DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

14-01-2022 08:30
SXEU31 DWAV 140800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 14.01.2022 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
NW a

Nur anfangs und zum Ende (Sonntag, Nacht zu Montag) an der Ostsee stürmische
Böen oder Sturmböen. Ab Sonntag über der Mitte und dem Süden örtlich
gefrierender Regen nicht ausgeschlossen.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 24 UTC
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Freitag... liegen wir nahe dem Kernbereich eines breiten Höhenrückens, der von
GB bis ins zentrale Mittelmeer reicht unter einer nordwestlichen Strömung. In
der Frontalzone an dessen Rand zieht ein Trog über die Ostsee zur Ukraine.
Dadurch steilt die leicht antizyklonale Höhenströmung über Deutschland etwas
auf.

Die mit dem Höhenhoch verbundene Hochdruckzone im Bodendruckfeld überdeckt große
Teile Europas von der Nordsee, über Mitteleuropa bis weit in den Südwesten des
Kontinents bis nach Algerien. Die mit dem Trog korrespondierende Welle
entwickelt sich zu einem Randtief, das nach Osteuropa zieht, wobei die Kaltfront
schon vormittags auf den Norden übergreift und zum Abend etwa eine Linie
Ostfriesland-Sachsen erreicht.
Mit Kaltfrontpassage dreht die Strömung noch etwas mehr nach Nord und es fließt
ein Schwall Kaltluft ein (T850 0 bis -4°C). Präfrontal bleibt der Gradient
zunächst erhalten, sodass an der Ostsee stürmische Böen und exponiert Sturmböen,

im angrenzenden Binnenland, vorübergehend bis zur Elbe ausgreifend steife Böen
auftreten.

Postfrontal fächert am Nachmittag der Gradient auf und der Wind lässt rasch
nach. Mit der Kaltfront wird die Statusdecke zur nördlichen
Mittelgebirgsschwelle gedrückt, was dem breiten Streifen vom holländischen
Grenzgebiet bis zur Neiße einen trüben Tag beschert. Vereinzelt fällt geringer
Sprühregen. Postfrontal heitert es in der vom skandinavischen Gebiete
abgetrockneten Luftmasse rasch auf.

In der Südwesthälfte sorgt das kräftige Absinken mit der weit nach unten
gedrückten Inversion für zweigeteilten Wetter. Teils sonnig, vor allem im
Bergland in der Inversion, gebietsweise aber auch in tiefen Lagen und teils trüb
mit anhaltendem Nebel und Hochnebel, vor allem in Flussniederungen, Tallagen.
Die bis in tiefe Lagen abgesunkene Inversion spricht allerdings für größere
Sonnenanteile.
Da sich die Luftmasse in der Südhälfte absinkbedingt erwärmt und die
postfrontale Polarluft gut durchmischt ist, liegen die Höchstwerte recht
einheitlich zwischen 5 und 9°C, nur im Dauernebel darunter, teils nur um 0°C.

In der Nacht zum Samstag verlagert sich das Höhenhoch mit seinem Schwerpunkt zum
westlichen Alpenraum, von wo aus sich ein Rücken nach Norden erstreckt. Das
Bodenhoch verschiebt sich nach Süddeutschland und weitet sich nach Skandinavien
aus.
Dies führt zu einer weiteren Gradientabnahme über dem Norden und Nordosten. Die
Kaltfront wird unter dem Hochdruckgebiet stationär und löst sich auf. Übrig
bleibt feuchtere Luft mit dichten Wolken und vereinzelt etwas Nieselregen von
Niedersachsen und NRW bis in den östlichen Mittelgebirgsraum. Auch im Norden und
Osten breiten sich Nebel- und Hochnebelfelder aus. Im Süden und Südwesten
beginnt die Nacht teils klar, bevor sich bevorzugt in den
Flussniederungen Nebel bildet.
Im Süden und in Teilen der Mitte herrscht leichter bis mäßiger Frost bis -6
Grad, im Norden und Osten zumindest leichter Bodenfrost. Unter den "wolkigen
Resten" der Kaltfront bleibt es frostfrei.


Samstag... zieht sich das Höhenhoch weiter nach Süden, Richtung Mittelitalien
zurück. Die davon ausgehende Rückenachse verläuft über Mitteleuropa nach
Skandinavien. Vorderseitig eines zu den Britischen Inseln schwenkenden
Kurzwellentroges sorgt Warmluftadvektion für leichten Luftdruckfall über West-
und Mitteleuropa, sodass sich die Hochdruckzone CARLOS mit ihrem Schwerpunt ins
südöstliche Mitteleuropa zurückzieht.

