an den Küsten teilweise
schwere Sturmböen. Für eine ausgewachsene, überregionale Sturmlage reicht es
wohl nicht. In der Folge ist der Wind noch an den Küsten, vielleicht exponiert
im nördlichen Bergland warnrelevant. Die Niederschläge am Wochenende verfehlen
wahrscheinlich auch in Staulagen die Warnschwellen, wenn auch teilweise nur
knapp. In einigen Hochlagen oberhalb 800 bis 1000m sind vor allem am Sonntag
kräftige Schneefälle im markanten Rahmen möglich.
In der Probabilistik bilden sich die Böen entsprechend ab, ansonsten gibt es
kaum Signale auf warnrelevante Erscheinungen. Im EFI ist die Temperaturanomalie
ab Montag gut erkennbar. Leichte Hinweise für mehr als 30 mm Niederschlag in 24
h und in Staulagen gibt es für Sonntag in Cosmo Leps und ICON EPS.
Entsprechendes gilt für die Schneefälle an den Alpen und im östlichen Bergland.
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Basis für Mittelfristvorhersage
Mos Mix, IFS und EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner