DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

18-01-2022 12:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 18.01.2022 um 10.30 UTC



Nordwestlage, im Nordwesten leicht zu mild, sonst in den tiefen Lagen
Temperaturen im Normbereich. Eventuell zur neuen Woche hin im Süden
Hochdruckeinfluss. Am Freitag an der See und auf den Bergen stürmisch. Im
Alpenraum von Freitagabend bis Sonntagabend markanter Neuschnee wahrscheinlich,
Unwetter nicht ausgeschlossen.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 25.01.2022


Am Freitag verlagert sich die Achse des Höhenrückens, der vom blockierenden Hoch
südwestlich von Irland ausgeht, langsam vom Nordmeer ostwärts nach Norwegen.
Gleichzeitig wird der osteuropäische Trog etwas weiter nach Osten abgedrängt, so
dass die auf Nord drehende Höhenströmung über Deutschland zunehmend antizyklonal
konturiert ist. Das Bodenhoch wandert nur wenig südostwärts zum Westausgang des
Ärmelkanals, wobei sich ein über Frankreich bis nach Südwestdeutschland
gerichteter Hochkeil verstärkt. An dessen Nordostflanke gelangt mit der auf
Nordwest zurückdrehenden Bodenströmung zunächst noch kalte, ab Freitagnachmittag
und vor allem in der Nacht zum Samstag aber wieder mildere Meeresluft nach
Deutschland (T850 hPa am Tagesende zwischen -1 Grad der Nordsee und -9 Grad im
Südosten). Feuchte Meeresluft in Verbindung mit Warmluftadvektion sorgen für
unbeständiges Wetter.

Am Wochenende weiten sich Höhenrücken und Bodenhoch über Mitteleuropa allmählich
nach Osten aus, wobei die Achse des Bodenhochs über Süddeutschland
ostsüdostwärts gerichtet bleibt und an dessen Nordflanke recht feuchte und etwas
mildere Meeresluft vor allem in den Norden und die Mitte Deutschlands gelangt.
In der am Boden eher nordwestlichen, in der Höhe nördlichen Strömung mit
zeitweiliger Warmluftadvektion bleibt es somit meist bewölkt mit leichten, in
Staulagen auch mit kräftigeren Niederschlägen, in höheren Lagen im Südosten noch
meist als Schnee, an den Alpen auch mit größeren Neuschneemengen.

Am Montag und Dienstag bleibt das blockierende Hoch im Raum
Südwestengland/Irland/Westausgang Ärmelkanal liegen und an seinem Rand bleibt
die Nordwest- bis Nordströmung erhalten, wobei zeitweise Warmluftadvektion
eingelagert ist. Auch ist die Luft von der Nordsee her in untersten Schichten
recht mild und feucht. Auf dem Weg nach Südosten kühlt sich die Luft aber etwas
ab. Insgesamt bleibt es damit wolkenreich mit leichten, in den südöstlichen
Staulagen auch mit mäßigen Niederschlägen.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Der neue Modelllauf vom IFS zeigt ähnliche Ergebnisse wie die beiden Modellruns
von gestern.
Lediglich am Sonntag sollte in den alten Simulationen ein kleines Höhentief am
Westrand des blockierenden Hochs über Westeuropa über Benelux (12-UTC-Lauf) oder
Deutschland (gestriger 00-UTC-Lauf) südwärts ziehen. Allerdings führt dies kaum
zu Änderungen beim Wetter, da auch im aktuellen Lauf leichte Niederschläge über
Deutschland produziert werden.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Das japanische Modell JMA und bedingt auch GFS und UKMO simulieren in der neuen
Woche das Bodenhoch über der Mitte und dem Süden Deutschlands. Entsprechend
fällt dort kaum noch Niederschlag und in den Niederungen wäre es meist kälter,
vor allem nachts.
Beim kanadischen Modell wandert das Hoch bereits am Sonntag nach Deutschland und
findet Anfang der Woche sogar Anschluss an das russische Hoch. Damit wäre es
insgesamt in Bodennähe auch im Norden kälter als bei IFS.

