DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

27-01-2022 12:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 27.01.2022 um 10.30 UTC



Wechselhaft, windig (auch in den Niederungen bzw. im Binnenland zeitweise
stürmisch) und vor allem am Montag nasskalt, in den Niederungen aber eher leicht
zu mild, im oberen Bergland aber winterlich, in den Nordalpen viel Neuschnee.
__________________________________________________________

Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 03.02.2022


Am Sonntag liegt Deutschland am Nordostrand einer vom westlichen Mittelmeer über
die Westküste Frankreichs bis ins Seegebiet nordwestlich der Azoren reichenden
Höhenhochdruckzone in einer Nordwestströmung, die auch in der untere Troposphäre
ausgeprägt ist. Dabei erreicht die Kaltfront des von Estland nach Weißrussland
ziehenden Tiefs bereits vormittags die Alpen und postfrontal strömt erwärmte
Meeresluft polaren Ursprungs nach Deutschland, die später im Bereich des
Azorenhochkeils, der sich nach Deutschland ausdehnt, zur Ruhe kommt.
In der lebhaften Nordwestströmung folgt am Montag ein Kurzwellentrog, der
Deutschland überquert. An ihn ist ein Bodentief gekoppelt, das von der südlichen
Nordsee nach Sachsen zieht und unser Wetter bestimmt. Dabei könnte es vor allem
in der Mitte auch mal längere Zeit bis in tiefe Lagen schneien.
Am Dienstag folgt das okkludierende Frontensystem eines Tiefs südöstlich von
Island und führt bis zum Abend in den Westen und Nordwesten mildere Luft. In der
Höhe zieht dabei zunächst ein flacher Keil durch, der im Norden durch einen
schwachen Trog ersetzt wird.

Nach Abzug des Troges setzt sich am Mittwoch kurz eine glatte Nordwestströmung
durch, wobei in der unteren Troposphäre erwärmte polare Meeresluft nach
Deutschland gelangt mit 850-hPa zwischen -6 und -3 Grad (18 UTC). Zum Tagesende
nähert sich ein breiter atlantischer Höhenrücken, an den ein atlantischer
Hochkeil gekoppelt ist, der sich zu den Alpen ausdehnt.

Am Donnerstag wandert dieser Höhenrücken über Mitteleuropa hinweg nach Osten und
wir kommen auf die Vorderseite eines vom Nordmeer ausgehenden, zu den Britischen
Inseln ziehenden kräftigen Höhentroges, in dessen Kern sich ein Höhentief
befindet, das nach Südskandinavien zieht. Das korrespondierende Bodentief zieht
von den Faröer-Inseln zum Skagerrak. Deutschland gerät dabei vorübergehend voll
in den Warmsektor des Tiefs.
__________________________________________________________

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Der neue Lauf vom IFS zeigt bereits am Montag kleine Differenzen zu den beiden
Läufen von gestern.
Im neuesten Lauf zieht das auch schon gestern simulierte Tief von der Nordsee
auf einer südlicheren Bahn nach Südosten über Deutschland hinweg. Dies würde vor
allem auf der Nordostseite des Tiefs eine tiefere Schneefallgrenze bedeuteten.
Am Dienstag gleichen sich die Modellruns mit dem nächsten atlantischen
Frontensystem wieder an, da sich eine lebhafte zyklonale West- bis
Nordwestströmung durchsetzt.
Am Mittwochabend greift im alten Lauf von 00 UTC eine Warmfront bereits auf den
Norden Deutschlands über, während ansonsten noch Rückseitenwetter mit Schauern
angesagt ist.
Am Donnerstag setzt sich im alten Lauf von gestern, 00 UTC, bereits wieder die
Rückseite durch. Im aktuellen Run und im Lauf von gestern, 12 UTC, gelangen wir
voll in den Warmsektor eines nach Südskandinavien ziehenden Tiefs.
__________________________________________________________

