DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

17-09-2016 21:00
SXEU31 DWAV 171800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 17.09.2016 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Bis morgen Abend im Süden und Südosten teils ergiebiger Dauerregen. In einigen
Regionen auch am Montag noch Dauerregen möglich (vor allem Alpenstaulagen).

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 12 UTC
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Aktuell ... Deutschland liegt im Randbereich eines kräftigen Höhentiefs an der
südfranzösischen Küste, das ein Teiltief an der Südgrenze Tschechiens hat. Diese
bilden eine Dipolstruktur, die sich aber nur sehr langsam gegen den
Uhrzeigersinn dreht, wobei sich das Teiltief abschwächt und insofern Sonntagfrüh
nur noch als Trog erkennbar ist. Das Bodentief über Tschechien verlagert seinen
Schwerpunkt nur wenig.
Dabei wird die Hebung auf der Westseite des Tiefs durch PVA und durch WLA
erzeugt, die sich vom mittleren Deutschland in den Südwesten verlagert. So
bewegt sich auch das Regengebiet von der Mitte Richtung Baden-Württemberg und
Südhessen/Pfalz.
Dabei werden von 18 UTC bis 06 UTC von CosmoEU und ICON 8 bis 20 mm, vereinzelt
auch 25 bis 30 mm berechnet. CosmoDE simuliert vom Spessart bis zur Südpfalz
sogar 30 bis gut 40 mm und Euro 4 hat solche Mengen im nördlichen Bayerischen
Wald.
Vom nördlichen Emsland bis nach Vorpommern ist es dagegen teils klar und an der
Ostsee weht noch ein kräftiger Nordostwind mit Böen Bft 6 bis 7.

Sonntag ... Zieht das Höhentief von der südfranzösischen Küste langsam zur Küste
der Toskana. Nach wie vor hält sich noch der Höhenkeil über der Nordsee, der
nunmehr bis ins Nordmeer reicht. Dieser Keil blockiert den vom Höhentief nach
Norden gerichteten Trog (ehemaliges Böhmenhöhentief), so dass dieser über dem
Südosten Deutschlands verbleibt. Gestützt durch den o. g. Keil kräftigt sich von
Westen her der antizyklonale Einfluss, so dass sich das o. g. Bodentief langsam
abschwächt. Mit der fast stationären Situation verbleibt auch ein Regenstreifen,
der vom Südwesten Deutschlands bis in den östlichen Mittelgebirgsraum reicht.
Betrachtet man allein den 24-std. Akkumulationszeitraum bis Sonntag 18 UTC oder
00 UTC, dann kommen nur noch vereinzelt warnrelevante Niederschlagssummen über
30 mm zusammen. Diese sollte am ehesten in Staulagen des Nordschwarzwaldes
fallen. Mit den gefallenen Mengen können aber 36 bis 48stg. die Warnschwellen
von 40 bis 60 mm überschritten werden!
Auflockerungen und auch längere sonnige Abschnitte sind im Norden und Nordwesten
am wahrscheinlichsten. Dort macht sich das Bodenhoch über Skandinavien und der
von diesem Hoch in die Nordsee gerichtete Keil mit Absinken bemerkbar.

Montag ... Das Höhentief wandert von Norditalien langsam zum Balkan und wird von
dem Nordosteuropa-Trog aufgenommen. Zusammen ergibt dies eine Trogstruktur, die
von Nordwestrussland bis zum Ionischen Meer gerichtet ist und langsam ostwärts
zieht. Zwischen diesem Trog und dem immer noch über der Nordsee und Norwegen
gelegenen Keil ergibt sich über Mitteleuropa eine Lage mit geringen
Geopotentialunterschieden und somit fast ohne relevante synoptische Antriebe.
Das Bodentief verlagert sich nunmehr nach Südosteuropa. Über Mitteleuropa
resultiert daraus auch eine flache Druckverteilung, die nach Norden und Westen
hin leicht antizyklonal geprägt ist. In diesen Gebieten setzt sich zusehends der
Einfluss der mit dem Keil korrespondierenden Hochbrücke durch, die die
Verbindung zwischen dem Hoch nordwestlich der Azoren und dem über Skandinavien
liegenden Hoch darstellt. Absinken sorgt in diesen Gebieten mehr und mehr für
Auflockerungen und auch für Aufheiterungen. Der Süden und Südosten wird hingegen
nach wie vor zyklonal beeinflusst, so dass dort weitere Regenfälle mit leicht
abnehmender Tendenz zu erwarten sind. An den Alpen kann es mitunter auch noch
länger regnen. Hier simuliert ICON-Nest auch noch gut 25 mm in der ersten
Tageshälfte. 24stg. werden Mengen um 30 mm in Alpenstaulagen berechnet. Damit
könnten sich die markanten Warnungen durchaus noch bis zum Abend hinziehen.
48stg. sind sogar Unwetterwarnungen möglich!

Dienstag ... bleibt im Wesentlichen das Trog-Keil-Muster über Europa erhalten,
wobei sich aus dem Keil über Skandinavien ein Höhenhoch bildet. Ein Randtrog
sorgt dabei im Südosten anfangs noch für leichte Regenfälle und zum Tagesende
soll sich ein Randtrog vom Höhentief über Osteuropa dem äußersten Nordosten
annähern. Damit können dort erste Schauer aufkommen und in 850 hPa sinken die
Temperaturen durch die von Nordosten einsickernde kühlere Luft auf rund 3 Grad.
Abgesehen vom Südosten gibt es aber einen nicht unfreundlichen Tag mit einer
Mischung aus Sonnenschein und Wolkenfeldern bei Höchsttemperaturen zwischen 18
Grad auf Rügen und 21 Grad am Oberrhein. Nur im Südosten ist es mit rund 15 Grad
kühler.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die großräumigen synoptischen Strukturen werden von den Modellen ähnlich
simuliert. Bei den Regenmengen gibt es dagegen größere Unterschiede.

GFS von 12 UTC und EZMW von 00 UTC setzten abweichend von der deutschen
Modellkette den Regenschwerpunkt in den Raum Westerzgebirge mit Mengen von 20
bis gut 60 mm bis morgen 12 UTC.
Das korrespondiert mit den EPS-Ergebnissen vom CosmoDe, die hier erhöhte
Wahrscheinlichkeiten für Regenmengen über 35 mm von Sonntag 00 bis 12 UTC
berechnen.
Mit den bereits gefallenen Mengen von 60 bis 70 mm kann sich bis morgen Abend
sogar ein extremes Unwetter mit Mengen über 90 mm im Zeitraum 36 bis 48 Stunden
einstellen!

Ansonsten kann man EZMW-EPS und Cosmo-LEPS dahingehend zusammenfassen, als dass
die 24stg. Wahrscheinlichkeit für Regenmengen über 30 mm bis morgen 18 UTC in
einem Streifen von Nordbayern bis zur Pfalz und bis nach Mittelbaden erhöht ist.
Diese Bereiche sind bereits meist abgewarnt.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden