DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

08-01-2022 09:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 08.01.2022 um 10.30 UTC



Übergang in eine überwiegend antizyklonale Wetterlage mit teils mäßigen,
stellenweise strengen Nachtfrösten. Im Norden etwas milder, aber deutlich
weniger Sonne als im Süden. An der See zeitweise steife oder stürmische Böen.
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 15.01.2022


Dienstag ... ist die mitteleuropäische Wetterlage geprägt durch einen von der
Bretagne zur Ostsee gerichteten Rücken, der vom umfassenden Trog über Ost- und
Südosteuropa flankiert wird. Den nördlichen Teil des Rückens tangiert außerdem
ein gering amplifizierter Kurzwellentrog, der Skandinavien von West nach Ost
überquert. Dabei gelangt ein okkludierendes Frontensystem zur Nordsee und
erreicht eingangs der Nacht die Deutsche Bucht. Bis dahin verläuft der Tag
trocken, abseits der zähen Hochnebelfelder in der Donauregion bzw. im Nordwesten
auch sonnig. Die wetterbestimmende Luftmasse weist bis dahin in 850 hPa Werte
zwischen -4 und 0 Grad auf, wobei sich Dauerfrost vor allem in und entlang der
östlichen Mittelgebirge halten kann. Sonst steigt die Temperatur auf 0 bis +5
Grad an der Küste. Vereinzelt kann es auf den Nordseeinseln zu steifen Böen
kommen, sonst spielt der Wind keine prominente Rolle. In der Nacht zum Mittwoch
stärkt sich sowohl der von den Britischen Inseln nach Polen gerichtete Rücken,
als auch das Bodenhoch mit Schwerpunkt zwischen Irland und England. Die
Okklusion gelangt daher in ein frontolytisches Umfeld und löst sich im Laufe der
Nacht im äußersten Nordwesten auf. Die erwarteten Niederschläge sind daher nur
sehr gering. Bei länger klarem Himmel im Süden und Osten sowie in Teilen der
Mitte sinkt die Temperatur dort in den mäßigen Frostbereich, in den östlichen
Mittelgebirgen und in den Alpentälern ist strenger Frost möglich. Bei leichtem
Frost bleibt es im Nordwesten, direkt an der Nordsee teils auch frostfrei.
Gebietsweise bilden oder weiten sich Nebel- und Hochnebelfeder aus, örtlich kann
es zu Glätte durch Reif kommen.

Mittwoch ... setzt sich der Trend des sich verstärkenden antizyklonalen
Einflusses fort. Das abgeschlossene Höhenhoch situiert sich nun über der
Keltischen See und sein weiterhin nach Mitteleuropa gerichteter Rücken stärkt
eine von Irland bis nach Osteuropa reichende Hochdruckzone. Die an dessen Flanke
liegenden nördlichen Regionen tangiert dabei zeitweise die Frontalzone, sodass
dort neben Nebel und Hochnebel deutlich stärkere Bewölkung vorherrscht als in
den sonnigen Gebieten der Mitte und des Südens. Auch an der Donau muss weiterhin
teils zäher Nebel- und Hochnebel beachtet werden, der sich aber etwas besser
auflösen sollte als am Vortag. Dauerfrost gibt es in den südlichen
Bundesländern, sonst liegen die Nachmittagswerte bei 1 bis 5 Grad. Es ist meist
trocken und der Wind frischt erst zum Abend an der See mit einzelne steifen Böen
aus West auf. In der Nacht zum Donnerstag steigt dort die Wahrscheinlichkeit für
steife Böen, sonst ist der Wind nur in den Kammlagen mit vereinzelten
stürmischen Böen ein Thema. In der Südhälfte kommt es erneut zu mäßigem, örtlich
strengem Frost. Im Norden sinkt die Temperatur aufgrund der dichteren Bewölkung
auf Werte zwischen 5 und 1 Grad.

Donnerstag ... verlagert sich die Höhenantizyklone nach Mitteleuropa, das
Bodenhoch weist seinen Schwerpunkt von Frankreich über Benelux bis nach
Österreich auf. Dementsprechend gibt es kaum warnrelevante Wettervorgänge, wenn
man von den einzelnen steifen Böen an den Küsten und den Sturmböen in manchen
exponierten Kammlagen aus West absieht. Im Norden bleibt es tagsüber unter der
Hochnebeldecke meist trüb, während im Süden längere Zeit die Sonne scheint. Die
Luftmassentemperatur steigt etwas an (850 hPa zunehmend 5 bis 8 Grad), sodass im
Nordwesten trotz dichter Bewölkung bis 7 Grad möglich sind. Dauerfrost gibt es
noch in den begrenzten Gebieten mit längerem Nebel oder Hochnebel an Donau und
Naab. Im Norden kommt es zeitweise zu Sprühregen, sonst verläuft der Tag
trocken. In der Nacht zum Freitag gibt es erneut eine Unterscheidung zwischen
dem frostfreien Norden und dem teils mäßigen Frost im Süden. Die Windsituation
in Küstennähe bleibt erhalten.

