DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

17-09-2016 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 17.09.2016 um 10.30 UTC



Hoch Fennoskandien, ab Ende der Woche in Mitteleuropa zyklonaler.
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 24.09.2016


Am Dienstag erstreckt sich ein kräftiges Hoch von Fennoskandien über die
Barentssee. Eingekeilt zwischen einem nordatlantischen Langwellentrog und einem
kräftigen Cut-Off-Tief, das sich von Russland bis nach Osteuropa erstreckt,
bleibt die Position dieses Hochs stabil. So ist dieses Zirkulationsmuster das
dominierende Muster im gesamten Mittelfristzeitraum. Deutschland befindet sich
nur unter schwachen Luftdruckgegensätzen und wird im Nordosten in der Höhe
leicht zyklonal, im Südwesten leicht antizyklonal beeinflusst. Von Nordosten
strömt etwas erwärmte kontinentale Luft nach Deutschland. die 850-hpa-Temperatur
liegt mit 7 °C im Südwesten und 4 °C im Nordosten im Mittel etwas unter dem für
die Jahreszeit üblichen Schnitt.

Bis Donnerstag ändert sich an dieser Strömungskonfiguration nur wenig. An der
Südostflanke des Fennoskandienhochs zieht das russische Cut-Off-Tief entlang der
nordöstlichen Bodenströmung allmählich nach Osteuropa und weitet seinen
zyklonalen Einfluss etwas mehr auf Deutschland aus, sodass es bis Freitag von
Nordosten her zu einer weiteren leichten Abkühlung kommt. Da wir allerdings nie
in den Bereich der höhenkältesten Luft gelangen und nur schwache Hebungsantriebe
vorhanden sind, reicht der Einfluss des Höhentiefs nur für einige Wolkenfelder
und schwache Schauer.

Am Freitag verlagert sich der Schwerpunkt des Hochs Richtung Barentssee und
Sibirien. Somit verliert es seinen Einfluss auf Mitteleuropa. Gleichzeitig
greift von Westen her ein Kurzwellentrog auf den Westen Deutschlands über,
während sich das osteuropäische Cut-Off-Tief noch etwas weiter westwärts
verlagert.

Am Wochenende regeneriert sich hoher Luftdruck über dem Nordmeer, der durch
massive WLA des atlantischen Troges gestützt wird. Über Osteuropa ist noch das
Höhentief wirksam, dass am Samstag auch Deutschland noch schwach zyklonal
beeinflusst. Zum Sonntag nähert sich der Langwellentrog Europa weiter an,
wodurch es vorderseitig von Westen her zu einem Geopotentialanstieg und zu WLA
über Mitteleuropa kommt. Ein neuer eingelagerter Kurzwellentrog sorgt für
Zyklogenese über der Nordsee. Die Warmfront des neuen Nordseetiefs überquert
Deutschland im Laufe des Sonntags.

In der erweiterten Mittelfrist bleiben dann die gestörten Strömungsverhältnisse
mit hohem Druck über dem Nordmeer und einem kräftigen atlantischen
Langwellentrog erhalten. Während sich über Westeuropa ein neuer Hochkeil
aufwölbt, zieht der Kurzwellentrog von der Nordsee über das Baltikum ab und
verbindet sich mit dem osteuropäischen Höhentief.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des ECMWF-Modells ist bis Freitag sehr gut. Es gibt nur geringe,
für den Wetterablauf in Mitteleuropa kaum relevante Unterschiede in den letzten
Modelläufen. Am Freitag treten dann größere Sprünge bezüglich eines
Cut-Off-Tiefs über Westeuropa auf. In den alten Läufen ließ das ECMWF-Modell am
Freitag ein Cut-Off Tief nach Westeuropa abtropfen. Diese ist im neuen Lauf nur
noch als Kurzwellentrog erkennbar. Im weiteren Verlauf sollte dieses Tief nach
Italien ziehen. Im neuen Lauf ist dort nur mit einem Trogdurchgang zu rechnen.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


GFS ist dem ECMWF00z-Lauf bis zum Wochenende sehr ähnlich, lässt aber dann in
der erweiterten Mittelfrist den hohen Druck über dem Nordmeer nicht mehr
regenerieren, der kräftige westeuropäischen Hochkeil kann sich nicht ausbilden
und so kann der Langwellentrog ungehindert mit einer kräftigen
Tiefdruckentwicklung ab Mittwoch der neuen Woche auf Mitteleuropa übergreifen.
GEM rechnet ab Sonntag dem im ECMWF berechneten westeuropäischen Keil über
Mitteleuropa, mit kräftiger Erwärmung und Rückkehr des Sommerwetters.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


In den ECMWF-Rauchfahnen beginnt bereits die Unsicherheit zur Mitte der Woche,
in wie weit das osteuropäische Cut-Off-Tief mit kälterer Luft nach Westen
vorankommt. Für den Osten Deutschlands zeigt sich diesbezüglich eine bifokale
Verteilung mit mehreren Membern mit leicht steigenden geopotential und mehreren
Membern inklusive des Hauptlaufs mit sinkendem Geopotential. Der Spread der
850-hPa-Temperatur liegt im Osten Deutschlands zwischen -2 ° und 6 °C, wobei die
meisten Member mit dem Hauptlauf im Bereich von 3 °C liegen. Ein schwacher
Trogdruckgang wird am Freitag von fast allen Membern berechnet. Die Erwärmung,
die der Hauptlauf am Sonntag rechnet, bleibt nach Betrachtung der ENS als
fraglich. Ab dem Wochenende nimmt die Streuung in den ENS deutlich zu, wobei
zwar die meisten Member von einem Geopotentialanstieg ausgehen, aber auf einem
niedrigeren Temperaturniveau als der Hauptlauf verharren.
Auch in den GFS-ENS lässt sich eine deutliche Streeung ab dem Wochenende
erkennen. Das ENS-Mittel der 850-hPa-Temperatur liegt hier aber etwas höher.

Die Clusteranalyse zeigt in der erweiterten Mittelfrist 2 Cluster, die von der
Wetterentwicklung für Mitteleuropa recht ähnlich sind und bringt somit keine
neuen Erkenntnisse.

Als Fazit lässt sich festhalten, dass zwar bereits zu Beginn des
Mittelfristzeitraums die Unsicherheiten in der detaillierten Druck und
Geopotentialverteilung etwas größer sind, die Auswirkungen auf unser
Wettergeschehen auf Grund der nur schwachen Druck und Geopotentialgradienten
aber eher gering sind. So ist von ruhigem Herbstwetter mit wechselnder Bewölkung
und nur einzelnen Schauern aus zu gehen. Etwas unsicher ist das Temperturniveau
in der Osthälfte wobei von einem leicht zu kühlen Witterungsabschnitt
ausgegangen werden kann. Ab dem Freitag nehmen die Unsicherheiten zu. Derzeit
scheint leicht unbeständiges Wetter auf einem für die Jahreszeit normalen
Temperaturniveau als wahrscheinlich. Zum Beginn der neuen Woche lässt sich dann
kaum noch eine Aussage bezüglich der Wetterentwicklung treffen.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Es sind keine signifikanten Wettererscheinungen zu erwarten.
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Basis für Mittelfristvorhersage
ECMWF, MOS-MIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Christian Herold