DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

17-01-2022 09:01
SXEU31 DWAV 170800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 17.01.2022 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
NWa, ab Mittwochabend NWz

Heute im äußersten Norden und im Osten stürmisch, auf exponierten Bergen teils
schwere Sturmböen. Kommende Nacht in den südlichen und östlichen Mittelgebirgen
oberhalb 600 bis 800 m örtlich gefrierender Sprühregen mit Glatteis.
Am Dienstag ruhiges Hochdruckwetter.
Am Mittwochnachmittag/-Abend an der See stürmisch, auf den Bergen teils schwere
Sturmböen. In der Nacht zum Donnerstag in exponierten Staulagen einiger
Mittelgebirge markanter Neuschnee möglich.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC
--------------------------------------------------------------
Montag... Am Ostrand eines mächtigen Höhenrückens mit Höhenhochzentrum bei
Irland hat sich bei uns eine kräftige Nordwestströmung etabliert, in der heute
eine schwache Kaltfront eines nach Nordwestrussland ziehenden Tiefs den
Nordosten und Osten Deutschlands überquert. Etwa über den zentralen Bereichen
Deutschlands kommt die Front ins Schleifen (wird also Strömungsparallel), so
dass am Ostrand des Hochs über den Britischen Inseln von der Nordsee her in
unteren Schichten etwas mildere Meeresluft herangeführt wird. Nach Osten hin ist
die Luft deutlich kälter mit 850-hPa-Temperaturen zwischen -4 und -7 Grad.
Präfrontal und im Bereich der Front ist der Gradient recht kräftig, so dass in
der Nordosthälfte steife, im äußersten Norden und im Osten auch stürmische Böen
auftreten, exponiert einzelne Sturmböen. Auf exponierten Bergen im östlichen und
nördlichen Mittelgebirgsraum sowie in den Alpen werden teils schwere Sturmböen
erwartet und auf dem Brocken orkanartige Böen. Am Nachmittag fächert der
Gradient postfrontal auf und der Wind schwächt sich langsam ab.
Im Bereich der Front, aber auch davor, werden leicht Niederschläge mit Mengen
zwischen 1 und 5 l/qm ausgelöst, die in Lagen oberhalb von 500 bis 600 m meist
als Schnee fallen. In Staulagen von Erzgebirge, Bayerischem Wald und der
Ostalpen kann es vereinzelt auch Mengen zwischen 5 und 9 cm innerhalb von 12
Stunden geben.
Nach Westen hin steigt dagegen die Schneefallgrenze eher etwas an bzw. unterhalb
einer Absinkinversion in 800 hPa fällt nur die Sprühregenphase aus niedriger
Schichtbewölkung. Damit ist in Lagen oberhalb von 700 bis 800 m vor allem im
Schwarzwald und auf der Alb auch gefrierender Nieselregen möglich (vor allem ab
Spätnachmittag).

In der Nacht zum Dienstag verlagert sich die hochreichende Antizyklone in den
Raum Belgien/Luxemburg/Ostfrankreich, wobei der Luftdruck abgesehen vom
Nordosten auf 1035 hPa und mehr ansteigt. Am Nordostrand des Hochs kommt
verstärkt Warmluftadvektion auf, die aber durch NVA kompensiert wird. Bis zum
Morgen steigt in 850 hPa die Temperatur im gesamten Nordwesten Deutschlands auf
positive Temperaturen. Aber auch im gesamten Westen ist die einströmende
Nordseeluft, die mit niedriger Schichtbewölkung angefüllt ist, recht mild, so
dass es unterhalb von 600 m meist positive Temperaturen gibt. Im Osten ist der
Himmel vor allem anfangs klar mit Werten im leichten Frostbereich mit der Gefahr
von überfrierender Nässe. Im Südosten bleibt es dagegen durch Staueffekte und
durch Frontreste meist bewölkt mit noch leichten Schneefällen oberhalb von 400
bis 600 m. In den Frühstunden bilden sich im Nordosten Nebelfelder und auch in
Mittelgebirgslagen oberhalb von 400 bis 600 m kann die Sicht durch aufliegende
Wolken eingeschränkt sein. Oberhalb von 600 bis 700 m kann es in den südlichen
und östlichen Mittelgebirgen gefrierenden Sprühregen geben, der morgens auf
Südostbayern übergreift!
Der Wind ist anfangs noch auf exponierten Bergen stürmisch.

Dienstag... befindet sich Deutschland im Einflussbereich des Höhenrückens,
dessen Achse um 18 UTC vom Nordosten in den Südwesten diagonal über Deutschland
reicht, wobei das abgeschlossene Höhenhoch weitgehend verschwunden ist. Die
Hochdruckzone am Boden positioniert sich tagsüber von Benelux über Deutschland
hinweg in Richtung nördlicher Balkan. Dieser Zwischenhocheinfluss führt zu einer
Beruhigung des Wettergeschehens, wobei aber besonders über der östlichen Mitte
zeitweise noch leichter Sprühregen fallen kann aus der tiefliegenden Stratus-
bzw. Stratocumulusdecke, die von der Nordsee her weite Teile Deutschlands
erfasst hat. Auflockerungen gibt es am ehesten im Nordseeküstenbereich und im
Tagesverlauf im Südwesten sowie im Alpenraum. Ansonsten fallen wir wieder in das
alte Muster zurück, denn es etabliert sich erneut eine Absinkinversion bei etwa
900 hPa mit zähen Nebel und Hochnebel. In 850 hPa wird recht milde Meeresluft
mit Werten zwischen -1 Grad im Südosten und +5 Grad im Nordwesten herangeführt,
die sich in den Hochnebelregionen natürlich nicht bis zum Boden durchsetzen
kann. So werden im Südosten nur Höchstwerte zwischen 2 und 5 Grad erreicht, im
Westen und Norden hingegen in der Nordsee-Luftmasse milde 6 bis 8 Grad. Im
östlichen und südöstlichen Mittelgebirgsraum gibt es oberhalb von 700 m Werte um
null oder knapp darunter.
Der Wind weht an der See mitunter mäßig, in Böen frisch aus Südwest. Gegen Abend
können an der Westküste Schleswig-Holsteins 6er Böen auftreten.