ICON simuliert das blockierende Hoch zu Beginn der neuen Woche etwas weiter
westlich und entsprechend ist das Temperaturniveau in 850 hPa vor allem am
Dienstag insgesamt niedriger.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Clusteranalyse des IFS berechnet heute bis zum siebten Folgetag 5 Cluster,
die fast ausschließlich als blockierend eingestuft werden. Dabei wird der
blockierende Rücken bzw. das Höhenhoch zu Beginn der neuen Woche dicht westlich
von uns simuliert. Das Bodenhoch reicht außer in Cluster 4 zu Beginn der neuen
Woche bis nach Süddeutschland oder sogar bis zum mittleren Deutschland. Insofern
würde man den operationellen Lauf vom Bodendruckfeld her eher dem 4. Cluster
zuordnen als dem 2. Cluster. Daher ist die operationelle Variante nicht
besonders wahrscheinlich, sondern eher ein Hoch über Süddeutschland oder
zumindest ein kräftiger Hochkeil ab Sonntag oder Montag.
Damit könnten sich die bodennahen Luftschichten in der Südhälfte Deutschlands
doch wieder lokal auskühlen.
Die Rauchfahne von Offenbach startet kühl mit Werten unter -6 Grad in 850 hPa in
den Mittelfristzeitraum. Die Temperatur steigt aber bis Samstag schon wieder auf
Werte um -3 oder um -4 Grad und einzelne Läufe bringen sogar positive
Temperaturen. Anschließend bleiben die Temperaturen in ca. 75 Prozent der
Modellruns zwischen -1 und -5 Grad bis in die neue Woche. Erst in der
erweiterten Mittelfrist steigen die Werte im Mittel etwas an bei vergrößerter
Schwankungsbreite, die aber auch durch die Lage der Inversion differieren kann.
Die EPS-Meteogramme zeigen am Freitag im Süden und Osten, teils auch in der
Mitte leicht zu niedrige, in Südostbayern deutlich zu kalte Tagestemperaturen.
Im Nordwesten sind die Temperaturen bereits leicht zu hoch. Ab Samstag bewegen
sich die Temperaturen in der Südosthälfte im Bereich der Normalwerte, in
Nordwestdeutschland ist es dagegen zu mild für die Jahreszeit.
In der neuen Woche gibt es bei zunehmendem Hochdruckeinfluss in der Südhälfte
zunehmende Nachtfrostgefahr.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Freitag gibt es an der Nordsee und an der vorpommerschen Küste sowie im
Erzgebirge erhöhte Wahrscheinlichkeiten für stürmische Böen. In der neuen Woche
steigt nach einem windmäßig ruhigem Wochenende Anfang der neuen Woche die
Wahrscheinlichkeit für stürmische Böen vor allem bei ICON wieder leicht an.
Am Freitag und vor allem am Samstag gibt es im Alpenraum vor allem bei CosmoLEPS
erhöhte Wahrscheinlichkeiten für Neuschneemengen über 10 cm innerhalb von 12
Stunden. Selbst Unwettermengen über 20 cm sind nach Osten nicht ausgeschlossen.
Im Erzgebirge fällt auch Schnee, allerdings sind dort markante Mengen nach
Westen hin nur gering wahrscheinlich.
Am Sonntag sind vor allem anfangs noch markante Schneemengen über 10 cm in den
Alpen möglich. So sind innerhalb von 2 Tagen vor allem in den Ostalpen durchaus
über 50 oder 60 cm Neuschnee möglich (Unwetter)!
Zu Wochenbeginn kann es zwar im Alpenraum noch etwas schneien, jedoch
wahrscheinlich in deutlich geringeren Mengen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
Mosmix, EPS, oper. Modelle
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Olaf Pels Leusden