Freitag ... verlagert sich das Höhenhoch weiter in Richtung Ostalpenraum und
Oberitalien, die Hochdruckzone über West- und Mitteleuropa schwächt sich etwas
ab. Im Zuge der Annäherung der Frontalzone wird in den Norden wieder leicht
kältere Luft advehiert, während im Südwesten weiter bis zu 7 Grad in 850 hPa
simuliert werden. Dort sowie auch entlang des Alpenrandes scheint die Sonne,
sonst überwiegt teils dichtere Bewölkung. An den Küsten kommt es zunehmend zu
stürmischen Böen, im nordöstlichen Binnenland zu steifen Böen. Im Norden muss
außerdem mit leichtem Regen gerechnet werden. In der Nacht erreicht die
Kaltfront die Regionen zwischen Schleswig-Holstein und Brandenburg. Im Norden
und Nordosten fällt dabei leichter Regen, im Süden ist es weiterhin oft klar bei
leichtem Frost. In den zentralen Mittelgebirgen sind ein paar Schneeflocken
möglich.

Samstag ... greift ein Kurzwellentrog, der von Westen her zur Nordsee zieht, ins
Wettergeschehen ein. Daran gekoppelt ist ein Bodentief über der nördlichen
Nordsee, dass die Kaltfront über dem Nordosten leicht rückläufig werden lässt.
Im Süden überwiegt weiterhin der Einfluss des Bodenhochs, allerdings ist nur
mehr dessen Randbereich wetterwirksam. An den Alpen sowie in den höheren Lagen
des Schwarzwaldes reicht es aber noch für erneuten Sonnenschein, sonst
überwiegen dichtere Wolken und meist leichter Regen. An der See sind weitere
steife Böen wahrscheinlich.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz der letzten EZMW-Läufe ist als gut zu bezeichnen. Am Dienstag
tangiert, wie schon bei den gestrigen Simulationen, der schwache Tiefausläufer
den Norden. Dieser gelangt in weiterer Folge unter länger anhaltenden
Hochdruckeinfluss. Dabei wird etwas mildere, zum Wochenende von Norden her
eventuell wieder kältere Luft herangeführt.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Auch der Vergleich der verschiedenen Globalmodelle ist zunächst nicht sehr
ergiebig. Der Lebenszyklus der Okklusion wird bei ICON und GFS ähnlich zu EZMW
simuliert, nachfolgend auch der sich nach Mitteleuropa ausweitende
Hochdruckeinfluss. Am Donnerstag verfolgt GFS aber ein stärkeres Höhentief über
der mittleren Adria, dadurch kann sich das Höhenhoch deutlich weniger weit nach
Süden ausdehnen. ICON stützt aber die Variante von EZMW, außerdem sind die
Auswirkungen, selbst auf den Südosten, eher gering. Nachfolgend simulieren EZMW
und ICON den antizyklonalen Einfluss ziemlich übereinstimmend, bevor zum
Wochenende die Wahrscheinlichkeit für Kaltluftadvektion in den Norden steigt -
nun simuliert GFS ein zentraleuropäisches Höhenhoch als Außenseiterlösung.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


EPS:
Die Rauchfahnen für repräsentative Orte stützen im Wesentlichen die
deterministischen Aussagen. Ins Auge sticht das in allen Membern ähnlich stark
steigende Geopotential mit dem Maximum am Donnerstag. Damit verbunden ist eine
trockene Phase bis zu Freitag, ehe am Wochenende das Rauschen leicht zunimmt.
Die Temperaturwerte in 850 hPa steigen ab Dienstag deutlich an, allerdings ist
der Spread größer als beim Geopotential. Der aktuelle Haupt- und Kontrolllauf
propagieren dabei die wärmsten Lösungen. Am Wochenende kommt es dann zu einem,
zumindest vorübergehenden, Einbruch, wobei dessen Stärke noch sehr unsicher ist.


CLUSTER:
+120 ... +168h: Es liegen zwei Cluster vor, wobei C1 deutlich mehr Member
aufweist (37), darin auch Haupt- und Kontrolllauf. Die positive
Geopotentialanomalie über Mitteleuropa scheint gefestigt, wobei diese am Samstag
etwas nach Süden abgedrängt wird.
+192 ... 240h: Die Clusteranzahl vergrößert sich auf 4 mit annähernd
gleichverteilten Membern, Haupt- und Kontrolllauf sind in C3. Weit überwiegend
wird das Strömungsmuster atlantischer Rücken zugeordnet. Maßgebliche
Unsicherheit ist dabei, wie stark der Einfluss des Rückens auf Mitteleuropa
bestehen bleibt. Aktuell muss von einem Übergangsbereich zwischen dem
nordosteuropäischen Trog und dem Rücken auf dem nahen Ostatlantik ausgegangen
werden. Damit sind die Unsicherheiten doch erheblich.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


WIND:
Am Donnerstag und Freitag an der See stürmische Böen (Bft 8) aus West bis
Nordwest. In den Kammlagen der Mittelgebirge einzelne Sturmböen.

FROST:
In der Nacht zum Mittwoch in den östlichen Mittelgebirgen sowie in den
Alpentälern, in der Nacht zum Donnerstag im Süden stellenweise strenger Frost.
In der Nacht zum Freitag nur noch in den schneebedeckten Alpentälern strenger
Frost.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EZMW-det./EZMW-prob./MOSMix
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VBZ Offenbach / Mag.rer.nat. Florian Bilgeri