DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

19-01-2022 11:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 19.01.2022 um 10.30 UTC



Anfangs noch Trockrückseite, nachfolgend Hochdruckdominanz mit
niederschlagsarmer und zu Nebel- und Hochnebel neigender Großwetterlage. Nur
nach Osten und Norden zeitweise /(schwache) Tiefausläufer. Allgemein keine
markanten Wettergefahren.
__________________________________________________________

Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 26.01.2022


Am Samstag liegt ein umfangreiches Trogsystem über Osteuropa, wobei sich ein
eigenständiges Höhentief über Westrussland befindet. Demgegenüber steht ein
kräftiges Hochdrucksystem über Westeuropa mit seinem Zentrum südlich von Irland.
Beide Drucksysteme finden sich auch im Bodenfeld wieder. Damit ergibt sich eine
nördliche Höhenströmung über Deutschland, mit der verhältnismäßig kalte
Luftmassen polaren Ursprungs nach Deutschland einfließen. Die richtig kalte Luft
befindet sich allerdings mittlerweile schon über Osteuropa. Es handelt sich
vielmehr um eine erwärmte Polarluft mit Ursprungsgebiet vom nördlichen Atlantik.

Mit der nördlichen Strömung werden immer wieder schauerartig verstärkte
Niederschläge nach Deutschland geführt, die sich vor allem auf die Osthälfte und
den Süden Deutschlands konzentrieren. Dies gilt insbesondere für die
Nordstaulagen der östlichen Mittelgebirge und der Alpen. In tiefen Lagen ist es
oft der Regen. Im Alpenvorland fällt hingegen auch Schnee bis in tiefe Lagen.
Für nennenswerte Schnee reicht es aber nur für das direkte Alpenumfeld und
höhere Berglagen. Nachts lassen die Niederschläge weiter nach.

Am Sonntag nimmt die Stärke der Höhenströmung ab und das Höhenhoch mit Zentrum
nähe Biskaya streckt seine Fühler stärker in Richtung Mitteleuropa und
Deutschland aus. Ein paar Schauer in Verbindung mit der Höhenkaltluft gibt es am
ehesten noch in den östlichen Landesteilen und dort vornehmlich im Stau von
Erzgebirge, Thüringer Wald oder Ostalpen. Größere Mengen sollten aber nicht mehr
fallen. Nach Südwesten kann sich mit dem verstärkten Hochdruckeinfluss vor allem
in der zweiten Tageshälfte auch immer mal die Sonne zeigen.
Auch in der Nacht auf Montag gibt es vom Erzgebirge bis zu den Ostalpen noch
leichte Niederschläge. Zudem muss in der Südosthälfte verbreitet mit leichten,
in höheren Berglagen teils auch mäßigen Nachtfrösten gerechnet werden.

Am Montag ändert sich an der Grundkonstellation nur wenig. Deutschland verbleibt
in einer nördlichen, wenn auch nur schwachen Höhenströmung. Am Boden erstreckt
sich eine Hochdruckbrücke von England über Deutschland bis nach Westrussland.
Gleichzeitig schiebt sich im Tagesverlauf eine schwache Warmfront in den
Nordwesten Deutschlands. Es dominieren dabei weiter die Wolken mit geringen
Niederschlägen im Osten und Südosten des Landes. Ab und an lässt ich auch mal
die Sonne blicken. Dabei steigen die Werte im Osten und Süden nur wenig über
Null, nachts gibt es häufig leichten bis mäßigen Frost. Im Westen und Nordwesten
ist es milder und nur vereinzelt gibt es Nachfrost.