Vergleich mit anderen globalen Modellen


Am Montag hat sich die Zugbahn des Tiefs, das von den Britischen Inseln nach
Südosten zieht, angenähert. Bei GFS schwächt es sich über uns ab, zeigt aber
trotzdem noch einiges an Wetteraktivität. Beim japanischen Modell liegt die
Zugbahn weiter nordöstlich, so dass die Schneephase in den tiefen Lagen nur kurz
wäre.
Ab Dienstag simulieren auch die anderen Modelle einschließlich ICON nach kurzem
Zwischenhocheinfluss eine lebhafte West- bis Nordwestlage mit geringen
Phasendifferenzen, auf die hier aber nicht eingegangen wird.
__________________________________________________________

Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Clusteranalyse zeigt bis zum siebten Folgetag 3 Cluster, die allesamt in
eine Westlage übergehen (der mittlere Cluster fällt noch in das Muster
´atlantischer Rücken´, sieht aber am Donnerstag auch eher nach einer Westlage
aus). Insofern ist in der kommenden Woche ab Dienstag vor allem im Norden und
Osten, an der See und in höheren Lagen mit Sturmböen zu rechnen. Winterliches
Wetter ist dann in den tiefen Lagen nicht zu erwarten.
Die Rauchfahne von Offenbach zeigt nach hohen Temperaturen in 850 hPa am Samstag
am Sonntag niedrigere Temperaturen zwischen -6 und -2 Grad, die typisch für
erwärme Polarluft sind. Bis Dienstag geht das Temperaturniveau noch etwas
zurück, -8 oder -9 Grad sind möglich. Mit dem nächsten Frontensystem steigen die
Werte wieder an. Der oben erwähnte Warmsektor am Donnerstag ist gekennzeichnet
durch Temperaturen meist knapp über dem Gefrierpunkt, ehe es mit der nächsten
Kaltfront wieder auf Werte um -5 Grad nach unten geht bei der
850-hPa-Temperatur. Dabei gibt es größere Timingunterschiede: einige Modellruns
bringen den Durchgang der Kaltfront bereits vormittags, andere erst in der Nacht
zum Freitag.

In den EPS-Meteogrammen gibt es meist westliche Winde und dementsprechend liegen
die Maximumtemperaturen meist leicht über dem Modell-Klimamittel. Ausnahme ist
der kältere Montag, an dem die Tagestemperaturen im Bereich der Normalwerte
liegen. Auch am Dienstag sind noch 25 Prozent der Modellläufe relativ kalt, das
Mittel steigt aber schon wieder etwas an. Ab Mittwoch sind dann im Mittel wieder
leicht zu milde Temperaturen angesagt.
_________________________________________________________

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Sonntag gibt es nach den EPS-Ergebnissen anfangs an der Nordfriesischen Küste
und im Raum Rügen noch die Gefahr von orkanartigen Böen. Im Nordosten gibt es
noch größere Wahrscheinlichkeiten für teils schwere Sturmböen (Vormittag).

Am Montag ist die Wahrscheinlichkeit für stürmische Böen besonders im Bergland
im Südwesten erhöht.
Die Wahrscheinlichkeit für Neuschnee über 10 cm ist besonders in den östlichen
und südöstlichen Mittelgebirgen, in den Alpen und im Harz deutlich erhöht,
bedingt auch im Rothaargebirge.
Die Schneewahrscheinlichkeit ist in den genannten Gebieten auch am Dienstag
leicht bis mäßig erhöht. Gleichzeitig steigen die Chancen für Sturmböen an der
Küste an.
Am Mittwoch und Donnerstag ist es sehr windig mit erhöhten Wahrscheinlichkeiten
für Böen Bft 8 bis 9 vor allem im Norden und Osten, an der See und im Bergland.

________________________________________________________

Basis für Mittelfristvorhersage
Mosmix, EPS, oper. Modelle.
________________________________________________________


VBZ Offenbach / Dipl. Met. Olaf Pels Leusden