DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

01-01-2022 11:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 01.01.2022 um 10.30 UTC



Meist wechselhaft, am Dienstag in der Mitte und im Süden stürmisch, am Mittwoch
kurzzeitig in der Mitte und im Süden winterlich. Danach wieder ansteigende
Temperaturen.
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 08.01.2022


Zu Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraums, am Dienstag, erreicht ein
Langwellentrog, vom Ostatlantik kommend, Westeuropa. Auf seiner Vorderseite
verstärkt sich über Frankreich ein Bodentief und überquert im Tagesverlauf rasch
unseren Vorhersageraum ostwärts. Dabei gibt es im Süden und in der Mitte
gebietsweise kräftige Regenfälle und außerdem kann es, ebenfalls im Süden und in
der Mitte, bis ins Flachland steife bis stürmische Böen aus Südwest geben. Auf
den Berggipfeln gibt es Sturmböen und exponiert schwere Sturmböen oder sogar
orkanartige Böen. Hinter dem abziehenden Tief kommt eine Kaltfront bis zum Abend
bis zu den Alpen voran. Auf der Rückseite wird polare Kaltluft angezapft und
Richtung Mitteleuropa geführt. Die T850 sinkt im Süden von Werten von bis 10
Grad am Morgen bis zum Abend auf Temperaturen unter dem Gefrierpunkt. Die
Höchsttemperaturen liegen noch bei Werten zwischen 8 Grad an der Küste und 16
Grad am Oberrhein.

Am Mittwoch erreicht die Trog unseren Vorhersagezaum und schnürt sich in seinem
Südteil über Italien ab. Das nördliche Trogresiduum überquert den Rest des
Landes ostwärts. Das Wetter wird in der Mitte und im Süden durch schauerartige
Niederschläge geprägt, wobei über 200 bis 300 m Schnee fällt. An der Küste gibt
es Regenschauer, größere Mengen sind allerdings nicht zu erwarten. Der Wind
bleibt Thema und da vor allem im Norden, wo es auch im Binnenland steife Böen
geben kann. An der Küste sowie im Bergland gibt es stürmische Böen und Sturmböen
aus Nordwest.
Auf der Rückseite des Troges steilt sich über den Britischen Inseln ein Keil auf
und der stützt den Vorstoß eines Bodenkeils in Richtung südliches und mittleres
Deutschland. Die Temperaturen erreichen allerdings nur noch Höchstwerte von 3
bis 7 Grad.

Am Donnerstag verlagert sich der Höhenkeil weiter nach Osten und seine Achse
überquert im Tagesverlauf unseren Vorhersagebereich ostwärts. Rückseitig davon
verstärkt sich, aufgrund massiver Kaltluftadvektion in die Rückseite, ein Trog
über dem östlichen Atlantik und er erreicht bis zum Abend mit seiner Achse die
Britischen Inseln. Das Wetter beruhigt sich und abgesehen von anfangs noch etwas
Schnee in den östlichen Mittelgebirgen bleibt es meist trocken. Vor allem in
Süddeutschland kann es auch recht freundlich werden. Der Südwestwind bleibt
recht frisch, ist aber nur noch an der Küste und auf den Bergen mit steifen bis
stürmischen Böen warnwürdig.

Am Freitag folgt dann schon der nächste Trog mit einem erneuten Schwall
höhenkalter Luft. Vorderseitig erreicht uns eine Kaltfront mit einem
Niederschlagsband. Dabei fällt im Norddeutschland Regen und oberhalb von etwa
400 m gehen die Niederschläge zunehmend in Schnee über. Der Wind bleibt, wie an
den Vortagen, an der Küste sowie im höheren Bergland warnwürdig. Die
Temperaturen reichen von 8 Grad im Westen bis 3 Grad im Südosten.

Am Samstag überquert der Trog rasch auch den Osten des Landes und von Westen
kommen wir zunächst in den Einflussbereich des nachfolgenden flachen Hochkeils,
ehe von Großbritannien schon der nächste Trog heranrauscht. Im Norden bleibt es
auch am Samstag meist unbeständig mit etwas Regen. Im Rest des Landes gibt es
kurzfristig etwas Wetterberuhigung bei wenig geänderten Temperaturen.

Auch in den Folgetagen bleibt es bei der stark mäandrierenden Westwetterlage.