Am Dienstag und Mittwoch dominiert über Westeuropa weiter Hochdruckeinfluss mit
Zentrum des Hochs westlich von Irland. Vor allem am Dienstag kann dieses stärker
auf Deutschland wirken, während am Mittwoch an seiner Nordostflanke ein
schwacher Tiefausläufer südwärts abrutscht und vor allem den Nordosten und Osten
mit leichten Niederschlägen beeinflusst.
Auch sonst dominieren weiter die Wolken, teils in Form von Nebel und Hochnebel,
die sich bei der schwachgradientigen Lage wieder häufig ausbilden und halten.
Den meisten Sonnenschein gibt es im west- und südwestdeutschen Bergland. Nachts
ist häufig mit leichtem, im Süden auch mäßigem Frost zu rechnen. Im Alpenvorland
bleibt es teils dauerfrostig.

In der erweiterten Mittelfrist ändert sich nichts an der großräumigen
Strömungskonstellation. Das kräftiger Höhenhoch befindet sich weiter über
Westeuropa und kann sich eher noch etwas stärker annähern. Das Zentrum wird dann
Ende der Woche über Zentralfrankreich vorhergesagt. Ruhiges zu Nebel- und
Hochnebel neigende Hochdruckwetter ist die Folge.
__________________________________________________________

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die mittelfristige Entwicklung der Großwetterlage wird von den verschiedenen
Modellläufen des ECMWF zunächst sehr einheitlich prognostiziert. Zu Beginn der
kommenden Woche nehmen die Unterschiede dann etwas zu. Zwar sind die beiden
Schwergewichte Höhenhoch und Höhentief in allen Läufen zu finden, es gibt aber
Unterschiede in der genauen Positionierung. Dabei sind sich der gestrige und
heutige 00 UTC Lauf am Montag recht ähnlich. Der gestrige 12 UTC Lauf zeigt
hingegen einen stärkeren Einfluss auf den Südosten Deutschlands und eine daraus
resultierende kräftige nordöstliche Höhenströmung, während bei den anderen
Läufen das Tief weiter östlich liegt, mit einer eher schwachen nördlichen
Strömung.

Dies setzt sich auch im weiteren Verlauf fort. Nach dem gestrigen 12 UTC Lauf
würde sich das Höhentief in Richtung zentrales Mittelmeer verlagern, die 00 UTC
Läufe sehen das nicht so. das Grundmuster bleibt die ganze Woche über bestehen,
wobei die verschiedenen Läufe eine unterschiedliche Ausprägung und
Positionierung der Höhenhochs und Höhentiefs prognostizieren. Allen Läufen ist
aber gleich, dass insgesamt über Deutschland die Antizyklonalität mit
Niederschlagsarmut dominiert. Die Unterschiede bestehen dann vor allem bei der
Temperierung.
__________________________________________________________

Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die verschiedenen Globalmodelle simulieren die Großwetterlage am kommenden
Wochenende sehr einheitlich. So dominiert nach Osten anfänglich noch der
Einfluss der Trogrückseite, die sich bis zu Beginn der neuen Woche etwas nach
Osten zurückzieht. Nachfolgend verstärkt sich der antizyklonale, oft
schwachgradientige Einfluss.
Das ICON zeigt allerdings zum Montag bereits das Übergreifen eines
Frontensystems auf die Nordhälfte mit zunehmenden Gradienten. Bei GFS dominiert
wie auch im ECMWF die schwachgradientige Hochdrucklage.
Das GFS zeigt hingegen für Dienstag einen Tiefausläufer über dem Norden
Deutschlands, EZMWF ist weiter antizyklonal.
Zur Mitte der Woche zeigen alle Modelle vorübergehend Tiefausläufer die an der
Nordostflanke des Hochs vor allem den Norden und Osten des Landes beeinflussen.
Dabei zeigen GFS und ICON deutlich zyklonalere Lösungen, als das ECMWF.
Zum Ende der Woche sind sich das GFS und das EZMWF einige, dass in Richtung
Westeuropa und Atlantik Hochdruckeinfluss dominiert, während nach Osteuropa und
Westrussland der Höhentrog aktiv bleibt. Deutschland bleibt zwischen beiden
Druckgebilden. Unterschiedlich bewertet wird die genaue Lage von Hoch- und
Tiefzentren und damit die Frage, wie stark der antizyklonale Einfluss dominiert.