In der Nacht zum Mittwoch verbleibt Deutschland unter dem Höhenrücken, der
Schwerpunkt des Bodenhochs verschiebt sich allerdings zum nordwestlichen Balkan.
Außerdem nimmt der Gradient über Nordeuropa wieder etwas zu, sodass im
Küstenbereich wieder einzelne steife, auf Sylt auch stürmische Böen auftreten
können. Mit Niederschlag warten die Modelle nicht auf, wenngleich im sich wieder
ausweitenden Nebel und Hochnebel vereinzelter Sprühregen oder Nebelnässen nicht
ausgeschlossen ist. Länger klare Regionen gibt es im Süden, dort besonders in
etwas höheren Lagen, mit Tiefstwerten zwischen 0 und -4 Grad. In der Nordhälfte
bleibt es unter den dichten Wolken in den meisten Gebieten frostfrei und nur im
Bergland oberhalb von 600 m könnte es wieder frostig werden mit entsprechender
Glättegefahr.

Mittwoch... wird der bis dahin wetterbestimmende Höhenrücken von einem sich
leicht amplifizierenden Trog über dem Nordmeer und der Nordsee nach Südosten
abgedrängt. Am Boden überdeckt eine ausgedehnte Tiefdruckzone Nord- und
Nordosteuropa mit einem Sturmtief südöstlich von Spitzbergen. Dieses bzw. ein
daran gebundenes Randtief über Nordskandinavien lenkt im Tagesverlauf eine
Kaltfront über die Nordsee hinweg nach Nordwestdeutschland (18 UTC). Nach einer
meist trockenen ersten Tageshälfte bringt diese dem Nordwesten am Nachmittag
schauerartigen Regen, der sich abends zur Mitte ausweitet. Im zentralen
Mittelgebirgsraum kann es durch induzierte leichte Hebung ebenfalls leichten
Sprühregen geben, der oberhalb 600 m örtlich auch gefrieren kann. Außerdem
verschärft sich der Gradient im Norden weiter, sodass an der Küste im
Tagesverlauf stürmische Böen und exponiert Sturmböen (Nordfriesland) auftreten
können. Sonst verbleibt der Westwind abseits des Berglandes meist unterhalb der
Warnschwelle, abgesehen von einem Küstennahen Binnenland-Streifen.
Mit viel Sonne darf erneut an den Alpen gerechnet werden, sonst ist es meist
trüb mit nur stellenweisen Auflockerungen. Von der Mitte bis in den Südosten
bleibt es mit 1 bis 4 Grad erneut etwas kälter, im Westen und Norden sind
Höchstwerte bei 5 oder 6 Grad zu erwarten. An der Nordsee ist es mit maximal 7
Grad recht mild.
In der Nacht zum Donnerstag überquert der kräftige Höhentrog nebst Kaltfront
Deutschland südostwärts und der Trog wird im Nordosten sogar nochmal
regeneriert, wobei gegen Morgen in 500 hPa -35 bis -39 Grad kalte Luft ankommt.
Damit breiten sich die schauerartigen Niederschläge in den Südosten aus, wobei
meist bis in tiefe Lagen der Niederschlag in Schnee übergehet. Lediglich ganz im
Nordwesten und in den Flusstälern West- und Südwestdeutschlands könnte unterhalb
von 200 bis 300 m noch Regen oder Schneeregen fallen. Meist liegen die
Niederschlagsmengen zwischen 1 und 5, in den Mittelgebirgen aber häufig bei 5
bis 10 mm innerhalb von 12 Stunden, so dass auch in Lagen oberhalb von 400 m die
gelben Schneefallwarnungen ausreichen dürften. Aus heutiger Sicht kann aber
nicht ausgeschlossen werden, dass oberhalb 600 m mal über 5 cm innerhalb von 6
Stunden zusammenkommen können. Oberhalb 700 bis 800 sind auch Schneeverwehungen
möglich. Die Tiefstwerte liegen zwischen 2 Grad in Ostfriesland und -4 Grad im
östlichen Mittelgebirgsraum.
Der Wind legt auch im Süden zu mit steifen Böen im Bergland und teils schweren
Sturmböen auf exponierten Bergen. An der See bleibt es stürmische mit 8er und
9er Böen.

Modellvergleich und -einschätzung
--------------------------------------------------------------
Die externen Modelle simulieren die Entwicklung recht ähnlich.

Was gefrierenden Sprühregen in der kommenden Nacht angeht so zeigt MOSMIX im
Süden und im östlichen Mittelgebirgsraum oberhalb 700 bis 800 m häufig
Wahrscheinlichkeiten von 30 bis 60 Prozent für gefrierenden Niederschlag.
Insofern sind dort teils markante Glättewarnungen nötig.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden