DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

31-01-2022 11:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 31.01.2022 um 10.30 UTC



Weiterhin Zufuhr atlantischer Luftmassen mit mal eher zyklonalem, mal auch
antizyklonalem Einfluss und einigen Unsicherheiten. Winter nur im höheren
Bergland. Windig bis stürmisch.
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Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 07.02.2022


Zu Beginn des Mittelfristzeitraumes, am Donnerstag, wird der schon seit längerem
unser Wettergeschehen prägende starke Rücken auf dem nahen Atlantik weitgehend
abgebaut sein. Das hohe Geopotential wird sich dann nach Süden zurückgezogen
haben, so dass sich bei uns eine westliche Höhenströmung durchsetzt, allerdings
immer noch bei recht hohem Potential.
Am Donnerstag zeigt IFS ein Sturmtief, das sich zwischen Island und Schottland,
entwicklungsgünstig auf einer Trogvorderseite gelegen, stark vertieft. Seine
Warmfront liegt am Morgen schon über Deutschland und überquert mit Regen (vor
allem im Norden) unser Land ostwärts. Im Warmsektor stellt sich ein
Temperaturniveau mit etwa -2°C in 850 hPa ein, im Süden etwas mehr. Dort ist
auch der Einfluss einer Hochdruckzone stark, die ganz Südwesteuropa einnimmt und
Schwerpunkte westlich der Biskaya und im Golf von Genua aufweist. Zwischen den
Drucksystemen herrscht kein allzu starker Gradient, so dass der südwestliche
Wind über Deutschland mäßig weht. In der Nacht zum Freitag weitet sich der oben
erwähnte Trog südostwärts aus und erreicht die Nordsee. Auf seiner Vorderseite
erreicht die Kaltfront des Tiefs bis zum Morgen schon die Nordwesthälfte
Deutschlands mit Regen und auffrischendem und auf West drehendem Wind.
Rückseitig lockern die Wolken auf.
Am Freitag schwenkt der Trog über Deutschland hinweg und erreicht in der Nacht
zum Samstag schon Osteuropa. Es stellt sich eine westnordwestliche bodennahe und
Höhenströmung ein. Die Kaltfront zieht weiter mit Regenfällen nach Süden und
erreicht die Alpen. Bei auf -4 bis -6°C zurückgehender Temperatur in 850 hPa
gibt es im höheren Bergland Schnee. Der rückseitige Gradient ist recht stark, so
dass es vor allem in der Mitte und im Norden in der einfließenden gut
durchmischten maritimen Polarluft recht windig ist. Über die Nordhälfte ziehen
auch Schauer hinweg.
Der Samstag ist von einer recht glatten westnordwestlichen Höhenströmung
geprägt, in welcher zunächst ein sehr breiter und flacher Rücken über
Deutschland wandert, später zeigt sich Richtung Britische Inseln wieder eine
sehr breite und flache Austrogung. Bodennah herrscht zwischen einer
Hochdruckzone zwischen der Biskaya und dem Balkan und tiefem Druck über
Nordeuropa eine recht stramme Westströmung. Mit dieser werden Wolken in den
Norden gesteuert, ganz im Norden kann es leicht regnen. Im Süden sind dagegen
die Chancen auf Wolkenauflockerungen gut.
Am Sonntag intensiviert sich der oben erwähnte Trog etwas und wird recht rasch
über Skandinavien hinweg in den Ostseeraum gesteuert. Über der Ostsee entsteht
dann in der Nacht zum Montag auch ein Bodentief, das ins Baltikum zieht. Über
die gesamte Nordosthälfte zieht das Frontensystem des Tiefs mit Wolken und Regen
hinweg, während es im Süden ruhiger und wolkenärmer bleibt. Mit dem ins Baltikum
ziehenden Tief dreht der Wind im Norden auf Westnordwest und weht dort recht
kräftig, Richtung Südwesten bleibt es bei schwächerem Südwestwind.
Am Montag weitet sich der Trog weiter südostwärts bis zum Schwarzen Meer aus.
Damit beginnt die Höhenströmung wieder stärker zu mäandrieren, zumal auch ein
starker Trog Richtung Island vorstößt und dort eine sehr starke Zyklogenese
einleitet, wobei das Tief am Montagabend mit 942 hPa über der Insel erwartet
wird und nach dieser Simulation eine heftige Unwetterlage in Island zu erwarten
ist. Über unserem Raum entsteht dagegen ein Höhenrücken. Das Frontensystem des
nach Russland abziehenden Tiefs verlagert sich mit Regen noch etwas nach Süden,
zunehmend dominiert aber Absinken. Dabei steigt in 850 hPa die Temperatur auf 0
bis 4°C, bodennah dürfte aber eine Inversion entstehen, unter der sich Stratus
hält.
In den Folgetagen wird der Rücken ostwärts gesteuert und flacht wieder ab. Der
Islandtrog zieht ebenso recht flach über Nordeuropa hinweg, so dass sich eine
recht glatte und für die Jahreszeit sehr weit nördliche Westströmung einstellt.
Die immer noch vorhandene Bodenhochdruckzone gewinnt noch Raum Richtung Norden,
so dass sich bei uns eine antizyklonale Westlage einstellt.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des aktuellen IFS-Laufs mit seinen beiden Vorgängern ist bis
Freitag recht gut, allerdings gibt es leichte chronologische Unterschiede beim
Durchzug der Kaltfront (aktueller Lauf am schnellsten). Nachfolgend werden die
Unterschiede größer: Der gestrige 00-UTC-Lauf präsentierte sich am Samstag schon
antizyklonaler mit mehr nach Deutschland verschobenem Hoch, so dass die
Regenfälle im Norden schwächer ausfielen. Im weiteren Verlauf baute der gestrige
00-UTC-Lauf einen kräftigen Rücken bei uns auf, so dass keine Fronten mehr bei
uns eindringen konnten. Der 12-UTC-Lauf lässt diesen Rücken später und weiter im
Westen entstehen, am Sonntag ist dieser Lauf bei uns sogar noch zyklonaler als
der aktuelle Lauf, so dass der Regen weiter nach Süden vordringt. Der heutige
Lauf zeigt den Rücken dann flacher und damit eine schwächer mäandrierende
Höhenströmung.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Schon am Freitag fallen ICON und UKMO mit einem deutlich weiter nach Süden (als
die recht ähnlichen IFS, GFS und GEM) ausgreifenden Trog auf, so dass in der
Folge auch die Regenfälle etwas stärker wären und an den Alpen etwas mehr Schnee
fiele. Nachfolgend zeigt dann vor allem UKMO im Vergleich zu IFS eine deutlich
stärker antizyklonale Variante mit sehr weit nördlichem Hochschwerpunkt in der
Nacht zum Sonntag. IFS, GFS und GEM sind dagegen auch zum Sonntag hin weiterhin
in recht guter Übereinstimmung, ICON lässt dagegen erneut den Trog weiter
südwärts ausgreifen und eine Kaltfront bis in den Süden Deutschlands
vorankommen. Zum Montag dürfte dann auch die Wetterbesserung länger auf sich
warten lassen. GEM lässt dagegen die Westlage etwas glatter, also die Tröge und
Rücken weniger aufsteilen. Bei GFS kommen wir dagegen in den Genuss eines
stärkeren Höhenrückens.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Im Zeitraum von Samstag bis Montag verteilt sich das IFS-EPS auf vier Cluster.
Diese ähneln sich in unserem Raum stark. Zum Montag hin zeigen sich in der
westnordwestlichen Strömung bei uns leichte zyklonale und leicht antizyklonale
Varianten. In der erweiterten Mittelfrist bis Donnerstag gibt es fünf Cluster:
C1 (12 Mitglieder): am Do Westnordwestlage indifferent
C2 (11 Mitglieder, Hauptlauf): am Do stark mäandrierend mit Rücken bei uns
C3 (11 Mitglieder): am Do sehr starker Rücken Westeuropa
C4 (9 Mitglieder): am Do starker Keil von Frankreich bis Westrussland; mit
starkem Hoch über Osteuropa die einzige echte Umstellung
C5 (8 Mitglieder, incl. Kontrolllauf): am Do West zyklonal