__________________________________________________________

Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahnen des ECMWF Modells zeigen ein ziemlich einheitliches Bild, wobei
Haupt- und Kontrolllauf nahezu deckungsgleich im Bereich des Median des
Ensembles verlaufen. Die gilt sowohl für den Beginn, als auch bis in den
erweiterten Bereich der Mittelfrist. Zwar gibt es durchaus einzelne Member die
vom Median etwas abweichen, diese bilden aber die Ausnahme. Und so ist im Laufe
des Wochenendes mit einer Zunahme des Geopotentials zu rechnen, dass sich dann
im Wochenverlauf auf recht hohem Niveau einpegelt. Folglich dominiert der hohe
Luftdruck. Trogrückfälle werden nur ganz vereinzelt simuliert. Eine gewisse
Tendenz kann man vor allen in den Rauchfahnen der östlichen Landesteilte (z.B.
Berlin) zum Mittwoch sehen, allerdings lange nicht so kräftig wie am Donnerstag
dieser Woche. Nach Osten und Südosten sind zudem die Niederschlagssignale etwas
stärker ausgeprägt, während nach Westen, Südwesten und Norden kaum Niederschlag
simuliert wird.

Das Clustering des ECMWF zeigt für den Zeitraum +120 h (Mo 00 UTC) bis +168 h
(Mi 00 UTC) ganz fünf Lösungen. Alle Cluster zeigen über dem Atlantik und
Westeuropa eine klare positive Geopotentialanomalie. Unterschiede ergeben sich
am ehesten bezüglich der Nähe und Ausprägung des Höhentroges über Osteuropa.
Eine richtige Trogrückseitenlage mit nördlicher Anströmung über Deutschland
findet sich aber nur im letzten Cluster (mit nur 4 Membern).
Im Zeitraum + 192h (Do 00 UTC) bis +240h (Sa00 UTC) gibt es ebenfalls fünf
Lösungen. Die grundlegende Großwetterlage für Deutschland ist dabei in allen
Member recht ähnlich mit Hochdruckdominanz nach Westeuropa und Trogeinfluss über
Osteuropa und Westrussland. Differenzen ergeben sich wieder bezüglich der
genauen Lage und Ausprägung beider.

Das Ensemble des GFS verläuft zunächst auch recht einheitlich. Die vom Hauptlauf
angebotene Troglage zum Mittwoch ist in der kräftigen Ausprägung eher eine
Einzellösung im Ensemble. Zum Ende der Woche nimmt die Streuung und das
Potential für Troglagen etwas zu.

FAZIT: Die mittelfristige Entwicklung scheint recht festzementiert und bestimmt
vom osteuropäischen Trogsystem und der persistenten positiven
Geopotentialanomalie über Westeuropa und dem nahen Ostatlantik. Deutschland lieg
dazwischen. Während anfangs noch die nördliche Höhenströmung dominiert,
verstärkt sich im Laufe des Wochenendes und zur Beginn der neuen Woche der
antizyklonale Einfluss aus Westen.
Zur Wochenmitte deutet sich nochmals ein Trogvorstoß bzw. eine Trogrückseite für
Deutschland an. In der Mehrzahl der Lösungen aber lange nicht so kräftig, wie an
diesem Donnerstag.
Nachfolgend setzt sich bei zunehmenden Modellunsicherheiten über die genaue
Positionierung und Ausprägung der Druckgebilde die zumeist schwachgradientige,
niederschlagsarme und zu Nebel und Hochnebel neigende antizyklonal geprägte
Wetterlage fort.
_________________________________________________________

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Abgesehen von anfangs (Samstag) noch Sturmböen in den Gipfellagen der östlichen
und südlichen Mittelgebirge im weiteren Verlauf keine nennenswerten markanten
Wettergefahren.
________________________________________________________

Basis für Mittelfristvorhersage
ECMWF EPS, MOS-Mix
________________________________________________________


VBZ Offenbach / Dipl. Met. Marcus Beyer