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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bei Betrachtung der Konsistenz des IFS fällt auf, dass es schon am Dienstag
deutliche Unterschiede zwischen beiden letzten Läufen und der gestrigen 00UTC
Lauf gibt. Sowohl der aktuelle Lauf als auch der gestrige 12UTC Lauf simulieren
den Durchzug eines kleinen, aber recht kräftig entwickelten Bodentiefs, wobei
sich dieses beim aktuellen Lauf noch deutlich kräftiger zeigt als vom Vorlauf
simuliert. Auch in der Folgezeit zeigt sich eine recht gute Übereinstimmung
zwischen dem aktuellen Lauf und dem gestrigen 12UTC Lauf, während es doch
deutlichere Unterschied zum gestrigen 00UTC Lauf gibt.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Beim Modellvergleich fällt auf, dass ICON die Entwicklung des Bodentiefs am
Dienstag zwar auch simuliert, aber deutlich schwächer als IFS. Bei GFS findet
eine sehr kräftige Bodentiefentwicklung weiter westlich über Großbritannien
statt und auf dem Weg in unseren Vorhersageraum schwächt sich das Tief schon
deutlich ab. In der Folgezeit wird die Trogpassage am Mittwoch und der Rücken am
Donnerstag von allen Modellen recht ähnlich prognostiziert. Der anschließende
Trog am Samstag erfolgt dann bei den anderen Modellen im Vergleich zum IFS
deutlich verzögert.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Clusteranalysen zeigen für Dienstag und Mittwoch 5 Cluster, wobei sie sich
bei uns nicht sonderlich unterscheiden. Im Anschlusszeitraum von Donnerstag bis
Samstag werden ebenfalls 5 Cluster gerechnet, wobei der aktuelle Lauf sich in
Cluster 4 befindet. Es zeigen sich deutliche Unterschiede sowohl in den
Amplituden als auch der Wellenlänge der Druckgebilde. Das Bodentief wird von
allen Clustern gezeigt, allerdings mit deutlichen Unterschieden hinsichtlich der
Lage. Im weiteren Verlauf gibt es vor allem am Donnerstag erhebliche
Diskrepanzen bei der Konturierung eines Rückens über West- und Mitteleuropa.

Die Rauchfahnen zeigen vom Wochenende bis zum Mittwoch einen stetigen Rückgang
von Temperatur und Geopotential. Danach wechseln sich die Tröge und die Keile
quasi täglich ab. Der Spread wird allerdings zunehmend größer. Die stärksten
Niederschlagssignale gibt es am Dienstag.
Bei der 2 m Temperatur gibt es ein deutlicher Temperaturrückgang von über 5 K
von Dienstag auf Mittwoch, dem voraussichtlich kühlsten Tag im gesamten
Zeitraum. Im weiteren Verlauf bewegen sich die Temperaturen im Bereich der
Modellklimatologie.
Alles in allem ist ab Donnerstag ein nasskalter Witterungsabschnitt zu erwarten.
Ein Wintereinbruch bis ins Flachland ist jedoch nicht sehr wahrscheinlich.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Der EFI zeigt am Dienstag für weite Teile der Mitte und des Nordens Signale für
ein Niederschlagsereignis und in der Südhälfte Signale für ein Windereignis,
dass mit der Passage des Sturmtiefs zusammenhängt. Am Mittwoch gibt es noch
Signale für ein Windereignis im Osten. Für Donnerstag und Freitag gibt es von
EFI keine Signale für ein markantes Ereignis.

Niederschlag:
Die Ensembles geben für Dienstag im zentralen Mittelgebirgsbereich geringe
Wahrscheinlichkeiten für über 30 mm/24h Niederschlag. Vor allem ICON gibt
kräftige Signale für die Alpen, wobei dort die Niederschläge bald in Schnee
übergehen.

Wind:
Die stärksten Signale für Wind gibt es für Dienstag, wobei es für die
Gipfellagen der Mittelgebirge in Süddeutschland geringe Wahrscheinlichkeiten für
orkanartige Böen gibt. Im Küstenbereich muss mit Böen der Stärke 8 bis 9
gerechnet werden. Auch an den Folgetagen gibt es für den Küstenbereich hohe
Wahrscheinlichkeiten für das Auftreten von Böen der Stärke 8 bis 9. Gleiches
gilt für die exponierten Lagen der Mittelgebirge.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMix, EZMW-IFS, EZMW-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Rolf Ullrich