Betrachten wir die Rauchfahnen für die Mitte Deutschlands (Erfurt) zeigt sich
nach recht niedrigem Temperaturniveau am Freitag und Samstag (um -6°C) ab
Sonntag schwerpunktmäßig mildes Temperaturniveau um 0°C mit allmählich
zunehmender Streuung. Das Geopotential steigt ab Freitag kontinuierlich an mit
zunehmender Streuung. Es werden immer wieder Niederschlagssignale gezeigt.

Bei den GFS-Rauchfahnen (auch Erfurt) zeigt sich ein markantes Maximum der
Temperatur am Montag/Dienstag mit deutlich über 0°C, danach geht es deutlich
nach unten mit einem Schwerpunkt bei -7°C am Mittwoch. Beim Potential wird
Anfang nächster Woche ebenso ein markantes Maximum erreicht, allerdings mit
großer Unsicherheit, danach geht es wieder nach unten. Es gibt recht durchgängig
Niederschlagssignale, nur am Samstag deutet sich eine Pause an.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


EFI:
Der EFI zeigt am Freitag leichte Signale für Wind in der Nordhälfte, am Samstag
stärkere Signale im Nordosten, am Sonntag schwache Signale fast landesweit. Am
Sonntag gibt es in der Nordhälfte auch ein schwaches Signal für Dauerregen.

Dauerregen:
Insgesamt wird der Mittelfristzeitraum im Norden und der Mitte durchaus
niederschlagsreich, allerdings wahrscheinlich ohne Überschreiten von
Schwellenwerten. Allerdings gibt es beim IFS-EPS ab Sonntag sehr schwache
Signale vom westlichen Bergland bis zu den Alpen.

Schneefall:
Im südlichen Bergland gibt es am Freitag Signale für mehr als 10 cm Neuschnee in
12 Stunden. An den Alpen halten diese Signale auch am Samstag an. Am Sonntag und
Montag verstärken sich bei IFS-EPS die Signale am Bayerischen Wald und in den
Alpen.

Sturm:
Ab Donnerstagabend und bis in die Nacht zum Samstag zeigt Cosmo-LEPS leichte
Signale für stürmische Böen bis in den Süden, im Norden leichte Signale für
Sturmböen und starke Signale für stürmische Böen. An der See sind auch schwere
Sturmböen nicht unwahrscheinlich. Auch im weiteren Verlauf bis Montag ändert
sich beim IFS-EPS an dieser Verteilung nichts Wesentliches, auch wenn bei
IFS-EPS die Wahrscheinlichkeiten etwas geringer ausfallen. An exponierten
Punkten (vor allem Brocken) könnte es am Wochenende orkanartige Böen geben.

Fazit: Auch wenn hier jede Menge an Text steht, es sind zwar die
Wahrscheinlichkeiten hoch, dass es beim einen oder anderen Parameter mal zu
Schwellenwertüberschreitungen kommt, unwetterträchtiges Wetter ist aber wohl
nicht zu erwarten.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX, IFS-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl.-Met. Peter Hartmann