Absinken und der fehlende Nachschub feuchter Luft begünstigen ein zögerliches
Auflockern der dichten Stratusbewölkung von Südwesten her über der Mitte und
nach Westen hin (Leeeffekte, Entrainment trockener Luft. Über größeren Bereichen
der norddeutschen Tiefebene und teils nach Südosten hin bleibt es neblig-trüb.
Im Süden und Südwesten bleibt es beim Nebeneinander von zähem Nebel in
Flussniederungen und Sonnenschein im Bergland.
Bedingt durch die WLA kommen im Tagesverlauf im Westen und Norden einige Cirren
auf.
Nachlassende Durchmischung führt vor allem im Osten zu etwas niedrigeren
Temperaturen als an den Vortagen. Im Süden kann sich die Grundschicht
regenerieren, was ebenfalls einen leichten Temperaturrückgang nach sich zieht.
Sonst ändert sich wenig am Temperaturniveau (Maxima zwischen 3 und 8 Grad).

In der Nacht zum Sonntag zieht der Rücken ostwärts ab, womit Deutschland auf die
Vorderseite eines zur Nordsee schwenkenden Kurzwellentroges kommt. Da die
trogvorderseitige Vorticityadvektion aber von Kaltluftadvektion überlagert wird,
kommt nicht allzuviel Hebung zustande. Dennoch kann sich die Bewölkung im
Nordwesten und Norden verdichten. Abgesehen von ein paar Tropfen Regen, fällt
aber nicht viel.

Die Strömung dreht auf Südwest und nimmt an der Nordsee soweit Fahrt auf, dass
einzelne steife Böen möglich werden. Ansonsten ziehen hohe und mittelhohe
Wolkenfelder durch, unter denen sich in den Niederrungen Nebel und Hochnebel
ausbreiten. Mit leichtem, vereinzelt mäßigem Frost ist vor allem über dem Süden
und der Mitte zu rechnen.


Sonntag... schwenkt der Trog bis in den Osten und die Mitte Deutschlands
Dahinter und vor dem nächsten Rücken über dem Nordatlantik dreht die
Höhenströmung kurzzeitig weiter nach Nord. Der Trog wird weiter von KLA
begleitet, was dennoch etwas Spielraum für leichte Hebung lässt und von Nordwest
bis in die Landesmitte für leichte Regenfälle sorgt. In der einfließenden
kälteren Luftmasse geht die Temperatur in 850 hPa auf -2 bis -6°C zurück, die
Schneefallgrenze sinkt auf 400 bis 700m. Die Schneemengen bleiben aber gering
und bei der vertikal meist nicht gerade mächtigen Wolkenschicht (teils in den
Wolken T > -10°C) ist auch gefrierender Regen in den Mittelgebirgen nicht
ausgeschlossen.
In der ansonsten gut durchmischten, subpolaren Luftmasse stellen solche
winterlichen Elemente aber nur eine
Randnotiz dar. In tiefen Lagen ist es tagsüber bei 2 bis 7 °C frostfrei,
entsprechend Glätte auch kein Thema.

Das trifft nicht auf den Südwest-, später West- bis Nordwestwind zu, der
auffrischt und an der See steife bis stürmische Böen, auf den Bergen Sturmböen
bringt. Im Binnenland langt es wohl nicht für überregionale 7er Böen.

Davon ausgenommen könnte der äußerste Süden sein, wo ein von Westeuropa her
vorstoßender Hochkeil dagegen hält.

In der Nacht zum Montag greift eine erste Kaltfront schon abends auf den Norden
über, gefolgt von einer zweiten ausgangs der Nacht. Dabei verschärft sich der
Gradient über dem Nordosten durch die Entwicklung eines Randtiefs, das über die
Ostsee zum Finnischen Meerbusen zieht. Im Norden und Nordosten sind steife bis
stürmische Böen aus West bis Nordwest auf der Karte, an der Ostsee Sturmböen bis
exponiert schwere Sturmböen und auf einigen Berggipfeln schwere Sturmböen bis
orkanartige Böen.
Es treten weitere leichte Niederschläge auf, die in tiefen Lagen meist als
Regen, im Bergland und im Südosten zumindest teilweise als Schnee fallen. Dabei
ist regional auch gefrierender Regen möglich, da die Wolkentemperatur die -10°C
wenigstens teilweise nicht unterschreitet und sich Kältelöcher halten.

Die Temperatur geht im Norden auf 5 bis 1°C zurück, über der Mitte und dem Süden
liegen die Minima zwischen +1 und -3°C.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Entwicklung ist weitgehend unstrittig.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner